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Da ist's auf einmal farbig helle,
Geschicht' und Zierrath glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein ;

Dieß wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergößt die Augen!

Die Poesie.

Gott sandte seinen rohen Kindern
Gesetz und Ordnung, Wissenschaft und Kunst,
Begabte die mit aller Himmelsgunst,
Der Erde grasses Loos zu mindern.
Sie kamen nackt vom Himmel an
Und wußten sich nicht zu benehmen;
Die Poesie zog ihnen Kleider an
Und keine hatte sich zu schämen.

Amor und Psyche.

Den Musenschwestern fiel es ein,
Auch Psychen in der Kunst zu dichten.

Methodice zu unterrichten;

Das Seelchen blieb prosaisch rein.

Nicht sonderlich erklang die Leier,
Selbst in der schönsten Sommernacht;
Doch Amor kommt mit Blick und Feuer:
Der ganze Cursus war vollbracht.

Ein Gleichniß.

Jüngst pflückt' ich einen Wiesenstrauß,
Trug ihn gedankenvoll nach Haus;
Da hatten, von der warmen Hand,
Die Kronen sich alle zur Erde gewandt.
Ich sezte sie in frisches Glas,

Und welch ein Wunder war mir das!
Die Köpfchen hoben sich empor,

Die Blätterstängel im grünen Flor,
Und allzusammen so gesund,

Als ständen sie noch auf Muttergrund.

So war mir's, als ich wundersam
Mein Lied in fremder Sprache vernahm.

Fliegentod.

Sie saugt mit Gier verräthrisches Getränke
Unabgesezt, vom ersten Zug verführt;

Sie fühlt sich wohl und längst sind die Gelenke
Der zarten Beinchen schon paralysirt;

Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu pußen,
Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzustuzen
Das Leben so sich im Genuß verliert.

Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen; So schlürft sie fort und, mitten unterm Saugen, Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.

Fuchs und Kranich.

Zwei Personen, ganz verschieden,
Luden sich bei mir zu Tafel,
Dießmal lebten sie in Frieden,
Fuchs und Kranich, sagt die Fabel.

Beiden macht' ich was zurechte,
Rupfte gleich die jüngsten Tauben;
Weil er von Schakals Geschlechte,
Legt' ich bei geschwollne Trauben.

Langgehäls'tes Glasgefäße
Sept' ich ungesäumt dagegen,
Wo sich klar im Elemente
Gold- und Silberfischlein regen.

Hättet ihr den Fuchs gesehen
Auf der flachen Schüssel hausen,
Neidisch müßtet ihr gestehen:

Welch ein Appetit zum Schmausen !

Wenn der Vogel, ganz bedächtig,
Sich auf Einem Fuße wiegte,

Hals und Schnabel, zart und schmächtig,
Zierlich nach dem Fischlein schmiegte.

Dankend freuten sie beim Wandern
Sich der Tauben, sich der Fischchen;
Jeder spottete des andern
Als genährt am Kazentischchen.

Willst nicht Salz und Schmalz verlieren, Mußt, gemäß den Urgeschichten,

Wenn die Leute willst gastiren,

Dich nach Schnauz und Schnabel richten.

Fuchs und Jäger.

Schwer, in Waldes Busch und Wuchse, Füchsen auf die Spur gelangen;

Hält's der Jäger mit dem Fuchse,

Jst's unmöglich ihn zu fangen.

Und so wäre manches Wunder
Wie A B Ab auszusprechen,
Ueber welches wir jeßunder

Kopf und Hirn im Kopf zerbrechen.

Die Frösche.

Ein großer Teich war zugefroren;
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quacken noch springen,
Versprachen sich aber, im halben Traum,
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Thauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz,
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quackten wie vor alter Zeit.

Die Hochzeit.

Im Dorfe war ein groß Gelag,
Man sagt', es sey ein Hochzeittag.
Ich zwängte mich in den Schenkensaal,
Da drehten die Pärchen allzumal,
Ein jedes Mädchen mit seinem Wicht;
Da gab es manch verliebt Gesicht.
Nun fragt' ich endlich nach der Braut.
Mir einer starr in's Angesicht schaut:
„Das mögt ihr von einem andern hören!
Wir aber tanzen ihr zu Ehren;
Wir tanzen schon drei Tag und Nacht
Und hat noch niemand an sie gedacht."

Will einer im Leben um sich schauen,
Dergleichen wird man ihm viel vertrauen.

Drohende Beichen.

Tritt in recht vollem klaren Schein
Frau Venus am Abendhimmel herein,
Oder daß blutroth ein Komet

Gar ruthengleich durch Sterne steht;
Der Philister springt zur Thüre heraus:
Der Stern steht über meinem Haus!
weh! das ist mir zu verfänglich!
Da ruft er seinem Nachbar bänglich:
Ach seht, was mir ein Zeichen dräut!
Das gilt fürwahr uns arme Leut'!

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