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B) Benennung, Platz, Umgebung, heutige Gestalt und Gegenstand der Reliefs des Sarges.

Nach der Tradition ruhen in diesem Sarge die irdischen Reste des Propheten Sct. Simeon, der, als Jesus von seiner Mutter im Tempel vorgestellt wurde, den Knaben in die Arme nahm und sich glücklich pries, weil seine Augen den Erlöser gesehen haben. (Ev. Luc. II, 29-32.) Ich muss dies vorausschicken, weil in der kath. Kirche sowohl unter den Namen Simeon als auch Simon mehrere Heilige gefeiert werden. So finden wir schon im Buche der Makkabäer des Alten Testamentes den Simon dux et pontifex; der Apostel Petrus heißt ursprünglich Simon (Luc. XXII, 31) und wir wissen, dass ein Apostel Simon mit einer Säge in der Hand abgebildet wird; der Karmelit Simon endlich lebte vom Jahre 1165 bis zum Jahre 1265. Die Legende unseres Sarges aber bezieht sich auf Simeon den Propheten, der zuerst Zeugenschaft ablegte dafür, dass der Knabe Jesus der Messias ist. Der Bischof Symeon der Heilige ist der Bruder und Nachfolger des Apostels Jakob des Jüngeren; Symeon der Stylite starb im Jahre 459, Symeon der Heilige von Trient erlitt schon im Alter von zwei Jahren den Märtyrertod. Der Uebersetzer der vorliegenden Monographie benützt sowohl auf dem Titelblatte, als auch an allen Stellen im Texte den Namen Simon der Heilige, womit er den Leser, wenigstens für den Anfang, irre führen kann. (Vgl. die Note auf S. 337.)

Dieser überaus wertvolle Sarg befindet sich hinter dem Hauptaltare der Sct. Simeonkirche zu Zara, wo er auf den ausgestreckten Armen zweier, aus Goldbronze gegossenen, riesigen Engel und auf den, von zwei kleineren, in der Mitte der Vorder- und Rückseite stehenden karyatidenartigen Marmorengeln emporgehaltenen Kissen ruht u. z. so hoch, dass er auch über den Altar hinaus sichtbar ist. (S. Fig. 1 und 2.) *

Da sich die porta triumphalis gerade darüber erhebt, lassen die Pfeiler derselben eine photographische Aufnahme der Schmalseiten des Sarges nicht zu; darum müssen wir uns bei den letzteren mit der von den Kanten aus gemachten Aufnahme aus Anton Pór's «Zeitalter Ludwig's des Großen und der Federzeichnung aus Jakson: Dalmatia I. V. (Tafel X.) begnügen.

Der Sarg ist ein länglicher, viereckiger Kasten mit spitzzulaufendem gesattelten Deckel (Fig. 3), von allen Seiten geschlossen und nur auf der

* Von den Abbildungen sind 1. aus d. Oesterreich-Ung. Monarchie in Wort u. Bild, 2. Pór A.: N. Lajos, 3. Jakson: Dalmatia. V. I. 4—5, 7—20, 51. und 53. Meyer: Szt. Simon ezüst koporsója. 21. Fondra: Istoria delle insignie, endlich 32, 33, 35, 36, 44 u. 45 Művészi Ipar 1892. entlehnt.

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gegenüberstehenden Langseite, durch eine mit vier plumpen Angeln an die Kante befestigte Fallthüre nach vorne und nach abwärts zu öffnen, weshalb er gewöhnlich auf den zwei Schmalseiten mit zwei unförmigen Schlössern abgesperrt wird; doch sind von vorne auch zwei Riegel sichtbar. Hinter dieser Fallthüre befindet sich eine besondere schließbare

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Glastafel und ein auseinandergehender Vorhang, welcher den Wallfahrern die Betrachtung der im Sarge geborgenen Leiche auch aus der Entfernung ermöglicht. Vor der Glastafel hängen noch verschiedenartige wertvolle Votivgegenstände. Einige Uebersicht bietet Illustration 4, welche die geöffnete Vorderseite des Sarges darstellt.

Bei Eröffnung des Sarges zeigt sich genau in der Mitte des, unter der Glasplatte hinlaufenden Ornamentes ein Griff, woraus ersichtlich wird, dass der Boden des Sarges sammt seinem Inhalte nach vorne herauszuziehen ist. Dies wird wohl in keiner einzigen Beschreibung erwähnt, doch ist eine andere Bestimmung des Griffes nicht denkbar.

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Das Material des Sarges ist, wie ich aus persönlichen Mittheilungen des Herrn Director Radisics weiß, nach der Tradition Cedernholz, welches er wohl selbst näher nicht untersucht, die Behauptung der Tradition aber durch den Duft des Holzes bestätigt gefunden hat. Diese Holzkiste ist von innen und außen, sammt Deckel und Boden mit reichvergoldeten Silber

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