Zusammen! Jeder Augenblick ist theuer, Orest (zu Iphigenien). Lass mich zum erstenmal mit freiem Herzen In deinen Armen reine Freude haben! Pylades. Versäumt die Zeit nicht, die gemessen ist! ΤΟ 20 Der Wind, der unsre Segel schwellt, er bringe Erst unsre volle Freude zum Olymp. 30 Kommt! Es bedarf hier schnellen Rath und Schluss. Des Menschen, der die Welt durchstreift Voll Unmuth und Verdruss, Nach Osten und nach Westen schweift, Weil er dich lassen muss. 10 20 Mir ist es, denk' ich nur an dich, Ein stiller Friede kommt auf mich, Weiss nicht wie mir geschehn, 20. AN DEN MOND. Füllest wieder Busch und Thal Still mit Nebelglanz, Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz; Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie des Freundes Auge mild Über mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein Herz Wandle zwischen Freud' und Schmerz Fliesse, fliesse, lieber Fluss! Nimmer werd' ich froh, So verrauschte Scherz und Kuss, Und die Treue so. Ich besass es doch einmal, Was so köstlich ist! Dass man doch zu seiner Qual Rausche, Fluss, das Thal entlang, Rausche, flüstre meinem Sang Melodien zu. Wenn du in der Winternacht Wüthend überschwillst, Oder um die Frühlingspracht Junger Knospen quillst. ΙΟ 20 30 Selig, wer sich vor der Welt Ohne Hass verschliesst, Einen Freund am Busen hält Und mit dem geniesst, Was von Menschen nicht gewusst Oder nicht bedacht, Durch das Labyrinth der Brust Wandelt in der Nacht. 21. DER FISCHER. Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer sass daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht, Theilt sich die Fluth empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: Mit Menschenwitz und Menschenlist Ach wüsstest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter wie du bist, Labt sich die liebe Sonne nicht, Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ew'gen Thau? 10 20 30 Das Wasser rauscht' das Wasser schwoll, Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, Wie bei der Liebsten Gruss. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er hin, 22. ERLKÖNIG. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht ?— Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. 'Du liebes Kind, komm, geh mit mir! 'Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? 'Und wiegen und tanzen und singen dich' ein.' 10 20 Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort 30 Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau; Es scheinen die alten Weiden so grau. |