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14. Jägers Abendlied

Im Felde schleich ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr,

Da schwebt so licht dein liebes Bild,
Dein süßes Bild mir vor.

Du wandelst jest wohl still und mild
Durch Feld und liebes Thal,

Und ach! mein schnell verrauschend Bild
Stellt sich dir's nicht einmal?

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Des Menschen, der die Welt durchstreift Voll Unmut und Verdruß,

اصل

rove

Nach Osten und nach Westen schweift,^
Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, denk ich nur an dich,
Als in den Mond zu sehn;
Ein stiller Friede kommt auf mich,
Weiß nicht, wie mir geschehn.

5

ΙΟ

15

15. Wandrers Nachtlied

Der du von dem Himmel bist,
Alle Freud' und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,

Ach, ich bin des Treibens müde !

5

Was soll all der Schmerz und Lust?

Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust!

16. Ein gleiches

Ueber allen Gipfeln

Jst Ruh, the

In allen Wipfeln

Spürest du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde

Ruhest du auch.

5

17. Wonne der Wehmut

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen der ewigen Liebe!

Ach, nur dem halbgetrockneten Auge

Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen unglücklicher Liebe!

18. Sehnsucht

Mel.: O! Vater der Barmherzigkeit 2c.

Dies wird die lezte Thrän' nicht sein,

Die glühend Herz auf quillet,
Das mit unsäglich neuer Pein

Sich schmerzvermehrend stillet.

5

O! laß doch immer hier und dort
Mich ewig Liebe fühlen;

Und möcht' der Schmerz auch also fort
Durch Nerv und Adern wühlen.

Könnt' ich doch ausgefüllt einmal
Von dir, o Ewger! werden -
Ach diese lange, tiefe Qual,
Wie dauert sie auf Erden!

5

110

IV. Rom

IN Goethe's relation to classical antiquity we can distinguish three periods. His independent and self-conscious attitude toward the ancients and their imitators during the first of these periods is best described by the lines written in 1774:

Nicht in Rom, in Magna Graecia,

Dir im Herzen ist die Wonne da.

A complete change of his views takes place, however, during his sojourn in Italy. The advocate of German feeling and taste, the great liberator of German poetry now becomes the ardent admirer and imitator of the ancients. What in one of the reviews of the Frankfurter Gelehrte Anzeigen (1772) he said of the poems of Blum, a contemporary rhymster: Uns—wir können es nicht verbergen-uns treibt ein gemachtes Gefühl, das wir der Bewunderung und dem Wohlgefallen an den Alten zu danken haben, zu der Leier und darum sind unsere besten Lieder nur nachgeahmte Copien · now becomes true of his own poetry. Despite the praises of classical philologians it cannot be denied that even a poetic gem like Hermann und Dorothea is marred by the use of the hexam、 eter and by naming the cantos of this truly German poem after the Greek Muses. What trouble the classical forms, chiefly the hexameter, caused Goethe is a well known fact. Since he himself was lacking the classical schooling, he sought the metrical advice of classical

scholars like W. von Humboldt and A. W. Schlegel, and despairing of his success in composing hexameters after the strict classical pattern, he finally gave up the attempt in the famous lines: Ein ewiges Kochen, etc. (No. 6).

A striking example of the inner change which Goethe underwent in Rome is furnished by the Römische Elegien, a few of which are here given. He seemed to have fallen away from the lofty ideals of his youth. It is a very significant fact that the refined women of the Weimar circle disapproved of the contents of these elegies, the publication of which the Duke Karl August censured as eine der Launen, welche diejenigen verbannen sollten, die durch den Namen, den ihnen das Schicksal verliehen hat, zu Vorstehern und Stammhaltern des literarischen Volkes gestempelt sind.

The wars of liberation and the growing influence of the Romantic movement finally produced another change in Goethe's attitude toward classical antiquity. During this second 'German period' of his, as it has well been called, he recognized the necessity of the return to national German ideals, and it was then that he wrote his renunciation of onesided classicism, which is contained in the strophes from the Second Part of Faust, No. 7.

1. Römische Elegien

I

Saget, Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Paläste !
Straßen, redet ein Wort! Genius, regst du dich nicht?
Ja, es ist Alles beseelt in deinen heiligen Mauern,
Ewige Roma; nur mir schweiget noch Alles so still.
Ower flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick ich
Einst das holde Geschöpf, das mich versengend erquickt?

5.

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