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Schneider-Courage.

„Es ist ein Schuß gefallen!
Mein! sagt, wer schoß dadrauß'?"
Es ist der junge Jäger,

Der schießt im Hinterhaus.

Die Spaßen in dem Garten,
Die machen viel Verdruß.

Zwei Spaßen und ein Schneider,
Die fielen von dem Schuß;

Die Spaßen von den Schroten,
Der Schneider von dem Schreck;
Die Spaßen in die Schoten,
Der Schneider in den

Catechisation.

Lehrer.

Bedent', o Kind! woher sind diese Gaben? Du kannst nichts von dir selber haben.

Kind.

Ei! Alles hab' ich vom Papa.

Lehrer.

Und der, woher hat's der?

Kind.

Vom Großpapa.

Lehrer.

Nicht doch! Woher hat's denn der Großpapa bekommen?

Der hat's genommen..

Kind.

Totalität.

Ein Cavalier von Kopf und Herz

Jst überall willkommen;

Er hat mit feinem Wiß und Scherz

Manch Weibchen eingenommen:

Doch wenn's ihm fehlt an Faust und Kraft,

Wer mag ihn dann beschüßen?

Und wenn er keinen Hintern hat,

Wie mag der Edle sizen?

Das garstige Gesicht.

Wenn einen würdigen Biedermann,
Pastorn oder Rathsherrn lobesan,

Die Wittib läßt in Kupfer stechen

Und drunter ein Verslein radebrechen;

Da heißt's: Seht hier mit Kopf und Ohren
Den Herrn, Ehrwürdig, Wohlgeboren!

Seht seine Augen und seine Stirn;

Aber sein verständig Gehirn,

So manch Verdienst um's gemeine Wesen,

Könnt ihr ihm nicht an der Nase lesen.

So, liebe Lotte! heißt's auch hier:
Ich schicke da mein Bildniß dir.
Magst wohl die ernste Stirne sehen,
Der Augen Gluth, der Locken Wehen;
's ist ungefähr das garst'ge Gesicht:
Aber meine Liebe siehst du nicht.

Diné zu Coblenz

im Sommer 1774.

Zwischen Lavater und Basedow
Saß ich bei Tisch, des Lebens froh.
Herr Helfer, der war gar nicht faul,
Sept' sich auf einen schwarzen Gaul,
Nahm einen Pfarrer hinter sich
Und auf die Offenbarung strich,
Die uns Johannes der Prophet
Mit Räthseln wohl versiegeln that;
Eröffnet' die Siegel kurz und gut,
Wie man Theriaksbüchsen öffnen thut,
Und maß mit einem heiligen Rohr
Die Cubusstadt und das Perlenthor
Dem hocherstaunten Jünger vor.
Ich war indeß nicht weit gereis't,
Hatte ein Stüd Salmen aufgespeis't.

Vater Basedow, unter dieser Zeit,
Packt einen Tanzmeister an seiner Seit',

Und zeigt ihm, was die Taufe klar
Bei Christ und seinen Jüngern war;
Und daß sich's gar nicht ziemet jeßt,
Daß man den Kindern die Köpfe neßt.
Drob ärgert sich der andre sehr,
Und wollte gar nichts hören mehr
Und sagt': es wüßte ein jedes Kind,
Daß es in der Bibel anders stünd'.
Und ich behaglich unterdessen
Hätt einen Hahnen aufgefressen.

Und, wie nach Emaus, weiter ging's
Mit Geist und Feuerschritten,
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten.

Jahrmarkt zu Hünefeld,

den 26. Juli 1814.

Ich ging, mit stolzem Geistsvertrauen,
Auf dem Jahrmarkt mich umzuschauen,
Die Käufer zu sehn an der Händler Gerüste,
Zu prüfen, ob ich noch etwas wüßte,

Wie mir's Lavater, vor alter Zeit,
Traulich überliefert, das ging sehr weit!
Da sah ich denn zuerst Soldaten,
Denen wär's eben zum Besten gerathen:

Die That und Qual sie war geschehn,
Wollten sich nicht gleich einer neuen versehn;
Der Rock war schon der Dirne genug,
Daß sie ihm derb in die Hände schlug.
Bauer und Bürger die schienen stumm,
Die guten Knaben beinahe dumm.
Beutel und Scheune war gefegt,
Und hatten keine Ehre eingelegt.
Erwarteten alle, was da käme,
Wahrscheinlich auch nicht sehr bequeme.
Frauen und Mägdlein, in guter Ruh,
Probirten an die hölzernen Schuh;

Man sah an Mienen und Geberden:
Sie ist guter Hoffnung, oder will es werden.

Versus memoriales.

Invocavit wir rufen laut,
Reminiscere o wär' ich Braut!
Die Oculi gehn hin und her;
Laetare drüber nicht so sehr.

Judica uns nicht so streng!
Palmarum streuen wir die Meng'.
Auf Ostereier freun sich hie
Biel Quasimodogeniti.

Misericordias brauchen wir all',
Jubilate ist ein seltner Fall.

Cantate freut der Menschen Sinn,

Rogate bringt nicht viel Gewinn,

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