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Goethe by Herder, who speaks in one of his earliest writings of the Alles-Eins (Lebensbild 1, 3, 1, 366).

1-6. Hildebrand, Grimm's Wb. IV, 3522, remarks on this strophe: "Indem also das Ich, das eben sonst im Genuss sich sucht, gerade entgegengesetzt sich selbst aufgibt und hingibt (an das Ganze), findet es vielmehr Alles was es suchte mit höchstem Genuss."

7. Weltfeele. Although Goethe may have had the conception of the 'Weltseele' from Herder, who uses it in his essay on Shakespeare (Von deutscher Art und Kunst, 1773), it is more probable that the use of the word is due here to the influence of Schelling's book Von der Weltseele, 1798, which Goethe studied soon after it was published. See Briefe an Knebel I, 195.

8-9. Compare Wiederfinden, p. 117, 1. 39:

Allah braucht nicht mehr zu schaffen,

Wir erschaffen seine Welt,

and Schiller XI, 410: “nach dem Höchsten soll er (der Deutsche) streben, er verkehrt mit dem Geist der Welten."

10-12. In this struggle with the 'Weltgeist' we are aided by good spirits in whose existence Goethe fully believed.

13-24. With this description of the activity of the 'Weltgeist' compare the description of the activity of the Mothers in Faust II, 6287 ff.:

and 6427 ff.:

Gestaltung, Umgestaltung

Des ewigen Sinnes, ewige Unterhaltung
Umschwebt von Bildern aller Kreatur,

In eurem Namen, Mütter, die ihr thront
Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt,
Und doch gesellig, Euer Haupt umschweben
Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben.
Was einmal war, in allem Glanz und Schein,
Es regt sich dort, denn es will ewig sein.

14. zum Starren, compare Faust II, 6271 ff.:

Doch im Erstarren such ich nicht mein Heil,

Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil,
Wie auch die Welt ihm das Gefühl verteure,
Ergriffen fühlt er tief das Ungeheure.

See also the editor's Beiträge zur Erklärung von Faust II in
Americana Germanica II.

20. verwandeln = metamorphosis.

23-24. Compare Selige Sehnsucht, p. 112, 1. 17:

Und so lang du das nicht hast,

Dieses Stirb und werde,

Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

21. Vermächtnis

First printed 1829 at the close of the second book of the Wanderjahre. Goethe read the poem to Eckermann on Feb. 12, 1829, and remarked: "Ich habe dieses Gedicht als Widerspruch der Verse: 'Denn alles muss zu nichts zerfallen, Wenn es im Sein beharren will,' geschrieben, welche dumm (?) sind und welche meine berliner Freunde, bei Gelegenheit der naturforschenden Versammlung, zu meinem Aerger in goldnen Buchstaben ausgestellt haben." Concerning the title Vermächtnis, compare Zahme Xenien (II, 344): Was ist denn deine Absicht gewesen,

Jetzt neue Feuer anzubrennen?"
Diejenigen sollens lesen,

Die mich nicht mehr hören können.

His old antipathy against writing had, therefore, left him toward the end of his life, and he was greatly concerned that the truths which he had to proclaim should be handed down to posterity. Hence the Vermächtnis, his legacy to posterity, in which he sums up the chief results of the experience and thought of a long life. See also the poem Lebensgenuss (II, 273):

Ich scheine mir an keinem Ort,

Auch Zeit ist keine Zeit,

Ein geistreich-aufgeschlossnes Wort
Wirkt auf die Ewigkeit.

1-2. Concerning the contradiction of these lines and the last lines of the precedng poems, see note to 'Widerspruch' in Vorklage, P. 73, 1. 11.

5. lebendigen. 'Sein,' therefore, is not identical with matter, but means matter and energy.

6. fdmüdt, compare κοσμεῖν and κόσμος.

7. Compare Sprüche in Prosa, 922: "In den Wissenschaften ist es höchst verdienstlich, das unzulängliche Wahre, was die Alten schon

besessen, aufzusuchen und weiterzuführen." See also D. u. W.: "Schon damals hatte sich bei mir eine Grundmeinung festgesetzt. . . Es war nämlich die: bei allem was uns überliefert, besonders aber schriftlich überliefert werde, komme es auf den Grund, auf das Innere, den Sinn, die Richtung des Werkes an; hier liege das Ursprüngliche, Göttliche, Wirksame, Unantastbare, Unverwüstliche, und keine Zeit, keine äussere Einwirkung noch Bedingung könne diesem innern Urwesen etwas anhaben."

8. Geisterschaft. The brotherhood of noble minds was one of the great aims of the 18th century; compare Herder, preface to his Ideen: "dies unsichtbare Commercium der Geister und Herzen ist die einzige und grösste Wohlthat der Buchdruckerei," and Schiller, in a letter to Körner (May 7, 1785): "Verbrüderung der Geister ist der unfehlbarste Schlüssel zur Weisheit. Einzeln können wir nichts." See Hildebrand in Grimm's Wb. under 'Geist,' 28d.

10. Weisen. Kopernikus, the discoverer of the great laws of the universe, which Goethe praised in the preceding strophe. II. ihr, refers to 'Erde' in 'Erdensohn.'

13-18. From the great universe about us we are to turn to the great universe within us:

Ist nicht Kern der Natur

Menschen im Herzen?

14. Centrum, compare Mittelpunkt in Wanderers Sturmlied, p. 64, 1. 21, and Zur Naturwissenschaft im Allgemeinen (XXXIV, 129): "In dem menschlichen Geiste, sowie im Universum, ist nichts oben oder unten; alles fordert gleiche Rechte an einen gemeinsamen Mittelpunkt, der sein geheimes Dasein eben durch das harmonische Verhältnis aller Teile zu ihm manifestirt."

16. Regel=Gesetz.

17-18. Compare Sprüche in Prosa, 655: "Pflicht; wo man liebt was man sich selbst befiehlt." The discoverer of this law of the moral world is Kant.

19. Not until we have found this inner centre can we trust our senses. Compare Herder, Ideen II, 224: "wer seinen Sinnen nicht traut, ist ein Thor," and Goethe, Sprüche in Prosa, 557: "Die Sinne trügen nicht, aber das Urteil trügt." See also Sprüche in Prosa, 760.

23. sicher wie geschmeidig = fest und doch nachgiebig.

28-29. Compare Epimenides Erwachen:

Und nun soll Geist und Herz entbrennen, Vergangnes fühlen, Zukunft schau’n. 30. Ewigkeit, compare Das Göttliche, p. 37, l. 41: Er (der Mensch) kann dem Augenblick Dauer verleihen,

and Proömion, p. 144, l. 13:

Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit,

Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.

See also Schiller, Briefe über aesthet. Erziehung (14. Brief): “die Zeit in der Zeit aufheben, Werden mit absolutem Sein, Veränderung mit Identität zu vereinbaren," which is the great problem to be solved by æsthetics.

33. Compare Naturphilosophie (XXIX, 236): "Durchaus aber bleibt ein Hauptkennzeichen, woran das Wahre vom Blendwerk am sichersten zu unterscheiden ist: jenes wirkt immer fruchtbar.” How Goethe understood this 'fruchtbar,' is made clear by a remark in his notes to the Westöstlicher Divan: "Alle Epochen, in welchen der Glaube herrscht, unter welcher Gestalt er auch wolle, sind glänzend, herzerhebend und fruchtbar für Mitwelt und Nachwelt."

36. kleinsten Schaar = die Edlen. See note to Königlich Gebet, p. 30.

39. Der Philosoph, der Dichter = der Dichterphilosoph, poet and thinker in one person. Compare Goethe's conception of the true philosopher in Wanderjahre XVIII, 166. See also his letter to Jacobi (D. j. G. III, 31): "Sieh, Lieber, was doch alles Schreibens Anfang und Ende ist: die Reproduction der Welt um mich, durch die innere Welt, die alles packt, verbindet, neuschafft, knetet und in eigner Form und Manier wieder hinstellt, das bleibt ewig Geheimniss, Gott sei Dank, das ich auch nicht offenbaren will den Gaffern und Schwätzern."

31-42. The expression of the highest and ultimate aim of the lyric poet and of Goethe in particular. Compare Tasso:

Der (Dichter) uns die letzten, lieblichsten Gefühle
Mit holden Tönen in die Seele flößt,

and Schiller in his letter to Goethe of Aug. 31, 1794: "Im Grunde ist dies das Höchste, was der Mensch aus sich machen kann, so

bald ihm gelingt, seine Anschauung zu generalisiren und seine Empfindung gesetzgebend zu machen."

"Dies Vorfühlen ist zugleich ein thätiges, greifendes, gestalten

des" (Hildebrand, Grimm's Wb. IV, 2186).

Sie bewahrten dich im Stillen (die Götter),

Daß du rein empfinden kannst.

Epimenides Erwachen.

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