Grundzüge der griechischen Etymologie, Volume 1

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B.G. Teubner, 1866 - Greek language - 732 pages
 

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Popular passages

Page 89 - Sprachphilosophie muss das Postulat einer physiologischen Geltung der Laute aufstellen und kann den Ursprung der Wörter nicht anders als durch die Annahme einer Beziehung ihrer Laute zu dem Eindruck erklären, den die durch sie bezeichneten Dinge in der Seele des Redenden hervorbringen.
Page 79 - Träten in der Sprachgeschichte wirklich so erhebliche sporadische Verirrungen und völlig krankhafte unberechenbare Lautentstellungen ein, wie sie von manchen Gelehrten mit Zuversicht angenommen werden, so müssten wir in der That auf alles Etymologisiren verzichten. Denn nur das gesetzmässige und innerlich zusammenhängende lässt sich wissenschaftlich erforschen, das willkürliche höchstens errathen, nie erschliessen.
Page 83 - Lantaffectionen näher zu beleuchten. Es versteht sich dabei von selbst, dass wir weder die eine, noch die andere Lautbewegung für zufällig halten, sondern von der Ansicht ausgehen, dass Naturgesetze wie die ganze Sprache, so auch diese lautliche Seite durchdringen.
Page 92 - Denken wir uns die Wurzel hingegen in ihrer Entstehung als das Product einer durch sinnliche "Wahrnehmung erzeugten Anschauung, so müssen wir sie im Gegentheil für den Ausdruck von etwas ganz Individuellem und Besonderem halten. Sie ist allgemeiner, vager, als jedes daraus entwickelte Wort; und doch ihrem ursprünglichen Inhalte nach individueller, sinnlich anschaulicher, unmittelbar lebendiger.
Page 83 - Jedes verständige wissenschaftliche Verfahren beruht gerade auf der Unterscheidung der Regel von der Ausnahme, und eben deshalb führen wir hier eine vollständige Trennung zwischen den beiden Arten der Lautveränderung durch. Im zweiten Buche dieser Schrift soll die Regel in ihrer weitgreifenden Wirkung, soll also das Verbleiben und die zum Gesetz gewordene Veränderung der indogermanischen Laute in griechischer Sprache zur Anschauung gebracht werden. Eben deshalb ist für diesen Teil die lexikalische...
Page 378 - Verwandlung eines dh in d trieb auch das ursprüngliche d aus seiner Stellung, so dass das alte d zu t ward, und endlich das neue t wieder das schon längst vorhandene alt überlieferte zu th verschob.
Page 92 - Und später heisst es: ,Der Fortgang ist in der Regel der von dem Einzelnen der sinnlichen Wahrnehmung zum mehr oder minder Allgemeinen der Anschauung und Vorstellung und von diesem zurück zum Besonderen.'*) Man könnte auch sagen: die Differenzen der Synonyma sind älter und ursprünglicher als die Differenzen der Begriffssphären.
Page 89 - Gewiss blieb dieselbe Vorstellung mit denselben Lauten deshalb durch alle Jahrtausende verbunden, weil für das Gefühl der Völker zwischen beiden ein inneres Band bestand, das heisst, weil für sie ein Trieb vorhanden war diese Vorstellung gerade mit diesen Lauten auszudrücken.
Page 53 - Semivocales zu bezeichnen pflegt. Sie haben mit den Vocalen gemein, dass sie nicht wie die übrigen Consonanten ein von der Stimme unabhängiges eigenes Geräusch haben, sondern nur auf Resonanz beruhen...
Page 92 - Betrachten wir die Wurzel als den einer ganzen Wortfamilie gemeinsamen Grundstoff, so muss ihre Bedeutung allerdings allgemeiner dh unbestimmter erscheinen als die jedes einzelnen daraus hervorgebildeten Wortes ; zunächst formell, dann aber auch materiell, weil Form und Materie sich nicht absolut trennen lassen und durch die formelle Beschränkung auch der Inhalt selbst ein anderer wird. Denken wir uns die...

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