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untern Hälfte der 53. Tabelle, unter dem Titel «Tres lapides petræ montis

incisi die Abbildung eines Felsen zu sehen ist, der von den Römern durch drei Inschriften ausgezeichnet wurde. Aber die Ortsbestimmung dieser dreifachen Inschrift wird von Marsigli so unsicher gegeben (pauludum

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und Genie-Chef mitwirkte), welches die archæologische, physikalisch-geographische und naturgeschichtliche Beschreibung der Donau gibt und sich auch durch seine prachtvollen Illustrationen auszeichnet, Bd. II. an der

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supra Tachtalia), dass es seither nicht gelungen ist, darüber ganze Gewissheit zu erlangen.

Nun kam noch der Umstand dazu, dass die zweierlei Tafeln des Tiberius an der untern Donau, trotz des von J. Arneth noch im Oktober 1862 der wissenschaftlichen Akademie zu Wien vorgelegten, aber bloß auf den durch die Vermittelung der Donau-Dampfschiffahrt Gesellschaft gesammelten Notizen beruhenden und eben deshalb in topographischer Hinsicht schwankenden, ja sich selbst widersprechenden Berichtes, von der gelehrten Welt mit solchen Zweifeln aufgenommen wurden, dass in dieser Richtung die Ueberprüfung und genauere Ortsbestimmung ebenfalls wünschenswerth erschien.

Alldies war für mich Anregung genug, um die günstige Gelegenheit der vom eisernen Thor aufwärts bis Kozla in einer Länge von mehr als 75 Kilometer mit großer Energie aufgenommenen Regulierungsarbeiten auch meinerseits nicht unbenützt zu lassen und mich zu beeilen, für meine Disciplin das dort sobald nicht wieder vorkommende geistige Kapital zu verwerten, welches bei der hohen Intelligenz den seltenen Ortskenntnissen und Erfahrungen des bei den Arbeiten angestellten Beamtenkörpers gerade für die Archæologie unschätzbare Resultate in Aussicht stellte.

In dieser hoffnungsvollen Stimmung klopfte ich Ende Juli 1893 bei dem Chef der zur Durchführung der Regulierungsarbeiten zu Orsova organisierten technischen Oberleitung, Ministerialrath E. Wallandt an, der mir bei der Ausführung meiner Pläne mit der größten Gefälligkeit Beistand leistete und mir den k. u. k. Oberlieutenant i. P. J. Neudeck, angestellt bei der technischen Leitung, als Begleiter bestimmte. Und ich schulde die Anerkennung, dass die Herren Ingenieure überall, wohin mein Weg führte, vom eisernen Thor aufwärts über Izlás, Greben bis nach Kozla, meine Bestrebungen mit der größten Bereitwilligkeit förderten und besonders haben mich G. Kerndl, der Chef-Ingenieur bei der technischen Leitung Kozla und J. Gruber, der energische Sectionschef, so auch dem orsovaer Großhändler Ferdinand Kick und Oberl. Neudeck im höchsten Maße zu Dank verpflichtet. Neben ihnen hat sich Herr J. Raksányi, Ingenieur bei der technischen Leitung, beim Zusammentragen des Stoffes und wissenschaftlichen Apparates die meiste Mühe gegeben.

Ich fuhr die berühmte Széchenyi-Straße der Kasan-Enge hinauf nach Kozla zum Anfangspunkte der gefahrvollen Kataraktenreihe der untern Donau. Letztere schneidet nämlich, nachdem sie von Baziás bis hierher eine durchschnittlich östliche Richtung genommen, unter einem rechten Winkel das Gebirge von so verwickelter geologischer Struktur, welches

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Arneth, Archæologische Analekten. Sitzungsberichte der philosophisch-hist. Classe der kais. Akademie. Wien, 1862. Oktober. Denkschriften.

vom siebenbürgischen Oberlande nach dem Balkan hin eine natürliche Verbindung bildend, seiner Zeit als mächtiger Damm der Wassermenge der

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Tiefebene den Weg verstellte. Indem die Donau unterhalb Kozla's ihre Richtung nach SSO nimmt, schneidet sie unter einem spitzen Winkel

die ihr in den Weg fallenden Gebirgswellen und durch die Katarakte Izlás und Tachlalia, gebildet durch Porphyro-Tuff, resp. Dias-Verrucanobänke, die von dem am linken Ufer weithin schimmernden Berge Treskovácz sich hineinstrecken, erschwert sie seit undenklichen Zeiten die Communication zu Wasser. Von Intz sich nach NNO wendend, verfolgt unsere Donau die Längenaxe einer gewaltigen Zerknütterung und über diese hinaus den erwähnten Gebirgszug durchkreuzend, nimmt sie ihren freien Lauf in die wallachische Ebene hinab, nachdem sie über die bekannten Stromschnellen des eisernen Thores hinweggekommen.

Auf diese, einem V vergleichbare Krümmung fallen die berühmten Katarakte der untern Donau und hier geschah der erste und heftigste Zusammenstoß zwischen dem sich ausdehnenden römischen Reich und den freiheitsliebenden Daciern. Hier mussten also jene großartigen Vertheidigungswerke zu Stande kommen, welche permanent zu machen, schon nach dem Zeugnis der Trajan-Tafel in der Kasan-Enge, sich die Römer bewogen fühlen mochten.

Und in der That, der Arbeiter-Niederlassung Kozla gegenüber, oberhalb und unterhalb der über dem Wirbel «Gospodin vir» düster starrenden, gleichnamigen Klippe war die Donaustrecke durch Uferbefestigungen gedeckt, um zugleich die Angriffe des jenseitigen (dacischen) Ufers abzuwehren. An der Gospodin-Klippe selbst, von der unter derselben befindlichen Fischerhütte aus forschend, gelang es bald, neben einer vollkommen lesbaren und schon von Marsigli als dem Tiberius zugehörig erkannten Tafel eine minder lesbare, aber doch sofort als Verewigerin des Namens Vespasianus festgestellte zweite Tafel zu erkennen. Da ich die von mir entzifferten Zeilen dem Herrn J. Neudeck diktierte, scheint er das Lesen der Felsentafell nach mir fortgesetzt zu haben und so dürfte sich die, dem Ingenieur-Vereine, am 24. November 1894 vorgelegte, Inschrift gestaltet haben. Die von ihm erwähnte Titus-Inschrift existiert hier nicht. Das Original des Felsens Tres lapides petrae montis incisi» konnte ich also vom Katarakt und Felsen Tachtalia 10 Kilometer aufwärts in der GospodinKlippe konstatieren. Nun harrte noch der Entscheidung die Frage: wo und in was für einem Zustande die dritte Inschrift zu finden sei.

Indem ich in einem Kahne vor dem Gospodin-Wirbel die Stromschnelle Dojke hinüberfuhr, war es nicht schwer den Standort derselben aus der Vogelperspective festzustellen, aber zugleich musste ich einsehen, dass an dieser gefahrvollen Stelle der über dem Wirbel in einer senkrechten Höhe von 7 Meter stehenden Inschrift nahe zu kommen und eine Abschrift von derselben zu nehmen mit außerordentlichen Schwierigkeiten und Kosten verbunden sei, und dass die nöthigen Arbeiten, weil sie sogar die Störung der Schiffahrt herbeiführen dürften, nur bei Gestattung und Unterstützung der Regierung, ausführbar seien.

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Ich beeilte mich also, mein diesbezügliches Ansuchen an den Handelsminister Béla v. Lukács einzureichen, der die wissenschaftliche Wichtigkeit der an sich unbedeutend scheinenden Aufgabe würdigend, nebst der Concession auch das erforderliche Gerüst und die Arbeiterlöhne auf Kosten der Regulierung des eisernen Thores noch im August zu bewilligen geruhte. Nachdem inzwischen von den Herren Ministerialrath E. Wallandt, und königl. technischen Baurath A. Hoszpoczky verfertigten Plane ist sodann da ich durch unaufschiebbare Geschäfte zurückgehalten wurde in meiner Vertretung und auf meine Kosten der Oberrealschul-Professor G. Szinte, hingereist, und er auf einer von einem Dampfschiff geschickt hinabgelassenen und mit Hilfe von 16 Matrosen über dem Wirbel festgelandeten Steintransports-Fähre das Gerüst aufschlagen ließ, hat er end

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lich am 23. Oktober 1893 auch die dritte Tafel der Gospodin-Klippe erreicht und hat dieselbe im Gips-Abdrucke behufs Herstellung der positiven Copie nach Déva geschafft. Der in Déva hergestellte positive Abdruck zeigt eine 11-zeilige Inschrift, welche zuerst von uns gelesen worden ist. Wegen Abbröckelns der Felsenplatte sind die zwei letzten Zeilen der Inschrift wesentlich beschädigt. Ursprünglich wollte man nach Abglättung der Felsenwand den Text auf einem vorgemessenen Raum eingraben. Es ist der Unbeholfenheit des lapidarius zuzüschreiben, dass der Text auf dem vorgemessenen Raum nicht Platz fand und so die zwei letzten Zeilen darunter zu stehen kamen. Nach dem Texte hat Kaiser Domitianus 92-93 n. Chr. die durch die Donau ruinierte Ufer-Strasse bis Tolialis (Taliatae heute Milovánovacz) ausbessern lassen.

Somit war das Räthsel der dreifachen Inschrift Marsigli's gelöst;

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