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tive Thätigkeit und als solche Gegenstand der Logik, so hätte diese wie andere Wissenschaften ihren bestimmten Gegenstand. Er könnte dann als Willkühr erscheinen, daß man das Denken zum Gegenstand einer besondern Wissenschaft macht und nicht auch den Willen, dié Phantasie u. s. w. Daß dem Denken diese Ehre geschieht, dieß möchte wohl darin feinen Grund haben, daß man demselben eine gewisse Autorität zugesteht und dasselbe als das Wahrhafte des Menschen, als dasjenige betrachtet, worin deffen Unterschied vom Thier besteht. Das Denken auch blos als subjektive Thätigkeit kennen zu lernen, ist nicht ohne Interesse. Seine nähern Bestimmungen wären dann Regeln und Gefeße, deren Kenntniß man durch die Erfahrung erwirbt. Das Denken in diesem Verhältniß nach seinen Gesezen betrachtet, ist das, was sonst gewöhnlich den Inhalt der Logik ausmachte. Aristotéles ist der Begründer dieser Wissenschaft. Er hatte die Kraft dem Denken zuzuweisen, was ihm als solchem zukömmt. Unser Denken ist sehr konkret, aber an dem mannigfaltigen Inhalt muß unterschieden werden, was dem Denken oder der abstrakten Form der Thätigkeit angehört. Ein leises geistiges Band, die Thätigkeit des Denkens, verknüpft allen diesen Inhalt, und dieses Band, diese Form als solche, hob Ariftoteles hervor und bestimmte sie. Diese Logik des Aristoteles ist bis auf den heutigen Tag das Logische, welches nur weiter ausgesponnen ist, vornehmlich von den Scholastikern des Mittelalters. Diese vermehrten den Stoff noch nicht, sondern entwickelten denselben nur weiter. Das Thun der neuern Zeit in Beziehung auf die Logik, besteht vornehmlich nur einerseits im Hinweglassen von vielen durch Aristoteles und die Scholastiker hervorgebildeten logischen Bestimmungen und andererseits im Aufpfropfen von vielem psychologischen Stoff. Das Interesse bei dieser Wissenschaft ist, das endliche Denken in seinem Verfahren kennen zu lernen und die Wissenschaft ist richtig, wenn sie ihrem vorausgefeßten Gegenstand entspricht. Die Beschäftigung mit dieser formellen Logik hat ohne

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Zweifel ihren Nußen; es wird dadurch, wie man zu sagen pflegt, der Kopf ausgepußt; man lernt sich sammeln, lernt abstrahiren, während man im gewöhnlichen Bewußtseyn mit sinnlichen Vorstellungen zu thun hat, die sich durchkreuzen und verwirren. Bei der Abstraktion aber ist die Sammlung des Geistes auf einen Punkt vorhanden und es wird dadurch die Gewohnheit erworben, sich mit der Innerlichkeit zu beschäftigen. Die Bekanntschaft mit den Formen des endlichen Denkens kann man als Mittel für die Bildung zu den empirischen Wissenschaften gebrauchen, welche nach diesen Formen verfahren, und man hat in diesem Sinn die Logik als Instrumentallogik bezeichnet. Man kann nun zwar liberaler thun und sagen: die Logik sey nicht um des Nußens, sondern um ihrer selbst willen zu studiren, denn das Vortreffliche sey nicht um des bloßen Nuzens willen zu suchen. Dieß ist nun zwar einerseits ganz richtig, andererseits ist aber auch das Vortreffliche das Nüzlichste, denn es ist das Substantielle, das für sich feststeht und deshalb der Träger ift für die besondern Zwecke, die es befördert und zum Ziel bringt. Man muß die besondern Zwecke nicht als das Erste ansehen, aber das Vortreffliche befördert sie doch. So hat z. B. die Religion ihren absoluten Werth in sich selbst, zugleich werden die andern Zwecke durch dieselbe getragen und gehalten. Christus sagt: trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes, so wird euch das Andere auch zufallen. Die besondern Zwecke können nur erreicht werden, indem das An- und Für-sich-seyende erreicht wird. S. 21.

6) Indem Denken als thätig in Beziehung auf Gegenstände genommen wird, - das Nachdenken über Etwas, so enthält das Allgemeine als solches Produkt seiner Thätigkeit den Werth der Sache, das Wesentliche, das Innere, das Wahre.

Es ist §. 5. der alte Glaube angeführt worden, daß, was das Wahrhafte an Gegenständen, Beschaffenheiten, Begebenheiten, das Innere, Wesentliche die Sache sey, auf welche es

ankommt, sich nicht unmittelbar im Bewußtseyn einfinde, nicht schon dieß sey, was der erste Anschein und Einfall darbiete, sondern daß man erst darüber nachdenken müsse, um zur wahrhaften Beschaffenheit des Gegenstandes zu gelangen und daß durch das Nachdenken dieß erreicht werde.

Zusah. Schon dem Kinde wird das Nachdenken, ge= boten. Es wird ihm z. B. aufgegeben, Adjektive mit Substantiven zu verbinden. Hier hat es aufzumerken und zu unterscheiden: es hat sich einer Regel zu erinnern und den besondern Fall danach einzurichten. Die Regel ist nichts Anderes, als ein Allgemeines und diesem Allgemeinen soll das Kind das Besondere gemäß machen. -Wir haben ferner im Leben Zwecke. Dabei denken wir darüber nach, wodurch wir dieselben erreichen können. Der Zweck ist hier das Allgemeine, das Regierende und wir haben Mittel und Werkzeuge, deren Thätigkeit wir nach dem Zweck bestimmen. In ähnlicher Weise bethätigt sich das Nachdenken bei moralischen Verhältnissen. Nachdenken heißt hier sich des Rechten, der Pflicht erinnern, nach welchem Allgemeinen, als der feststehenden Regel, wir unser besonderes Benehmen in den vorliegenden Fällen einzurichten haben. Inunserm besondern Verfahren soll die allgemeine Bestimmung erkennbar and enthalten seyn. Auch in unserm Verhalten zu Naturerscheinungen finden wir dasselbe. Wir bemerken z. B. Bliz und Donner. Diese Erscheinung ist uns bekannt und wir nehmen sie oft wahr. Aber der Mensch ist mit der bloßen Bekanntschaft, mit der nur sinnlichen Erscheinung nicht zufrieden, sondern will dahinter kommen, will wissen, was sie ist, will fie begreifen. Man denkt deshalb nach, will die Ursache wissen, als ein von der Erscheinung als solcher Unterschiedenes, das Innere in seinem Unterschied von dem blos Aeußeren. Man verdoppelt so die Erscheinung, bricht sie entzwei in Inneres und Aeußeres, Kraft und Aeußerung, Ursache und Wirkung. Das Innere, die Kraft, ist hier wieder das Allgemeine, das Dauern

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de, nicht dieser und jener Bliß, diese und jene Pflanze, sondern das in Allem dasselbe Bleibende. Das Sinnliche ist ein Einzelnes und Verschwindendes, das Dauernde darin lernen wir durch das Nachdenken kennen. Die Natur zeigt uns eine unendliche Menge einzelner Gestalten und Erscheinungen; wir haben das Bedürfniß in diese Mannigfaltigkeit Einheit zu bringen; wir vergleichen deshalb und suchen das Allgemeine eines Jeden zu erkennen. Die Individuen werden geboren und vergehen, die Gattung ist das Bleibende in ihnen, das in Allem Wiederkehrende und nur für das Nachdenken ist dasselbe vorhanden. Hierher gehören auch die Geseze, so z. B. die Gesetze der Bewegung der himmlischen Körper. Wir sehen die Gestirne heute hier und morgen dort; diese Unordnung ist dem Geist ein Unangemessenes, dem er nicht traut, denn er hat den Glauben an eine Ordnung, an eine einfache, konstante und allgemeine Bestimmung. In diesem Glauben hat er sein Nachdenken auf die Erscheinungen gewendet und hat ihre Gefeße erkannt, die Bewegung der himmlischen Körper auf eine allgemeine Weise festgesezt, so daß aus diesem Gesez sich jede Ortsveränderung bestimmen und erkennen läßt. Eben so ist es mit den Mächten, welche das menschliche Thun in seiner unendlichen Mannigfaltigkeit regieren. Auch hier hat der Mensch den Glauben an ein beherrschendes Allgemeines. Aus allen diesen Beispielen ist zu entneh men, wie das Nachdenken immer nach dem Festen, Bleibenden, Insichbestimmten und dem das Besondere Regierenden sucht. Dieß Allgemeine ist mit den Sinnen nicht zu erfassen und daffelbe gilt als das Wesentliche und Wahre. So find z. B. die Pflichten und Rechte das Wesentliche der Handlungen und deren Wahrheit besteht darin jenen allgemeinen Bestimmungen gemäß zu seyn.

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Indem wir so das Allgemeine bestimmen, so finden wir, daß daffelbe den Gegensaß eines Andern bildet und dieß Andere ist das bloß Unmittelbare, Aeußerliche und Einzelne, gegen das

Vermittelte, Innere und Allgemeine. Dieß Allgemeine existirte nicht äußerlich als Allgemeines; die Gattung als solche läßt sich nicht wahrnehmen, die Geseze der Bewegung der Himmelskörper find nicht an den Himmel geschrieben. Das, Allgemeine also hört man nicht und sieht man nicht, sondern dasselbe ist nur für den Geist. Die Religion führt uns auf ein Allgemeines,. welches alles Andere in sich befaßt, auf ein Absolutes, wodurch alles Andere hervorgebracht ist und dieß Absolute ist nicht für die Sinne, sondern nur für den Geist und den Gedanken.

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7) Durch das Nachdenken wird an der Art, wie der Inhalt zunächst in der Empfindung, Anschauung, Vorstellung ist etwas verändert;, es ist somit nur vermittelst einer Veränderung, daß die wahre Natur des Gegenstandes zum Bewußtseyn kommt.

Zusak. Dasjenige, was beim Nachdenken herauskömmt, ist ein Produkt unsers Denkens. So hat z. B. Solon die Gefeße, welche er den Atheniensern gab, aus seinem Kopf hervorgebracht. Das Andere dagegen ist, daß wir das Allgemeine, die Geseze, auch als das Gegentheil eines blos Subjektiven ansehen und darin das Wesentliche, Wahrhafte und Objektive der Dinge erkennen. Um zu erfahren, was das Wahre in den Dingen sey, ist es mit der bloßen Aufmerksamkeit nicht abgethan, sondern es gehört dazu unsere subjektive Thätigkeit, welche das unmittelbar Vorhandene umgestaltet. Dieß scheint nun auf den ersten Anblick ganz verkehrt und dem Zwecke, um den es sich beim Erkennen handelt, zuwider laufend zu seyn. Gleichwohl kann man sagen, es sey die Ueberzeugung aller Zeiten gewesen, daß erst durch die vermittelst des Nachdenkens bewirkte Umarbeitung des Unmittelbaren das Substantielle erreicht werde. Dagegen ist dann vornehmlich erst in der neuern Zeit Zweifel erregt und der Unterschied festgehalten worden zwischen dem, was

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