55 60 65 70 Er aber ward nicht laß im Streit, Und es barst sein Schild, und es sank sein Pferd, Mit beiden Händen schwang er das Schwert Und als zu Ende das Ave ging, Hin sank er blutend und bleich. Sein Mund ward stumm, sein Arm ward schwer, Im Tode stand sein Herz; Nicht „Amen!“ konnt' er sprechen mehr, Das war sein lezter Schmerz. Doch die Litauer warfen die Renner herum, Kein Streit mehr lüftete sie. Gerettet war das Heiligtum Gott geb' ihm droben felige Statt 48. Undreas Hofer Zu Mantua in Banden In Mantua zum Tode Es blutete der Brüder Herz, Ganz Deutschland ach! in Schmach und Schmerz! Mit ihm das Land Tirol. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging Mit ruhig festen Schritten, Ihm schien der Tod gering; Der Tod, den er so manches Mal Vom Jselberg geschickt ins Thal Im heil'gen Land Tirol. Doch als aus Kerkergittern Im festen Mantua Die treuen Waffenbrüder 5 10 15 Die Händ' er strecken sah, Da rief er aus: „Gott sei mit euch, Dem Tambour will der Wirbel Nicht unterm Schlegel vor, 20 25 330 35 40 Dort soll er niederknieen; " Er sprach: Das thu' ich nit! Will sterben, wie ich stritt, So wie ich steh' auf dieser Schanz'; Und von der Hand die Binde Allhier zum leztenmal; Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! Mosen. 49. Hans Euler „Horch', Marthe, draußen pocht es; geh, laß den Mann herein; Es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein ! – Grüß Gott, du schmucker Krieger, nimm Plaz an unsrem Tisch, Das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!" 5 „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir thut, Doch, so Ihr seid Hans Euler, so will ich Euer Blut! Wißt Jhr, vor Monden hab' ich Euch noch als Feind bedroht: Dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt Ihr tot. Und als er rang am Boden, da schwor ich es ihm gleich, Daß ich ihn wolle rächen, früh oder spät, an Euch!" „Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Und kommt Ihr, ihn zu rächen, Streit, wohlan, ich bin bereit ! Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Thür und Wand; IO Im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand! — Sie gehen miteinander den nahen Fels hinan; — Nun stehn sie an der Spiße, — da liegt die Alpenwelt, Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, 20 25 1 Und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' um= freist, In Hütten und in Herzen der alten Treue Geist. Das sehn die beiden droben, — dem Fremden sinkt die Hand, 30 Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht, Für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn tot." Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen ins Gesicht, Er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht: 35,Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, Und willst du mir verzeihen, komm, Hans, ich bin bereit !" Seidl. 5 ΙΟ 50. Gebet während der Schlacht Vater, ich rufe dich! Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschüße, Lenker der Schlachten, ich rufe dich! Vater du, führe mich! Vater du, führe mich! Führ' mich zum Siege, führ' mich zum Tode: Herr, ich erkenne deine Gebote; Herr, wie du willst, so führe mich. Gott, ich erkenne dich! |