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stehende Substantiv des Titels oder, wo ein solches nicht vorkommt, das erste Wort des Titels überhaupt als OW. zu wählen sei. Um diesen beiden sich schnurstraks entgegenstehenden Ansichten, von denen sich eine jede verteidigen lässt, gerecht zu werden, wird für den Wolfenbütteler Katalog, bei welchem dieses im Hinblick auf die beabsichtigte Drucklegung desselben keinerlei Schwierigkeiten bietet, bestimmt, dass bei der Wahl des OWortes für anonyme Werke, zwei Stich- oder Ordnungsworte, das eine nach jenem, das andere nach diesem Systeme, auszuheben sind und das betreffende Buch durch. Einkleben derselben an doppelter Stelle eingereihet wird. Für die Auswahl der Sinnwörter gelten im Allgemeinen die von MECKLENBURG im Centralblatt für Bibliothekswesen 11, S. 375 ff. formulierten Bestimmungen.

C. Bei Publikationen gelehrter Gesellschaften, Sammelwerken, Kalendern und ähnlichen periodischen Schriften, Dissertationen, Programmen u. s. w.

20. Bei Publikationen gelehrter Gesellschaften, Akademien u. s. w. gilt als zweites OW. der Ort, wo die betreffende Gesellschaft ihren Sitz hat, beziehentlich die Landschaft, mit deren Verhältnissen sie sich hauptsächlich oder ausschliesslich beschäftigt.

21. Sammlungen von Chroniken, Urkunden, Inschriften, Sprichwörtern und ähnliche Editionen sowie auch sogenannte Lesebücher werden unter dem Namen ihres Herausgebers verzeichnet.

22. Kalender, Almanache, Zeitungen und ähnliche periodische Schriften erhalten als OW. den betreffenden Titel (Kalender, Almanach u. s. w.) und sind innerhalb desselben nach dem Orte, wo sie erscheinen, zu ordnen.

23. Neuere Gesetzsammlungen, öffentliche Dokumente und ähnliche Publikationen haben als OW. das Land oder die Stadt, für welche sie erlassen sind, Indices librorum prohibitorum den regierenden Papst.

24. Für Dissertationen vor d. J. 1800 gilt, wenn nicht ausdrücklich beim Defendenten oder Respondenten durch beigesetztes Autor respondens

dessen Autorschaft ausser Zweifel steht, der Präses als Verfasser. Demgemäss erhalten sie dessen Namen als OW.

25. Verzeichnisse von Universitätsvorlesungen, Indices scholarum, Beamten- und Studentenverzeichnisse ohne beigegebene Abhandlung erhalten als OW. den Namen der betreffenden Universität oder Stadt.

26. Sind solche Verzeichnisse von einer selbständigen Abhandlung begleitet, so ist diese noch einmal besonders unter dem Namen ihres Verfassers zu verzeichnen und einzureihen. Dasselbe gilt von Schulprogrammen.

27. Bei Übersetzungen aus einer Sprache in die andere ist dem Verfassernamen derjenige des Übersetzers beizufügen und das betreffende Buch doppelt einzureihen.

III. SPECIELLE REGELN FÜR DIE ALPHABEtische EINREIHUNG.

1. Die Umlaute ä, ö, ü werden behandelt, als wenn ae, oe, ue gedruckt stände, ebenso ist i = j und v = u zu achten, wenn nur orthographisch der Konsonant den Vokal vertritt und umgekehrt, andernfalls ist j nach i, v nach u besonders einzuordnen.

2. Von den fremden Zeichen ist holländisch ij=y, dänisch o=ö, portugiesisch ã = an zu nehmen.

3. sz ist zu berücksichtigen bei nicht deutschen Wörtern (z. B. TISZA), bei deutschen Wörtern dagegen nicht, z. B. LESSING, selbst wenn dieser Name auf dem Titel LESZING lautet.

4. Die sonstigen diakritischen Zeichen, Punkte, Accente u. s. w., ausser dem Verdoppellungszeichen, dem griechischen Spiritus asper und den orientalischen Vokalzeichen, haben keinerlei Einfluss auf die alphabetische Anordnung. Insbesondere gilt dies auch von den slavischen è und š.

Der Herzogl. Oberbibliothekar

PROF. DR. O. VON HEINEMANN.

ERLAEUTERUNGEN UND BEISPIELE

Schon in den siebziger Jahren hat man in holländischen Bibliotheken an

gefangen, die Titel der Zettelkataloge drucken zu lassen. Die Notwendigkeit, die von den Bearbeitern des Zettelkatalogs verfassten Titel für den Standorts-, den systematischen oder Real- und die Spezialkataloge in zahlreichen Abschriften vervielfältigen zu müssen, die Unsicherheit der bibliographischen Normen und die Ungleichförmigkeit ihrer Anwendung, die beständig wechselnden, oft unordentlichen und schwer lesbaren Handschriften: alles Übelstände, welche für die schnelle und sichere Benutzung der Kataloge in hohem Grade hemmend, ja zuweilen verhängnisvoll sind, wurden dadurch mit einem Schlage beseitigt. Dafs so tief einschneidenden und, bei der in neuerer Zeit erheblich angewachsenen Vermehrung und Benutzung der Bibliotheken, täglich schwer empfundenen Mängeln, nachdem alles andere erfolglos versucht worden war, nur der Druck, dieser allerdings vollständig abhelfen könne, hatten wohl auch andere Fachmänner schon erkannt und erwogen. Was sie jedoch davon abhielt, einen so fruchtbaren Gedanken zu verfolgen und, sei es auch vorerst an einem umfassenderen Katalogausschnitt zu erproben, das waren die grofsen, ganz unerschwinglich scheinenden Kosten. Holländische Bibliothekare hatten es endlich doch gewagt, diese Probe anzustellen. Das Ergebnis war keineswegs ungünstig; alle von dem typographischen Verfahren erwarteten Vorteile fand man bestätigt, die Mehrkosten, wenn solche nach Berechnung aller Umstände überhaupt sich herausstellten, sehr mäfsig. Als daher der verdiente Direktor der Murrhard'schen (Stadt-) Bibliothek Dr UHLWORM in Kassel im Frühjahr 1882 auf einer Instruktionsreise in Holland die gedruckten Zettelkataloge zuerst kennen lernte, war er nicht wenig erstaunt und erfreut, einen lange und lebhaft von ihm selbst gepflegten Wunsch in so glücklicher Weise verwirklicht zu sehen. Nach Hause zurückgekehrt, zögerte er nicht, die Einführung des Zetteldrucks für die von ihm verwaltete Bibliothek zu beantragen. Seinen wohlbegründeten (übrigens von der holländischen

Einrichtung in nicht unwesentlichen Stücken abweichenden) Vorschlägen wurde die erbetene Genehmigung zuteil und noch in demselben Jahre konnte er den Druck beginnen.

Wie alle technischen Neuerungen, sobald ihre Brauchbarkeit in längerer Praxis gezeigt worden ist, hat auch diese in kurzer Frist Beifall und Nachahmung gefunden. Von Dr UHLWORM empfing die Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel die Anregung, ihren im Jahre 1889 in Angriff genommenen neuen Bücherkatalog ebenfalls drucken zu lassen. Seitdem sind auch die ständische Bibliothek in Kassel, die Königl. Bibliothek in Berlin und die Stadtbibliothek in Köln zur typographischen Fortsetzung oder Erneuerung ihrer Kataloge übergegangen. Dr UHLWORM darf sich mit Genugtuung das Verdienst zurechnen, diesem bedeutsamen Fortschritt in Deutschland die Bahn eröffnet zu haben. Wie schon angedeutet, ist der Zetteldruck keine eigentlich neue Idee. Was ihrer Ausführung im Wege stand, war wohl hauptsächlich die unvermeidliche Einteilung des Zettels in zwei, vier oder gar sechs Räume, auf welche man die Titelkopie nebst ihrem bibliothekarischen und bibliographischen Zubehör (Format, Bandzahl, Einband, Ordnungswort, Signatur, Accessionsnummer, Bemerkungen über Vollständigkeit u. s. w.) verteilte. Das Unternehmen, so eingerichtete Zettel drucken zu lassen, hätte freilich ungeheure Summen verschlungen und den Stempel der Verschwendung an der Stirne getragen, da die Mehrzahl dieser Räume nur mit einzelnen Worten oder Zahlen besetzt wird und in unzähligen Fällen sogar ganz leer bleibt, insbesondere bei den Verweisungen, die mindestens ein Fünftel aller Zettel betragen. Die vornehmlichste Schwierigkeit beim Übergang vom geschriebenen zum gedruckten Katalog war also, die geeignete typographische Form zu finden, eine Form, welche Klarheit und Übersichtlichkeit aller bibliographischen und bibliothekarischen Bestandteile mit vollständiger Ausnutzung des dazu benötigten Raumes verband. Dieses Problem ist denn auch von den meisten der bis jetzt druckenden Bibliotheken nur unvollkommen gelöst worden; sie haben sich darauf beschränkt, den nach Inhalt und Umfang bedeutendsten bibliographischen Teil dem Druck zu überweisen, die bibliothekarischen Zutaten dagegen schriftlicher Ergänzung vorbehalten. Als die Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel vor

die gleiche Frage gestellt war, glaubte sie aus äufsern und inneren Gründen. die Überzeugung hegen zu dürfen, dass der ganze Zettel gedruckt werden könne und müsse, wenn man der gerühmten und nun zum Prinzip erhobenen typographischen Reproduktion nicht von vorneherein den Makel einer bedauerlichen Unvollkommenheit und Unfertigkeit anheften wolle, indem man bekenne, ein immerhin nicht kleines und unwichtiges Gebiet den nachteiligen Wirkungen des geschriebenen Katalogs, die man durch jene zu beseitigen trachte, auch ferner noch preisgeben zu müssen. Das aus diesen Gesichtspunkten hervorgegangene Verfahren wollen die folgenden Blätter in seinen wesentlichen Zügen darzustellen und zu erläutern versuchen.

De

le Vorteile des gedruckten Katalogs sind teils allgemeine, teils besondere. Die Vorzüge des gleichmäfsigen, stets schnell und sicher lesbaren Drucks vor den zahlreichen Mängeln unschöner und beständig wechselnder Handschriften, sind oben schon berührt worden, so auch, dafs die Grundsätze der Bearbeitung in bestimmten, alle wesentlichen Erfordernisse einer exakten bibliographischen Aufnahme klar umgränzenden Vorschriften ausgedrückt und aufs strengste innegehalten werden müssen. Das ist begreiflicherweise nur zu erreichen, wenn die Katalogisierungsarbeiten von einer Person überwacht werden, welche jeden Zettel prüft und in schwierigen oder zweifelhaften Fällen Rat erteilt und entscheidet. Denn nur durch einheitliche Leitung lassen sich bei den hundertfältigen aus Zeitumständen, nationalen oder geschäftlichen Gewohnheiten, dem Wechsel der Verfasser, Redaktoren oder Verleger, aus Ungeschick, Geschmack und Laune hervorgegangenen, oft höchst verwickelten Fassungen der Titel und Buchkompositionen gelegentliche Verirrungen einzelner Bearbeiter in Seitenpfade verhüten, wodurch die Zuverlässigkeit des Katalogs in hohem Grade beeinträchtigt und die Sicherheit bei seiner Benutzung wieder aufgehoben würde. Dass ferner, da nun jedem Fehler, jeder Nachlässigkeit die Berichtigung oder Rüge auf dem Fusse folgt, das Gefühl der Verantwortlichkeit erheblich verschärft wird, ist zwar nicht schön, aber menschlich. Ja allein schon die Beobachtung, dafs Versehen, besonders kleinere, im Druck eher und unangenehmer auffallen, als in der Handschrift,

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