Welcher daheim bleibt stets zu Haus, Und läßt die andern fliegen aus. Man siehet ja, daß nie kein Fisch Außer dem Wasser bleibet frisch,
Und daß ein' Schneck stirbt alle mal, Wenn sie beraubet wird der Schal: Daher soll auch ei'm Weib sein bang, Wenn sie muß aus dem Haus sein lang.
Lob des Gesanges.
Wer ungereget Die Sinnen träget, Wenn Künstler singen Und Saiten klingen, Ist taub an Ohren Und krank geboren : Weil sonst sich reget, Was Sinnen träget.
Mehr Luft für Ohren
Ist nicht geboren; Sie treibt vom Herzen Verdruß und Schmerzen, Kann Eifer dämpfen, Giebt Muth zu kämpfen, Macht durch die Ohren Uns neu geboren.
Es kommt in seiner Herrlichkeit
Der holde Lenz hernieder Und schenket seine Wonnezeit Dem Erdenkreise wieder;
Er malt die Wolken mit Azur, Mit Gold der Wolken Rände, Mit Regenbogen Thal und Flur, Mit Schmelz die Gartenwände;
Er fleidet den entblößten Baum, Deckt ihn mit einer Krone, Daß unter seinem Schattenraum Das Volk der Vögel wohne.
Wie preiset ihrer Lieder Schall Die Wunder seiner Rechten, Die Lerch' am Tage, Nachtigall In schauervollen Nächten!
Die Fische scherzen in der Flut,
Die Herden auf der Weide,
Es schwärmt der Bienen junge Brut
Auf der beblümten Heide.
Der Mensch allein, der Schöpfung Haupt.
Bergräbet sich in Sorgen,
Ist immer seiner selbst beraubt,
Lebt immer nur für morgen;
Ihn weckt Aurorens güldner Strahl, Ihm lacht die Flur vergebens,
Er wird, nach selbstgemachter Qual, Der Henker seines Lebens,
Das ohnehin wie ein Gesicht Des Morgentraums entfliehet Und vor ein schreckliches Gericht Jhn, den Verbrecher, ziehet.
Truz-Nachtigall.
Wenn Morgenröth sich zieret Mit zartem Rosenglanz, Und sittsam sich verlieret Der nächtlich' Sternentanz, Gleich lüstet mich spazieren In grünem Lorbeerwald, Allda dann musiciren Die Pfeiflein mannigfalt.
Die flügelreiche Schaaren, Das Federbürschlein zart, In süßem Schlag erfahren, Noch Kunst, noch Athem spart, Mit Schnäblein wohlgeschliffen Erklingens wunderfein, Und frisch in Lüften schiffeu Mit leichten Rüderlein.
Der hohle Wald ertönet Ob ihrem krausen Sang, Mit Stauden stolz gekrönet, Die Gruften geben Klang; Die Bächlein, krumm geflochten, Auch lieblich stimmen ein, Von Steinlein angefochten, Gar süßlich sausen drein.
Die sanfte Wind' in Lüften, Auch ihre Flügel schwach, An Händen, Füß und Hüften Erschütteln mit Gemach: Da sausen gleich an Bäumen Die lind gerührten Zweig, Zur Musik sich nit säumen: O wohl der süßen Streich!
Doch süßer noch erklinget Ein sonders Vögelein, So seinen Sang vollbringet Bei Mon- und Sonnenschein: Trub-Nachtigall mit Namen Es nunmehr wird genannt, Und vielen wild und zahmen Obsieget unbekannt.
Truz-Nachtigall man's nennet, Ist wund von süßent Pfeil, Die Lieb es lieblich brennet, Wird nie der Wunden heil:
Geld, Pomp und Pracht auf Erden, Lust, Freuden, es verspott Und achter's für Beschwerden, Sucht nur den schönen Gott.
Mit ihm will mich erschwingen, Und Manchem schwebend ob Den Lorbeerkranz erfingen In deutschem Gotteslob. Den Leser nicht verdrieße Der Zeit noch Stunden lang: Hoff ihm es noch ersprieße Zu gleichem Cithersang.
Geistliches Lied.
Laß dich nur nichts dauren
Mit Trauren,
Sei stille,
Wie Gott es fügt,
So sei vergnügt,
Mein Wille..
Was willst du heute sorgen,
Auf morgen;
Der Eine,
Steht allem für,
Der giebt auch dir,
Das deine.
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