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Ewig! Dora, lispeltest du; mir schallt es im Ohre

Mit dem Donner des Zeus! Stand sie doch neben dem
Thron,

Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien standen.
Ihr zur Seiten! Er ist götterbekräftigt, der Bund!
Oso eile denn, Schiff, mit allen günstigen Winden!

Strebe, mächtiger Kiel, trenne die schäumende Fluth! Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Goldschmied

In der Werkstatt gleich ordne das himmlische Pfand. Wahrlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora! Neunmal umgebe sie dir, locker gewunden, den Hals. Ferner schaff' ich noch Schmuck, den mannichfaltigsten ; goldne

Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand: Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche Saphir Stelle dem Hyacinth sich gegenüber, und Gold Halte das Edelgestein in schöner Verbindung zusammen. O, wie den Bräutigam freut einzig zu schmücken die Braut!

- Seh' ich Perlen, so denk' ich an dich; bei jeglichem Ringe Kommt mir der länglichen Hand schönes Gebild in den Einn.

Tauschen will ich und kaufen; du sollst das Schönste von allem

Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir. Doch nicht Schmuck und Juwelen allein verschafft dein Geliebter:

Was ein häusliches Weib freuet, das bringt er dir auch. Feine wollene Decken mit Purpursäumen, ein Lager

Zu bereiten, das uns träulich und weichlich empfängt;

Köstlicher Leinwand Stücke.

Du sizest und nähest und

kleidest

Mich und dich und auch wohl noch ein Drittes darein. Bilder der Hoffnung, täuschet mein Herz! O mäßiget, Götter,

Diesen gewaltigen Brand, der mir den Busen durchtobt! Aber auch sie verlang' ich zurück, die schmerzliche Freude, Wenn die Sorge sich kalt, gräßlich gelassen, mir naht. Nicht der Erinnyen Fackel, das Bellen der höllischen

Hunde

Schreckt den Verbrecher so, in der Verzweiflung Gefild, Als das gelass'ne Gespenst mich schreckt, das die Schöne von fern mir

Zeiget: die Thüre steht wirklich des Gartens noch auf! Und ein Anderer kommt! Für ihn auch fallen die Früchte! Und die Feige gewährt stärkenden Honig auch ihm ! Lockt sie auch ihn nach der Laube? und folgt er? O, macht mich, ihr Götter,

Blind, verwischet das Bild jeder Erinnrung in mir! Ja, ein Mädchen ist sie! und die sich geschwinde dem Einen Giebt, sie kehrt sich auch schnell zu dem Andern herum. Lache nicht dießmal, Zeus, der frechgebrochenen Schwüre! Donnere schredlicher! triff! Halte die Blize zurück! Sende die schwankenden Wolken mir nach! im nächtlichen Dunkel

Treffe dein leuchtender Bliß diesen unglücklichen Mast! Streue die Planken umher, und gieb der tobenden Welle Diese Waaren, und mich gieb den Delphinen zum Raub!

Nun, ihr Musen, genug! Vergebens strebt ihr zu schildern, Wie sich Jammer und Glück wechseln in liebender Brust.

Heilen könnet die Wunden ihr nicht, die Amor geschlagen ; Aber Linderung kommt einzig, ihr Guten, von euch.

Der neue Pausias und sein Blumenmädchen.

Pausias von Sichon, der Maler, war als Jüngling in Glyceren, feine Mitbürgerin, verliebt, welche Blumenkränze zu winden einen sehr erfinderischen Geist hatte. Sie wetteiferten mit einander, und er brachte die Nachahmung der Blumen zur größten Mannichfaltigkeit. Endlich malte er seine Geliebte, sigend, mit einem Kranze beschäftigt. Dieses Bild wurde für eines seiner besten gehalten, und die Kranzwinderin oder Kranzhändlerin genannt, weil Glycere sich auf diese Weise als ein armes Mädchen ernährt hatte. Lucius Lucullus kaufte eine Copie in Athen für zwei Talente. Plinius B. XXXV. C. XI.

Sie.

Schütte die Blumen nur her, zu meinen Füßen und deinen! Welch ein chaotisches Bild holder Verwirrung du streust! Er.

Du erscheinest als Liebe, die Elemente zu knüpfen;

Wie du sie bindest, so wird nun erst ein Leben daraus. Sie.

Sanft berühre die Rose, sie bleib' im Körbchen verborgen; Wo ich dich finde, mein Freund, öffentlich reich' ich sie

Er.

dir.

Und ich thu', als kennt' ich dich nicht, und danke dir

freundlich;

Aber dem Gegengeschenk weichet die Geberin aus.

Sie.

Reiche die Hyacinthe mir nun, und reiche die Nelke,

Daß die frühe zugleich neben der späteren sey.

Ex.

Laß im blumigen Kreise zu deinen Füßen mich sißen,
Und ich fülle den Schooß dir mit der lieblichen

Sie.

Schaar.

Reiche den Faden mir erst; dann sollen die Garten

Die sich von ferne nur sahn,

Er.

verwandten,

neben einander sich freun.

Was bewundr' ich zuerst? was zulezt? die herrlichen

Blumen?

Oder der Finger Geschick? oder der Wählerin Geist?

Sie.

Gieb auch Blätter, den Glanz der blendenden Blumen zu

mildern;

Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz.

Er.

Sage, was wählst du so lange bei diesem Strauße?

Gewiß ist

Dieser Jemand geweiht, den du besonders bedenkst.

Sie.

Hundert Sträuße vertheil' ich des Tags, und Kränze die

Menge;

Aber den schönsten doch bring' ich am Abende dir.

Er.

Ach! wie wäre der Maler beglückt, der diese Gewinde Malte, das blumige Feld, ach! und die Göttin zuerst!

Sie.

Aber doch mäßig beglückt ist der, mich dünkt, der am Boden

Hier sißt, dem ich den Kuß reichend noch glücklicher bin.

Er.

Ach, Geliebte, noch Einen! Die neidischen Lüfte des

Morgens

Nahmen den ersten sogleich mir von den Lippen hinweg.

Sie.

Wie der Frühling die Blumen mir giebt, so geb' ich die

Küsse

Gern dem Geliebten; und hier sey mit dem Kusse der

Er.

Kranz!

Hätt' ich das hohe Talent des Pausias glücklich empfangen; Nachzubilden den Kranz wär' ein Geschäfte des Tags! Sie.

Schön ist er wirklich. Sieh' ihn nur an! Es wechseln die

schönsten

Kinder Florens um ihn, bunt und gefällig, den Tanz.

Er.

In die Kelche versenkt' ich mich dann, und erschöpfte den

süßen

Zauber, den die Natur über die Kronen ergoß.

Sie.

Und so fänd' ich am Abend noch frisch den gebundenen Kranz hier;

Unverwelklich spräch' uns von der Tafel er an.

Er.

Ach, wie fühl' ich mich arm und unvermögend! wie

wünscht' ich

Fest zu halten das Glück, das mir die Augen versengt! Sie.

Unzufriedener Mann! Du bist ein Dichter, und neidest Jenes Alten Talent? Brauche das deinige doch!

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