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C. TH

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FORNIA

Erste Periode.

Bon Luther bis Gellert.

I.

Frau Musika.

Für allen Freuden auf Erden
Kann niemand kein feiner werden,
Denn die ich geb' mit mei'm Singen
Und mit manchem süßen Klingen.

Hie kann nicht sein ein böser Muth,
Wo da singen Gesellen gut;

Hie bleibt kein Zorn, Zank, Haß noch Neid,
Weichen muß alles Herzeleid;

Geiz, Sorg, und was sonst hart anleit,

Fährt hin mit aller Traurigkeit.

Auch ist ein jeder des wohl frei, Daß solche Freud kein' Sünde sei, Sondern auch Gott viel baß gefällt, Denn alle Freud der ganzen Welt. Dem Teufel sie sein Werk zerstört, Und verhindert viel böser Mörd. Buchheim's Deutsche Lyrik.

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Das zeigt David, des Königs, That,
Der dem Saul oft gewehret hat
Mit gutem, füßem Harfenspiel,
Daß er in großen Mord nicht fiel.

Zum göttlichen Wort und Wahrheit Macht sie das Herz still nnd bereit; Solchs hat Eliseus bekannt,

Da er den Geist durchs Harfen fand.

Die beste Zeit im Jahr ist mein,
Da fingen alle Vögelein;
Himmel und Erden ist der voll,
Viel gut Gesang da lautet wohl;
Voran die liebe Nachtigall
Macht alles fröhlich überall
Mit ihrem lieblichen Gesang;
Deß muß sie haben immer Dant.

Viel mehr der liebe Herre Gott, Der sie also geschaffen hat,

Zu sein die rechte Sängerin,

Der Musicen ein' Meisterin.

Dem singt und springt sie Tag und Nacht,
Seins Lobes sie nichts müde macht.
Den ehrt und lobt auch mein Gesang,
Und sagt ihm ein ewigen Dank.

Martin Luther.

II.

Ein' feste Burg ist unser Gott.

Deus noster refugium et virtus etc.

Ein' feste Burg ist unser Gott,
Ein' gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Noth,
Die uns jetzt hat betroffen!
Der alt, böse Feind,
Mit Ernst er's jetzt meint,
Groß Macht und viel List
Sein' grausam Rüstung ist,
Auf Erd ist nicht seins Gleichen.

Mit unsrer Macht ist nichts gethan; Wir sind gar bald verloren.

Es streit't für uns der rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren.

Fragst du, wer der ist?

Er heißt Jesus Christ,
Der Herr Zebaoth,

Und ist kein andrer Gott,

Das Feld muß er behalten.

Und wenn die Welt voll Teufel wär'

Und wollt' uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr;
Es soll uns doch gelingen.

Der Fürst dieser Welt, Wie sauer er sich stellt,

Thut er uns doch nicht.

Das macht, er ist gericht't

Ein Wörtlein kann ihn fällen.

Das Wort sie sollen lassen stahn,
Und kein Dank dazu haben!

Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,

Gut, Ehr, Kind und Weib:

Laß fahren dahin,

Sie haben's kein Gewinn;

Das Neich muß uns doch bleiben.

Martin Luther.

III.

Freundschaft.

Perstet amicitiae semper venerabile Foedus.

Der Mensch hat nichts so eigen,
Nichts steht so wohl ihm an,
Als daß er Treu erzeigen
Und Freundschaft halten kann.
Wenn er mit seines Gleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht er nicht zu weichen
Mit Herzen, Mund und Hand.

Die Red' ist uns gegeben,
Damit wir nicht allein
Für uns nur sollen leben,
Und fern von Leuten sein:
Wir sollen uns befragen,
Und sehn auf guten Rath,
Das Leid einander klagen
So uns betreten hat.

Was kann die Freude machen Die Einsamkeit verhehlt? Das giebt ein doppelt Lachen, Was Freunden wird erzählt. Der kann sein Leid vergessen, Der es von Herzen sagt; Der muß sich selbst auffressen, Der in geheim sich nagt.

Gott stehet mir vor Allen, Die meine Seele liebt: Dann soll mir auch gefallen, Der mir sich herzlich giebt. Mit diesem Bundsgesellen Verlach' ich Pein und Noth, Geh auf den Grund der Höllen, Und breche durch den Tod.

Ich hab', ich habe Herzen,

So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen
Nie wissentlich berührt!

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