Denn er bledet nicht mit stumpfem Zahn Das er, wenn er noch so sittlich kaut, Trinkt, und wischt das Maul wohl nicht einmal. Sieh, so ist Natur ein Buch lebendig, In dein Herz zu sammeln mit einander, Und wie muß dir's werden, wenn du fühlest, Künstlers Fug und Recht. Ein frommer Maler mit vielem Fleiß Hatte manchmal gewonnen den Preis, Und manchmal ließ er's auch geschehn, Daß er einem Bessern nach mußt stehn ; Hatte seine Tafeln fortgemalt, Wie man sie lobt, wie man sie bezahlt. Da kamen einige gut hinaus; Man baut ihn'n sogar ein Heiligenhaus. Nun fand er Gelegenheit einmal, Als nun die Arbeit fertig war, Daß an der losen leidigen Wand Er sollte sich nicht lassen verführen Und nun auch Bänk' und Tische beschmieren; Und hübsch mit seinem Pinsel schreiben; Und sagten ihm von dieser Art Noch viel Verbindlich's in den Bart. Er sprach darauf bescheidentlich: Gott der Herr allerlei Thier' erschuf, Daß auch sogar das wüste Schwein, Kröten und Schlangen vom Herren seyn, Und er auch manches nur ebauchirt, Und gerade nicht alles ausgeführt (Wie man den Menschen denn selbst nicht scharf Und nur en gros betrachten darf): So hab' ich als ein armer Knecht Und so durch Uebung und durch Glück Gelang mir, sagt ihr, manches Stück. Goethe, Gedichte. 26 Nun dächt' ich, nach vielem Rennen und Laufen Dürft' einer auch einmal verschnaufen, Ohne daß jeder gleich, der wohl ihm wollt', Ihn 'nen faulen Bengel heißen sollt'. Drum ist mein Wort zu dieser Frist, Mit keiner Arbeit hab' ich geprahlt, Groß ist die Diana der Ephefer. Apostelgeschichte 19, 30. Zu Ephesus ein Goldschmied saß In seiner Werkstatt, pochte, So gut er konnt', ohn' Unterlaß, So zierlich er's vermochte. Als Knab' und Jüngling kniet' er schon Im Tempel vor der Göttin Thron, Und hatte den Gürtel unter den Brüsten, Da hört er denn auf einmal laut Als gäb's einen Gott so im Gehirn, Der alte Künstler horcht nur auf, Läßt seinen Knaben auf den Markt den Lauf, Feilt immer fort an Hirschen und Thieren, Die seiner Gottheit Kniec zieren; Und hofft, es könnte das Glück ihm walten, Ihr Angesicht würdig zu gestalten. Will's aber einer anders halten, Nur soll er nicht das Handwerk schänden; • Antike. Homer ist lange mit Ehren genannt, Jest ward auch Phidias bekannt; Nun hält nichts gegen beide Stich, Darob ereifre niemand sich. Seyd willkommen, edle Gäste, |