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and his most bountifull Mistris, Mistris Anne Fitton, Mayde of Honour to the most sacred Mayde, Royall Queene Elizabeth." Der hier gegebene Taufname ist offenbar ein Versehen. Dasselbe ist möglicherweise entstanden durch falsches Lesen des Manuskripts, oder, was noch wahrscheinlicher ist, durch Verwechselung der Vornamen der beiden Schwestern. Mistress Anne Fitton war die ältere Schwester Mary's; da sie aber im Jahre 1597 oder früher die Gattin Sir John Newdigate's von Arbury wurde, konnte sie zur Zeit der Widmung natürlich nicht „Ehrenfräulein der Königin Elisabeth" sein. Auch ist nicht der geringste Anhalt dafür vorhanden, daß sie je solch eine Stellung am königlichen Hofe eingenommen habe. Andrerseits war Mary Fitton damals schon seit längerer Zeit eins der Ehrenfräulein. Sie wird neben mehreren anderen dieser Damen erwähnt als die Empfängerin eines Neujahrsgeschenks, einer „guilte plate from Her Maiestie", in demselben Jahre 1600 (vgl. Nicholl's Progresses of Queen Elizabeth, III, 464). Kemp begründet die Dedikation seines Büchleins an Mistress Fitton folgendermaßen:

In the waine of my little wit I am forst to desire your protection, else euery Ballad-singer will proclaime me bankrupt of honesty.. Three reasons moove me to make publik this iourney: one to reproue lying fooles I neuer knew; the other to comend louving friends which by the way I daily found; the third to shew my duety to your honorable selfe, whose favour (among other bountifull friends) make me (dispight of this sad world) iudge my hart Corke and my heeles feathers.

Hier haben wir also ein Faktum, das, wie mir scheint, eine wichtige Unterstützung ist für Mr. Tyler's Theorie von der Identität der Mrs. Fitton mit der dunklen Dame der Sonette. Sie ist augenscheinlich mit den Mitgliedern der Truppe des Lord Chamberlain wohl bekannt, da ja der Clown und „Jig-maker" derselben von den Gunstbezeugungen sprechen kann, die er von ihr empfangen, und sein Buch wohlgemuth unter den Schutz ihres Namens stellt. Daß sie selbst dramatisches Talent besaß, können wir aus einem Briefe White's an Sidney ersehen. Bei der Beschreibung eines Maskenspiels, das gelegentlich der Hochzeit des Ehrenfräuleins Lady Ann Russel vor der Königin aufgeführt wurde, sagt er, daß,,Mrs. Fitton leade". Sie übernahm also die Hauptrolle und stellte „Affection“ dar. Mrs. Fitton went to the Queen and moved her to dance. H. M. asked what she was. Affection', she said. Affection! said

the Queen; Affection is false." (Whyte an Sidney, 23. Juni 1600). Mrs. Fitton's dramatisches Talent kam ihr sehr zu Statten, „when“, wie Brooke an Dudley Carleton schreibt, she was in favour and a maid of honour; and, when the Earl of Pembroke favoured her, she would at that time assume a disguise and march ont of court like a man to meet him."

Was ist also wahrscheinlicher, als daß sie in freundschaftlichen Beziehungen zu den Mitgliedern der „Royal Company of Comedians" stand? Und wenn eines derselben in der Stellung Will Kemp's so wie er es gethan, an sie schreiben und ihr ein Buch von dem Charakter der „Nine daies Wonder" widmen konnte, wie viel wahrscheinlicher ist es dann nicht, daß Shakespeare, der eine in jeder Beziehung höhere Stellung einnahm als Kemp, mit ihr in noch engerer Verbindung stand. W. A. Harrison.

VII. Mrs. Fytton und Rosaline in ,,Love's Labour's Lost". London, 12. Juli 1884.

In dem neuen Bande der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft steht ein Artikel von Hermann Isaac, über die Chronologie der Sonette; derselbe enthält eine erwähnenswerthe Stelle, die im Zusammenhang mit der kürzlich in der „Academy" erörterten Frage über Mrs. Fytton steht. Daß eine enge Analogie zwischen einem Theile von „Love's Labour's Lost" (Akt IV, Scene 3) und einigen Zeilen der Sonette besteht, ist schon seit langer Zeit bekannt; Mr. Gerald Massey deutete darauf hin, wenn es ihm auch nicht gelang, die Sache genügend klar zu stellen. Der Leser findet andere Analogien durch Vergleichung von Sonett 127 und 132 mit den achtzehn Zeilen des Stückes, welche beginnen: „Is ebony like her? O wood divine!" Hier möge es genügen, die folgenden Stellen anzuführen, die erste aus Sonett 127, die zweite aus dem Stück:

Therefore my mistress' eyes1) are raven black,
Her eyes so suited, and they mourners seem
At such who, not born fair, no beauty lack,
Slandering creation with a false esteem.

O, if in black my lady's brow's be deckt,
It mourns that painting and usurping hair
Should ravish doters with a false aspect,
And therefore is she born to make black fair.

1) Isaac hat die Konjektur „hairs" für "eyes" aufgenommen.

Der Verfasser des Artikels im Jahrbuch kommt in Bezug hierauf zu folgenden Schlüssen:

„Daß der Dichter bei Beginn der Neunziger das Drama geschrieben und dann etwa gegen Ende des Jahrhunderts daraus dieses Sonett entnommen haben sollte, ist ganz undenkbar. Die einzig natürliche Erklärung ist, daß er für die brünette Dame seines Herzens zu einer Zeit so begeistert war, daß er sie nicht nur in seinen Sonetten feierte, sondern sie zugleich in sein Drama als Rosaline einführte und von Biron, seinem dramatischen Stellvertreter, in derselben Weise preisen ließ. Die Stelle des Dramas muß sehr bald nach dem Sonett geschrieben worden sein. Es könnte höchstens die Frage sein, ob das Sonett und diese Stelle schon der Zeit der ersten Redaktion (1591/2) oder der Ueberarbeitung (c. 1596) angehören."

Es war die Meinung des verstorbenen Mr. Spedding, daß die fragliche Stelle eingeschoben worden sei, als das Stück, wie es in dem Titel der ersten Quarto heißt, „vermehrt und verbessert" wurde (vgl. Mr. Furnivall's Vorrede zu Grigg's Reproduktion der ersten Quarto). Diese Ansicht ist in der That die wahrscheinlichste. Da nun der Titel die Jahreszahl 1598 trägt, so können wir mit ziemlicher Gewißheit schließen, daß die Ueberarbeitung entweder in dem genannten oder in dem nächst vorhergehenden Jahre stattgefunden hat. Das Stück, heißt es ferner, erscheine in dieser Ausgabe in derselben Gestalt, as it was presented before her Highnes this last Christmas," das ist eine überaus wichtige Thatsache für die vorliegende Frage, da „her Higness" die Königin war, die der Aufführung mit ihren Hofdamen beiwohnte. Mrs. Fytton war also muthmaßlich eine der Zuschauerinnen; und wenn sie die dunkle Dame der Sonette 127-152 war, so besteht nicht die mindeste Schwierigkeit, die merkwürdige Uebereinstimmung zwischen den Sonetten und dem Stück aufzuklären. Shakespeare hat sicher in seiner Schilderung von Rosaline Anspielungen auf Mrs. Fytton beabsichtigt, grade wie in dem, was von der Prinzessin gesagt wird, Mehreres auf die Königin zu beziehen ist; so z. B. wird die Prinzessin genannt „a gracious moon", eine poetische Bezeichnung für die Königin (cf. Sonett 107, Zeile 5). Wir haben so ein neues Glied in der Kette der Beweise, die für die Identität der Mrs. Fytton mit der brünetten Dame sprechen.

Die Widmung von Kemp's ,,Nine Daies" an Mrs. Fytton ist, wie schon Rev. W. A. Harrison (Academy, 5. Juli, Nr. 635) hervor

hob, überaus interessant und wichtig. Shakespeare's Truppe hat also, wie kaum mehr bezweifelt werden kann, in persönlichen Beziehungen zu Mrs. Fytton gestanden und der Gedanke einer Beziehung zwischen Shakespeare und einer Dame von so hohem Range ist nicht mehr als zu unwahrscheinlich von der Hand zu weisen. Hinzufügen möchte ich noch, daß es recht wünschenswerth wäre, wenn folgende drei Fragen beantwortet werden könnten; das Material dazu wird sich höchst wahrscheinlilh irgendwo auftreiben lassen. 1) Wann wurde Mrs. Fytton Ehrenfräulein? Ich habe schon im „Record Office" Nachforschungen angestellt, aber noch nichts darauf Bezügliches gefunden. 2) Ormerod, der im dritten Bande seiner ,,History of Cheshire" den Stammbaum der Fyttons von Gawsworth gibt, erzählt, daß Mary Fytton zwei Gatten gehabt habe, Capt. Lougher und Capt. Polwhele. Wir wissen jetzt, daß das annähernde Datum ihrer Heirath mit Capt. oder Mr. Polwhele 1607 ist. Wenn Ormerod's Angaben richtig sind, muß sie sich schon in früher Jugend mit Lougher vermählt und nachher aus irgend einem Grunde seinen Namen fallen gelassen haben. Wann verheirathete sie sich nun mit Lougher? Die Frage ist wichtig mit Bezug auf Sonett 152, Zeile 3: „In act thy bed-vow broke." 3) Welches waren die physischen Eigenthümlichkeiten der Familie Fytton? Muthmaßlich stammten sie aus keltischem Blut und hatten deshalb dunkles Haar und dunkle Gesichtsfarbe, wenn auch vielleicht Mrs. Mary's Erscheinung vom Familientypus abweichend gewesen sein kann. Würde einer der Leser der Academy diese Frage beantworten können, so würde er der ShakespeareForschung einen guten Dienst leisten. Thomas Tyler.

VIII. Shakespeare's Bibel.

(Notes and Queries, No. 234.)

Vor einigen Tagen theilte mir mein Freund Mr. Fithian, früher Buchhändler in Manchester und jetzt Besitzer eines TemperanzHôtels in Great Coram Street, folgende seltsame Einzelheiten mit, die mich so sehr interessirten, daß ich ihn um die Erlaubniß bat, dieselben in Ihren Spalten zu veröffentlichen. Vor etwa dreißig Jahren bot ein Mann, der in einem Dorfe bei Manchester wohnte, Mr. Fithian eine alte Foliobibel zum Kaufe an, die sich in sehr schlechtem Zustande befand, aber den Namen William Shakespeare's mit Tinte geschrieben auf dem Titelblatte trug. Die für das Buch

geforderte Summe war nur gering; aber da Mr. Fithian die Echtheit der Schrift bezweifelte, und da das Buch im Uebrigen werthlos war, kaufte er dasselbe nicht. Er sprach jedoch zu seinen Freunden davon, und so kam die Sache Mr. Sharp zu Ohren, einem damals wohlbekannten Sammler von werthvollen Drucken. Mr. Fithian theilte demselben seine Zweifel an der Authentizität der Aufschrift mit; Mr. Sharp bat ihn jedoch, ihn nach dem Dorfe zu begleiten, wo das Buch sich befand. Das Resultat war, daß Mr. Sharp dasselbe kaufte, und da er überaus zufrieden mit dem Handel war, machte er Mr. Fithian ein Geschenk von 5 Pfund. Die Sache war aber auch anderen Sammlern bekannt geworden; zwei von ihnen suchten Mr. Fithian auf, und als sie hörten, das Buch sei bereits veräußert, trugen sie ihm auf, zu versuchen, ob er es nicht von Mr. Sharp zurückkaufen könne; er wurde autorisirt, bis zu 150 Pfund zu gehen, wenn es billiger nicht zu bekommen wäre. Mr. Sharp weigerte sich jedoch, das Buch, um welchen Preis es auch sei, zu verkaufen und schenkte liberaler Weise Mr. Fithian noch einmal 5 Pfund. Er zeigte diesem außerdem verschiedene Zeichen und Signaturen auf dem Titelblatt der Bibel, die ihn überzeugt hätten, daß es lange Zeit im Besitz von Shakespeare's Familie gewesen sei. Mr. Sharp war ein Mann yon klarem Verstande und ein erfahrener Shakespeare-Sammler, so daß es nicht wahrscheinlich ist, daß er sich getäuscht hat. Was ist aus dieser Bibel geworden? Mr. Sharp, glaube ich, ist nicht mehr am Leben, und Mr. Fithian theilt mir mit, er sei vor seinem Tode blind geworden. Natürlich könnte sich die Aufschrift als eine Fälschung erweisen, aber die von mir erwähnten Umstände scheinen für ihre Echtheit zu sprechen; jedenfalls wäre das Urtheil von Sachverständigen darüber recht wünschenswerth. Bertram Dobell.

62, Queen's Crescent, Haverstock Hill. In der nächsten Nummer der „Notes and Queries" (6. 9. 516) findet sich folgende hierauf bezügliche Notiz:

Gelegentlich der Nachforschungen, die ich augenblicklich in den Berichten der „Barber-Surgeons' Company" anstelle, stieß ich kürzlich auf eine Bemerkung über die Zulassung eines John Shakspere. Ich sprach zu meinem Freunde, Mr. Robert Hovenden, davon, und erzählte ihm zugleich beiläufig, daß ich in meiner Kollektion von Bibeln, eine mit William Shakespeare's Autograph auf dem Titelblatt besäße. Gestern machte mich nun mein Freund auf die Notiz der vorigen Nummer der N. Q. aufmerksam.

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