Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens, Volume 20

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J. H. E. Heitz., 1904 - Alsace (France)

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Popular passages

Page 99 - Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest, Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, Komm, ach komm in meine Brust!
Page 100 - So ist's mit aller Bildung auch beschaffen. Vergebens werden ungebundne Geister Nach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muß sich zusammenraffen. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister, Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
Page 99 - Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muß!
Page 93 - Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll: So lang' er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll.
Page 9 - Taffetschürze — so stand sie auf der Grenze zwischen Bäuerin und Städterin. Schlank und leicht, als wenn sie nichts an sich zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien für die gewaltigen blonden Zöpfe des niedlichen Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorge geben könnte; der Strohhut hing ihr am Arm, und so hatte ich das Vergnügen, sie beim ersten...
Page 164 - Fällt von ungefähr ein fremdes wort in den brunnen einer sprache, so wird es solange darin umgetrieben, bis es ihre farbe annimmt und seiner fremden art zum trotze wie ein heimisches aussieht...
Page 87 - Feste weicher Sandboden voll Silberkörner, wo nichts wächst! Wie es auch sei, gebt uns in manchem Betracht eure Andacht und Aberglauben, Finsternis und Unwissenheit, Unordnung und Rohigkeit der Sitten, und nehmt unser Licht und Unglauben, unsre entnervte Kälte und Feinheit, unsre philosophische Abgespanntheit und menschliches Elend!
Page 164 - Entwickelung unterworfen, die für deutsche bestehn; sie werden betont wie deutsche, werden mit deutscher Flexion, deutscher Ableitung bekleidet, werden durch Zusammensetzung mit deutschen Synonymen verständlicher gemacht, werden endlich durch bald leisere, bald stärkere Aenderung ihrer Gestalt in den Anklang an wirklich deutsche Wurzeln und in deutsche Begriffsanschaulichkeit hereingezogen...
Page 100 - Des, dem Balsam zu Gift ward? Der sich Menschenhaß Aus der Fülle der Liebe trank? Erst verachtet, nun ein Verächter, Zehrt er heimlich auf Seinen eigenen Wert In ungnügender Selbstsucht. Ist auf deinem Psalter, Vater der Liebe, ein Ton Seinem Ohr vernehmlich, So erquicke sein Herz!
Page 90 - Er hat sich geirrt: wir sollen von unsrer klassischen Sprache weg, sollen noch ein ander Deutsch lernen, um einige Liebesdichter zu lesen - das ist zu viel! Und so sind diese Gedichte nur etwa durch den Einigen Gleim in Nachbildung, wenig andre durch Übersetzung recht unter die Nation gekommen: Der Schatz selbst liegt da, wenig gekannt, fast ungenutzt, fast ungelesen.

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