Der Knabe reicht's. Geht wohl an;
Aber es fehlt noch Manches dran.
Die Federn, zum Exempel, sind zu kurz gerathen. Da fing er an, rupft' sich den Braten.
Der Knabe schrie. Du mußt stärkre einsegen, Sonst ziert's nicht, schwinget nicht. —
Da war's nadt - Mißgeburt! - und in Fezen! Dem Knaben das Herze bricht.
Wer sich erkennt im Knaben gut, Der sey vor Füchsen auf seiner Hut.
Ich begegnet' einem jungen Mann, Ich fragt' ihn um sein Gewerbe; Er sagt': Ich sorge, wie ich kann, Daß ich mir, eh ich sterbe, Ein Bauergütchen erwerbe.
Ich sagte: Das ist sehr wohl gedacht; Und wünschte, er hätt' es so weit gebracht. Da hört' ich, er habe vom lieben Papa
Und eben so von der Frau Mama Die allerschönsten Rittergüter.
Das nenn' ich doch originale Gemüther.
Ein unverschämter Naseweis, Der, was er durch Stahlarbeitersfleiß Auf dem Laden künstlich liegen sah, Dacht', es wär' für ihn alleine da: So tatscht' er dem geduldigen Mann Die blanken Waaren sämmtlich an Und schäßte sie, nach Dünkelsrecht, Das Schlechte hoch, das Gute schlecht, Getrost, zufriednen Angesichts;
Dann ging er weg und kaufte nichts.
Den Kramer das zuleßt verdroß, Und macht ein stählern künstlich Schloß Zur rechten Stunde glühend heiß. Da ruft gleich unser Naseweis:
Wer wird so schlechte Waare kaufen! Der Stahl ist schändlich angelaufen." Und tappt auch gleich recht läppisch drein Und fängt erbärmlich an zu schrein. Der Kramer fragt: Was ist denn das? Der Quidam schreit: „Ein frostiger Spaß!"
Wir reiten in die Kreuz' und Quer'
Nach Freuden und Geschäften;
Doch immer kläfft es hinterher
Und billt aus allen Kräften.
So will der Spiß aus unserm Stall Uns immerfort begleiten,
Und seines Bellens lauter Schall Beweis't nur, daß wir reiten.
Auf großen und auf kleinen Brucken Stehn vielgestaltete Nepomucen
Von Erz, von Holz, gemalt, von Stein,
Colossisch hoch und puppisch klein,
Jeder hat seine Andacht davor,
Weil Nepomuck auf der Brucken das Leben verlor.
Ist einer nun mit Kopf und Ohren Einmal zum Heiligen auserkoren, Oder hat er unter Henkershänden Erbärmlich müssen das Leben enden: So ist er zur Qualität gelangt, Daß er gar weit im Bilde prangt. Kupferstich, Holzschnitt thun sich eilen, Jhn allen Welten mitzutheilen; Und jede Gestalt wird wohl empfangen, Thut sie mit seinem Namen prangen: Wie es denn auch dem Herren Christ Nicht ein Haar besser geworden ist. Merkwürdig für die Menschenkinder, Halb Heiliger, halb armer Sünder, Sehn wir Herrn Werther auch allda Prangen in Holzschnittsgloria.
Das zeugt erst recht von seinem Werthe, Daß mit erbärmlicher Geberde
Er wird auf jedem Jahrmarkt prangen, Wird in Wirthsstuben aufgehangen. Jeder kann mit dem Stocke zeigen:
,,Gleich wird die Kugel das Hirn erreichen!" Und jeder spricht bei Bier und Brod:
,Gott sey's gedankt: nicht wir sind todt!"
In einer Stadt, wo Parität Noch in der alten Ordnung steht, Da, wo sich nämlich Katholiken Und Protestanten in einander schicken, Und, wie's von Vätern war erprobt, Jeder Gott auf seine Weise lobt: Da lebten wir Kinder Lutheraner Von etwas Predigt und Gesang, Waren aber dem Kling und Klang Der Katholiken nur zugethaner; Denn alles war doch gar zu schön, Bunter und lustiger anzusehn.
Dieweil nun Affe, Mensch und Kind Zur Nachahmung geboren sind, Erfanden wir, die Zeit zu kürzen, Ein auserles'nes Pfaffenspiel: Zum Chorrock, der uns wohlgefiel, Gaben die Schwestern ihre Schürzen;
Handtücher, mit Wirkwerk schön verziert, Wurden zur Stola travestirt;
Die Müße mußte den Bischof zieren, Von Goldpapier mit vielen Thieren.
So zogen wir nun im Ornat
Durch Haus und Garten früh und spat, Und wiederholten ohne Schonen Die sämmtlichen heiligen Functionen: Doch fehlte noch das beste Stück. Wir wußten wohl, ein prächtig Läuten Habe hier am meisten zu bedeuten ; Und nun begünstigt uns das Glück: Denn auf dem Boden hing ein Strick. Wir sind entzückt, und wie wir diesen Zum Glockenstrang sogleich erkiesen, Ruht er nicht einen Augenblick: Denn wechselnd eilten wir Geschwister, Einer ward um den andern Küster, Ein jedes drängte sich hinzu.
Das ging nun allerliebst von statten, Und weil wir keine Glocken hatten, So sangen wir Bum Baum dazu.
Vergessen, wie die ältste Sage, War der unschuld'ge Kinderscherz; Doch grade diese lezten Tage Fiel er mit einmal mir auf's Herz: Da sind sie ja, nach allen Stücken, Die neupoetischen Katholiken!
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