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Busätze und Berichtigungen.

Pag. 1 3. 12 statt schlossen sie mit der größten Sorgfalt ihre Lehren im Busen ihres Ordens ein, lies: hielten sie ihre Lehren mit der größten Sorgfalt in den Mysterien ihres Ordens verschlossen.

Nota 1. Bard, felt. Sänger: A. Thierry, Histoire de la Conquête de l'Angleterre par les Normands giebt die gälische, ebenfalls von Owen Pugh angenommene Schreibart: beirrd; bard sareiben auch Boiste und Bruce-Whyte. Pag. 2.3. 28 statt: weil gewöhnlich die meisten Philologen lies: weil die meisten Philologen. Pag. 3 3. 18. In jedem Lande bewahrt stets ein Volk u. f. w. lies: In jedem Lande bewahrt ein Volk, das einem Sieger anheim fällt, stets die herkömmlichen Eigenthümlichkeiten u. s. w. Pag. 43. 16 gänzlich untergegangen war. 1) Als Nota folgendes Zitat aus Bernhardy, Stellung der römischen Literatur zur Gegenwart: „Die literarischen Umwälzungen in Cicero's und Augustus' Zeiten, sind durch hervorragende Geister eingeleitet und vertreten worden, doch im Einverständniß mit einer erlesenen, wohl befähigten Genossenschaft. Es waren lebhafte Kämpfe, die im Angesichte der Widerstrebenden meistentheils auf dem praktischen Felde ausgefochten wurden; ihr Sieg führte neue Gefeße und Autoritäten herbei, Studien und Geschmack suchten sich andere Werkstätten, die Sprachbildung wechselte nach allen Seiten des lerikalischen und phraseologischen Vorraths hin, in Sazban, rhetorischen Mitteln und durchweg in Färbung des Ausdrucks. Diese Erscheinungen müssen vielfach an den konvenzionellen Gang der französischen Literatur und Sprache erinnern; zumal, wenn man bedenkt, daß auch deren Schicksal an die Hauptstadt, an gesellige oder akademische Vereine, an Festseßung eines aristokratischen Sprachgebrauchs, überhaupt an Einflüsse der subjektiven Willkür und Mode geknüpft war; freilich überall an einen von oben her erzwungenen Stempel, der in abstrakte Geschliffenheit ausging, während die Römer einer innern Nothwendigkeit sich fügten, und weder einen abgeschlossenen Koder des Sprach. schazes, noch einen Kreis heiliger Autoritäten anerkannten.

Pag. 5 §. 3 Zeile 11, in einigen (dafür lies: den) Klöstern 3) Note. Karl der Große verschrieb auch aus Rom Sprachgelehrte und Mathematiker. Er richtete neue Schulen und Seminarien in den Klöstern auf und stellte die eingegangenen wieder her. Rechenkunst und Arzneikunde, eine freilich bizarre Zusammenstellung, wurden der Jugend im frühsten Alter schon gelehrt. Auch über Sachsen verbreitete sich seine Sorgfalt, und fränkische Lehrer unterrichteten die sächsische Jugend. Auch die Söhne der vornehmen Laien mußten diese Lehranstalten besuchen. Karl examinirte oft selbst in denselben; er fand aber meistens, daß die Sohne der Großen Nichts gelernt hatten (Monachus Sangallensis I. c. 7.). In Osnabrück wurde eine lateinische und eine griechische Schule errichtet. Karl wurde sogar der Stifter einer Hofakademie, deren Mitglied er war, und die unter der obersten Leitung Alkuins stand. Karl figurirte darin unter dem Namen David; Alkuin hieß Flaccus Albinus. Er arbeitete mit diesem Lestern an einigen gelehrten Werken, und namentlich an einer Sprachlehre. Hauptsächlich wirkte er dabei auf Verbesserung in den Buchstabenformen. Die bisherigen Schriftzüge im Fränkischen, die sogenannte merowingische Schrift, waren durch ihre krüppelhafte Gestalt den Augen höchst widerlich. Er würde darum der Schöpfer einer neuen Buchstabenschrift, wozu er altlateinische Handschriften benußte. Diese, so ent standene karolingische Schrift war runder gestaltet, für das Auge wohlthuender und leichter zu lesen. Sie wurde bald überall angewendet und dauerte, immer mehr verschönert, bis in's XII. Jahrhundert fort, wo sie der gebogenen, schwerfälligen aber deutlichen Schrift der Päpste Plaß machte. Noch später ärtete sie in Ecken aus, und wurde so immer verfünftelter und schlechter. Die sogenannte gothische Schrift in den Büchern ist ein Ueberbleibsel davon.

Karl lernte selber schreiben, was damals als etwas Außerordentliches angesehen wurde. „Er habe," sagt Eginhard, es darin nicht weit gebracht, weil er zu spät angefangen," und seben wir hinzu, weil seine Finger durch die steten schweren Waffenübungen vielleicht zu steif geworden sein mochten. Er gab auch den Monaten deutsche Namen, die wir hier in der alten Sprache angeben: Wintarmanoth (Januar), Hornung (Februar), Lentzinmanoth (März), Ostarmanoth (April), Winnemanoth (Mai), Brachmanoth (Juni), Heuvimanoth (Juli), Aranmanoth (Erntemonat, August), Witumanoth (Wiesermonat, September) Windumemanoth (Oktober), Herbistmanoth (November), Heilagmanoth (Dezember.). —

Ueber Alkuin giebt uns Dr. Fr. Lorenz (Alkuins Leben, Halle bei Kümmel 1829) sehr interessante Notizen. Wir entnehmen Folgendes im Auszuge daraus: Karl hatte diesen berühmten Gelehrten auf dessen Reise nach Italien kennen gelernt, und von ihm das Versprechen eines Besuchs auf dem Rückwege erhalten. Alkuin hielt Wort, und von dieser Zeit an war er Karl's unzertrennlicher Begleiter. Diesem war er völlig unentbehrlich geworden, nicht bloß wegen seiner Gelehrsamkeit, sondern auch wegen seiner theologischen Ansichten und liebenswürdigen Eigenschaften. Er blieb stets als einfacher Geistlicher bei Karl, indem er, frei von Ehrgeiz, diesem persönlich anhing, und seine Kräfte blos dem stillen Wirken in sittlicher und wissenschaftlicher Hinsicht weihte. Zulezt nahm er die Abtei von Tours blos darum an, um auf die Vervollkommnung der dortigen Schule einwirken zu können. Alkuin war ein Schüler Beda's, jenes Astronomen, der die Rechnungsart nach Christi Geburt begründete, die nachher ziemlich allgemein angenommen wurde.

Alkuin war 735 zu York geboren, und ein Verwandter des heiligen Willibrord. Er starb den 19. Mai 804. Er war Lehrer Karl's und der königlichen Familie. Seine Verdienste bestanden unter Anderm darin, daß er über die Genauigkeit bei den Abschriften der gelehrten Werke sorgfältigst wachte. In dem Kloster des heiligen Martin in Tours war ein eigener Saal des Museums für die Abschreiber bestimmt. An der Wand waren Verse aufgehängt, die es ihnen zur dringenden Pflicht machten, keine Worte nach eigenen Einfällen einzuschalten, und sich beim Schreiben nicht zu übereilen. Er verfertigte eine Orthographie. In der Schule zu Tours, deren Stifter Alkuin war, legte er eine Bibliothek an, die Anfangs gering, später durch Werke aus England, Italien, ja aus Konstantinopel vermehrt wurde.

Pag. 6. Zeile 8. das nächste Zeitalter 1) Nota.

Karl's Licht war nur das eines vorübergehenden Meteors. In dieser Thatsache liegt aber kein Vorwurf für diesen großen Regenten. Karl that das Seinige. Allein seine Anstalten konnten nicht so fest begründet werden, um nach seinem Tode ohne seinen belebenden und stärkenden Geist in heilsamer Wirkung fortzubestehen, da sie selbst während seines Lebens nicht so gewesen, wie er sie wünschte. Aberglaube, durch unwissende und egoistische Priester genährt, seine vielen Kriege, dann die Mängel, mit denen solche Anstalten an sich noch behaftet sein mußten, endlich die spärliche Anzahl dieser Anstalten erklären den geringen Fortschritt der Wissenschaften und deren Verfall. Allein diese Anstalten leisteten doch Manches, und der unvergängliche Keim, der gelegt war, mußte sogar bei Abgang aller Pflege in der Zukunft gedeihliche Früchte hervorbringen und zur Reife kommen; unglücklicherweise that man aber unter den folgenden Karolingern nicht blos Nichts zu ihrer Förderung, sondern man arbeitete thätig an ihrer Zerstörung. Keiner von Karl's Dynastie hatte Sinn für Künste und Wissenschaften, sondern blind dem Mönchswefen ergeben, und in innere Zwiste sder in auswärtige Kriege verwickelt, hatten sie nur Sorge für ihre physischen Bedürfnisse; die intellektuellen lagen ihnen nicht an, sie blieben ihnen völlig fremd. Hätte jedoch der große Kaiser gar keine jener Anstalten hinterlassen, so würde unbezweifelt die Barbarei der folgenden Zeit noch fühlbarer sich erwiesen haben. Seine Hofakademie dauerte noch unter Ludwig dem Frommen und Karl dem Kahlen fort. Auch gedachte der Erstere manchmal der Schulen, und Letterer, ein persönlicher Freund derselben, that Einiges für sie, was indeß bloß zum Vortheil für Frankreich war. Als nach ihm die Nazion in die alte Barbarei zurückfiel, fand man nur noch in den Klöstern Spuren von Künsten und Wissenschaften. Dies waren aber bloß Ueberbleibsel, die einen um so betrübendern Anblick gewährten, je mehr man inne ward, wie sehr sie unter dem klösterlichen Zwang Noth gelitten hatten und wie sehr alles Leben, aller Geist und jedes, auch das geringste Zeichen griechischer und römischer Bildung von ihnen gewichen waren.

A. Thierry, Histoire de la Conquête de l'Angleterre par les Normands behauptet, Karl der Große habe nie Französisch gesprochen und wenig für Frankreichs Bildung gethan. Wir überlassen es unserm Leser, ein Urtheil über folgendes aus Thierry's Werke entlehnte Zitat zu fällen: Les souvenirs attachés à un nom dont la splendeur n'était pas encore éteinte, firent regarder le nouveau César comme supérieur à tous les rois. Karl ne se reposa point cependant sur le seul pouvoir de cette influence morale, et, pour aider les peuples à la ressentir plus profondément, il passa sa vie en armes, parcourant presque tout le midi de l'Europe à la tête de ses bandes teutoniques, fesant entendre le sons de la langue tudesque aux habitants des rives de la Méditerranée, mais ne parlant jamais leur langue, et ne daignant quelque leur langue, et ne daignant quelque fois quitter son idiome maternel (Eginhard inter scriptor. rerum francicarum V.) que pour l'idiome classique des savants et des prêtres. Il établit des écoles de ce dernier langage jusque dans sa ville impériale d'Aix. Mais dans ses plans, trop vantés, de culture littéraire, jamais il ne s'occupa ni des Gaulois, ní de la Gaule qu'il regardait comme une contrée étrangère (Monachus San-Gallensis, passim; - Eginhard), où il ne prenait ni généraux, ni guerriers, dont il n'estimait que les forêts pour ses chasses d'automne (ibid), et les domaines pour leurs revenus qu'on lui voiturait chaque année dans ses résidences d'outre-Rhin, à Munster ou à Paderborn. S'il s'occupa quelque fois des vieilles cités gauloisés, ce fut pour y faire enlever par force de bons ouvriers en armes et en étoffes, qu'il attachait comme serfs à la glèbe de ses domaines. (Diplomata Caroli Magni apud scriptor. rer. francic. Ermoldi Nigelli carminis de Ludovico imperatore, lib. I. Script. rer. franc. tom. VI)"

tant qu'il tint son glaive suspendu sur la tête des nations du continent occidental, les nations restèrent unies malgré elles sous sa domination, étrangère pour toutes, hormis une seule. Mais elles rompirent cette fausse union le jour que le conquérant descendit en habits impériaux dans le caveau sépulcral de sa basilique d'Aix. Un mouvement spontané d'insurrection contre le nouvel empire se manifesta parmi les peuples d'origine diverse, de moeurs et de langage divers qui s'y trouvaient associés malgré eux. La Gaule tendit à se séparer de la Germanie, l'Italie à s'isoler de toutes les deux. Chacune de ces grandes masses d'hommes, en s'ébranlant, entraîna dans sa cause la portion du peuple

conquérant qui habitait au milieu d'elle, comme dominatrice du sol, et avec des titres de puissance et d'honneur, soit latins soit germaniques (Duces, comites, judices, missi, praefecti, praepositi; grafen, markgrafen, fandgrafen, tungrafen, heretogen, rachenburger, scheppen, sensschalken, maereschalken &c.)."

Pag. 6 3. 28. lies statt ein großer Umstoß: ein großer An- und Umsturz rief das Licht 2.
Pag. 9 3. 9, bewaffnet hielt, lies: bewaffnet gehalten hatte.

Pag.
3. 11, war es schon erwiesen worden, lies: hatte es sich schon herausgestellt.
Pag. 11 3. 2, zwischen Edle und Volk, lies: zwischen Edlen und Volk.

3. 7, nachdem der große Saladin, lies: später, als der große Saladin.

3. 21, nicht als Folge des Lehnswesen, lies: nicht als Folge des Lehnwesens. Pag. 17 3. 25, und worin eine pedantische Unwissenheit die Irrthümer gehäuft hat, lies: Irrthümer auf Irrthümer gehäuft hat.

Pag. 18 3. 15 der neuen Klassen, lies der neuen Volkskassen des dritten Standes.

3. 24, Man trifft Leben in ihnen sowohl als im lezten Historikers; lies: Man trifft Leben in ihm sowohl, als in der lezten Geschichtschreiberin.

Pag. 19 3. 34, Die Troubadours und Touyères, d. h. die Dichter der De- und Oil-Sprache, herrschten die ersten im Süden, lies: die Troubadours waren die Dichter der Oc-Sprache, die Trouvères die der Oil-Sprache. Die ersten herrschten im Süden u. f. w.

Pag. 21 3. 3, liegt nur in Feinheit, lies: liegt in der Feinheit.

3. 36, den schwarzgalligen, lies: und den schwarzgálligen.

Pag. 23 3. 32 lies: im Guiteklin seine langen Sachsenkriege

Pag. 24 3. 5 lies: Man sieht wie in den Romanen von Karl dem Großen

Pag. 25 3. 8, statt I Reali Francia de, lies: I Reali de Francia.

3. 14, statt gänzlich verfolgen wollte, lies: bis ans Ende verfolgen wollte. Pag. 26 3. 2, statt durch Selbstdenken angeregt, wird sie aber gelehrter, lies: aber durch Selbstdenken angeregt, wird sie gelehrter.

Pag. 26, 3. 8, statt erreicht sie, lies: erreicht diese Sprache.

Pag. 32, Nota 3, Perclus vom lateinischen perculsus. Da die französischen Etymologen über den Ursprung des Wortes perclus nicht einig sind und viele es als ein Synonym von percussus betrachten, so füge ich hier eine Note aus der von Herzog besorgten Ausgabe des Sallust bei, worin dieser Gelehrte den Unterschied der beiden lateinischen Wörter auseinanderseßt und auf das Bestimmteste erklärt: Percellere und percutere, fagt er, werden oft verwechselt; vergleiche Bremi zu Népos; Dion V. 3; Ducker zu Florus III, 16, 3; Ruhnk. zu Terent. And I, 98 sagte mit Recht: vulgares magistri contendunt, percussus ad corpus, perculsus ad animum referri. Daran denkt heutzutage freilich kein Mensch! Auch im Sallust ist die Lesart verschieden: Korte nahm percussi auf; Gerlach hat perculsi; für dieses stimmt 1) der Sprachgebrauch des Sallust an vielen andern Stellen, namentlich) Catilina 43 und Iugurtha 30, 40, 42, 58. 2) die wesentliche Differenz zwischen percellere i. e. affligere, graviter quocunque modo afficere, von starker langdauernder Bestürzung; percussus von fürzer yorübergehender Angst und Besorgniß. Wobei zu beachten, daß Cäsar percussus nur im materiellen Sinne gebraucht; vom Gemüthe sagt er perculsus; B. Civ. II., 12; Deorum ira perculsi, III. 47; perculsos atque informos hostes; B. G. VIII. 29: perculsae barbarorum turmae; V. 43: quo percusso at examinato. Zweifelhaft fönnte sein VIII. 19 wo perculsi und percussi in den Codd. wechseln. Doch gebührt dem ersten der Vorzug. 3) Jenes aberant, als Zeichen der Gewohnheit stimmt nun wohl für perculsi. Man hat noch nicht beachtet, daß metu percussus weniger wahrscheinlich ist, als perculsus. Metus ist schwächer als timor, terror; percussus wird von plöglichen. aber auch schnell vorübergehenden Schrecknissen gebraucht; metus ist fortdauernde Gemüthsstimmung; perculsus aber das deutsche niedergeschlagen, er schüttert, so daß der Muth benommen ist; percussus dagegen getroffen, betroffen. Gellerts Fabeln: der arme Schiffer:

Der Schiffer sieht ihn an und schweigt betroffen still, dagegen Schiller: Braut von Messina, am Schluß:

Erschüttert steh' ich, weiß nicht, ob ich ihn
Bejammern oder preisen soll sein Loos.

Pag. 34, Bemerkung zur Zeile 34. Balzac wollte einst dem Voiture 400 Thlr. abborgen. Dieser lieh ihm dieselben augenblicklich und schickte den ihm von Balzac ausgestellten Schuldschein mit folgender Bemerkung zurück: „Je Soussigné confesse devoir & Mr. de Balzac la somme de huit-Cents écus, pour le plaisir qu'il m'a fait de m'en emprunter quatre-Cents.",

Pag. 34 3. 43. Souffrir, das hier so viel als laisser bedeutet, wird nicht mehr in dieser Bedeutung mit Infinitiven zusammengeseßt. Ist es mit être verbunden, so folgt die Präposition de darauf: L'amour propre ne peut souffrir d'être raillé. Es ist subjektives und objektives Verb; im ersten Falle bedeutet €8 tolerer, endurer: Il faut sa voir souffrir, im legten endurer, supporter: souffrir la fatigue, le mal, du retard, l'épéron, (legteres, in der Reitkunst gebraucht, bedeutet ein Pferd, das dié Sporen nicht fühlt.)

Chemals bedeutete es auch remplir (Siehe Seite 40, Note 4), permettre, dann hatte es dé nad) sid): Jusques à lui souffrir en cervelle troublée de courir touts les bals et les lieux d'assemblé (Molière.) Pag. 35 3. 35. Hormis. Dieses im Altfranzösischen hors-mis, horsmis geschriebene Wort bietet eine sehr dunkle Etymologie dar; aus dem lateinischen kann es unmöglich entstanden sein, denn alle ähnlichen Worte haben eine ganz verschiedene Bedeutung. Es ist vielleicht aus dem alten Worte fors (pon foras) und dem Partizipium von mettre (mis) entstanden; hierauf führt die ältere Schreibart; und die Bedeutung. In der alten Sprache sagte man il fu fors-mis ftatt il fut mis dehors; fors verwandelte sich in hors, daher die Schreibart hors-mis, horsmis, die in neuerer Zeit das s ausstieß und sich in hormis umgestaltete.

Man hat im Altfranzösischen emmy und parmy, die eine ganz verschiedene Bedeutung haben und gleichfalls getrennt wurden. (En my le chastel en estant (se trouvant entre le château) Rom. de Percival. Et ferir le volt par mi li cors (il veut le frapper par le milieu du corps) Li Rois. Ersteres stammt von in medio, lesteres von per medium ab. Die Schreibart my und mis (obgleich) in der alten Sprache das y oft in i überging) weiset schon auf ganz verschiedenen Ursprung; wir haben leider keine weitere Forschungen darüber anstellen können.

Pag. 36 3. 18. Se rendre admirable statt se faire admirer, être admiré ist nicht mehr gebräuchlich; ehemals und selbst noc) zu Voltaire's Zeiten sagte man so. (Siche Parallèle de G. d'Orange) admirable aux étrangers, wo admirable auf Personennamen direkt bezogen ward. Heutzutage gebraucht man admirable 1) vor Infinitiven: C'est admirable à voir; 2) auf ein Personen-Pronomen bezogen: il est admirable; 3) statt bon, excellent: On le trouve admirable; une femme admirable; 4) als Substantiv: l'admirable. Patru's Saz wäre also folgendermaßen zu verbessern: il se fit tellement admirer par toute la cour et le peuple d'Angleterre, qu'en effet ce héros &c.

Rémy, Science de la Langue Française, Paris 1840 giebt dem Worte admirable die Präposition pour als Rekzion und führt folgendes Beispiel an: Tant la conduite de Dieu est admirable pour faire concourir toutes choses à la gloire de sa vérité. Er hat sich aber geirrt, denn pour gehört nicht zu admirable, sondern zu dem darauf folgenden Adverbialsage, der auch mit andern Worten hätte ausgedrückt werden können: car elle fait concourir toutes choses &c.

Pag. 36 3. 28 Déserteur. Dieses Wort, das jezt einen Soldaten bezeichnet, der die Fahne verläßt und Reißaus nimmt, wurde ehemals im liturgischen und juristischen Style häufig gebraucht, um ein plögliches Verschwinden, eine bösliche Verlassung des Glaubens, eines Chegatten u. s. w., auszudrücken. Man sagte, déserteur de la foi, déserteur de la piété, déserteur de sa femme, d'un héritage; Leßteres bedeutete: un propriétaire négligent qui laisse un héritage en friche.

Wenn Jemand sich aus einer Gesellschaft wegschleicht, sagt man wohl noch in der Umgangssprache: c'est un déserteur und wenn er eingeholt wird: c'est un déserteur que je ramène, qu'on ramène &c.

Pag. 36 3. 32, statt Ames fidèles! lies: Ah! mes fidèles!

Pag. 37 3. 12. Dans cette maudite terre de tribulation et d'angoisse. Bei derartigen Zusammenseßungen kann man den Singular und den Plural gebrauchen und sagen de tribulations et d'angoisse over de tribulation et d'angoisse, je nachdem der Geist die Mehrheit als eine Gesammtheit gewissermaßen unter Einem Begriffe zusammenfaßt, oder sie als Mehrheit bestehen läßt. Daß dieses bei abstrakten Nennwörtern der Fall sein kann, ergiebt sich aus diesem Beispiele. (Vergl. Grammaire Nationale 128–141.) Pag. 37 3. 14, derober, ließ: dérober.

3. 24, Creche, Krippe für Ochsen, Schafe 2c., für Pferde gebraucht man ratelier. Bei den Chaufféen und beim Brückenbau (Geniewesen) bedeutet creche ein mit Mauersteinen ausgefülltes Pfahlwerk; die Krippe, worin der Heiland geboren sein soll, heißt: la SainteCrêche.

lies: ou plus terrible 2?

Dieses Wort ist deutschen Ursprungs: Krippe, goth.: chripfa; angs. crybb; ital. greppia; provenç. grepeira; (Languedoc gripio) mtlat. grupia; engl. crib; schweiz. Krüpfe; franz. crêche. Pag. 37 3. 30, ou plus terrible 2. Pag. 40 3. 3, Aborder ist subjektives, objektives und transitives Verb; es bedeutet landen, ansegeln, entern. Ist es subjektives Verb, so kann es auch ein adverbiales Verhältniß nach sich haben: Ce vaisseau aborde d. h. il prend terre; il aborde en ce moment; transitiv hat es natürlich) den Akkusativ nach sich): Ce vaisseau aborde le rivage, une ile; ces corsaires abordent le vaisseau; objektiv regiert es die Präposizionen à, de, dans: Ils abordent au rivage,dans l'ile; ils abordent de l'ile, sie nahen sich der Insel; hier ist es sinnverwandt mit approcher. Man wendet es auch im bildlichen Sinne an: aborder une question, eine Frage erörtern, in Anregung bringen; franchement la difficulté ftracks zur Lösung einer Schwierigkeit schreiten. Aborder la remise, ein Jagdausdruck, bed. auf eine Kette Hühner losgehen, die sich eben niedergelegt hat; aborder de franc étable, zufällig an ein Schiff stoßen.

S'aborder, reziprokes Verb, sich einander nähern à la baionnette, à l'arme blanche, einen Bajonett-Angriff machen, sich mit dem Säbel angreifen. Man ́sagt auch: cette côte peut s'aborder statt est abordable. Pag. 40 3. 3, Ancrer, ankern ist veraltet; man gebraucht jest lieber: mouiller, jeter l'ancre. In der Umgangssprache hat sich dieser Ausdruck erhalten; er bedeutet so viel als: sich einnisten, und ist mit s'établir synonym. Man sagt auch von einem Menschen, der aus einer Stadt, einer Wohnung, Schulden halber sich nicht entfernen kann: il est ancré. Pag. 40 3. 9, à demi, à moitié. Es herrscht ein Unterschied zwischen beiden Redensarten, die kein Grammatiker aufgestellt hat und worüber die Wörterbücher schweigen: à moitié bezieht sich meist immer auf Personen, à demi auf Personen und Sachen, aber eine noch feinere Färbung der Sprache ist der Gebrauch dieser Wörter in Fällen, wo eine Bewes gung oder ein Anhalten statt findet. Wollte Corneille ein Ortsverhältniß bezeichnen, so ist fein Ausdruck richtig; will er aber die Mannschaft bezeichnen, so mußte er à moitié gebrauchen; da es sich aber, allem Anscheine nach, sowohl aus dem Vorhergehenden, wie aus dem Nachfolgenden ergiebt, daß er lettere meint, so ist à demi durch à moitié zu verbessern. Man vergleiche, um diesen Unterschied richtig aufzufassen: Les glaces polaires sont déjà plus d'à moitié fondues lorsqu'elles arrivent sur le Banc de Terre Neuve. Bern. de St. Pierre). La course de nos jours est plus qu'à demi faite (Racan). In folgenden Beispielen steht à demi; à motié scheint uns aber richtiger: il lit sur le cercueil l'épitaphe à demi par les ans effacée (Fontanes). Sa proie est si volumineuse qu'il ne peut l'engloutir qu'à demi (Lacepède). Wir bemerken, daß die von uns hier aufgestellte Regel nicht als eine absolute betrachtet werden kann, weil man

viele Beispiele des Entgegengesezten in den Klassikern antrifft, daß sie der Deutlichkeit der Rede wegen aber befolgt werden muß.

Pag. 40 3. 10, s'estimer perdu bedeutete ehedem sich verloren glauben, wird auch jezt noch in dieser Bedeutung, doch seltener als se croire perdu gebraucht. S'estimer bedeutet immer noch croire, présumer, penser, aber nur in den Redensarten: j'estime que cela est, doit être ainsi, sonst bedeutet es schäßen: L'amour de soi est un sentiment; l'amour-propre, une opinion; par l'un, on s'aime; par l'autre, on s'estime (Boiste). Pag. 40 3. 20, les trames sont coupées, bedeutet: sein Leben einbüßen. Man sagt nicht mehr: couper la trame, sondern: couper les trames de la vie, le fil des jours, beides find bildliche Ausdrücke; sie bedeuten: den Faden des Lebens.

Pag. 40 3. 24, demeurer, rester. Beide bezeichnen die Thätigkeit eines Bleibens, ersteres ein dauerndes Bleiben, leßteres aber nur das Bleiben während eines bestimmten Zeitraums. Il faut être hypocondre pour demeurer toujours chez soi, sans compagnie et sans occupation. Il y a des femmes qui ont la politique de rester les dernières aux cercles, pour dispenser les autres de médire d'elles. (Gérard.) Im bildlichen Ausdruck ist rester gebräuchlicher.

Pag. 41 3. 2, vendre bien sa vie, statt vendre chèrement sa vie, ist veraltet: Il vendit ehèrement sa vie (Voltaire). Vendre bien wird nur von Verkäufer gebraucht: J'ai bien vendu mes vins cette année.

Pag. 41 3. 8 u. 9, Envoyai, cessa. Siche obige Bemerkung bei Nous partimes (Seite 39). Pag. 41 3. 23. Qu'elle même sur soi &c. Wenn ein Pronomen als Objekt sich auf das einen Personennamen bezeichnende Subjekt bezieht, muß dieses Objekt alsdann durch) lui, elle ausgedrückt werden, oder kann man es durch soi vertreten, wenn das genannte Subjekt nicht eines der Wörter on, chacun, personne &c. ist? Die besten Schriftsteller, einsehend, daß lui, elle oft Zweideutigkeit oder Kakophonie erzeugen konnten, haben, um dieselben zu vermeiden, oft soi gebraucht. So sagt Labruyère (fiche S. 127 3. 22): Il n'ouvre la bouche que pour répondre; il tousse, il se mouche sous son chapeau, il crache presque sur soi. Hätte er lui gebraucht, so hätte es sich auch auf chapeau beziehen können, was gewiß Labruyère nicht gemeint haben wollte. Er sagt ferner an einer andern Stelle: L'avare qui a un fils prodigue n'amasse ni pour soi ni pour lui. Er konnte sich unmöglich anders ausdrücken. Andere Beispiele: Idoménée revenant soi, remercia ses amis (Fénelonever coat ne parait sentir que pour soi Buffon). Zaire aujourd'hui pour à soi descendrait jusqu'à (Voltaire). L'égoïste en travaillant pour quelqu'un, travaille pour soi (Larochefoucauld). Le courtisan n'a plus de sentiments à soi (Boileau). Les nouveaux enrichis se ruinent se faire moquer de soi (La Bruyère). Les gents l'avaient prise pour maître tel qui traînait apres soi force écoutants (La Fontaine). Thésée.... charmant, jeune, traînant touts les coeurs après soi (Racine).

Eingestehen muß man, daß man heutzutage statt soi lieber lui, elle mit einem Personennamen uns überhaupt mit einem jeden Substantiv gebraucht, das vom bestimmten Artikel begleitet ist, aber daraus entspringt nicht, daß sich soi nur auf die Wörter on, chacun, oder wie Chapsal sagt, une expression vague ou un infinitif" beziehen kann. Ce serait vouloir bien gratuitement appauvrir la langue française.

Die Akademie und viele Grammatiker sagen, daß soi nur mit dem Singular verbunden werden kann; man findet in der Grammaire Nationale Beispiele des Gegentheils; Condillac fagt: Y a-t-il des corps subtils en soi? Buffon: Touts les animaux ont en soi un instinct qui ne les trompe jamais. Philarète Chasles ver dammt aber diesen Gebrauch in der Einleitung zur Grammaire Nationale (Pag. 6.) und Sardou (Leçons de Grammaire Française et Exercices de Style 2e, édit. Paris 1840) meint, daß, obgleich viele Leute sich wie Condillac ausdrücken würden, dieses Beispiel nicht als Autorität gelten könne und eux vorzuziehen sei. Wir sind ganz derselben Meinung, denn schon der Gebrauch von soi mit einem Plural, hat etwas an sich, wogegen das Öhr sich sträubt und wodurch das euphonische Prinzip verlegt wird. Eben so hätte auch Corneille elle nicht gebrauchen können, weil das im Verse zweimal vorkommende elle dem Ohre ebenfalls unangenehm ist.

Pag. 42 3. 6, Quand tu me pus connaître. Gewöhnlich stellt man das Objekt zwischen den Infinitiv und das damit verbundene Verb und sagt: quand tu pus me connaître; doch ehemals beobachtete der Dichter diese von der Grammatik festgesette Wortfolge nicht. Pag. 42 3. 20, tenu les premiers rangs. Es ist ein Unterschied zwischen tenir un rang und occuper un rang vorhanden; ersteres heißt: einen Rang halten, legteres: eine Stelle einnehmen. Zu Corneille's geit machte man diesen Unterschied nicht, der jeßt, der Reinheit der Sprache wegen, beobachtet werden muß.

Pag. 43 3. 3. La moitié de tes gents doit occuper la porte. Corneille läßt hier das Verb mit la moitié und nicht mit dem darauf folgenden Substantiv kongruiren, weil hier sein Gedanke die Hälfte der Leute des Cinna und nicht die Leute selbst im Sinne hat. Bei la moitié giebt es Fälle, wo es nothwendig ist, das Verb mit dem darauf folgenden Substantiv kongruiren zu lassen: La moitié des arbres sont morts (Grammaire Nationale) und nicht est morte. So auch J. J. Rousseau: La moitié de nos concitoyens épars dans le reste de l'Europe et du monde, vivent et meurent loin de la patrie. Voltaire läßt das Verb mit la moitié fongruiren: La moitié des passagers affaibles, expirants de ces angoisses inconcevables, n'avait pas même la force s'inquiéter du danger, weil er hier die Hälfte der Passagiere im Sinne hat.

Chapsal hat bei den Kollektiven eine zu absolute Regel aufgestellt; es finden sich tausend Belege in den Klassikern zur Widerlegung derselben. Er sagt: wenn ein allgemeines Kollektiv mit einem Substantiv verbunden ist, so muß das Verb mit dem allgemeinen Kollektiv kongruiren,bei einem partitiven Kollektiv aber kongruirt das Verb mit dem auf das Kollektiv folgenden Substantiv. Beispiele vom Gegentheil: Une nuée des traits obscurcit l'air. Une troupe de montagnards écrassa la maison de Bourgogne. La plus grande partie des voyageurs s'accordent à dire que les habitants naturels

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