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Da rief ich trogig: Ha! ich will
Den tödten, der uns stört!

Still!" lispelt sie, „Geliebter, still!
Daß ja dich niemand hört.“

Beweggrund.

Wenn einem Mädchen, das uns liebt,
Die Mutter strenge Lehren giebt
Von Tugend, Keuschheit und von Pflicht,
Und unser Mädchen folgt ihr nicht,
Und fliegt mit neuverstärktem Triebe
Zu unsern heißen Küssen hin;
So hat daran der Eigensinn
So vielen Antheil als die Liebe.

Doch wenn die Mutter es erreicht,
Daß sie das gute Herz erweicht,
Voll Stolz auf ihre Lehren sieht,
Daß uns das Mädchen spröde flieht;
So kennt sie nicht das Herz der Jugend:
Denn wenn das je ein Mädchen thut,
So hat daran der Wankelmuth

Gewiß mehr Antheil als die Tugend.

Gleich zu Gleich.

Da wächs't der Wein, wo's Faß ist,
Es regnet gern, wo's naß ist,
Zu Tauben fliegt die Taube,
Zur Mutter paßt die Schraube,
Der Stöpsel sucht die Flaschen,
Die Zehrung Reisetaschen,
Weil alles, was sich rühret,
Am Schluß doch harmoniret.

Denn das ist Gottes wahre Gift,
Wenn die Blüthe zur Blüthe trifft;
Deßwegen Jungfern und Junggesellen
Im Frühling sich gar geberdig stellen.

Vergeblich.

Erinnr' ich mich doch spät und früh
Des lieblichsten Gesichts;

Sie denkt an mich, ich denk' an sie,
Und beiden hilft es nichts.

Frech und froh.

Liebesqual verschmäht mein Herz,
Sanften Jammer, süßen Schmerz;
Nur vom Tücht'gen will ich wissen,
Heißem Aeugeln, derben Küssen.

Sey ein armer Hund erfrischt
Von der Lust, mit Pein gemischt!
Mädchen, gieb der frischen Brust
Nichts von Pein, und alle Lust.

Soldatentrost.

Nein! hier hat es keine Noth:
Schwarze Mädchen, weißes Brod!
Morgen in ein ander Städtchen!
Schwarzes Brod und weiße Mädchen.

Problem.

Warum ist alles so räthselhaft?

Hier ist das Wollen, hier ist die Kraft;
Das Wollen will, die Kraft ist bereit
Und daneben die schöne lange Zeit.
So seht doch hin, wo die gute Welt
Zusammenhält!

Seht hin, wo sie auseinanderfällt!

Genialisch Treiben.

So wälz' ich ohne Unterlaß,
Wie Sanct Diogenes, mein Faß.
Bald ist es Ernst, bald ist es Spaß;

Bald ist es Lieb', bald ist es Haß;
Bald ist es Dieß, bald ist es Das;
Es ist ein Nichts, und ist ein Was.
So wälz' ich ohne Unterlaß,
Wie Sanct Diogenes, mein Faß.

Hypochonder.

Der Teufel hol' das Menschengeschlecht!
Man möchte rasend werden!

Da nehm' ich mir so eifrig vor:

Will niemand weiter sehen,

Will all das Volk Gott und sich selbst

Und dem Teufel überlassen!

Und kaum seh' ich ein Menschengesicht,
So hab' ich's wieder lieb.

Gesellschaft.

Aus einer großen Gesellschaft heraus
Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus.

Man fragte: Wie seyd ihr zufrieden gewesen?

"

Wären's Bücher," sagt' er, ich würd' sie nicht lesen."

"

Probatum est.

A.

Man sagt: Sie sind ein Misanthrop!

B.

Die Menschen hass' ich nicht, Gott Lob!
Doch Menschenhaß er blies mich an,
Da hab' ich gleich dazu gethan.
A.

Wie hat sich's denn so bald gegeben?
B.

Als Einsiedler beschloß ich zu leben.

Ursprüngliches.

A.

Was widert dir der Trank so schal?

B.

Ich trinke gern aus dem frischen Quall.
A.

Daraus kam aber das Bächlein her!

B.

Der Unterschied ist bedeutend sehr:

'3 wird immer mehr fremden Schmack gewinnen; Es mag nur immer weiter rinnen.

Den Originalen.

Ein Quidam sagt: „Ich bin von keiner Schule;

Kein Meister lebt, mit dem ich buhle;
Auch bin ich weit davon entfernt,
Daß ich von Todten was gelernt.“
Das heißt, wenn ich ihn recht `verstand:
„Ich bin ein Narr auf eigne Hand.“

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