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Bilde, Künstler! rede nicht! Nur ein Hauch sei dein Gedicht.

Die Nektartropfen.

Als Minerva, jenen Liebling,
Den Prometheus, zu begünst'gen,
Eine volle Nektarschale

Von dem Himmel niederbrachte,
Seine Menschen zu beglücken,
Und den Trieb zu holden Künsten
Ihrem Busen einzuflößen;
Eilte sie mit schnellen Füßen,
Daß sie Jupiter nicht sähe;
Und die goldne Schale schwankte,
Und es fielen wenig Tropfen.
Auf den grünen Boden nieder.

Emsig waren drauf die Bienen
Hinterher, und saugten fleißig;
Kam der Schmetterling geschäftig,
Auch ein Tröpfchen zu erhaschen;
Selbst die ungestalte Spinne
Kroch herbei und sog gewaltig.

Glücklich haben sie gekostet,
Sie und andre zarte Thierchen!
Denn sie theilen mit dem Menschen
Nun das schönste Glück, die Kunst.

Der Wanderer.

Wandrer.

Gott segne dich, junge Frau,

Und den säugenden Knaben
An deiner Brust!

Laß mich an der Felsenwand hier,
In des Ulmbaums Schatten,

Meine Bürde werfen,

Neben dir ausruhn.

Frau.

Welch Gewerb treibt dich

Durch des Tages Hize

Den staubigen Pfad her?

Bringst du Waaren aus der Stadt

Im Land herum?

Lächelst, Fremdling,

Ueber meine Frage?

Wandrer.

Keine Waaren bring' ich aus der Stadt.

Kühl wird nun der Abend;

Zeige mir den Brunnen,

Daraus du trinkest,

Liebes junges Weib!

Frau.

Hier den Felsenpfad hinauf.

Geh voran! durch's Gebüsche
Geht der Pfad nach der Hütte,
Drin ich wohne,

Zu dem Brunnen,

Den ich trinke.

Wandrer.

Spuren ordnender Menschenhand
Zwischen dem Gesträuch!

Diese Steine hast du nicht gefügt,
Reichhinstreuende Natur!

Weiter hinauf!

Frau.

Wandrer.

Von dem Moos gedeckt ein Architrav!
Ich erkenne dich, bildender Geist!
Hast dein Siegel in den Stein geprägt.

Frau.

Weiter, Fremdling!

Wandrer.

Eine Inschrift, über die ich trete!

Nicht zu lesen!

Weggewandelt seyd ihr,

Tiefgegrabne Worte,

Die ihr eures Meisters Andacht
Tausend Enkeln zeigen solltet.

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Wandrer.

Jhr Musen und Grazien!

Frau.

Das ist meine Hütte.

Wandrer.

Eines Tempels Trümmer.

Frau.

Hier zur Seit hinab

Quillt der Brunnen,

Den ich trinke.

Wandrer.

Glühend webst du

Ueber deinem Grabe,

Genius! über dir

Ist zusammengestürzt

Dein Meisterstück,

Odu Unsterblicher!

Frau.

Wart', ich hole das Gefäß

Dir zum Trinken.

Wandrer.

Epheu hat deine schlanke
Götterbildung umkleidet.

Wie du emporstrebst

Aus dem Schutte,

Säulenpaar!

Und du einsame Schwester dort,

Wie ihr,

Düstres Moos auf dem heiligen Haupt,

Majestätisch trauernd herabschaut

Auf die zertrümmerten

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