Inhalt. Einleitung Erster Abschnitt. Alcuins Erziehung und Verhältnisse bis zu seinem ersten Zweiter Abschnitt. Alcuins achtjähriger Aufenthalt am fränki Seite. I. 6. 16. 19. 3. Alcuin als Lehrer des Königs und der königlichen Familie 23. 4. Errichtung pon hohen und niedern Bildungsanstalten im Alcuins Rückkehr an den fränkischen Hof 1. Entstehung und Ausbildung des Adoptianismus 3. Geschichte des Bilderstreits 4. Entscheidung der Kirchenversammlung zu Frankfurt über den Adoptianismus und die Bilderverehrung 54. 69. 75. 87. 102. 121. 5. Alcuins feste Niederlassung im fränkischen Reiche und Theilnahme an der völligen Unterdrückung der adoptia= nischen Lehre 143. Alcuin als Abt von Tours bis an seinen Tød. 5. Alcuins philosophische und historische Schriften 6. Ueber Alcuins poetische Schriften 7. Erneuerung des römischen Kaiserthums im Abendlande 8. Uncinigkeit zwischen Alcuin und Theodulf 9. Alcuins Tod Fünfter Abschnitt. Ueber Alcuins Charakter und Persönlichkeit, 1. Allgemeine Bèmerkungen über Geschichte und Biographie 258. 2. Alcuins äußere Persönlichkeit 3. Alcuins Charakter 264 265. Alcuins Leben. Einleitung. Die gänzliche Umgestaltung des Abendlandes nach dem Untergange des weströmischen Reiches und der entarteten römischen Bildung erforderte eine neue Entwicklung der Völker, deren fråftigen Natur die gesunkene Menschheit des gebildeten Alterthums unterlegen war. Die großen Anlagen, welche dieselben aus ihren Wäldern in die ers oberten Wohnsize brachten, waren zu eigenthümlich, um sogleich in die Bildung der Besiegten überzugehen. Diese schmiegten sich vielmehr in die Sitken und Gebräuche ihrer Ueberwinder, und bald war von der alten Cultur alles bis auf die Erinnerung und wenige Trümmer verschwunden. Daher begann die neue Menschheit ihre Entwicklung größs tentheils aus sich selbst, zwar so langsam, daß ein Jahr. tausend vorüberging, che sie zur Benuzung der Künste und Wissenschaften, welche sie bei ihrem ersten Auftreten zerstört hatte, reif war, aber mit desto größerem Vortheil für ihre Selbständigkeit. Denn es ist gewiß als ein grokes Glück zu preisen, daß die herzlose, einseitige, entnervte Bildung der damaligen Welt, die nicht mehr Kraft genug hatte, die große Vorzeit zu verstehen, geschweige sie nachzuahmen, der neuen Entwicklung fremd blieb, und nur das belebende Element der christlichen Religion in sie überging. Diese bildete den Mittelpunkt aller geistigen Bestrebungen während der ganzen Zeit, die zwischen dem Verschwinden und Wiedererstehen der alten Cultur verfloß, und ihre Diener leiteten und bestimmten die Literatur. Wenige glänzende Charaktere haben sich darin hervorgethan, wenige sich so ausgezeichnet, daß sie noch heutzutage unmits telbar fortwirken; alle gefeierte Namen und Schriften dieser Periode verloren ihre Bedeutung, sobald der menschliche Geist reif geworden war, zu den Mustern zurückzukehren, die eine wohlthätige Fügung der Zerstörung und Vergessenheit entrissen, und bis auf diesen Zeitpunkt aufgespart hatte. Allein ihr Wirken ist nicht umsonst gewe sen, und ihr Verdienst gewiß größer, als ihr Ruhm. Denselben einem dieser Männer zu sichern, und seinem Andenken einen Theil jener Schuld zu entrichten, welche die Menschheit bei jedem, der sich um ihr Wohl eifrig und glücklich bemüht hat, dankbar anerkennen muß, ist der Zweck dieses Werkes. Man darf. wohl behaupten, daß Karls des Großen Zeit mehr berühmt, als gekannt ist, und daß der Stifter des neuen römisch- germanischen Kaiserthums eher Lobredner, als Geschichtschreiber gefunden hat. Eine Erscheinung, wie die feinige, blendet zu sehr, als daß wir uns auf den ersten Blick nach den Umgebungen umsehen, und sie deutlich unterscheiden könnten. Erst nach långerer Uebung treten dem forschenden Auge auch andere Gestalten entgegen, auf die nicht unverdient ein Abglanz von dem Ruhme der Hauptgestalt zurückstrahlt. Mit je größerer Zuverläßigkeit man aber den Menschen nach seiner Umgebung beurtheilen kann, desto belehrender und nothwendi ger ist eine Betrachtung derselben. Ein bloß kriegerischer Fürst hat nur Sinn für die Rohheit, die sich nie vom Soldatenleben trennen läßt; seine Freunde, feine Vertraus ten sucht er im Heere; der bloß staatskluge Herrscher segt › den Kriegerstand seinen Diplomaten nach. Wo aber ein Fürst, wie Karl der Große und Andre, die seinen Beinamen zum Theil erhalten oder doch wenigstens verdient haben, - wo ein Fürst die Kraft des siegreichen Eroberers mit der edeln Liebe zu den Wissenschaften verbindet, wird er den Waffen und den Federn gleiches Recht geben, und sich dem am engsten anschließen, der durch eine ihm verwandte Geistesrichtung sein Vertrauen gewonnen, und zur Beförderung des Wohles seiner Unterthanen Fähigkeit und Willen gezeigt hat. Der einzelne Mensch, auch auf einem Throne, vermag wenig, ohne vieler Gleichgesinnten Mits wirkung. Wenn daher eines Herrschers Geist groß genug ist, edle Vorsäge zu fassen, und fein Auge aus der Menge herausfindet, wen Fähigkeit und Kraft zur Ausführung seiner Plane tüchtig macht, so wird er mit Recht gerühmt, und sein Andenken in Ehren gehalten aus Dankbarkeit und zum Muster der Nachwelt; ihm gebührt das seltene Vers dienst, für einen Zweck Kräfte zu vereinigen und zu bes nußen. Allein nicht bloß die Gerechtigkeit, auch das Verständniß der Sache selbst erfordert es, dem Einzelnen, der mit Glück für diesen Zweck gearbeitet hat, fein Recht angedeihen zu lassen. Der Mann, dessen Leben der Gegens stand dieses Werkes ist, widmete seine Thätigkeit der Auss führung von Karls des Großen edler Absicht, sein Volk der Bildung näher zu bringen, die noch aus den Trüme mern des Alterthums zu ihm redete. Wer könnte also diese ehrenvolle Seite von Karls des Großen Regierung beffer vertreten, als Alcuin, dem der König feine Kenntnisse. größtentheils, dem die Kinder Karls ihre ganze geistige |