HESNAUT (Jean.) Hesnaut, der nicht mit dem Präsidenten verwechselt werden darf, ist geboren 16 ? und starb im Jahre 1682 zu Paris; er soll, wie es heißt, der Deshoulières die Dichtkunst gelehrt haben. Man hat das von ihm gemachte Sonett l'Avorton zu sehr gerühmt, während man folgendes auf Colbert, den Verfolger des Fouquet, der von den Schriftstellern sehr geliebt ward, selten erwähnt. Man kennt den Anfang seines sehr gut gelungenen Gedichtes Lucrèce; das Ende fehlt, weil er es auf seinem Sterbebette auf Befehl seines Beichtvaters verbrannte. Sonnet. Ministre avare et lâche, esclave malheureux, Vois combien des grandeurs le comble est dangereux, Sa chute, quelque jour, te peut être commune; Cesse donc d'animer ton prince à son supplice; XVI. DESHOULIÈRES (Antoinette du Ligier de la Garde.) Madame Desheulières ward in Paris im Jahre 1630 geboren und starb 1694. Ihre Gedichte zeichnen sich durch liebliche Leichtigkeit, Einfachheit und Anmuth aus; sie hatte aber das Unglück, ein satyrisches Sonett gegen Racine's Phädra zu Gunsten von Pradon's Phädra zu machen, worin sie nicht eben viel Geschmack bewies. Sie schrieb eine Tragödie, Genserich, nach deren Erscheinen man ihr den Rath ertheilte, zu ihren Schafen zurückzukehren, weil sie besonders in Idyllen geglänzt hatte. Uebrigens behauptet man, die ihr zugeschriebenen Werke feien nicht von ihr, obgleich man keine Beweise dafür hat angeben können. Die Idyllen über die Schafe, die Vögel, den Winter, den Bach und die an ihre Kinder werden mit Vergnügen gelesen, und es wäre zu wünschen, daß man sie in mehreren Schulbüchern anträfe; wir können nur eine davon mittheilen, da andre Dichter unser warten. Ce qu'on peut attendre Touts mes soins pour vous, ́ Hélas! il le sait, Je ne lui demande Que ce seul bienfait. Oui, brebis chéries, Qu'avec tant de soin J'ai toujours nourries, Je prends à temoin1 Ces bois, ces prairies, Que, si les faveurs Du dieu des pasteurs Vous gardent d'outrages, Et vous font avoir Du matin au soir De gras pâturages, J'en conserverai, Tant que je vivrai, La douce mémoire; Et que mes chansons, En mille façons, Porteront sa gloire, Du rivage heureux Où, vif et pompeux, L'astre qui mesure Les nuits et les jours, Commençant son cours, Rend à la nature Toute sa parure, Jusqu'en cent climats, Où sans doute, las D'éclairer le monde, Il va chez Téthys Rallumer dans l'onde Ses feux amortis. XVIII. BOILEAU (Nicolas-Boileau-Despréaux.). Boileau ward nach L. Racine's Behauptung den 1. November 1636 im Dorfe Crône, bei Villeneuve-St.-Georges, im Seine et Marne Departement, nach andern in Paris geboren und starb den 13. März 1711 in Paris. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, ward er im 21. Jahre zum Advokaten ernannt. Erst als er Mehreres in verschiedenen Zweigen der Wissen= schaften versucht hatte, fühlte er, que son astre en naissant l'avait formé poète. Die fieben ersten Satyren Boileau's, die auf einmal erschienen, wurden mit glänzendem Erfolg gekrönt. Es war in Frankreich etwas Neues, Gedichte zu lesen, deren korrekter und eleganter Styl das Harmonische der Sprache erhoben, und worin mit Klarheit und Genauigkeit der Gedanke wiedergegeben ward. Boileau's 1 Prendre à témoin und prendre pour témoin; ersteres bedeutet invoquer le témoignage de quelqu'un, Jemandes Zeugniß begehren; leßteres présenter le témoignage de quelq. Jemandes Zeugniß beibringen. Satyren waren nicht nur Muster des Versbaus und Styls, fondern dienten auch noch dazu, den Geschmack der übrigen Schriftsteller zu leiten. Vielleicht verdankt Frankreich dem Boileau die Meisterwerke des Racine, denn es ist erwiesen, daß ein Mann von Geist einen großen Einfluß auf sein Jahrhundert ausüben kann! Seine Schriften verbreiteten in ganz Europa die Schmach einer Scudery und den Ruhm eines Corneille. Boileau's Satyren sind mit denen des Horaz nicht zu vergleichen, aber seine Episteln stehen über demselben, mag auch Mager dagegen sagen, was er will. Seine Art poétique ist ein Meisterstück, das, so lange noch französische Metrik existirt, seinen Werth behalten wird. Sein Lutrin bietet viele Mängel dar; man muß aber das Talent bewundern, womit der Dichter, einen so trockenen Stoff bearbeitet hat; die vier ersten Kapitel sind sehr gelungen, die geringsten Details reich ausgefchmückt,' und die Verschiedenheit der Darstellung elegant veredelt. Boileau war der Freund der geachtetsten Männer seines Zeitalters, und obgleich man ihm einen schlechten Karakter beilegen will, so beweisen doch folgende Züge aus seinem Leben das Gegentheil. Patru befand sich in drin= gender Geldverlegenheit und war im Begriff, seine Bibliothek zu verkaufen. Boileau cilt herbei, kauft dieselbe unter der Bedingung, daß sie ihm erst nach Patru's Tode angehören solle, und dieser sie sein ganzes Leben hindurch benußen könne. Corneille's Pension- war aufgehoben worden; Boileau eilt zum Könige, opfert die feinige auf, weil wie er ihm sagte, er keine Pension.genießen wolle,. wenn Corneille der seinigen beraubt wäre. Beide Pensionen wurden beibehalten. Solche Züge erkaufen wohl Satyren, wenn sie, wie die Boileau's, zum allgemeinen Wohl beitragen, denn Boileau's Satyren sind nicht mit zernigen Pamphlets zu verwechseln; sie geißelten nur Unarten der Zeit und seichte Schriftsteller. Weder die Montespan, noch der stolze und schroffe Ludwig, Quinault's Beschüßer, wurden darüber entrüstet, daß Boileau die Zornschale des Unwillens über sie goß, und die Frau von Maintenon rächte sich nicht an ihm über das angefochtene Verdienst Scarron's. Ungeachtet der großen Verdienste, die er sich um die Sprache erworben hatte, war dennoch ein Befehl des Königs nothwendig, um ihm den Eintritt in die Akademie zu verschaffen, wie es auch mit Labruyère der Fall war. - Sterbend schenkte dieser Dichter all sein Vermögen den Armen. Boileau à son Esprit. Mais vous, qui raffinez sur les écrits des autres, Qu'on est assis à l'aise aux sermons de Cotin. J'ai peu lu ces auteurs; mais tout n'irait que mieux A quoi bon mettre au jour touts ces discours frivoles, Alidor! dit un fourbe, il est de mes amis: Je l'ai connu laquais avant qu'il fût commis: Et qui veut rendre à Dieu ce qu'il a pris au monde. Et c'est avec respect enfoncer le poignard. A Malherbe, à Racan, préférer Théophile, Et, si le rois des Huns ne lui charme l'oreille, Qui, la balance en main, ne pèse les écrits. Qui lui fait son procès de pleine autorité. Et qu'ont produit mes vers de si pernicieux, Et souvent, sans ces vers qui les ont fait connaître, Il est vrai, s'il m'eût cru, qu'il n'eût point fait de vers; Voilà ce que l'on dit. Et que dis-je autre chose? (Satire IX,) Et je serai le seul qui ne pourrai rien dire! Grammatiker wollen, nach le seul folle immer der Konjunctiv stehen; wie falsch und unsinnig diese Regel ist, läßt sich aus diesem Verse ersehen. Jedesmal, wenn Ungewißheit oder Zweifel vorhanden ist, gebrauche man diesen Modus, im entgegengesezten Falle aber den Indikativ (Gramm. Nationale, Lemare und alle neueren Grammatiker). Croi statt crois; Dichter werfen oft einen Buchstaben dés Reimes halber ab. |