7. Belsazar Die Mitternacht zog näher schon; Nur oben in des Königs Schloß Da flackert's, da lärmt des Königs Troß. Dort oben in dem Königssaal Belsazar hielt sein Königsmahl. Die Knechte saßen in schimmernden Reihn Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'; Des Königs Wangen leuchten Glut; Und blindlings reißt der Mut ihn fort; Und er brüstet sich frech, und lästert wild; Der König rief mit stolzem Blick; Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt; Und der König ergriff mit frevler Hand 5 ΙΟ 15 20 Und er leert ihn hastig bis auf den Grund, „Jehovah! dir fünd' ich auf ewig Hohn, Doch kaum das grause Wort verklang, Das gellende Lachen verstummte zumal; Und sieh! und sieh! an weißer Wand Und schrieb, und schrieb an weißer Wand 35 Der König stieren Blicks da saß, 40 Mit schlotternden Knien und totenblaß. Die Knechtenschar saß kalt durchgraut Die Magier kamen, doch keiner verstand Belsazar ward aber in selbiger Nacht 8. Der Handschuh Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Und um ihn die Großen der Krone Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Und sieht sich stumm Mit langem Gähnen Und schüttelt die Mähnen Und der König winkt wieder, Ein zweites Thor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor. Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif Und recet die Zunge, Und im Kreise scheu 5 ΙΟ 15 20 25 330 35 40 45 50 55 Umgeht er den Leu, Drauf streckt er sich murrend Und der König winkt wieder, Das packt sie mit seinen grimmigen Tagen, Und zu Ritter Delorges spottenderweis' Und der Ritter in schnellem Lauf Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger. Und mit Erstaunen und mit Grauen Und gelassen bringt er den Handschuh zurück; Er verheißt ihm sein nahes Glück — Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: Schiller. 60 65 9. Der König in Thule Es war ein König in Thule, Es ging ihm nichts darüber, 5 Und als er kam zu sterben, ΙΟ Gönnt' alles seinem Erben, Den Becher nicht zugleich. |