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Die, wenn ihr sie nicht frisch genoßt,
Wahrhaftig ist eine schlechte Kost.
Begeistrung ist keine Heringswaare,
Die man einpökelt auf einige Jahre.

Selbstgefühl.

Jeder ist doch auch ein Mensch!

Wenn er sich gewahret,

Sieht er, daß Natur an ihm
Wahrlich nicht gesparet;

Daß er manche Lust und Pein
Trägt als Er und eigen;
Sollt' er nicht auch hinterdrein
Wohlgemuth sich zeigen?

Die Jahre.

Die Jahre sind allerliebste Leut',
Sie brachten gestern, sie bringen heut,

Und so verbringen wir Jüngern eben

Das allerliebste Schlaraffenleben.

Und dann fällt's den Jahren auf einmal ein,

Nicht mehr wie sonst bequem zu seyn;

Wollen nicht mehr schenken, wollen nicht mehr borgen,

Sie nehmen heute, sie nehmen morgen.

Das Alter.

Das Alter ist ein höflich Mann,
Einmal über's andre klopft er an,
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Thüre will er nicht seyn.
Da flinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißt's, er sev ein grober Gesell.

Grabschrift.

Als Knabe verschlossen und trußig,
Als Jüngling anmaßlich und stußig,
Als Mann zu Thaten willig,

Als Greis leichtsinnig und grillig! —
Auf deinem Grabstein wird man lesen:
Das ist fürwahr ein Mensch gewesen!

Lauf der Welt.

Als ich ein junger Geselle war,
Lustig und guter Dinge,

Da hielten die Maler offenbar
Mein Gesicht für viel zu geringe;
Dafür war mir manches schöne Kind
Dazumal von Herzen treu gesinnt.

Nun ich hier als Altmeister sig',

vujen sie mich aus auf Straßen und Gassen,

Zu haben bin ich, wie der alte Fritz,
Auf Pfeifenköpfen und Tassen.

Doch die schönen Kinder, die bleiben fern;
Traum der Jugend! o goldner Stern!

Beispiel.

Wenn ich 'mal ungeduldig werde,
Denk' ich an die Geduld der Erde,
Die, wie man sagt, sich täglich dreht
Und jährlich so wie jährlich geht.
Bin ich denn für was andres da?
Ich folge der lieben Frau Mama.

Umgekehrt.

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Sind die im Unglück, die wir lieben,
Das wird uns wahrlich baß betrüben;
Sind aber glücklich, die wir hassen,
Das will sich gar nicht begreifen lassen;
Umgekehrt ist's ein Jubilo,

Da sind wir lieb und schadenfroh.

Égalité.

Das Größte will man nicht erreichen,
Man beneidet nur Seines- Gleichen;
Der schlimmste Neidhart ist in der Welt,
Der jeden für Seines - Gleichen hält.

Wie du mir, so ich dir.

Mann mit zugeknöpften Taschen,
Dir thut niemand was zu lieb:
Hand wird nur von Hand gewaschen;
Wenn du nehmen willst, so gieb!

Beit und Beitung.

A.

Sag' mir, warum dich keine Zeitung freut?

B.

Ich liebe sie nicht, sie dienen der Zeit.

Kommt Beit, kommt Rath.

Wer will denn alles gleich ergründen!
Sobald der Schnee schmilzt, wird sich's finden.

Hier hilft nun weiter kein Bemühn !
Sind's Rosen, nun sie werden blühn.

Dem 31. Oktober 1817.

Dreihundert Jahre hat sich schon
Der Protestant erwiesen,

Daß ihn von Papst und Türkenthron
Befehle baß verdrießen.

Was auch der Pfaffe sinnt und schleicht, Der Prediger steht zur Wache,

Und daß der Erbfeind nichts erreicht,

Ist aller Deutschen Sache.

Auch ich soll gottgegebne Kraft

Nicht ungenüßt verlieren,

Und will in Kunst und Wissenschaft

Wie immer protestiren.

Nativität.

Der Deutsche ist gelehrt,
Wenn er sein Deutsch versteht;
Doch bleib' ihm unverwehrt,
Wenn er nach außen geht.
Er komme dann zurück,
Gewiß um viel gelehrter;
Doch ist's ein großes Glück,
Wenn nicht um viel verkehrter.

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