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Die der Zählung unterzogenen Exemplare werden vom Diener einzeln auf die Nummern der betreffenden Zeitung, welche bisher eingelangt sind und noch nicht gebunden wurden, geschichtet. In der Museumsbibliothek in Nürnberg werden z. B. bei dieser Gelegenheit die einlangenden Zeitungen nicht nur genau nach der Nummer zusammengelegt, sondern auch einzeln in ein Verzeichnis eingetragen und so merkt man sofort, wenn eine Nummer zufällig nicht eingelangt ist. Dort lässt sich dies leicht ausführen, die Anzahl der zu manipulierenden Zeitungen ist im Vergleiche zu den hier einlangenden eine außerordentlich geringe. Bei uns ließe sich auf diese Weise kaum ein Drittel der einlangenden Blätter einlegen und in Evidenz halten und die Reclamation etwaiger Mängel sofort durchführen.

Wir sind daher gezwungen, die Sache bei der leichteren Seite anzufassen und uns auf eine nachträgliche Durchsicht zu beschränken; die umfangreicheren Tageblätter werden vierteljährlich,die weniger umfangreichen, ebenso wie die häufiger verlangten oder wertvolleren Wochenblätter halbjährlich, die übrigen Journale aber am Ende des Jahres auf einmal in Ordnung gelegt und die eventuell fehlenden Nummern reclamiert. Im Principe ist es so ausgedacht. Doch die ungeheure Größe des Materiales steht im umgekehrten Verhältnisse zu der Unzulänglichkeit des Personals, dies rächt sich dadurch, dass während wir von einem Vierteljahre zum andern die Durchsicht des vorliegenden Materials vornehmen, und das fehlende reclamieren, wir nur zu oft durch keinen Aufschub leidende Arbeit gestört werden, so dass wir oft bei Beginn eines neuen Vierteljahres das Vorletzte noch nicht bewältigt haben. Der Rückstand bleibt vorläufig wenigstens noch immer Rückstand und versehen wir nur die dringlichere neue Arbeit, denn die vierteljährlich zu bindenden Tageblätter werden vom Publikum am meisten begehrt; die Existenzberechtigung einer Bücher- oder Zeitungssammlung wurzelt doch eben in der leichten Zugänglichkeit für das Publikum. Das Außerachtlassen des weniger wichtigen Materials, der Arbesrückstand wiederholt sich so alle Vierteljahre und häuft sich immer mehr und mehr an.

Die zum Binden bestimmten Jahrgänge (Bände) werden dann in ein Verzeichnis genommen, das sogar in zwei Exemplaren ausgestellt wird; mit diesem werden die vom Buchbinder zurücklangenden Bände auf ihre Vollständigkeit kontroliert.

Ausicht im Fluße die Gruppierung der wegen ihrer geringen Zahl nicht eingebundenen Blätter und deren separierte Unterbringung.

Es sei mir auch gestattet, darauf zu verweisen, dass wir den Lesern das Material herauszugeben und ihnen oft mit Aufklärungen zu dienen haben. Dies scheint zwar keine Arbeit, nimmt aber doch zu viel Zeit in Anspruch, um uns nicht in der Verrichtung der Amtsgeschäfte beträchtlich zu hemmen.

Häufig schauen wir die Antiquar-Kataloge in der Hoffnung durch, das eine oder das andere in unserer Sammlung Fehlende ausfindig machen und ankaufen zu können. Finden wir dann das Nothwendige, lassen wir es wegen Besichtigung bringen, doch zeigt sich dann die Mühe der Überprüfung oft als eine verlorene, da z. B. der Jahrgang so unvollständig ist, dass mit dessen Ankauf nichts gewonnen wäre.

Ein Theil der Budapester Druckereien schickt die während einer oder mehrerer Wochen erschienenen Zeitungen direct dem Museum ein, viele übersenden sie jedoch dem Oberbürgermeister, der den circa 300 Nummern umfassenden Pack uns monatlich übermitteln lässt. In beiden Fällen müssen wir die Sendung mit dem beigelegten Verzeichnisse vergleichen und die Übernahme bestätigen.

Schließlich führen wir über all diese Arbeiten ein Journal.

Unser zukünftiges Arbeitsprogramm lässt sich schon aus diesen Umrissen erkennen. Die Abwickelung des Rückstandes, Ergänzung der Mängel und Fortentwicklung des Geschaffenen auf jedem Gebiete - machen das Wesen desselben aus. Indessen hat auch die Gesetzgebung zuerst eine Pflicht zu erfüllen, nämlich den G.-A. XVIII v. J. 1848 dahin zu ergänzen, dass die säumigen Druckereien, beziehungsweise Herausgeber, die ihre Erzeugnisse dem National-Museum nicht einsenden, mit einer Strafe belegt werden. Vor allem wären die Modalitäten der Einsendung und das Verfahren gegen die Säumigen festzustellen. Das Ministerium für Cultus und Unterricht beabsichtigt schon seit Jahren diesem Mangel durch Vorlage eines Gesetzentwurfes abzuhelfen; so lange dies nicht geschieht, bleibt in der einzigen Zeitungssammlung des Landes die elementarste Bedingung: die der Vollständigkeit, auf unabsehbare Frist ausgeschlossen.

Unter den jetzigen Verhältnissen ist auch der Erfolg unserer Reclamationen sehr problematisch. Im letzten Bibliotheksjahre haben wir 2768 Zeitunsexemplare reclamiert und sind von diesen nur 1022 eingelangt. Zum Theil wird dies auch durch den Umstand verursacht, dass einzelne Postämter, so des Öfteren das Temesvárer Postamt, auch die Portofreiheit unserer Reklamationsbriefe nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Ehe nun der Adressat das Strafporto zahlt, nimmt er den Brief lieber nicht an und erhält von seinem Inhalte kein Kenntnis. Auch diesem Übelstande müsste im Wege der Legislative abgeholfen werden.

Was sonst noch zu geschehen hat, geht allerdings die Arbeitskräfte der Zeitungssammlung an, doch die Mittel zur Ausführung müssen wir ebenfalls von der Gesetzgebung erwarten. Man wird bereits ersehen haben, dass die geschilderten Mängel zum größten Theile auf die Unzulänglichkeit der Arbeitskräfte zurückzuführen sind. Man braucht nur dieser abzuhelfen, so wird für jedes Bedürfnis vorgesorgt sein.

Es müsste für die Zeitungen in lateinischer, rumänischer, italieni

scher, französischer, slovakischer, bulgarischer, kroatischer, serbischer, ruthenischer und hebräischer Sprache zuerst je ein alphabetisches Repertorium geschaffen werden, dann alphabetische Zettelkataloge nach Titeln und Druckort geordnet.

Zu schaffen ist ein Zettelkatalog über die Redakteure der nicht ungarischen Zeitungen, nach Sprachen geordnet.

Zu schaffen ist ein Fachrepertorium der Blätter. Ein solches giebt es auch in der Wiener Hofbibliothek; die Nothwendigkeit desselben zeigt sich oft auch bei uns, da sowohl die Organe des geistigen Lebens, als auch der Gewerbethätigkeit unter den verschiedensten Titeln erscheinen.

Wünschenswert wäre ein chronologischer Katalog der vaterländischen Zeitungen, der Orientierung böte, welche politische, Fach- und andere Zeitungen in je einem Jahre bestanden haben.

Im Anschlusse an dieses chronologische Fachverzeichnis wäre eine von der ältesten Zeit bis auf unsere Tage geführte Statistik darüber zu schaffen, wie viel Zeitungen in je einem Jahre in ungarischer, deutscher und anderen Sprachen in Ungarn existierten. Es ist wohl kaum nothwendig, die Bedeutung dieser Statistik näher zu erörtern.

Zu ergänzen sind die Buch- und Zettelkataloge, d. h. sie sind in jedem Jahre mit den genauen Daten des vorigen zu bereichern.

Endlich ist die Aufstellung der Zeitungen zu erneuern. Ich erwähne dies zu guter Letzt, da dies nur bei einer gründlichen Aenderung der Raumverhältnisse durchführbar ist. Es müssen nach dem Muster der Wiener Hof- und der dortigen Universitätsbibliothek die Zeitungsbände nach dem Format geordnet mit laufenden Zahlen versehen und diese Zahlen selbstverständlich in sämmtlichen Repertorien und Zettelkatalogen durchgeführt werden. Wenn dies geschehen sein wird, dann ist es leicht, der musterhaften Ordnung die Krone aufzusetzen, indem nach dem Beispiele der deutschen Bibliotheken jedes einlangende Zeitungsexemplar sofort in Evidenz genommen und an Ort und Stelle gelegt wird.

Die gründliche Aenderung der Raumverhältnisse, wer weiß, wann sie von den leitenden Mächten verfügt werden wird. Dies lässt sich um so schwerer errathen, als eben seit der vor fünf Jahren geschehenen ersten Aenderung jetzt zum ersten Male die Erweiterung der Räumlichkeiten der Museumsbibliothek und damit auch der Zeitungssammlung mit einem Kostenaufwande von 5000 fl. verfügt wurde. Die Bibliothek des NationalMuseums hatte ursprünglich drei geschlossene Couloirs, in deren zwei inneren die schmucklosen, primitiven Gestelle der Zeitungen standen. Im Jahre 1889/90 wurde der innerste Zweig ganz mit Fußboden versehen und für das Archiv in einen Saal umgestaltet. Auch der Mittelgang wurde gänzlich umgestaltet und seitdem dient dieser mit zwei Treppen versehene neue Saal zur Aufbewahrung der Zeitungen. Seit Jahren beklagen wir

uns über die Enge des Raumes, jetzt endlich wird auch der erste Gang längs der langen Mauer mit aneinandergereihten, verschließbaren Schränken um welche oben ringsherum eine Galerie angebracht ist, versehen. Angesichts der schnellen Entwicklung unseres Zeitungswesens wird indessen auch diese erweiterte Lokalität nach etwa sechs Jahren zu eng sein, und doch enthält das Museum keinerlei Räumlichkeit mehr, durch deren. Adaptierung Hilfe geschaffen werden könnte.

Es ist wahr, dass meines Wissens bloß in der Kölner Stadtbibliothek, für die gegenwärtig ein Gebäude errichtet wird, den Zeitungen ein eigener Saal zugedacht ist; überall anderwärts fand ich die großen Zeitungsfolianten zwischen den übrigen Büchern untergebracht. Doch die Münchener königliche Bibliothek, die in vielen Dingen mit gutem Beispiele vorangeht, reserviert für die Zeitungen allein fünf große Säle, wo doch im Königreiche Baiern bei Weitem nicht so viel Zeitungen erscheinen, wie bei uns.

Ein Übel ist es auch, dass wir das Münchener Beispiel auch dort befolgten, wo es nicht zweckdienlich war, indem wir von dort das Muster zu unseren altmodischen, schwerfälligen, auf Latten ruhenden und zumeist unbeweglichen Gestellen nahmen. Die neueren Einrichtungen, wie in Stuttgart, Frankfurt, Augsburg, sind nicht mit Latten versehen; statt ihrer wird an beiden Enden ein vorne flacher Eisenstift eingeschoben, der das Gestell hält und auch bequemer hinauf und herabgeschoben werden kann.

In dem neuerrichteten Strassburger Bibliotheks-Gebäude können die Gestelle mit einem einzigen Händedrucke zwischen den schlanken Eisensäulen auf beliebige Höhe oder Tiefe gerückt werden, wodurch die Manipulation auf engerem Raume erleichtert wird. Ebendort, sowie in der Wiener Universitätsbibliothek, giebt es statt unserer schmalen Erker acht niedere, bequeme Stockwerke, was einen großen Raumgewinn bedeutet.

In Frankfurt wird die bei uns gebräuchliche lebensgefährliche Leiter durch horizontale Eisenstufen ersetzt, worauf man sich stellen und sich dabei oben an einem Griffe besser halten kann, wie auf unseren Gußeisenleisten. Von den Stockwerken und Erkern werden in den meisten Bibliotheken die größeren Bände mittels Kraniche transportiert. All diese im Auslande gemachten Erfahrungen wären gelegentlich der erwünschten gründlichen Veränderung der Raumverhältnisse auch hier wohl zu verwerten,

Die gründliche Veränderung bedeutet allerdings ein neues Gebäude, entweder bloß für die Zeitungssammlung, oder, dann aber sei es ein Monumentalbau, für die ganze Bibliothek des National-Museums. Auch im letzteren Falle ist den Zeitungen ein großer Platz einzuräumen, denn es steht jetzt schon fest, dass das Gesammtmaterial der Zeitungsliteratur die Quantität der Buchliteratur-Erzeugnisse erreichen wird.

KOSMOGONISCHE SPUREN IM BULGARISCHEN VOLKSGLAUBEN.

Von Adolf Strausz.

Bislang hat man in den wissenschaftlichen Litteraturen Europa's bezüglich des Volksglaubens der Bulgaren gar wenig Kenntniss gehabt, obwohl in jüngster Zeit die Bulgaren auch auf diesem Gebiete eine staunenswerte Thätigkeit entfalten und das große bulgarische Sammelwerk «Sbornik. seit einigen Jahren unter ämtlicher Aegide so manchen Schatz aus dem tiefen Schachte bulgarischen Volksglaubens zu Tage fördert, eine Fülle herrlichsten Stoffes zur bulgarischen Volkskunde veröffentlicht.

Für das wissenschaftliche Ausland ist aber dieser Stoff mehr oder weniger unzugänglich und erst in vorliegendem Werke wird das bulgarische Ethnikum, wenn auch in engen Rahmen, der ausländischen Wissenschaft vorgeführt. In diesem Werke kommt nicht in Betracht das bulgarische Fürstentum, welches 1878 der berliner Congress ins Leben gerufen, weder das Fürstentum, welches die Bulgaren im Jahre 1885 geschaffen, dies Bulgarien ist nur ein geographischer Begriff; das gesammte Bulgarenthum der Balkanhalbinsel kommt hier in Betracht, das auch jenseits der Grenzen des politischen Bulgariens lebt, so dass ein guter Theil des hier niedergelegten Stoffes auch aus dem Rhodope-Gebirge und aus den Thälern des Struma und Wardar, den Bergen des Olymps und vom Šar-Dagh bis zum Peristeri herrührt.

Insoweit die vergleichende Methode zur Geltung kommen konnte, so wurde derselben in diesem Werke schon aus dem Grunde Rechnung getragen, um auf die gleichen Züge im Volksglauben der Magyaren und der ugrischen Völker überhaupt hinzuweisen, und dadurch eine neue Stütze für die von neueren Sprach- und Volksforschern Ungarns erwiesenen Ansicht beizubringen, der gemäss Bulgaren und Magyaren in ihrer Urheimat mit einander in enger Berührung gestanden sind.

Auf der vergleichenden Methode beruhen eben die großen Ergebnisse unserer heutigen Sagenforschung. Jede verwandte Sage des Abend- und des Morgenlandes, aus dem lebendigen Volksmunde und aus uralten schriftlichen Aufzeichnungen neben einander gehalten, ergiebt eine lange Kette, die vermöge unscheinbarer Abstufungen von verdunkelten Formen der Ueberlieferung zu Zeugnissen von solcher Durchsichtigkeit hinüberleitet, dass die Deutung auch für die verblaßte Sagenwelt nicht schwer fällt.

Die Ergebnisse derjenigen Forschungen, die bislang auf dem Gebiete der uralaltaischen vergleichenden Sprachforschung vorgenommen worden sind, haben es als unanfechtbare Thatsache erwiesen, dass die türkischen Elemente des magyarischen Wortschatzes ihre Kopien hauptsächlich in der Sprache der

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