CIV. Schmerz der Trennung. Bei jedem Lispeln Ist dann mein Schmerz! CV. Der Jüngling am Bache. Und er sah sie, fortgerissen, Und so fliehen meine Tage, Wie die Kränze schnell verblühn! Wieland. Fraget, nicht, warum ich traure Wenn der Frühling sich erneut. Mir den schweren Kummer nur. Was soll mir die Freude frommen, Sie ist nah und ewig weit. Nach dem theuren Schattenbild, Ach, ich kann es nicht erreichen, Und das Herz bleibt ungestillt! Komm' herab, du schöne Holde, Und verlaß dein stolzes Schloß! Streu' ich dir in deinen Schooß. Schiller. CVI." Das Mädchen aus der Fremde. In einem Thal bei armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr, Sobald die ersten Lerchen schwirrten, Ein Mädchen schön und wunderbar. Sie war nicht in dem Thal geboren, Beseligend war ihre Nähe, Und alle Herzen wurden weit; Doch eine Würde, eine Höhe Entfernte die Vertraulichkeit. Sie brachte Blumen mit und Früchte, und theilte jedem eine Gabe, Willkommen waren alle Gäste; Doch nahte sich ein liebend Paar, Dem reichte sie der Gaben beste, Der Blumen allerschönste dar. Schiller Die deutsche Muse. Kein Augustisch Alter blühte, Lächelte der deutschen Kunst; Nicht am Strahl der Fürstengunst. Bon dem größten deutschen Sohne, Bon des großen Friedrichs Throne Ging fie schußlos, ungeehrt. Nühmend darf's der Deutsche sagen, Höher darf das Herz ihm schlagen: Selbst erschuf er sich den Werth. Darum steigt in höherm Bogen, Darum strömt in vollern Wogen Deutscher Barden Hochgesang; Und in eigner Fülle schwellend Und aus Herzens Tiefen quellend, Spottet er der Regeln Zwang. Schiller Bierte Periode. Von Schiller's bis Goethe's Tode. CVIII. Singe, wem Gesang gegeben, In dem deutschen Dichterwald! Das ist Freude, das ist Leben, Wenn's von allen Zweigen schallt. Nicht an wenig stolze Namen Ist die Liederkunst gebannt; Ausgestreuet ist der Samen Ueber alles deutsche Land. Deines vollen Herzens Triebe Gieb sie keck im Klange frei! Säuselnd wandle deine Liebe, Donnernd uns dein Zorn vorbei! Singst du nicht dein ganzes Leben, Sing doch in der Jugend Drang! Nur im Blüthenmond erheben Nachtigallen ihren Sang. |