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Ihre Grenzlinie war von der einen Seite durch einen Theil der Loire beschrieben, d. h. ungefähr vom Lemanschen Sec bis zur Sèvre, von der andern durch den Lauf der Gironde. In einem andern Werke (Gr. Polyd, de la Langue Française) haben wir die Demarkazionɛlinien der Dialekte angegeben, hier befassen wir uns nur mit dem, was in das historische Gebiet der Sprache eingreift. Auf die Völker, die im Süden jener Linie eingeschlossen waren, übten von Anfang an verschiedene Einflüsse ihre Wirkung aus. Vor uralter Zeit waren sie mit den Iberiern, Griechen, nachher mit den Urabern in beståndiger Berührung gewesen. Sie blieben einige Zeit unter römischer Botmäßigkeit und beugtèn sich spåterhin unter das Joch der Franken, die es aber nie vermochten, fic gänzlich zu unterdrücken. Die Provence, oder vielmehr der Theil Frankreichs, den sie bewohnten, bildete also, während langer Jahre, ein von Frankreich ganz abgesondertes Land, das im Mittelalter eine Grafschaft war, und ein weit größeres Gebiet umfaßte, als die heutige Provence. Norden und Süden Frankreichs waren zwei ganz verschiedene Lånder. In dem eigentlichen Frankenlande war die wissenschaftliche Bildung bei weitem überragend; Karl der Große hatte merkwürdig dafür gewirkt. Die im Norden angelegten Schulen standen weit über denen der füdlichen Lånder; der im ersten herrschende philosophische Geist war kerniger, aber wenn die Provence nicht so große Theologen und Gelehrte aufweisen konnte, so war sie bei weitem höflicher, und ihre Sitten feiner; denn die römische Zivilisazion war für sie nicht ganz und gar verloren gegangen. Aus diesen entgegenstehenden Elementen läßt sich auch die Antipathie Frankreichs gegen die Provence erklåren. Der Franke, tapfer, aber roher, der Provenzale weichlicher als jener, aber auch feiner ersterer den legteren als Narrn ansehend, und der lezte den ersteren als rohen Wilden betrachtend.

Die Trouvères dürfen nicht von den Troubadours getrennt werden, denn legtere sind ihre Vorbilder; jene, aus dem niedrigsten Volkshaufen entsprungen, mit einigen Ausnahmen aus der bürgerlichen Klasse, während diese aus Schlössern, Pallåsten, erzbischöflichen Häusern hervorgegangen waren, und an der Spige der Bildung jener Zeit standen. Daher auch der große Unterschied in ihren Werken.

Die verschiedenen Dichtungen der Troubadours find: 1) la Tenson: Wettkämpfe und Fragen in vielzeiligen Strophen, deren Lösung einer Schönen, einem oder mehreren Rittern der Gegend aufgegeben wurden, nicht aber, wie Lévy Alvarez behauptet, den Damen, die sich in Urtheil fållende Höfe konstituirt hatten; denn wo findet man nur einen Dichter jener Zeit, der davon in seinem Werke spricht? Es ist uns ein großer Band dieser Art Gesånge unter dem Namen Arrêts d'amour übrig geblieben. In jenen Tenzones erkennt man gleich die verliebte Kafuistik und die Streitsucht des Mittelalters. Die Gaie-science griff um sich und Fürsten und Ritter gesellten sich den Troubadours bei. Im Jahre 1328 stiftet Clémence Isaure die Jeux floraux, wo jedem der besten Dichter ein goldenes Veilchen und eine silberne Schlüsselblume, wenn er als Sieger anerkannt war, aus den von den Höfen dazu ausgeseßten Fonds zu Theil ward; 2) die Chanson, der die Sirvente gegenüber steht. Diese Gesånge, zornig beißende Satyren, gegen die Schändlichkeit irgend eines Ritters oder jede Art von Knechtung gerichtet, wurden auch mit Erfolg zur Zeit der Kreuzzüge angewandt. Die Sirvente ist nicht nur Satyre, sondern erstreckt sich auch noch außerdem auf religiöse, kriegerische und politische Gegenstände. Alle diese Arten von Dichtungen standen dem grand chant gegenüber, dem chant d'amour, der die Theorie ritterlicher Liebe bildete. Ritterliche Liebe offenbart sich in den Gesången in

ihrer vollen Größe und Reinheit, aber der große Fehler der Troubadours ist die Monotonie, die am Ende Kålte erzeugt. Der Werth jener Poesie liegt nur in Feinheit des Gefühls, ein für jene Zeit großes Verdienst, weil es sich gleich nach der Barbarei kund gibt. Uebrigens findet man in der neueren Literatur der Troubadours viel Gezwungenes, das man nur in der alten antreffen sollte; es wäre auch schwer, eine exakte Prosodie provenzalischer Dichtkunst anzugeben, da sie eine Verschiedenheit tes Rythmus gestattete, der keine Kategorien zuläßt. Ein Dichter, der sich in dieser Art von Gedichten auszeichnete, war Bertrand de Born, den man den Tyrtåus des Mittelalters nannte. Religion war eben nicht ihr Lieblingsgegenstand, ihr Talent glänzt aber in den Lobgedichten Maria's. Die kriegerischen Kantaten müssen auch von den chevaleresken unterschieden werden. In jenen findet man jene Kriegslust wieder, die Barden und Skalden so oft energisch ausdrückten, Es ist eine Dichtung, die derjenigen der rohen Jahrhunderte gleich scheint, und die nur gelegentlich hervorgerufen wurde. Alle großen, in Europa vorgefallenen Ereignisse weckten die Muse der Troubadours; jeder ergriff die Partei, die ihm zu gefallen fchien. In den Kreuzzügen sangen einige für, andere gegen die Kirche, und als Edessa fiel, Jerusalem erstürmt ward, ertönten die Klagen der Einen und der Fluch der Andern. Der damals so berühmte Kreuzzug gegen die Albigenser entfaltete die Leiertöne der Troubadours; jener Kampf, der Kampf des Nordens gegen den Süden, sieht dieselben für die Albigenser, so wie für ihre Feinde strebend; Monfort und der Graf von Toulouse werden, legterer gepriesen, ersterer verflucht. Perdigon allein schwieg, und starb von Schmachh beladen, weil er das Naziohalgefühl nicht an den Tag gelegt hatte. Als der Kampf der Guelfen und Gibellinen, der, Hader der Kaiser und der Påpste ausbrach, gab es Sånger und Gegner für beide, und alle Ereignisse, die nur Bezug auf den Süden hatten, haben gleichfalls die Troubadours gefeiert.

Die Satyre, die eigentlich die Sirvente erzeugte, ist von diesen Dichtern mit der größten Heftigkeit gehandhabt worden. Schon sieht man Marcabrus und den Grafen von Poitiers sich gegen die Herrschaft ritterlicher Liebe erheben; aber wo ihre Wuth am heftigsten ausbricht, wo die schrecklichsten Flüche in ihrer zürnenden Sirvente losgelassen werden, wo ihre beißende Zunge keine Schranken mehr kennt: das sind die Angriffe auf Rom. Jener Bürger aus Toulouse, Gibelline und Albigenser zu gleicher Zeit, der mit nie erlöschendem Feuer der Begeisterung sich gegen die Kirche und das Papstthum erhob, Guillaume de Figuières hat in seinen Flüchen, die alle Leidenschaften, den schwarzgalligen Haß dieses populåren Mannes an den Tag legen, Satyren geliefert, denen weder das, was die Philosophen des XVIII. Jahrhunderts, noch das, was die Reformatoren derartiges geliefert haben, gleichgestellt werden kann.

Die Biographicen der Troubadours erregen viel mehr Interesse, als die der Trouvères. Einige Troubadours haben einen sonderbaren Karakter; hierhin gehören Bertrand de Born, der große Aufwiegler Aquitaniens, Pierre Vidal, der groteske, dessen Wesen an Scudery, und die Mystifikazionen, denen er Preis gegeben, an Mayeux erinnern1. Verschiedene Biographieen sind mit tragischen Ereignissen durchflochten wie die berühmte Geschichte von Cabestaing*. Von den

1 Man hatte ihm vorgeschwagt, er wåre Thronfolger in Konstantinopel, weshalb er alle seine Ersparnisse sammelte, um jenen Thron wieder zu erobern.

2 Margeretha zwang den Vidal, fie laut in seinen Versen zu nennen, damit man an ihrer Liebe an Coucy nicht zweifeln sollte.

Trouvères verdienen Thibaut, GrafderChampagne, Coënes von Béthune als die ausgezeichnetsten zitirt zu werden: was den Sire de Coucy betrifft, so meinen Viele, daß zwischen ihm und Cabestaing kein Unterschied herrsche und die Geschichte der Frau von Fayel, erdichtet sei. Diese Erzählung, der das Traverspiel Gabriel de Vergy eine große Popularitåt gegeben hat, ist vielleicht nur eine legte Nachahmung des Gastmahls des Atreus, die durch chevalereske Gefänge ausgeschmückt worden ist. Man kann dieses behaupten, weil dieselbe Geschichte sich in der Lai d'Ignaurès erneuert, wo zwölf Ritter zwölf untreuen Frauen das Herz eines glücklichen Rivals zur Speise vorsegen und sie zwingen, dasselbe zu verschlingen. Die Troubadours haben auch einen großen Einfluß auf das übrige Europa ausgeübt. In Italien waren sie allgemein geachtet. Dante hat selbst einige von ihm gemachte provenzalische Verse in seinem Purgatorio aufgestellt, und Petrarca's Name ist eng mit Vaukluse verknüpft. In Spanien entstehen durch den Impuls, den die provenzalische Pcefie der lyrischen gegeben hatte, diese Sammlungen von cancioneros; in England findet man die Gligmans, und nach den französischen Kriegen die Menestrels. Richard singt in provenzalischer Sprache, und Gower verfertigt französische Balladen. In Deutschland waren die Minnesånger eben so begeistert, wie die Troubadours, denn Frauenlob, Heinrich von Müglein genannt, der heitere Walter von der Vogelweide, und Heinrich von Ofterdingen sind stets hochgefeiert worden.

Geht man nun die einzelnen Gegenstånde durch, die in der epischen Poesie des mittelalterlichen Frankreichs besungen wurden, so findet man, daß sie, – dem Alterthume entlehnt, Kostum und Namen aber vertauscht sind. Viele den Griechen angehörende Namen sind in das Gebiet chevaleresker Poesie gefallen und haben deren Stempel aufgedrückt erhalten; dasselbe findet auch bei Personen des alten Testaments, den Makkabåern Statt. Der Trojanische Krieg, der Argonautenzug haben vielen Stoff, sowohl für Karaktere als Fakta geliefert: Benoit de St. More führt den aus dem Dares Phrygius geschöpften und vielfach bearbeiteten Roman von Troja ein. Außer diesen, dem Alterthum entlehnten Stoffen, giebt es in der epifchen Dichtkunst des Mittelalters drei Hauptepochen, worin die Thaten Alexanders, Karls des Großen, Arthurs, die Hauptrollen spielen. An dem Gedichte Alexanders arbeiteten Lambert li Cors und Alexandre de Paris. In diesem Gedichte wird Alexander zum Ritter geschlagen, er hat das Banner der Oriflamme, einen Gonfaloniero und zwölf Pairs; viele Anspielungen auf Ph. August findet man im Renard · contrefait. Im Provenzalischen gab es auch einen Roman Alexanders, worin gesagt wird, daß die Indischen Frauen stürben, wenndie Sonnenstrahlen sie tråfen. Das Gedicht Gauthier Chatillon's Alexandreïs, in lateinischer Sprache abgefaßt, ist rein historisch, und war im Mittelalter sehr geschäßt, woraus man sehen kann, daß um diese Zeit die Literatur fich mit zwei Alexandern beschäftigte, einem geschichtlichen und einem romantischen. Der Sagenkreis Karls des Großen voll tausend historischer und geographischer Verwirrungen, in Morgenländischer Ueberladung, reich mit Wundern ausgestattet, kam nach denen Alexanders allgemein in Umlauf. Obgleich die Geschichte vieles von dem großen Manne zu sagen hatte, beseitigte man doch das Historische jener Thaten und suchte ihm einen andern Namen zu geben. Mit romantischem Stoff ausgestattet kann man ihn in verschiedenen Chroniken auffinden: zwei darunter sind besonders wichtig, die Chronik des Mönches von St. Gallen und diejenigen, welche den Namen Turpin1 führt;

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1 Man weiß, daß sie nicht von Turpin, Bischof zu Rheims, dem Zeitgenossen Karls, geschrieben wurde.

Erstere, eine Generation nach Karl dem Großen geschrieben, trågt wie leßtere ganz den Karakter der Legende. Man sieht daraus, was für einen Einfluß der große Kaiser auf die Volksmassen ausübte und wie sehr das Romanhafte und Fabulose sich mit der größten Unwissenheit vermengt: eine große Schaar von Zwergen und Riesen begleitet ihn, er lebt in Spanien, und dergleichen. Andere lassen ihn auch reisen: Li livere comment Charles de Fraunce voiet in Jerhusalem e pur parols sa feme a Constantinnoble pur vere roy Hugon; ein. in Alexandrinern abgefaßtes Gedicht, das früher wenig bekannt war, worin auch die albernsten und abgedroschensten Fabeln über den großen Mann erzählt werden, und worin man den großen Einfluß des Klerus jener Zeit wahrnehmen kann. Alles, was mit ihm in Verbindung gestanden, ward gleichfalls gefeiert; Roland, der in Roncevaux fállt, Ogier le Danois; ersterer, von dem Eginhard spricht, foll wirklich gelebt haben, leßterer ist eine reine Phantasie des Ä denez. Die Mutter Karls liefert den Stoff zu la royne Berthe aux grands pieds. Eine Abtei, die er gegründet haben soll, stellt, um den Glanz ihrer Stiftung zu erhöhen, eine Menge Kriegsthaten desselben gegen die Sarazenen an die Spiße ihrer Geschichte. 1

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Das Ritterthum zeigt sich mit Glanz in dem von Bekker publizirten. provenzalischen Gedichte, Ferabras; man findet darin eine Großmuth, die als das größte Beispiel ritterlichen Heroismus gelten kann. Die muhamedanische Prinzessin Floripar ist keine chevalereske Heldin, es sind keine zarte Gefühle, die sie ausdrückt, sondern die volle Wuth entfesselter Leidenschaft, die nicht vor dem Morde zurückschreckt und beständig die Kreuzfahrer mit den schrecklichsten Qualen bedroht, wenn man ihr nicht den Ritter liefert, den sie liebt; man erkennt darin gleichfalls den Geist der Kirche, der sich in Karls des Großen Worten laut ausspricht, in den Wundern, die man sehen will, in der Laufe des Ferabras und seiner Schwester, im Morde des alten Emirs, ihres Vaters, der sich nicht taufen laffen will und endlich in der Heiligung des Ferabras.

Mit der Schlacht bei Ronceveaux endet die Legende Karls des Großen, aber dieses historische Faktum ist ganz entstellt worden; statt mit den Basken zu kämpfen, hat er es mit den Sarazenen zu thun. Man kann aber in allen Epopõen karolingischen Inhaltes, Spuren der Geschichte wieder auffinden; im Ogier le Danois, den Zug Karls gegen die Longobarden, im Guiteklin, dem Namen eines Heldengedichts, feine langen Sachsenkriege. Die Kämpfe der Karolingischen Fürsten gegen die Sarazenen im südlichen Frankreich sind im berühmten Guillaume d'Orange, Guillaume le pieux, Helden einer Menge Epopôen, die bald veröffentlicht werden, gefeiert worden. Endlich das Gedicht des quatre fils Haymon, von Huon de Villeneuve geschrieben, scheint den Widerstand, den die frånkischen Könige von Seiten der unabhängigen aquitanischen Fürsten erlitten, zu schildern. Es gibt noch andere Gedichte, die man als treue Schilderung der Geschichte des Feudalwesens betrachten kann: Gerard de Roussillon, in provenzalischer Sprache geschrieben und Garin le Loherain. Lesterer enthält eine getreue Darstellung des Feudallebens. Man sieht darin die Streitigkeiten der großen Familien, ihren kräftigen Widerstand gegen das Königthum. Es ist ein ganz feudalistisch inspirirtes Werk, kriegerischer, keineswegs chevaleresker Tendenz; die Stellung der Frauen ist darin eine untergeordnete, und der Kirche wird wenig Plag eingeräumt.

1 Diese Chronik ist nicht veröffentlicht worden. Man findet darin Aufschlüsse über die Localtradizionen der Sarazenen.

Ein kleiner gálischer Anführer des VI. Jahrhunderts (Arthur I.) hat im Kreise der Sagen einen eben so glänzenden Plaß eingenommen, als Karl der Große. In einigen Gedichten, die den Namen Mabinogion tragen, ist Arthurn ein mythologischer Karakter beigelegt, der ihn in eine Art von Herkules verwandelt. Man sicht, wie in Karls des Großen Romanen, die Legenden vom . Faktum zur Wortschwülstigkeit romanesker Dichtungen und fabelhafter Märchen übergehen. Im Nennius, einem Chronikenschreiber aus dem IX. Jahrhundert, ist Arthur noch nicht, was er in den Gedichten der runden Tafel war; nur in dem von Geoffroy de Monmouth im XII. Jahrhundert in lateinischer Sprache geschriebenen, entwickelt sich der fabelhafte Ruf deffelben. Im funfzehnten Jahre besißt er alle Tugenden, er fiegt in Jütland, auf Island, in Norwegen, geht nach Gallien, wo er den Römer bekämpft und schlägt. Inmitten fciner Siege ruft ihn sein Neffe Mordred zurück, der ihm seine Gemahlin geraubt hat; er wird von demselben getödtet; nach der Aussage der Barden ist Mordred eben so wenig mit ihm verwandt, als Roland mit Kart dem Großen, sondern nur ein anderer gålischer, mit den Sachsen verbündeter Chef. Nach seinem Tode felbft lebt er noch fort, und sein Name nimmt in der Geographie und Astronomie Plag. In Monmouths Chronik ist noch keine Rede von der runden Tafel, nur in der französischen Uebersegung, dem Roman de Brut, wird dieselbe zum ersten Male einer Erwähnung gewürdigt. Die runde Tafel ist nicht aus der Astronomie, sondern bloß aus einer der zahlreichen apokryphischen Legenden, worin Joseph von Arimathia eine Hauptrolle spielt, entnommen. Nach dieser Legende hat Joseph einen Tisch gedeckt, worauf die Schüssel steht, deren Christus sich beim Abendmahl bediente; eilf Sessel stehen herum, denn, nachdem Judas fortgegangen, war einer leer geblieben, der zwölfte aber der gefahrvolle ist der leere, und muß erobert werden. Die Schüssel ist der St. Graal, wovon die Gedichte Titurel und Parcival handeln, die, zuerst in provenzalischer Sprache, nachher ins Deutsche übersezt worden sind. In beiden liegt ein tiefer mystischer Geist, man findet darin die religiöse und profane Chevalerie im Gegensage und ihre, von der Kirche bald entschuldigten, bald mit dem Banne bestraften Fehler. Ein anderes, beiden ganz entgegengeseßtes Gedicht, das aber auch zum Sagenreiche der runden Tafel gehört, ist der von Lucas de Gast abgefaßte Tristan. Tristan ist ein wirklicher Karakter, dem aber in den alten gålischen Tradizionen der chevalereske Karakter, den er in den Epochen des Mittelalters angenommen hat, beigelegt ist. Diese Erzählung ist nichts als eine verwickelte Intrigue, worin oft die Gränzen der Sittlichkeit überschritten sind. Einige behaupten, dieser Roman sei aus dem Lateinischen überseht worden.

Viele von den Ritterromanen, die mit dem St. Graal nichts gemein haben, sind schon früh in achtsylbigen Versen oder in Prosa geschrieben worden; hierher gehört der von Gauthier Map abgefaßte Lancelot. Lancelot bietet ähnliche Scenen wie der Tristan dar, die aber durch ein reines Gefühl erhöhet werden. Uebrigens sind diese Romane Sprößlinge der Geschichte Arthurs, denn man findet darin etwas vom Mordred, dem Neffen Arthurs und Entführer seiner Gemahlin wieder.

Es bleiben noch zahlreiche Nomane zu erwähnen, die historische Personen als Heroen feiern, dergl.: Hugues Capet, Godefroy de Bouillon, Robert

1 Es gibt einen historischen Arthur, den Barden besangen, und der einer der Anführer war, die die britische Unabhängigkeit gegen die sächsischen Eroberer vertheidigten.

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