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Gottfried von Neifen.

Ein schwäbischer Ritter, dessen Name in würtembergischen Urkunden zwischen 1234-1255 erscheint. Herausgegeben in Von der Hagen's Minnesinger IV, 80; und von Haupt (Leipzig 1851).

Nu stêt diu liebe heide bar

der wunnenclichen bluomen und der liehten rôsen rôt.

der walt hât sich enkleidet gar:

des lîdent aber diu kleinen vogellîn vil grôze nôt.

waz klage ich tumber vogele sanc?

wan klage ich niht die swæren zît

daz ich der minneclîchen hân gedienet allez âne danc? Si lône mir, si lône niht,

so ist si doch mîs herzen trôst und ouch diu vrowe mîn. ich diene ouch ir, swaz mir geschiht.

si muoz diu êrste und ouch mîn leste unz an mîn ende sîn. ir ougen blic der vie mich sô

daz ich von ir niht scheiden mac,

swie selten mich diu herzeliebe hât gemachet frô. Sist tougen in mîs herzen grunt

die ich von êrst ze herzelieber frouwen mir erkôs. dâ von sô wirt ez ungesunt.

Nun steht die liebe Haide bar

der wonniglichen Blumen und der lichten Rosen roth. Entkleidet hat der Wald sich gar:

drum leiden wieder kleine Vögelein so grosse Noth. Was klag ich Thor der Vöglein Sang?

was klag ich nicht die schwere Zeit,

da ich der Minniglichen dienen muste sonder Dank? Sie lohne mir, sie lohne nicht,

sie ist doch meines Herzens Trost und ist die Fraue mein. Ich dien ihr, was sie immer spricht,

sie muss die Erste, Letzte mir bis an mein Ende sein.

Sie fieng mich mit der Augen Pracht,

dass ich nicht scheiden mag von ihr,

wie selten mich die Herzgeliebte noch hat froh gemacht.

Sie wohnt in meines Herzens Grund,

die ich schon früh zu lieber Herrin mir erwählte frei: davon wird es krank und wund;

waz schât der lieben daz si schoene ist unde dâ bî lôs?

von liebe kan ich niht gesagen:

mir wart sô liebes nie niht mêr;

des wolde ich ûf genâde gerne ein glüendez îsen tragen. was mag ihr schaden, dass sie schön ist und auch los dabei? Von Freude weiss ich nicht zu sagen;

doch freut nichts Andres mich so sehr,

darauf um Gnade wollt ich gern ein glühend Eisen tragen.

Ulrich von Lichtenstein.

Simrock.

Ein steierischer Ritter, geboren 1199 auf der Burg Lichtenstein bei Judenburg, gestorben 1275. Sein «Frauendienst > und «Frauenbuch», eine Art Autobiographie, gedichtet 1255. Ausgabe von Lachmann und Karajan (Berlin 1841).

In dem walde süeze doene singent cleiniu vogelîn; an der heide bluomen schoene blüejent gegen des maien schîn. alsô blüet mîn hôher muot mit gedanchen gegen ir güete, diu mir rîchet mîn gemüete

sam der troum den armen tuot.

Ez ist ein vil hôch gedinge den ich gegen ir tugenden trage, daz mir noch an ir gelinge, daz ich sælde an ir bejage: des gedingen bin ich vrô. got gebe daz ich ez wol verende,

In dem Walde süsse Töne singen kleine Vögelein; an der Haide blühen schöne Blumen in des Maien Schein. Also blüht mein hoher Muth, wenn er denkt an ihre Güte, die mir reich macht mein Gemüthe,

wie der Traum den Armen thut.

Hoffnung hat auf hohe Dinge die Erwartung mir gestellt, dass mir noch an ihr gelinge, süsses Loos mir einst noch fällt. Der Erwartung freu' ich mich: gebe Gott, dass ichs beende,

daz si mir den wân iht wende dass sie mir den Wahn nicht

der mich freut sô rehte hô.
Si vil süeze valsches âne
vrî vor allem wandel gar
lâze mich in liebem wâne
di wîle ez niht baz envar,
daz diu vreude lange wer,
daz ich weinens iht erwache,

wende,

der mich freut so inniglich.

Die viel Süsse, Wohlgethane, frei von allem Wandel gar, lasse mich im lieben Wahne bis es endlich werde wahr, dass die Freude lange währe, dass ich weinend nicht erwache,

daz ich gegen dem trôste lache des ich von ir hulden ger. Wünschen unde wol gedenken

daz ist diu meiste vreude mîn:
des sol mir ir trôst niht wen-
ken,

si ne lâze mich ir sîn
mit den beiden nâhen bî,
sô daz si mit willen gunne
mir von ir sô werder wunne,
daz si sælic immer sî.

Sælic maie, dû alleine
træstest al di wälde gar:
dû und al di welt gemeine
vreut mich minnr danne umb

ein hâr:

wie möhtet ir mir vreude geben
åne die vil lieben guoten?
von der sol ich trôstes muoten:

noch dem Trost entgegen lache und der Huld, die ich begehre. Wünschen nur und süss Gedenken

ist die meiste Freude mein.
Will sie mir den Trost nur
schenken,

dass ich stets ihr dürfe sein
mit den beiden nahe bei,
will sie das mit Willen leiden,
mir so holdes Glück bescheiden,
wünsch' ich, dass sie selig sei.

Süsser Maie, du alleine
tröstest Alle wunderbar;
mich erfreust du im Vereine
mit der ganzen Welt kein Haar:

möchtest du mir Freude geben ausser ihr, der Lieben, Süssen? Trösten kann mich nur ihr Grüssen:

wan ir trôstes muoz ich leben. ihres Trostes will ich leben.

Simrock.

Bruder Berthold von Regensburg.

Berthold Lech, ein Schweizer, geboren zu Winterthur, Schüler des Bruders David, des Minoriten, Franziskaner zu Regensburg. Reiste viel in Deutschland umher und predigte vor dem Volke, namentlich 1247-1272. Elf Predigten, herausgegeben von Kling (Berlin 1824). Siehe Grieshaber's «Deutsche Predigten des dreizehnten Jahrhunderts »> (2 Theile, Stuttgart 1844-46).

«Sælig sint die armen: wanne daz himelrîch ist ir» &c. Mit disen aht tugenden sint alle die zuo himelrîch komen, die dâ sint. Und mit den selben aht tugenden müezent noch alle die dar komen, die iemer mêr dar komen süln. Nu wil ich die

Selig sind die Armen, denn das Himmelreich ist ihr» u.s.w. Mit diesen (hier erwähnten) acht Tugenden sind alle die in das Himmelreich gekommen, die darinnen sind. Und mit denselben acht Tugenden müssen noch alle die dahin kommen, die jemals

M

siben under wegen lân, und wil niuwen von ir einre sagen, wanne alse vil guoter dinge an ir ieglîcher ist; und von ir ieglîcher wære gar vil und gar lang sunderlîchen zuo sagende; und wie manigiu untugent uns an disen ahte tugenden irret, daz würde eht von ieglîcher gar lang zuo sagende. Wanne man ez allez in einer predigen nit verenden mag, noch in viern, noch in zehenen, sô wil ich iu hiute niuwen sagen von den die ein rein herze haben, und von den man hiute dâ liset in dem heiligen ewangelio «sælig sint die reins herzen sint: die werdent got sehende.» Die sint wol von rehte sælig, die dâ got sehent. Ein übergülde ist ez aller der sælikeit diu ie wart oder iemer mêr eht werden mag, swer got an sehend eht werden mag; alsô süeze und alse wünnenclich ist diu gesiht die man an got siht. Sô wart nie deheinre muoter ir kint nie sô liep, ân unser frouwen, und solte si ez drîe tage ane sehen ân underlâz, daz si anders nit enpflæge, wanne eht si ir liebez kint solte an sehen: si æze an dem vierden tage vil gernre ein stüke brôtes. Und wolte ich vil gerne daz ich alsô ein guot mensche wære, als daz wâr ist, daz ich iezunt reden wil. Ob daz alsô wære, daz man zuo einem menschen spræche der hineinkommen sollen. Nun will ich die sieben unterwegs lassen, und will nur von ihrer einer reden, da an einer jeglichen von ihnen so viel des Guten ist. Und von einer jeglichen von ihnen wäre gar viel und gar lang besonders zu reden; und wie manche Untugend uns in diesen acht Tugenden irre macht, das würde besonders von jeder gar lang zu sagen sein. Da man diess Alles in einer Predigt nicht zu Ende bringen kann, noch in vieren, noch in zehn, so will ich heute nur von denen reden, die ein reines Herz haben, und von denen man heute in dem heiligen Evangelio da liest selig sind die reines Herzens sind, sie werden Gott sehen.» Die sind wohl wahrhaft selig, die Gott sehen. Es überbietet alle Seligkeit, die je ward oder jemals werden kann, wer Gottes ansichtig werden kann: so süss und so wonniglich ist der Anblick, den man an Gott hat. Keiner Mutter ward je ihr Kind so lieb (ich spreche nicht von Unserer Frauen), sollte sie es drei Tage ohne Unterlass ansehn, so dass sie nichts andres pflöge denn dass sie nur ihr liebes Kind ansähe: doch ässe sie lieber am vierten Tage ein Stück Brot. Und nun möchte ich gern, dass ich ein so guter Mensch wäre wie wahr das ist, was ich jetzt sagen will. Wenn das so sein möchte, dass man zu einem Menschen, der jetzt bei Gott ist,

iezunt bî got ist «du hâst zehen kint ûf ertrîch, und du solt in keufen allen sampt daz sie êre und guot haben unz an irn tôt dâ mit, daz du einigen ougen blik von gotes angesiht tuost, niuwen als lange als einz sîn hant möht umb kêrn, und sich danne wider zuo got, und du solt dîn ougen niemer mêr von im kêrn»: der mensche entæte sîn nit. Alse wâr, herre, dîn wârheit ist, alse wâr ist disiu rede, daz er disiu zehen kint unze an irn tôt ê nâch dem almuosen lieze gên, ê danne er sich die kleine wîle von got wolte wenden. In habent die engel wol sehzig hundert jâr an gesehen, und sehent in hiute als gerne als des êrsten tages. Und sie sint ouch alle sampt sam des êrsten tages dô sie got an sehende wurden. Dô wart ir deheinre sît nie eltlîcher danne des êrsten tages, und sint doch sider wol sehzig hundert jâr alt. Swelher hundert jâr alt würde under uns, der wære den liuten alse smahe an zuo sehen von ungestaltheit und von dem gebresten den daz alter an im hæte gemaht: sô mâlet man die engele dâ seht ir wol, swâ man sie mâlt, daz man sie eht anders niht enmålt wan als ein kint von fünf jârn, als junklich, oder von sehsen. Wanne alle die got sehent, die werdent niemer eltlîcher, die

spräche: adu hast zehn Kinder auf Erden, und du sollst für sie alle das erwerben, dass sie damit Ehre und Gut bis an ihren Tod haben, so du einen einzigen Augenblick von Gott hinweg siehst, nur so lange als Jemand seine Hand umkehren möchte, und blicke dann wieder auf Gott, und sollst deine Augen nie wieder von ihm kehren»: der Mensch thäte es nicht. So wahr, o Herr, als deine Wahrheit ist, so wahr ist diese Rede, dass er diese zehn Kinder bis an ihren Tod lieber nach Almosen gehn liesse, als dass er sich die kurze Weile von Gott wenden wollte. Die Engel haben ihn wohl sechstausend Jahre angesehn, und sehen ihn heute so gern als am ersten Tag. Und sie sind auch allesamt wie am ersten Tage, da sie Gottes ansichtig wurden. Keiner von ihnen ward seither älter als am ersten Tage, und sind doch seither wohl sechstausend Jahr alt. Wer von uns hundert Jahr alt würde, der wäre den Leuten so schmählich anzusehn, wegen seiner Hässlichkeit und wegen der Gebrechen die das Alter an ihm gemacht hätte: dagegen malet man die Engelda seht ihr wohl, wo man sie auch malet, dass man sie nie anders malt als ein Kind von fünf Jahren, so jung, oder von sechs Jahren. Denn alle die Gott sehn, die werden nie älter, die

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