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Sheridan, Die Nebenbuhler. Bearbeitet von Engelbrecht und Bock. Es ist dies ein Hamburger Preislustspiel. 6 mal 1792-1810, Berlin 7 mal 1787-1814.

Cowmeadow, Alexina. Bearbeitet von Vulpius. 3 mal 1796-1797. Cumberland, Der Jude. 6 mal 1798–1812, Berlin, bearbeitet von Seydelmann. 139 mal 1798-1877.

Banks, Graf von Essex. Bearbeitet von Dyk. 8 mal 1791-1815, Berlin 27 mal 1787-1816.

Holcroft, Güte rettet. Bearbeitet von Huber und Vulpius. I mal 1794. Moore, Beverley oder der Spieler. Bearbeitet von Schröder. 1 mal 1794.

Otway. Das gerettete Venedig. Bearbeitet von Vallet. 2 mal 9 mal 1794-1795, Berlin 1797-1799 nach einer Bearbeitung von Iffland.

Alle diese englischen Stücke sind vor 1800 in das Spielverzeichnis aufgenommen und aufser denen von Sheridan noch im 18. Jahrhundert wieder abgesetzt worden. Es scheint also, als seien die Engländer von den Franzosen auf Goethes Spielplan abgelöst worden. Anders steht es mit Shakespeare. Freilich von der herrschenden Stellung, die er nachmals einnahm ist noch nicht viel zu spüren, aber an Anzahl der Stücke und Wiederholungen übertrifft er jeden andern Ausländer auf Goethes Spielverzeichnis. Shakespeare, Die Quälgeister. Bearbeitet von Beck. II mal 1796-1817 Berlin 58 mal 1796—1835.

do. Hamlet. Bis 1799 nach Eschenburg und Schröder, dann nach Schlegel. 20 mal 1792-1811. Berlin ebenfalls von 1799 an nach Schlegel.

do. König Johann nach Schlegel. 2 mal 1792-1806.

do. Heinrich IV, Teil 1, nach Schröder. 8 mal 1792-93.

do. Lear nach Schröder. 8 mal 1796-1816.

do. Der Kaufmann von Venedig. I mal 1812, Berlin von 1788 an.

do. Leben und Tod König Johanns. 2 mal 1791-1892. do. Macbeth nach Schiller. 1800-1810. Berlin von

1809 an.

9 mal

-

do. Othello nach Vofs. 6mal 1805 1808, Berlin 4 mal 1812-1813. do. Romeo und Julie nach Goethe. 9 mal 1812-1816. do. Julius Caesar, der in Mannheim in der Bearbeitung nach Wieland und Dalberg schon 1785 versucht worden war, nach

Schlegels Übertragung, vgl. Shakespearejahrbuch VII,63 Anm.,
Goethejahrbuch V,5. 3 mal 1803-1804.

Im Grossen und Ganzen also sehen wir, dafs Goethe bestrebt war, nur würdige Vertreter des Auslands auf seiner Bühne zuzulassen, dafs er in bescheidenem Masse der Vorliebe für die Romantik Rechnung trug, und dafs er bemüht war, keinerlei Richtung auf seinem Spielplan übermäfsig viel Raum zu gewähren. Also auch in dieser Hinsicht mufs Goethes Theaterleitung als eine musterhafte anerkannt werden.

Ich möchte mir noch eine kurze Berichtigung des Burkhardtschen Buches erlauben, welche sich auf die Druckfehler bezieht, die sich in dem Verfasserverzeichnis S. 150 ff. finden und zeitraubende Irrtümer veranlassen könnten.

Holbein 338 statt 339. Bei Holber ist der Stern zu streichen. Klähr 372 statt 337. Riemer 237 ist zu streichen. Schütze 314 statt 311. Sonnenleithner 503 statt 502. Steigentasch 341 zu streichen. Vogel 540 statt 539. Wolff 539 statt 540. Ziegler 199 zu streichen.

Breslau.

NEUE MITTEILUNGEN.

„Rostem und Suhrab"

im Nibelungenmass übersetzt von Friedrich Rückert.

Ein Fragment aus dem Nachlasse des Dichters.

Mitgeteilt von

Edmund Bayer.

V

on keiner seiner epischen Schöpfungen fühlte sich dem Anscheine nach Rückert je so wahrhaft befriedigt, wie von der dem Persischen des Firdausi nachgebildeten Heldengeschichte „Rostem und Suhrab" (1838), einem Werke, das er nicht für unwürdig hielt, neben Goethes Hermann und Dorothea" zu treten und gleich dieser mustergiltigen Dichtung ein Hausbuch des deutschen Volkes zu werden. In den Versen, welche er als die Widmung seiner Arbeit an den ehemaligen Altmeister von Weimar bezeichnete, spricht sich ein edles Selbstbewusstsein aus*):

An Göthe,

Widmung von Rostem und Suhrab.

Dis ist das erste Lied, das mir soweit gelungen,
Dass ich es hätte dir villeicht zu Dank gesungen.

Nun, wenn nicht dir zu Dank, zum Danke sing' ichs dir;
Ein Zeugnis des, was ich durch dich ward, bring' ichs dir.

Geworden wärst du uns Homer in bessern Zeiten;

O lebte mein Suhrab an deines Hermann Seiten!

*) Dieselben stehen im fünften Buche der „Mailieder“ (Mailieder in sechs Büchern. 1838. Haus- und Jahrslieder. Zweiter Band. Gesammelte Gedichte von Friedrich Rückert. Sechster Band. Erlangen. Verlag von Carl Heyder. 1838.) S. 355. Der Ausgabe von „Rostem und Suhrab" sind die Verse nicht vorgesetzt.

Leider zeigte sich das Publikum gegen die meisterhafte Umdichtung des persischen Hildebrandliedes teilnahmlos, ja ablehnend, so dass der Poet nicht umhin konnte, halb unmutig, halb scherzend auszurufen*):

Zu Rostem und Suhrab.

Dacht' ich Wunder, was ich hätte zu Wege gebracht,
Und hab's euch wieder nicht recht gemacht,

Da ich euch Rostem und Suhrab

Aus Fülle meines Herzens gab.

Ihr sprecht: Auf deutschen Bühnen

Was sollen die fremden Hünen?

Ich hoffte, was ich so menschlich gemacht,

Solltet ihr finden nicht ungeschlacht;

Nun aber sprech' ich kühner:

Statt meiner fremden Hünen empfehl' ich euch deutsche Hüner, Ihr lieben Enkel von Freia,

Lest zum Eiapopeia

Hinkel, Gokel und Gakeleia**)!

Nichtsdestoweniger blieb dem

enttäuschten

sein

Verfasser
Als er an die

„Rostem und Suhrab“ auch in der Folge teuer. poetische Bearbeitung des Lebens Jesu ging, jener „Evangelienharmonie in gebundener Rede", welche 1839 durch den Druck bekannt gemacht ward, schrieb er folgende Verse, in denen er das Verhältnis des persischen Recken zu der Lichterscheinung des Erlösers darlegt ***):

Schule.

In Suhrab hab' ich dis gelernt:
Gestalt von Grübelgeist entfernt,
Gestalt so fest wie Erz und Stein,
Durchsichtig doch kristallenrein.
Nun lern' ich, die dort Alles galt,
Hier auch verlernen die Gestalt,
Da ich das Leben dessen schreibe,
Der höher lebet als im Leibe.

Rückert hätte eigentlich darauf vorbereitet sein sollen, dafs man seinen dem Orient entlehnten Dichtungen nicht mit derjenigen Anerkennung entgegenkam, welche dieselben verdienten; man wandelte damals noch zum Teil in dem Irrgarten der Romantik und sang lieber bei mittelalterlicher Mondscheinbeleuchtung spanische Lieder zur Guitarre oder liefs sich durch ein empfindsames Theaterstück zu

*) A. a. O. S. 355 fg.

**) Ein vortreffliches Märchen von Cl. Brentano, das allen Liebhabern der romantischen Poesie zu empfehlen ist. Rückert. ***) A. a. O. S. 358.

Tränen rühren, falls man es nicht vorzog, sich in den Strudel der Politik zu stürzen, als dafs man dem Morgenland einige Teilnahme gewidmet hätte. Bezeichnend für die angedeutete Stimmung ist der nachstehende Ergufs aus einem Briefe Rückerts an seinen Freund, den Historiker J. F. Böhmer in Frankfurt am Main, welch' letzterem er von Erlangen aus unterm 10. März 1830 schrieb*):

„Was ich selbst noch zu leisten hoffe, ist eine vollständige Übersetzung der unter dem Namen Hamâsa bekannten Sammlung alt-arabischer Volkspoesieen, ein Schatz, dergleichen kaum sonst ein Volk aufzuweisen hat, nun im Original herausgegeben von Freitag in Bonn, der auch eine lateinische Übersetzung dazu liefern wird, die gewifs ebenso gelehrt auställt als untauglich, den poetischen Gehalt herauszustellen, was ich mir vorbehalten glaube. Ich bin auch wirklich mit der Arbeit schon fertig, und habe vorläufig einen Verleger dazu, wenn auch nur ein Publikum! denn es wurmt mich manchmal, was der unver . . . . . Brentano (den Du schönstens von mir grüssen wirst) mich auf dem Dampfschiff (wenn Du's gehört hast?) fragte, ob denn dergleichen auch noch gelesen werde? Nun, liest er dergleichen nicht, so lese ich nicht seine gespenstischen Romanzen, und so können wir immer gute Freunde bleiben . . . .“

So weit die Briefstelle. Wenn nun selbst ein so hochgebildeter Mann, wie Clemens Brentano, der Mitherausgeber jener unschätzbaren Sammlung deutscher Volkslieder, welche den Namen „Des Knaben Wunderhorn" führt, so oberflächlich von arabischer Poesie reden konnte, wie wollte man es einer an den Genufs litterarischer Wassersuppen gewöhnten Menge verdenken, dafs sie sich von der gediegenen Kost, die man ihr bot, ängstlich abwandte, in der Meinung, dieselbe sei für ihren Magen zu schwer **)? Rückert aber, der gelehrte Kenner der Weltlitteratur, wufste, welche Schätze die orientalischen Goldminen bergen; und speziell das iranische Epos hatte er im Auge, wenn er ausrief***):

Heldenleben.

Das ist des alten Heldenlebens Geist,
Dafs, wie du immer ihm entfremdet seist,
Du dich ergriffen von der Herrlichkeit,
Erschüttert fühlst, erhoben und geweiht,

*) Beyer, Dr. C., Friedrich Rückert. Ein biographisches Denkmal. Frankfurt a. M. 1868. S. 192.

**) Sogar von seiten der wissenschaftlichen Erforscher des Orients scheinen Rückerts Umdichtungen nicht immer bedingungslos acceptiert worden zu sein. So schrieb Heinrich Wuttke 1855 in einer Abhandlung „Über Hammer-Purgstall's Literaturgeschichte der Araber" (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band IX, S. 136 ff.): im verwichenen Menschenalter mochten Rückert's Verdeutschungen, von dieser Seite betrachtet [d. h. als Arbeiten, die den Zweck hatten, zum Studium des Orients anzuregen], aufserordentlich schätzenswert und wirkungsreich sein". Volle Anerkennung wird also auch hier nicht gezollt,

***) A. a. O. S. 356.

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