Ach! nur im Augenblick, im letzten, stieg mir ein Leben, Dein allleuchtender Tag, Phöbus, mir ist er verhaßt. In mich selber kehr' ich zurück; da will ich im Stillen Wiederholen die Zeit, als sie mir täglich erschien. War es möglich, die Schönheit zu sehn und nicht zu empfinden? Wirkte der himmlische Reiz nicht auf dein stumpfes Ge müth? Klage dich, Armer, nicht an! So legt der Dichter ein Räthsel, Künstlich mit Worten verschränkt, oft der Versammlung ins Ohr. Jeden freuet die seltne, der zierlichen Bilder Verknüpfung, Lange schon harrte befrachtet das Schiff auf günstige Lüfte: Ihr verschwindet, es bleibt einzig die Stunde mir nur. Ja, sie bleibt, es bleibt mir das Glück! ich halte dich, Dora! Und die Hoffnung zeigt, Dora, dein Bild mir allein. Defter sah ich zum Tempel dich gehn, geschmückt und ge fittet, Und das Mütterchen ging feierlich neben dir her. Eilig warst du und frisch, zu Markte die Früchte zu tragen; Und vom Brunnen, wie kühn! wiegte dein Haupt das Gefäß. Da erschien dein Hals, erschien dein Nacken vor allen, Und vor allen erschien deiner Bewegungen Maaß. Oftmals hab' ich gesorgt, es möchte der Krug dir ents stürzen; Doch er hielt sich stät auf dem geringelten Tuch. Sich an ihnen erfreut, und innen im ruhigen Busen berührt. Und nun trennt uns die gräßliche Fluth! Du lügst nur den Himmel, Welle! dein herrliches Blau ist mir die Farbe der Alles rührte sich schon; da kam ein Knabe gelaufen sprach er, Und gelichtet, mit Kraft, trennt sich der Anker vom Komm, Alexis, o komm! Da Sand; drückte der wackere Vater, Würdig, die segnende Hand mir auf das lockige Haupt; Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes Bündel. Glücklich kehre zurück! riefen sie, glücklich und reich! Und so sprang ich hinweg, das Bündelchen unter dem Arme, An der Mauer hinab, fand an der Thüre dich stehn Deines Gartens. Du lächeltest mir und sagtest: Alexis ! Sind die Lärmenden dort deine Gesellen der Fahrt? Fremde Küsten besuchest du nun, und köstliche Waaren Handelst du ein, und Schmuck reichen Matronen der Stadt. Aber bringe mir auch ein leichtes Kettchen; ich will es Dankbar zahlen: so oft hab' ich die Zierde gewünscht! Stehen war ich geblieben, und fragte, nach Weise des Kaufmanns Erst nach Form und Gewicht deiner Bestellung genau. Gar bescheiden erwogst du den Preis! da blickt' ich indessen Nach dem Halse, des Schmucks unserer Königin werth. Heftiger tönte vom Schiff das Geschrei; da sagtest du freundlich: Nimm aus dem Garten noch einige Früchte mit dir! Nimm die reifsten Orangen, die weißen Feigen; das Meer bringt Keine Früchte, sie bringt jegliches Land nicht hervor. Und so trat ich herein. Du brachst nun die Früchte geschäftig, Und die goldene Last zog das geschürzte Gewand. Defters bat ich: es sey nun genug! und immer noch eine Schönere Frucht fiel dir, leise berührt, in die Hand. Endlich kamst du zur Laube hinan; da fand sich ein Körbchen, Und die Myrte bog blühend sich über uns hin. Schweigend begannest du nun geschickt die Früchte zu ordnen: Erst die Orange, die schwer ruht, als ein goldener Ball, Dann die weichliche Feige, die jeder Druck schon entstellet; Und mit Myrte bedeckt ward, und geziert, das Geschenk. Aber ich hob es nicht auf; ich stand. Wir sahen einander In die Augen, und mir ward vor dem Auge so trüb. Deinen Busen fühlt' ich an meinem! Den herrlichen Nacken, Ihn umschlang nun mein Arm; tausendmal küßť ich den Hals. Mir sank über die Schulter dein Haupt; nun knüpften auch deine Lieblichen Arme das Band um den Beglückten herum. Amors Hände fühlt' ich: er drückt' uns gewaltig zusammen, Und aus heiterer Luft donnert' es dreimal: da floß Häufig die Thräne vom Aug' mir herab, du weintest, ich weinte, Und vor Jammer und Glück schien uns die Welt zu vergehn. Immer heftiger rief es am Strand; da wollten die Füße Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bist du nicht mein ? Ewig! sagtest du leise. Da schienen unsere Thränen, Durch die Thüre herein. Wie er das Körbchen empfing! Wie er mich trieb! Wie ich dir die Hand noch drückte! Zu Schiffe Wie ich gekommen? Ich weiß, daß ich ein Trunkener schien. Und so hielten mich auch die Gesellen, schonten den Kranken; Und schon deckte der Hauch trüber Entfernung die Goethe, Gedichte. Stadt. 13 Ewig! Dora, lispeltest du; mir schallt es im Ohre Mit dem Donner des Zeus! Stand sie doch neben dem Thron, Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien standen Ihr zur Seiten! Er ist götterbekräftigt, der Bund! Oso eile denn, Schiff, mit allen günstigen Winden! Strebe, mächtiger Kiel, trenne die schäumende Fluth! Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Goldschmied In der Werkstatt gleich ordne das himmlische Pfand. Wahrlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora! Neunmal umgebe sie dir, locker gewunden, den Hals. Ferner schaff' ich noch Schmuck, den mannichfaltigsten ; goldne Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand: Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche Saphir Stelle dem Hyacinth sich gegenüber, und Gold Halte das Edelgestein in schöner Verbindung zusammen. O, wie den Bräutigam freut einzig zu schmücken die Braut! Seh' ich Perlen, so denk' ich an dich; bei jeglichem Ringe Kommt mir der länglichen Hand schönes Gebild in den Sinn. Tauschen will ich und kaufen; du sollst das Schönste von allem Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir. Doch nicht Schmuck und Juwelen allein verschafft dein Geliebter: Was ein häusliches Weib freuet, das bringt er dir auch. Feine wollene Decken mit Purpursäumen, ein Lager Zu bereiten, das uns traulich und weichlich empfängt; |