10. Auf dem See Und frische Nahrung, neues Blut Wie ist Natur so hold und gut, Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Aug, mein Aug, was sinkst du nieder? Auf der Welle blinken 11. Mignon Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, 5 IO 15 20 Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn! 5 Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, gethan? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Beschüßer, ziehn. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Dahin! Dahin Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn! ΙΟ 15 20 Es schwindelt mir, es brennt Nur wer die Sehnsucht kennt, 13. Dieselbe So laßt mich scheinen, bis ich werde; Zieht mir das weiße Kleid nicht aus! Ich eile von der schönen Erde Hinab in jenes feste Haus. Dort ruh ich eine kleine Stille, Und jene himmlischen Gestalten, Zwar lebt' ich ohne Sorg und Mühe, → 14. Harfenspieler Wer sich der Einsamkeit ergiebt, Ach, der ist bald allein; Ein jeder lebt, ein jeder liebt Es schleicht ein Liebender lauschend sacht, Ob seine Freundin allein? So überschleicht bei Tag und Nacht Mich Einsamen die Pein, Mich Einsamen die Qual. 15. Derselbe Wer nie sein Brot mit Thränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte! Ihr führt ins Leben uns hinein, Ihr laßt den Armen schuldig werden, Denn alle Schuld rächt sich auf Erden. 16. Schäfers Klagelied Da droben auf jenem Berge, Da steh ich, tausendmal, An meinem Stabe gebogen, Und schaue hinab in das Thal. 5 10 15 5 Dann folg ich der weidenden Herde, Da stehet von schönen Blumen Und Regen, Sturm und Gewitter Es stehet ein Regenbogen Wohl über jenem Haus! Hinaus in das Land und weiter, 5 ΙΟ 15 20 Wie kommt's, daß du so traurig bist, Da Alles froh erscheint? Man sieht dir's an den Augen an, Gewiß, du hast geweint. |