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ἡρώων καὶ τοῖς παισὶν ἐναγίζειν τοῖς Οἰδίποδος· τούτοις δὲ ἐναγιζόντων αὐτῶν τὴν φλόγα, ὡςαύτως δὲ καὶ τὸν ἀπ ̓ αὐτῆς καπνὸν διχῇ διίστασθαι. Philostr. Imag. p. 384K. θαῦμα καὶ τὸ πῦρ τὸ ἐπὶ τοῖς ἐναγίσμασιν· οὐ γὰρ ξυμβάλλει ἑαυτῷ οὐδὲ ξυγκεράννυσι τὴν φλόγα, τὸ ἐντεῦθεν δὲ ἄλλην καὶ ἄλλην τρέπεται καὶ τὸ ἄμικτον δηλοῖ τοῦ τάφου. Von Dichtern hatte Kallimachos (II 626 Schn.) den Vorgang erwähnt: Ov. Tr. V 5, 33 consilio, commune sacrum cum fiat in ara | fratribus, alterna qui periere manu, | ipsa sibi discors, tamquam mandetur ab illis, | scinditur in partes atra favilla duas. | hoc, memini, quondam fieri non posse loquebar, | et me Battiades iudice falsus erat. Vgl. Ib. 35 et nova fraterno veniet concordia fumo, | quem vetus accensa separat ira pyra"). Lucan. I 550 flamma... | scinditur in partes geminoque cacumine surgit | Thebanos imitata rogos. Anth. Gr. VII 396, 4 κείνων χὡ τάφος ἀντίπαλος, | καὶ πυρὶ πῦρ ἤλεγξαν ἐναντίον . . . 399, 5 ἤνιδε πυρκαϊῆς ἄνισον φλόγα δαιομένα γὰρ | ἐξ ἑνὸς εἰς δισσὰν δῆριν ἀποστρέφεται.

So viel steht fest: es handelt sich um ein Opfer, das beiden Brüdern gemeinsam dargebracht wurde; die Rauchsäule teilte sich in zwei Spitzen: gemini vapores ex uno sacro fumantes das wäre es also, was wir erwarten müssten. Munro ist eigentlich der einzige, der es versucht hat, den schwierigen Worten grammatisch beizukommen, aber seine Erklärung: gemina ex uno sacra, fumantia vapore befriedigt nicht; gerade die Hauptsache, die Spaltung der Rauchsäule, bleibt unausgedrückt, und der Zusatz fumantia vapore hinkt kahl und zwecklos nach. Wir werden nicht umhin können, diese Stelle jenen sonderbaren Spielarten übertragener Ausdrucksweise zuzurechnen, die man zwar rein äusserlich unter den bequemen Gattungsnamen der Enallage begreifen kann, deren Wesen damit aber durchaus nicht erschöpfend bezeichnet ist; früher hat man wohl ab und zu darauf geachtet 8), aber erst durch v. Wilamowitz (zu v. 883 des Herakles) und Leo (Nachr. d. Gött. Ges. d. Wiss. philol.-hist. Kl. 1898 S. 469 ff.) ist der dunkele Sachverhalt in ein helleres Licht gerückt worden. Wie unendlich schwer es für uns ist, die sprachliche Eigenart des Ausdruckes wiederzugeben, zeigen die Übersetzungsversuche. Jacob vertauscht einfach die Beiworte: 'wie gespalten die Glut aus einerlei Opfer | Aufschwählt, verwischt also das Charakteristische vollständig; Sudhaus: 'jetzt die beiden Opfer, die sich aus einer Dampfsäule spaltend aufsteigen', aber es ist doch ein Opfer, ein commune sacrum, aus dem die Rauchsäule, sich spaltend, aufsteigt; das sagt auch Sudhaus im Commentare ausdrücklich. Gercke (D. Litteraturztg. XX 1554) übersetzt: das gedoppelt (in doppelter) statt in einer Rauchsäule aufdampfende Opfer': das kommt der Absicht des Dichters schon näher, macht mir aber die Entstehung des sprachlichen Gebildes nicht klar. Betrachten wir erst einige Beispiele, die ich zumeist den angeführten Untersuchungen entnehme: Lucr. VI 1127 aut alios hominum pastus pecudumque cibatus. Verg. A. VIII 82 candida per silvam cum fetu concolor albo procubuit viridique in litore conspicitur sus: Hofman-Peerlkamp (hypallage est somnium et fabula') wollte die Verba vertauschen. Hor. C. I 34, 7 f. tonantis | egit equos volucremque currum. Prop. I 22, 5 cum Romana suos egit discordia cives cum Romanos cives sua discordia egit (s. Leo a. a. O. S. 474); II 1, 28 Siculae classica bella fugae. Lygdam.

7) pyra hier wie ara an der anderen Stelle Altar'; Ovid denkt augenscheinlich an das Opfer, nicht an die Fassung der Sage bei Stat. Th. XII 429-436, wo das Wunder sich bei der Verbrennung der Leichen ereignet.

$) Ausser schol. Soph. Ai. 666, schol. Eur. Alc. 245, Serv. A. IV 180, die Leo (S. 475) anführt, vgl. Serv. A. III 362 omnem cursum mihi prospera dixit | religio: namque omnem cursum hypallage est: nam non omnem cursum prospera dixit religio, sed omnis religio dixit prosperum cursum. Vgl. auch Serv. zu VI 268. Schmitt a. a. O. S. 15.

3,2 blandaque cum multa tura dedisse prece. 4, 42 edidit haec dulci tristia verba modo. Ov. Her. 17, 144 aurea lanigero vellere vexit ovis. Claudian. Nupt. Hon. 102 morsu numerosi dentis eburno. Rapt. II 221 quid viva sepultis | admisces (s. Birt p. CCXXV, wo mehr derart angeführt wird)); aus Späteren hat Weyman (Bl. f. d. Gymn.-Schulw. XXXV 579) einige Beispiele mitgeteilt. Vergleichen lässt sich wohl auch Tac. Ann. IV 64 evenisse id olim Claudiae Quintae, eiusque statuam vim ignium bis elapsam maiores apud aedem matris deum consecravisse; wir würden statuam consecratam a maioribus... bis elapsam erwarten. Weniger auffällig berührt Hor. Sat. II 2, 31 unde datum sentis, lupus hic Tiberinus an alto | captus hiet, und doch ist das hiare nebensächlich; auf den Ort, wo der Fisch gefangen ist, kommt es an. Mag hier und sonst 10) die Neigung, den Hauptbegriff ins Particip zu setzen, den für uns fremdartigen Ausdruck gestaltet haben, so versagt diese Erklärung an Stellen von der Art der in Frage stehenden. Wie Leo bemerkt, müssen wir uns hüten, eine solche Wendung in ihre Teile zu zerlegen: 11) nur als Ganzes hat sie Bestand. In dem Verse der Aetna sind sowohl gemina sacra als unus vapor, jedes für sich betrachtet, unrichtig; und doch muss der antike Leser im stande gewesen sein, die Begriffe

9) Betreffs Prop. I 8, 46 vgl. Birt, B. philol. W. XVIII 1261. Verg. A. VI 268 ibant obscuri sola sub nocte per umbram lasse ich absichtlich beiseite. Freilich gingen Aineias und die Sibylle einsam durch die finstere Nacht, aber die Enallage von solus, die auch der Prosa geläufig ist (z. B. Cic. Div. I 28, 59 in locis solis), wurde wohl kaum noch als solche gefühlt, und obscurus in seiner Beziehung auf die Person, die vom Dunkel verhüllt oder verschleiert ist, gehört zu den beliebten Tropen Vergils (G. IV 424. A. II 135. VI 453). Ebenso wenig passt hierher Lucan. II 543 exertique manus vaesana Cethegi oder der Vers aus der Braut von Messina: 'durch eines treuen Knechts verschwiegnen Dienst', in dem Schmitt (S. 16 Anm.) eine doppelte Versetzung der Attribute erkennen wollte. Es sind vielmehr dichterische Personifikationen, die wir ungezwungen nachempfinden. Vgl. Goethe: 'Nun verlass' ich diese Hütte, Meiner Liebsten Aufenthalt, Wandle mit verhülltem Schritte Durch den öden finstern Wald.'

10) Z. B. Plin. N. H. XXXVI 194 iam vero et in Volturno amne Italiae harena alba nascens... qua mollissima est, pila molave teritur: die Hauptsache ist, dass der weisse Sand vorkommt; das Stampfen oder Mahlen tritt erst in zweite Linie. VIII 186 Memphi est locus in Nilo quem a figura vocant Phialam omnibus annis ibi auream pateram argenteumque mergentes: das für die Sache Nebensächliche, die Benennung des Platzes, wird als Hauptsatz geformt, das Wichtige, das Versenken der Schalen, läuft scheinbar als begleitender Umstand nebenher. Verwandt sind manche von den Beispielen, an denen Joh. Müller, Stil des älteren Plinius S. 94 ff., das Streben nach 'Gedrungenheit des Ausdrucks' darlegt; so XVI 244 oleastro quoque deputato quod gignatur, vocant phaunos.

11) Dafür ein deutsches Beispiel. Am Schlusse von Rückerts erster Parabel lesen wir: 'Dass du die Mäuse Tag und Nacht Vergissest und auf nichts hast Acht, Als dass du recht viel Beerlein haschest, Aus Grabes Brunnenritzen naschest. Natürlicher wäre gewesen: aus den Ritzen des Brunnengrabes', es scheint aber, als hätte der Dichter, der Bildungen wie Abendglockenlauten', 'Seelenaugenlieder', 'Rosenschlummerduft', 'Sternennachtgewand', "Triumphradsspeichen', nicht scheut, am liebsten auch hier die einzelnen Faktoren der Vorstellung in ein Wortgebilde verschmolzen. Da sich ein solches nicht bot, entstand ein Ausdruck, der als Ganzes gefühlt, nicht nach den Gesetzen der Logik in seine Teile zerlegt sein will. Wenn Goethe sagt: 'Bulbuls Nachtlied durch die Schauer Drang zu Allahs lichtem Throne', so wissen wir sofort, was für 'Schauer' gemeint sind, wir empfinden die Begriffe "Nachtlied' und Schauer' zusammen. Noch ein paar ähnliche Fälle: "Führen zu Kiosken dich und Lauben Säulenreich von buntem Lichtgestein'; 'Und mit des Kranzes Wechselscherz Sei zwischen uns ein ew'ger Bund Geschlossen'; 'Auf weicher Betten Flaumen - Schoos Kann man sich gütlich thun;' 'Unter dieser breiten Schattenlinde, Wo ich Wandrer kurze Rube finde'. Eine weitergehende Kühnheit gestattet sich der Dichter im Scherze: 'Will der Pusterich nun gar Pfaffenkuchen pusten, Teufelsjungen-Küchenschaar wird den Teig behusten.' In was für ein seltsames Wortgebilde hat sich hier die Schar der Küchenjungen des Teufels' zusammendrängen müssen! In diesen Kreis gehört wohl auch die Wendung aus dem Chuld Nameh: "Weisheitsbaum an Baum cypresseragend Heben Äpfel goldner Zierd' empor, Lebensbäume, breite Schatten schlagend, Decken Blumen sitz und Kräuter flor.' Vgl. v. Wilamowitz a. a. O. Ganz anderer, rein geistiger Art ist die Vertauschung der Begriffe in der fünften Elegie (v. 9f.): 'ich denk' und vergleiche, Sehe mit fühlendem Aug', fühle mit sehender Hand.'

in ihrer Verbindung richtig zu verteilen. Die geläufigen Bezeichnungen der Grammatik, wie Enallage, traiectio, Zeugma, führen uns nicht in das Wesen der Sache; nur ahnen können wir hin und wieder, aus welchem Gedankengange oder welcher Stimmung heraus die sprachliche Form geboren ist. Im vorliegenden Falle kam es hauptsächlich auf die Rauchsäule an, die, anfangs eine, sich in zwei Spitzen teilte: diese Vorstellung mag ex uno vapore hervorgerufen haben. Da aber die Spaltung notwendigerweise Erwähnung finden musste, wenn der Ausdruck nicht unvollständig bleiben sollte, so heftete sich der Begriff der Zweiheit an den anderen Faktor, das Opfer - tiefer in die feinen Windungen des psychologischen Vorganges einzudringen scheint unmöglich. Das wird uns etwas leichter bei einer anderen Stelle des Gedichtes, 582 f.: nunc hic Cecropiae variis spectantur Athenae | carminibus gaudentque soli victrice Minerva. Sudhaus scheint das Richtige getroffen zu haben, wenn er variis carminibus als abl. causae fasst (vgl. 72. 325. 347 pondere; 279 subito pallere sono; 282 foedere; 382. 404 ictu; 505 plagis; 570 divitiis hominum aut sacris memoranda vetustis mit Munro (anders Buecheler, R. M. LIV 5); 602 humanis opibus mit Baehrens). Athen wird betrachtet 'um mannigfacher Sagen willen', die auf seinem Boden spielen. carmen ist hier nicht sowohl das Gedicht selbst, als der Stoff, der dichterische Behandlung erfahren hat, der Sagenstoff; daher 586 tu quoque Athenarum carmen, ebenso 23 quicquid et antiquum iactata est fabula carmen. Die Verbindung des abl. causae mit spectare und sinnverwandten Verben ist namentlich beim älteren Plinius sehr häufig: VIII 62 panthera et tigris macularum varietate... spectantur (vgl. IX 66). XXXIV 88 Micon athletis spectatur, Menogenes quadrigis. 80 Naucydes Mercurio... censetur. XXXVI 12 non vitibus tantum censeri Chion. XXXIV 81 Styppax Cyprius uno celebratur signo. XXXV 138 Antiphilus puero ignem conflante laudatur. Was ist aber Subjekt zu gaudent? Es muss aus dem Zusammenhange ergänzt werden: alios Eurotas detinet, aliis Athenae spectantur, und eben diese letzteren gaudent s. v. M.12). Das ist eine inversio orationis, deren Kühnheit so recht einleuchtet, wenn man einfachere Fälle damit vergleicht, z. B. Verg. A. I 30 Troas, reliquias Danaum atque immitis Achilli, | arcebat longe Latio, multosque per annos | errabant acti fatis. 637 at domus interior regali splendida luxu instruitur mediisque parant convivia tectis. Plin. N. H. XVI 170 <harundines> caedi solebant tempestivae usque ad Antigeniden tibicinem, cum adhuc simplici musica uterentur, sub arcturo. Schwieriger Tib. I 3, 70 < Tisiphone>...saevit, et huc illuc impia turba fugit: impia turba zwingt vorher etwa saevit in impios zu verstehen. Das ist der dem vorliegenden formal entgegengesetzte Fall; im Wesen sind beide aber gleich. Ich verstehe also nunc aliis> Athenae spectantur <et hi> gaudent soli victrice Minerva.

Es ist ja bequem, auf Grund obiger Beispiele eine Umstellung vorzunehmen: gaudentque solo victricis Minervae. Gewiss, ein derartiger Gedanke wird dem Dichter vorgeschwebt haben; der attische Boden war der siegreichen Pallas ureigener Besitz, und sicherlich haben die Besucher sich an all dem Schönen und Erhabenen erfreut, das ihnen dieser geweihte Boden vor Augen stellte. Ob aber der Dichter so mechanisch gearbeitet hat, fragt sich doch noch sehr. Unter den Sehenswürdigkeiten, an denen Athen so reich war, stand die Parthenos des Pheidias obenan: sie verkörperte die лоliouxos Ilahλás in ihrer ganzen Majestät. Sie victrix zu nennen lag auch nahe, da sie eine Nike auf der Hand trug. Aus diesem Gedankengange heraus versteht man vielleicht, warum der Dichter gerade die verschränkte Form gewählt hat. Der Leser soll

12) Mit der Unterdrückung der Personenangabe vgl. 473 decrescit spiritus illic.

fühlen, dass die Freude am attischen Lande untrennbar verbunden ist mit der Bewunderung für die göttliche Herrin dieses Bodens, deren Bild dem Besucher ehrfurchtgebietend vor Augen trat.

Nicht gleichartig mit der eben behandelten Form, aber doch mit ihr verwandt scheint mir die zweite Hälfte des v. 20 aversumve diem sparsumve in semine dentem. Wie die Verfinsterung sich auf die cena Thyestea bezieht, so kann die Drachensaat nur auf Kadmos anspielen; unsicher bleibt aber die sprachliche Deutung der letzten Worte. Scaliger wollte semina lesen, und wer ihm darin folgt, mag sich etwa auf Sen. Apocol. 3, 3 peregrinos in semen relinqui, Stat. Th. III 484 chaos in nova semina texens oder Plin. N. H. XVIII 137 seritur in semen berufen. Ich zweifele aber, ob ein Fehler vorhanden ist. Kadmos hat dadurch, dass er Drachenzähne säete, thatsächlich Samen gestreut; die Zähne dienten in seiner Hand als Samen.' Wollte der Dichter diesen Gedanken ausdrücken, so konnte er sich nach dem Vorbilde Ovids richten, der Thebanaque semina dentes zusammenstellt (Amor. III 12, 35; vgl. M. III 105. IV 572). Er konnte aber auch diese Fassung wählen: sparsumve in 18) dente semen. Nun kommt der kühne Griff, der diese natürliche, dem Sinne entsprechende Form des Ausdruckes für uns in ihr Gegenteil verkehrt: sparsumve in semine dentem! Man würde eine solche Kühnheit kaum für glaublich halten, wenn sie ganz vereinzelt dastände; nun hat aber Man. V 224 f. dieselbe Enallage gewagt: lingua rabit latratque loquendo | morsibus et crebris dentes in voce relinquit: die Worte bleiben auf den Zähnen gleichsam hangen,14) voces in dente relinquit sollte man erwarten. Nicht anders verstehe ich Man. I 245 nos in nocte sumus somnosque in membra locamus, d. i. membraque in somnos locamus. 15) So schwer uns diese Vertauschung der Begriffe eingehen will, wir müssen uns damit abfinden, da neben der gekünstelten Form auch die natürliche vorliegt: Plaut. Amph. 303 iam pridem videtur factum, heri quod homines quattuor | in soporem conlocastis nudos; vgl. Cul. 205 et in fessos requiem dare comparat artus und Leo zu Cul. 92. In diesen Zusammenhang fügt sich auch Stat. Silv. V 3, 31 tuus ut mihi vultibus ignis | inrubuit. Vollmer bemerkt dazu: 'mit kühn geneuerter Konstruktion . . . im Sinne von ignibus vultus inrubuit. Das ist formal richtig, lässt aber den psychologischen Vorgang unerklärt. Dem bitteren Gefühle: 'dass gerade du sterben musstest!' entzieht sich so leicht kein aufrichtig Trauernder. Auch in der schmerzerfüllten Seele

13) Beispiele: Man. I 783 gestat in alite Phoebum. Sen. Herc. [Oet.] 93 o quotiens iacet | Python in hydra. 854 perdidi in solo Hercule | et ipsa populos. Lucan. VII 796 (?) fortunam superosque suos in sanguine cernit. Mart. IV 29, 7 saepius in libro numeratur Persius uno. IX 101, 1 simili venerandus in Hercule Caesar. Stat. Th. X 481 ipsas calcent in sanguine Thebas. Sil. X 309 spes Italum mentesque in consule lapsae. Liv. XXVI 43, 3 in una urbe universam ceperitis Hispaniam. Plin. N. H. XXXIV 79 aquilam sentientem, quid rapiat in Ganymede. Plin. Pan. 33 sibi male dici in illis; anderes bei Hand III 267, 31. Aus der Aetna gehört hierher 591 extinctosque suo Phrygas Hectore d. i. Phrygas (in) Hectore suo extinctos.

14) Sen. Ir. I 1, 4 dentes conprimuntur

Sil. I 532 fractumque in casside murmur.

...

parum explanatis vocibus sermo praeruptus. Sachlich vgl.

15) Für Pers. IV 33 figas in cute solem lautet eine Variante frigas in cute solem. Das wäre eine traiectio von der Art der oben durchgenommenen (frigas in sole cutem) und würde auf diese chromatiarii (schol. zu v. 18) ganz wohl passen. Sie spazierten nach der Salbung im Sonnenscheine und rösteten sich darin die Haut; vgl. Sen. Brev. vit. 13, 1 excoquendi in sole corporis cura. Mart. I 77, 4. X 12, 7. Doch wird man bei der Überlieferung des Pithoean. C Beruhigung fassen müssen, wenn auch die Interpolation vielleicht nicht so nahe lag, wie Bieger meint (de A. Persii Flacci cod. Pith. C p. 16).

des Sohnes drängt sich die Empfindung: dein Totenfeuer ist es, das ich sehen muss, dein Scheiterhaufen' übermächtig vor. So wird tuus ignis zum beherrschenden Hauptbegriffe, und die übrigen Glieder der Vorstellungsreihe müssen sich ihm anpassen. Das ist aber ein Vorzug der lateinischen Sprache, dass sie dem Dichter gestattet, was er mehr fühlt als denkt, auch in der sprachlichen Form zum Ausdrucke zu bringen, so zwar, dass der wirkliche Sachverhalt für das Ohr des sprachlich gleichfühlenden Hörers immer mit hindurch klingt. Mehrere der besprochenen Stellen haben das miteinander gemein, dass sie sich leicht in die herkömmliche Form einrenken lassen. Wir schöpfen aus diesem Umstande die Mahnung, nicht zu rasch den Zwang des Verses als sprachbildenden Faktor heranzuziehen. Unzweifelhaft unterliegt jedes dichterische Schaffen dem Einflusse des gewählten Masses; die bildnerische Kraft des Hexameters hat schon Köne ins rechte Licht gestellt. Jedoch alle die Dichter, denen wir Beispiele verdanken, sind der Sprache und des Verses in einem Grade mächtig, dass wir bei ihnen unmöglich von Versnot sprechen können: was ihrem Sprachgefühle widerstrebte, bloss metri causa hätten sie es gewiss nicht gesagt non est divinis tam sordida rebus egestas. Ein seelischer Vorgang, den wir nicht mehr völlig enträtseln können, und die Rücksicht auf die feinen Gesetze des Verses müssen zusammengewirkt haben, um jene sprachlichen Gebilde hervorzubringen, die mit dem Namen der Enallage nur äusserlich nach ihrer Form bezeichnet sind.

In denselben Kreis wie sparsumve in semine dentem, dentes in voce relinquit und somnosque in membra locamus gehören vielleicht noch ein paar Stellen, die ich mir aus anderen Epikern der rhetorisierenden Stilgattung angemerkt habe. Wenn wir den Zustand eines Menschen schildern wollen, der völlig mit Wunden bedeckt ist, so drücken wir dies etwa so aus: 'der ganze Körper ist nichts als eine Wunde' oder 'der ganze Körper ist nur eine Wunde'. Aus derselben Vorstellung heraus sagt Ov. M. VI 387 f. vom Marsyas: clamanti cutis est summos direpta per artus, | nec quicquam nisi vulnus erat; vom Hippolytos (XV 529): unumque erat omnia vulnus. Auch Sil. X 512 tum toto corpore vulnus verstehen wir, da in sich ungezwungen ergänzt. Nun halte man aber neben diese letzte Stelle Stat. Th. V 598 totumque in vulnere corpus: es sieht doch wirklich so aus, als hätten beide Dichter denselben Denkinhalt in entgegengesetzte Formen gegossen! toto <in> corpore vulnus-totum in vulnere corpus, die Gleichung wirft auch auf Fälle wie Aetn. 20 und Man. I 245. V 225 ein erwünschtes Licht, desgleichen auf Lucan. IX 814 totum est pro volnere corpus. Vielleicht sind auch Lucan. V 644 omnisque in fluctibus unda est und Val. Fl. VIII 373 totusque in vertice pontus unter demselben Gesichtspunkte zu beurteilen. Langen erklärt, das ganze Meer ist ein Wirbel', und zweifellos trifft das die Absicht des Dichters. Die Entstehung der sprachlichen Form begreifen wir, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass auf der ganzen Meeresfläche sich Wirbel an Wirbel, eine Flutwelle an die andere reiht. Nicht übergehen lässt sich das merkwürdige Beispiel aus Stat. Silv. III 5, 33 ff. Der Dichter feiert die liebevolle Teilnahme, mit der seine Gattin sein Schaffen begleitet: tu procurrentia primis | carmina nostra sonis totasque in murmure noctes | aure rapis vigili: nicht die Nächte erhascht sie mit wachsamem Ohre, sondern die murmura des dichtenden Gatten, die sie totis noctibus hört. Derselben Umwendung ist das erste Glied verfallen: die Verse (carmina) eilen nicht den primi soni vorauf, sondern die letzteren, die nur erst "Töne', noch keine zu Versen zusammengefügten Gebilde sind, machen den Anfang; aus den soni als den Elementen entsteht dann der gesetzmässig gebaute Vers. An diesem Beispiele zeigt sich wieder so recht deutlich, wie sehr man ins Gedränge kommt, sobald man derartige Sprach

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