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Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume selber kommen

Nun in trauriger Gestalt;

Und ich fühle dieser Schmerzen,

Still im Herzen,

Heimlich bildende Gewalt.

Schon seit manchen schönen Jahren,
Seh' ich unten Schiffe fahren,
Jedes kommt an seinen Ort;
Aber ach, die steten Schmerzen,
Fest im Herzen,

Schwimmen nicht im Strome fort.

Schön in Kleidern muß ich kommen,
Aus dem Schrank sind sie genommen,
Weil es heute Festtag ist;

Niemand ahnet, daß von Schmerzen
Herz im Herzen

Grimmig mir zerrissen ist.

Heimlich muß ich immer weinen,
Aber freundlich kann ich scheinen
Und sogar gesund und roth;
Wären tödtlich diese Schmerzen
Meinem Herzen,

Ach, schon lange wär' ich todt.

Wonne der Liebe.

Freudvoll

Und leidvoll,

Gedankenvoll seyn;

Langen

Und bangen

In schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein

Ist die Seele, die liebt.

Wonne der Wehmuth.

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen der ewigen Liebe!

Ach nur dem halbgetrockneten Auge

Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint! Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen unglücklicher Liebe!

Wanderers Nachtlied.

Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,

Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,

Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust!

Ein gleiches.

Ueber allen Gipfeln

Jst Ruh,

In allen Wipfeln

Spürest du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde

Ruhest du auch.

Jägers Abendlied.

Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr;

Da schwebt so leicht dein liebes Bild,
Dein süßes Bild mir vor.

Du wandelst jest wohl still und mild
Durch Feld und liebes Thal,

Und ach, mein schnell verrauschend Bild
Stellt sich dir's nicht einmal?

Des Menschen, der die Welt durchstreift Voll Unmuth und Verdruß,

Nach Osten und nach Westen schweift,

Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, denk' ich nur an dich,

Als in den Mond zu sehn;

Ein stiller Friede kommt auf mich,

Weiß nicht wie mir geschehn.

An den Mond.

Füllest wieder Busch und Thal

Still mit Nebelglanz,

Lösest endlich auch einmal

Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,

Wie des Freundes Auge mild

Ueber mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh- und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud' und Schmerz

In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!

Nimmer werd' ich froh!

So verrauschte Scherz und Kuß,

Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!

Daß man doch zu seiner Qual

Nimmer es vergift!

Rausche, Fluß, das Thal entlang,

Ohne Rast und Ruh,

Rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht

Wüthend überschwillst,

Oder um die Frühlingspracht

Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt

Ohne Haß verschließt,

Einen Freund am Busen hält

Und mit dem genießt!

Was von Menschen nicht gewußt,

Oder nicht bedacht,

Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.

Einschränkung.

Ich weiß nicht, was mir hier gefällt,

In dieser engen kleinen Welt

Mit holdem Zauberband mich hält?

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