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Und hab ich einsam auch geweint,
So ist's mein eigner Schmerz,
Und Thränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz."

Die frohen Freunde laden dich,

komm an unsre Brust!

Und was du auch verloren hast,

Vertraue den Verlust.

„Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,

Was mich den Armen quält.

Ach nein! Verloren hab ich's nicht,

So sehr es mir auch fehlt."

So raffe denn dich eilig auf,

Du bist ein junges Blut.

In deinen Jahren hat man Kraft
Und zum Erwerben Mut.

„Ach nein! erwerben kann ich's nicht,

Es steht mir gar zu fern.

Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
Wie droben jener Stern."

Die Sterne, die begehrt man nicht,
Man freut sich ihrer Pracht,
Und mit Entzücken blickt man auf
In jeder heitern Nacht.

„Und mit Entzücken blick ich auf
So manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich,
So lang ich weinen mag."

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19. Bundeslied

In allen guten Stunden,
Erhöht von Lieb und Wein,
Soll dieses Lied verbunden
Von uns gesungen sein!
Uns hält der Gott zusammen,
Der uns hierher gebracht,
Erneuert unsre Flammen,
Er hat sie angefacht.

So glühet fröhlich heute,
Seid recht von Herzen Eins!
Auf! trinkt erneuter Freude
Dies Glas des echten Weins!
Auf! in der holden Stunde
Stoßt an und küsset treu
Bei jedem neuen Bunde
Die alten wieder neu!

Wer lebt in unserm Kreise
Und lebt nicht selig drin?
Genießt die freie Weise
Und treuen Brudersinn!
So bleibt durch alle Zeiten
Herz Herzen zugekehrt;
Von keinen Kleinigkeiten
Wird unser Bund gestört.

Uns hat ein Gott gesegnet
Mit freiem Lebensblick,
Und Alles, was begegnet,
Erneuert unser Glück.

5

ΙΟ

15

20

25

Durch Grillen nicht gedränget,
Verknickt sich keine Lust;
Durch Zieren nicht geenget,
Schlägt freier unsre Brust.

Mit jedem Schritt wird weiter
Die rasche Lebensbahn,
Und heiter, immer heiter
Steigt unser Blick hinan.
Uns wird es nimmer bange,
Wenn Alles steigt und fällt,
Und bleiben lange, lange!
Auf ewig so gesellt.

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35

20. Ergo bibamus!

Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun,
Drum, Brüderchen, Ergo bibamus.

Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn,
Beherziget Ergo bibamus.

Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort:
Es passet zum Ersten und passet so fort,
Und schallet ein Echo vom festlichen Ort,
Ein herrliches Ergo bibamus.

Ich hatte mein freundliches Liebchen gesehn,
Da dacht ich mir: Ergo bibamus.

Und nahte mich freundlich; da ließ sie mich stehn.
Ich half mir und dachte: Bibamus.

Und wenn sie versöhnet euch herzet und küßt,
Und wenn ihr das Herzen und Küssen vermißt,

5

ΙΟ

Dauer im Wechsel

So bleibet nur, bis ihr was Besseres wißt,
Beim tröstlichen Ergo bibamus.

Mich ruft mein Geschick von den Freunden hinweg;

Ihr Redlichen: Ergo bibamus!

Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck;

Drum doppeltes Ergo bibamus.

Und was auch der Filz vom Leibe sich schmorgt,
So bleibt für den Heitern doch immer gesorgt,
Weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt,
Drum, Brüderchen, Ergo bibamus!

Was sollen wir sagen zum heutigen Tag?
Ich dächte nur: Ergo bibamus.
Er ist nun einmal von besonderem Schlag;

Drum immer aufs Neue: Bibamus.

Er führet die Freude durch's offene Thor,
Es glänzen die Wolken, es teilt sich der Flor,
Da scheint uns ein Bildchen, ein göttliches, vor;
Wir klingen und singen: Bibamus.

21. Dauer im Wechsel

Hielte diesen frühen Segen,
Ach, nur eine Stunde fest!
Aber vollen Blütenregen
Schüttelt schon der laue West.

Soll ich mich des Grünen freuen,
Dem ich Schatten erst verdankt?

Bald wird Sturm auch das zerstreuen,
Wenn es falb im Herbst geschwankt.

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