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und „Die bulhafftige Mutter" (La mère coquette, des Dichters bestes Stück), im zweiten Band „Der Vnbesonnene Liebhaber" (L'amant indiscret). Nach J. te Winkel wurde in dem Zeitraum von 1629 bis 1763 eine Reihe Calderon'scher Stücke aus französischen Übersetzungen ins Holländische übertragen, so La gran Cenobia, La dama duende, El alcaide de sí mismo, El mayor monstruo los celos, En esta vida todo es verdad y todo es mentira, El astrologo fingido und El mayor encanto amor.

3. Eifersucht das gröfste Scheusal.

Original: Calderon, El mayor monstruo los zelos.

Auch von diesem Stück existiert eine französische Bearbeitung, Tristans Marianne 1636*). Allerdings wurde die ältere Fassung des spanischen Originals unter dem Titel El mayor monstruo del mundo erst 1637 gedruckt; doch werden in einer Loa sacramental von Lope de Vega, der am 21. August 1635 starb, u. A. auch die zwei comedias La vida es sueño und El mayor monstruo del mundo erwähnt; beide Stücke müssen also vor dem 21. August 1635 verfasst sein **). Eine italienische Prosaübersetzung u. d. F. Mariene lieferte der uns späterhin noch begegnende G. A. Cicognini ***).

4. Die grofse Königin Semiramis.

Original, nach Heine: Calderon, La hija del aire.

Mir ist es indessen noch zweifelhaft, ob das deutsche Stück nach Calderons Drama angefertigt war. Es existierten nämlich noch zwei spanische Dramen, die diesen Stoff behandeln, und deren Titel dem oben angeführten des deutschen Stückes weit mehr gleichen, als der Titel des Calderon'schen Dramas. Das eine ist von Cristoval de Virues (gestorben um 1610), heifst La gran Semiramis und wurde von Calderon für seine weit vollendetere Dichtung benutzt. Das andere ist von Lope de Vega und wird im Verzeichnis der Comödien Lopes in der Vorrede zu seinem Peregrino en su patria unter dem Namen La Semiramis aufgeführt, scheint indessen heute nicht mehr vorhanden zu sein.

*) S. Schack, Gesch. d. dramat. Lit. u. Kunst in Spanien, Nachtr. S. 104.
**) S. Klein, Gesch. des Dramas XI. 2 S. 553 f.

***) S. Klein a. a. O. V. S. 718.

5. Prinz Sigismund von Pohlen.

Original: Calderon, La vida es sueño.

Heine giebt hier an, dafs die holländische Bearbeitung dieses Dramas: Prince Sigismundus von Pohlen 1654 in Hamburg aufgeführt worden sei. In Buchform erschien das Stück schon 1647 zu Brüssel unter dem Titel: Het leven is maer droom*).

6. Unmögliche Möglichkeit.

Original: Lope de Vega, El mayor imposible.

Erwähnt sei, dafs Boisroberts La folle gageure (1650) der spanischen Comödie nachgebildet und dafs auch die Intrigue von Moretos No puede ser guardar una muger ganz dem älteren Stücke Lopes entlehnt ist, nur dafs Moreto die Handlung nicht an einem Hofe, sondern ganz in bürgerlichen Verhältnissen spielen läfst**). Auch Molière hat in L'école des maris Lopes Stück benutzt. Moretos Comödie wiederum diente als Vorbild für Dumaniants Stück Guerre ouverte (deutsch bearbeitet von L. F. Huber: Die offene Fehde. Mannheim 1788***) und für Crownes Sir Courtly Nice, or it cannot be. Letztere englische Bearbeitung wurde auf besonderen Wunsch Karls II. vorgenommen; unser F. L. Schröder formte aus ihr sein Lustspiel: Die unmögliche Sache *** *).

7. Der verwirrte Hof von Belvedere.

Original: Lope de Vega, El palacio confuso.

Dieses Stück benutzte Corneille zu seinem Dom Sanche d'Arragon. Dagegen scheint mir die von Bolte†) angezogene, am 22. Januar 1742 in Frankfurt a. M. gegebene Comödie: „Eine gantz neue auserlesene, aus denen Spanischen Historien gezogene Haupt- und Staats-Action Betitult: Ein guter Regent kommt von dem Himmel“ nach dem Stück des Rodrigo de Herrera (gestorben 1641): „Del cielo viene el buen rey angefertigt" zu sein++). 1622 wurde im königlichen Schlofs zu Madrid eine Komödie „El rey angel“ gespielt. Der 43. Band der Comedias de diferentes autores, Saragossa 1650 enthält u. A.

*) Vgl. Günthner, Calderon u. s. Werke, Freib. 1888, Bd. II S. 299. **) Diese und einige der folgenden Angaben nach Schack a. a. O. ***) Vgl. Dorer, Die Lope de Vega-Litteratur in Deutschland. Zürich 1877. †) Anzeiger f. d. Altert. u. d. Litt. Bd. XIII S. 111.

††) Inhaltsangabe bei Schack, Bd. II S. 639.

El demonio en la muger y primera parte del rey Angel

de Sicilia

El principe demonio y segunda parte del rey Angel

de Sicilia

de

Antonio de Castro. Die Kataloge Medels del Castillo und La Huertas schreiben diese beiden Teile dem Don Juan de Moxica zu, welch letzterer auch wirklich in einer der kaiserlichen Bibliothek zu Wien gehörigen, ziemlich alten Ausgabe dieser beiden Stücke als Verfasser derselben genannt wird*).

Bei dieser Gelegenheit sei gleich ein Irrtum Boltes berichtigt. Rotrous Laure persécutée ist nicht, wie man, durch den Titel verführt, annehmen möchte, Lopes Laura perseguida (s. Schack, Nachtr. S. 104), sondern wahrscheinlich nach Guevaras Reinar despues de morir gearbeitet.

8. Essex.

Original: Coello, Dar la vida por su dama.

Erwähnt sei, dafs aufser Th. Corneille noch zwei französische Dramatiker einen Essex schrieben, La Calprenède 1638 und Claude Boyer 1672 oder 1678. Vielleicht hat einer der Letzteren nach dem spanischen Stück gearbeitet.

Zu diesen acht spanischen Dramen gesellen sich nun noch verschiedene andere, über welche ich im Folgenden unter gleichzeitigem Nachweis mehrerer französischer und italienischer Stücke im Spielverzeichnis der deutschen Wandertruppen berichten will.

Michael Daniel Drey reichte dem Magistrat der Stadt Lüneburg am 8. September 1666 eine bei Gaedertz**) und Creizenach***) abgedruckte demonstratio actionum ein, auf welcher sich auch die oben schon erwähnten Dramen Aurora und Stella, Prinz Sigismund von Pohlen, sowie Der verwirrte Hof befanden, und aus welcher ich die folgenden Stücke hervorhebe:

Von Don Gaston von Mongado, eine spanisse begebenheit, wirt sonst genandt der streit zwiszen Ehr undt Liebe.

Hier möchte man zunächst an Calderons Lances de amor y fortuna denken, da auch dort (wenigstens in der von der von Heine be

*) Münch-Bellinghausen, Über die älteren Sammlungen spanischer Dramen. S. 125. **) Archival. Nachrichten über die Theaterzustände von Hildesheim, Lübeck, Lüneburg im 16. und 17. Jahrhundert. S. 99 ff.

***) Die Schauspiele der englischen Komödianten. S. XXX f.

sprochenen holländischen Bearbeitung) der Held ein Prinz von Moncade ist, allerdings Rogier mit Vornamen. Auch der zweite Titel: Der Streit zwischen Ehre und Liebe, weist auf obige comedia; in dem von Meissner*) mitgeteilten Komödienverzeichnis nämlich steht: Glück und Liebestück: oder die beiden verliebten Kögl. Schwestern aus Barcelona oder der Wettstreit zwischen Liebe und Ehre. Allerdings war dieser letztere Titel damals überhaupt sehr beliebt. (So übersetzte Greflinger Corneilles Cid unter dem Titel: Die Sinnreiche Tragicomoedie, genannt Cid., ist ein Streit der Ehre und Liebe. Goedeke**) führt an: Andreas Rihlmann, Politischer Tractat von Staats- und Liebes-Sachen, welche mit sich führen den Krieg defs Streits der Ehr und Liebe, zwischen den Cavalliren, Courtisanen und Damen. Franckfurt und Hamburg 1664. Darin 35 Lieder und die Schauspiele: Veränderung des Glücks und Unglücks in Regiments-Sachen, und: Comödia von der fleischlichen Augenlust eines hoffärtigen Lebens. Pierre du Ryer schrieb ein Stück: Alcionée ou le combat de l'honneur et de l'amour (1639). In Frankfurt gelangte 1741 eine Haupt-Aktion zur Darstellung, genannt: Der Wettstreit zwischen Ehre und Liebe oder Gerechtigkeit erhaltet Cron und Scepter, dargestellet: In dem jungen Keyser Ardemio). Allerdings wird ja ferner auch Aurora und Stella später noch besonders in dem Dreyschen Verzeichnis angeführt. ***) Indessen haben wir es hier mit keinem der genannten Dramen zu tun. Das Original der deutschen Bearbeitung ist: Il D. Gastone di Moncada, opera scenica von Cicognini. †) Hier haben wir also aufser den von Heine bereits aufgeführten Dramen L'Adamira und Gelosia fortunata noch ein

*) Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft, Bd. XIX S. 152.
**) Grundrifs, 2. Aufl. Bd. III S. 222.

***) Es ist indes wohl denkbar, dafs der Schauspieldirektor dasfelbe Stück mit verändertem Titel noch ein zweites Mal in sein Spielverzeichnis aufnahm, um dasfelbe auf diese Weise gröfser erscheinen zu lassen. Vermutet doch auch Meifsner, dafs ein auf dem von ihm veröffentlichten Verzeichnis stehendes Stück: Der gedreue, falsche und simulirente Freund, auch wiederum Aurora und Stella sei. Fast scheint es, als ob Gryphius sich über dieses Gebahren der Wandertruppen, mehr zu versprechen, als sie halten konnten, habe lustig machen wollen, wenn er im Peter Squenz die Handwerker dem Könige ein langes Schauspielverzeichnis vorlegen läfst, während sie doch nur die lustig-traurige" Geschichte von Pyramus und Thisbe mit Mühe und Not einstudiert

haben.

†) Venetia 1674. Diese Ausgabe befand sich in Tiecks Bibliothek. Siehe den Katalog seiner Büchersammlung, Berlin 1849, S. 162 Nr. 3629.

drittes Stück des fruchtbaren italienischen Autors, das in Deutschland zur Aufführung gelangte. Ein viertes ist: La moglie di quattro mariti, opera tragica (Inhalt bei Klein a. a. O. Bd. V S. 707 ff.), das am 6. November 1741, sowie am 7. und 28. März 1742 (an letzterem Tage unter dem Titel: Der verliebte Secretarius, oder: Die viermahlige Braut Ernelinde) in Frankfurt a. M. dem Publikum vorgeführt wurde.*) Auch auf Meifsners Komödienverzeichnis steht als Nr. 95: Die 4mal braut Elinde. Im Druck erschien 1665 zu Rudolstadt: Ermelinde, oder die viermal Braut. Ein Mischspiel. (Gottsched, Nöthiger Vorrath etc. S. 218. Der Druck wird schon von Meifsner angeführt.)

Vom Könnich Eduardo tertio ausz Engelandt, wirt sonsten genandt der beklegliche zwanck.

Dieser Titel ist dadurch merkwürdig, dass in ihm die Titel zweier Dramen verschmolzen sind. Das erste, Eduard III., von Tieck als Shakespearesches Stück übersetzt, behandelt in den beiden ersten Akten die Liebe des Königs zu der Gräfin Salisbury. Calderon hat den Stoff ebenfalls, jedoch mit anderem Ausgang, bearbeitet in Amor, honor y poder. Quelle beider Dramen war eine Novelle Bandellos (Th. II Nov. 38). Von Franzosen schrieben La Calprenède und später Gresset, von Deutschen Ayrer und später Weisse Dramen unter obigem Titel. Von Philipp Waimer zu Danzig erschien 1591: Elisa. Ein Newe und lüstige Comoedia von Eduardo dem Dritten dieses Namens, Könige in Engellandt, Und Fraw Elisen einer gebornen Gräffin von Warwitz. **)

Wahrscheinlicher indefs ist, dafs Dreys Repertoirestück Lope de Vega's Fuerza lastimosa war und der in dieser comedia vorkommende König von Irland in der deutschen Bearbeitung in einen englischen König Eduard III. umgewandelt wurde. Lopes Drama war damals in Deutschland schon bekannt. Ca. 1660 wurde es zum Beispiel am Hofe des Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg zu Güstrow von der Stielerschen Truppe gegeben. Der Zittauer Rektor Christ. Keimann liefs bereits am 5., 6. und 7. März 1658 zu Zittau vier Stücke, darunter „Der klägliche Bezwang" aufführen. Noch früher, schon im Jahre 1645, gab Harsdörffer eine Bearbeitung des

*) Mentzel, Geschichte der Schauspielkunst in Frankfurt Seite 465, 466.

**) Heyse, Bücherschatz, S. 145 Nr. 2192.

a. M. Seite 458.

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