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B.

Die Menschen hafs' ich nicht, Gott Lob!
Doch Menschenhaß er blies mich an,
Da hab' ich gleich dazu gethan.
A.

Wie hat sich's denn so bald gegeben?
B.

Als Einsiedler beschloß ich zu leben.

Ursprüngliches.

A.

Was widert dir der Trank so schal?

B.

Ich trinke gern aus dem frischen Quall.
A.

Daraus kam aber das Bächlein her!

B.

Der Unterschied ist bedeutend sehr:

's wird immer mehr fremden Schmack gewinnen; Es mag nur immer weiter rinnen.

Den Originalen.

Ein Quidam sagt: „Ich bin von keiner Schule;

Kein Meister lebt, mit dem ich buhle;

Auch bin ich weit davon entfernt,
Daß ich von Todten was gelernt.“
Das heißt, wenn ich ihn recht verstand:
„Ich bin ein Narr auf eigne Hand.“

Den Budringlichen.

Was nicht zusammengeht, das soll sich meiden!
Ich hindr' euch nicht, wo's euch beliebt, zu weiden:
Denn ihr seyd neu und ich bin alt geboren.
Macht, was ihr wollt; nur laßt mich ungeschoren!

Den Guten.

Laßt euch einen Gott begeisten,
Euch beschränket nur mein Sagen.
Was ihr könnt, ihr werdet's leisten,
Aber müßt mich nur nicht fragen.

Den Besten.

Die Abgeschiednen betracht' ich gern,
Stünd' ihr Verdienst auch noch so fern;
Doch mit den edlen lebendigen Neuen
Mag ich wetteifernd mich lieber freuen.

Demuth.

Seh' ich die Werke der Meister an,
So seh' ich das, was sie gethan;
Betracht' ich meine Siebensachen,
Seh' ich, was ich hätt' sollen machen.

Goethe, Gedichte.

30

Keins von allen.

Wenn du dich selber machst zum Knecht,
Bedauert dich niemand, geht's dir schlecht;
Machst du dich aber selbst zum Herrn,
Die Leute sehn es auch nicht gern;
Und bleibst du endlich, wie du bist,
So sagen sie, daß nichts an dir ist.

Lebensart.

Ueber Wetter- und Herrenlaunen
Runzle niemals die Augenbraunen;
Und bei den Grillen der hübschen Frauen
Mußt du immer vergnüglich schauen.

Vergebliche Mühe.

Willst du der getreue Eckart seyn
Und jedermann vor Schaden warnen,

's ist auch eine Rolle, fie trägt nichts ein: Sie laufen dennoch nach den Garnen.

Bedingung.

Ihr laßt nicht nach, ihr bleibt dabei,
Begehret Rath, ich kann ihn geben:
Allein, damit ich ruhig sey,

Versprecht mir, ihm nicht nachzuleben.

Das Beste.

Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt,
Was willst du Beßres haben!

Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
Der lasse sich begraben.

Meine Wahl.

Ich liebe mir den heitern Mann

Am meisten unter meinen Gästen :

Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, Der ist gewiß nicht von den Besten.

Memento.

Kannst dem Schicksal widerstehen,
Aber manchmal giebt es Schläge,
Will's nicht aus dem Wege gehen,
Ei! so geh du aus dem Wege!

Ein anderes.

Mußt nicht widerstehn dem Schicksal,
Aber mußt es auch nicht fliehen!
Wirst du ihm entgegengehen,
Wird's dich freundlich nach sich ziehen.

Breit wie lang.

Wer bescheiden ist, muß dulden,
Und wer frech ist, der muß leiden;
Also wirst du gleich verschulden,
Ob du frech seyst, ob bescheiden.

Lebensregel.

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Mußt dich um's Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muß dich verdrießen;
Mußt stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.

Frisches Ei, gutes Ei.

Enthusiasmus vergleich' ich gern
Der Auster, meine lieben Herrn,

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