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Fortschritt. Nun stellt er sich Gott bei Erschaffung der Welt wie einen Mathematiker vor, der eine Minimum-Aufgabe, oder vielmehr, nach jetziger Redeweise, eine Aufgabe der Variations-Rechnung löst: die Aufgabe, unter unendlich vielen möglichen Welten, die ihm unerschaffen vorschweben, die zu bestimmen, für welche die Summe des nothwendigen Uebels ein Minimum ist." Dass aber Gott dabei mit gegebenen Factoren zu rechnen hat (den Möglichkeiten oder den,,Essentien“), hat am schärfsten Baumann hervorgehobten (Lehren von Raum, Zeit und Mathematik, II., S. 127-129).

Dabei gilt es als selbstverständlich, dass Gottes vollkommene Intelligenz ohne Schwanken denselben Regeln folgt, welche wir mit unserm Verstande als die richtigsten erkennen (vergl. Baumann a. a. O. S. 115); d. h. die Thätigkeit Gottes bewirkt gerade dies, dass sich Alles nach den Gesetzen der Mathematik und der Mechanik vollzieht. Vgl. oben Anm. 93.

98) In der ersten Auflage werden Baier und Thomasius mit Unrecht ,,Mediciner der Universität Nürnberg" genannt. Jenkin Thomasius ist ein englischer Arzt, welcher sich damals in Deutschland aufhielt und wahrscheinlich auch mit der Universität zu Altdorf in Verbindung getreten war; wenigstens schliesst Prof. Baier seine Vorrede mit den Worten: „,cuius proinde laborem et studia, Academiæ nostræ quam maxime probata, cunctis bonarum literarum fautoribus meliorem in modum commendo." Baier aber, welcher dies Vorwort schrieb, ist nicht der damals in Nürnberg lebende Mediciner Johann Jacob Baier, sondern der Theologe Johann Wilhelm. — Einen kurzen Auszug des Schriftchens, welches in der Universitäts-Buchdruckerei von Kohlesius 1713 erschien, findet man in Scheitlins Thierseelenkunde, Stuttg. u. Tüb. 1840, I. S. 184 u. ff.

99) Näheres über diese Gesellschaft habe ich unter meinen Vorarbeiten zur 1. Aufl. nicht finden können und verweise daher als Beleg auf Grässe's Bibl. psychologica, Leipzig 1845, wo unter dem Namen Winkler die Titel der betr. Abhandlungen mitgetheilt sind. Eine derselben (aus dem Jahre 1743) behandelt die Frage:,,ob die Seelen der Thiere mit ihren Leibern sterben?" In Hennings Gesch. v. d. Seelen der Menschen u. Thiere, Halle 1774, findet sich der Titel der gesammelten Abhandlungen etwas vollständiger als bei Grässe angegeben. Derselbe lautet: Philosophische Untersuchungen von dem Seyn und Wesen der Seelen der Thiere, von einigen Liebhabern der Weltweisheit in sechs verschiedenen Abhandlungen ausgeführt, und mit einer Vorrede von der Einrichtung der Gesellschaft dieser Personen ans Licht gestellt von Johann Heinrich Winkler, der griech. und lateinischen Sprache Professoren zu Leipzig. Leipzig 1745.

100) Näheres über das hier berührte Werk Knutzens findet man bei Jürgen Bona Meyer, Kants Psychologie, Berlin 1870, S. 225 u. ff. Meyer stellte sich die Aufgabe, zu untersuchen, woher Kant seine Vorstellung von der „rationalen Psychologie" gewonnen habe, wie sie der in der Kritik d. r. Vern. enthaltenen Widerlegung zu Grunde liegt. Das Resultat ist, dass aller Wahrscheinlichkeit nach drei Werke die Hauptrolle spielen: Knutzen's „Philos. Abhandl. von der immater. Natur der Seele,

darinnen theils überhaupt erwiesen wird, dass die Materie nicht denken könne, und dass die Seele unkörperlich sei, theils die vornehmsten Einwürfe der Materialisten deutlich beantwortet werden" (1774), Reimarus, vornehmste Wahrheiten der natürl. Religion (1774) und Mendelssohns Phädon (1767).

Knutzen deducirt die Natur der Seele aus der Einheit des Selbstbewusstseins: grade der Punkt, gegen welchen Kant später die Schärfe seiner Kritik richtete.

101) Frantzen, Widerlegung des ,,l'homme machine." Leipzig 1749. Das Buch umfasst 320 Seiten.

102) Der Titel seines Werkes lautet: De machina et Anima humana prorsus a se invicem distinctis, commentatio, libello latere amantis autoris Gallico,,hommo machina" inscripto opposita et ad illustrissimum virum Albertum Haller, Phil. et Med. Doct. exarata a D. Balthas. Ludovico Tralles, Medico Vratisl. Lipsiae et Vratislaviae apud Michael Hubertum 1749.

103) Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, dass Leibniz' Lehre von der wirklichen Welt als der besten, richtig verstanden, keine Art der Entwickelung und des Werdens ausschliesst.

104) Hollmann, ein Docent von ausgedehntem aber ephemerem Rufe, war damals (seit 1737) Professor in Göttingen. Nach Zimmermann, Leben des Herrn von Haller, ist Hollmann der Verfasser des Briefes (,,Lettre d'un Anonyme pour servir de Critique ou de refutation au livre intitulé l'homme machine"), welcher zuerst deutsch in den Göttingischen Zeitungen erschien und sodann in Berlin übersetzt wurde. Das Verdienst des französischen Styls käme also nicht Hollmann zu.

105) Vgl. Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhundert, Leipzig 1858 II., S. 392 u. ff.

106) Vgl. Justi, Winckelmann I. S. 25; ebendas. S. 23 u. ff. interessante Mittheilungen über den Zustand der Schulen gegen Schluss des 17. Jahrhunderts. Wir bemerken nur dazu, dass Winckelmanns Lehrer Tappert, wiewohl des Griechischen wenig kundig, doch offenbar auch zu den Neueren gehörte, welche einerseits den Bedürfnissen des Lebens durch Einführung neuer Fächer Rechnung trugen und die Alleinherrschaft des Lateinischen beseitigten, anderseits aber auch im lateinischen Unterricht selbst die humanistische Richtung gegentiber der verzopften des 17. Jahrhunderts wieder geltend zu machen suchten. Es ist kein Zufall, dass im Anfang des 18. Jahrhunderts vielfach wieder an die Sturmischen Ueberlieferungen im Gymnasialwesen angeknüpft wurde, daher z. B. der Eifer für Nachahmung Ciceros in dieser Zeit nicht schlechthin als überlieferte Verehrung des Lateinischen, sondern als neuerwachter Sinn für Schönheit und Eleganz der Sprache zu betrachten ist. Als bedeutendere Beispiele der Schulreform in diesem Sinne erwähnen wir nur die Thätigkeit des Nürnberger Inspectors Feuerlein (vgl. von Raumer, Gesch. d. Päd. II. (3. Aufl.) S. 101 u. öfter, wo übrigens die Bemühungen Feuerleins um qualitative Verbesserung des lateinischen und griechischen Unterrichts neben seinen Bemühungen für Deutsch und Realien zu wenig hervorgehoben sind. Auf Feuerlein hatte besonders der bekannte Polyhistor

Morhof gewirkt) und des gelehrten Rectors Köhler zu Ansbach, aus dessen Schule Johann Matthias Gesner hervorging, welcher die hier erwähnte Reform durch seine institutiones rei scholasticae (1715) und seine griechische Chrestomathie (1731) zum Durchbruch brachte. Vgl. Sauppe, Weimarische Schulreden, VIII. Joh. M. Gesner. (Weimar 1856).

107) Uz, den seine Zeitgenossen später als den deutschen Horaz bewunderten, war auf dem Gymnasium in Ansbach gebildet, aus welchem J. M. Gesner hervorging (vgl. d. vorhergehende Anmerk.); Gleim kam von Wernigerode, wo man zwar im Griechischen noch zurück war, aber um so eifriger lateinische und deutsche Verse machte (vgl. Pröhle, Gleim auf der Schule, Progr. Berlin 1857). In Halle, wo diese jungen Leute den Bund der Anakreontiker bildeten, begannen sie damit, den Anakreon in der Ursprache zu lesen. Die beiden Hagedorn, Dichter und Kunstkenner, kamen von Hamburg, wo der berühmte Polyhistor J o h. Alb. Fabricius gute Bücher und daneben,,schlechte Reimereien" machte (Gervinus).

108) Ueber Thomasius und seinen Einfluss vgl. besonders Biedermann, Deutschl. im 18. Jh., II. S. 358 u. ff.

109) Ein besonders charakteristisches Beispiel dafür bietet der von Justi, Winckelmann I., S. 34 u. ff. treffend geschilderte Professor Dam m in Berlin, dessen Einfluss auf die Verbreitung des Griechischen und namentlich Homers sehr bedeutend war.

110) Lichtenbergs vermischte Schriften, hg. v. Kries, II., S. 27. 111) Vgl. den von Anton Dohrn (in Westermanns Monatsheften) veröffentlichten Brief Goethe's, abgedr. in Bergmann's philos. Monatsheften IV., S. 516 (März 1870).

112) In den Annalen, 1811, anlässlich des Jacobi'schen Buches ,,von den göttlichen Dingen“.

113),,Wahrheit und Dichtung", im 11. Buche.

Register

nach Seitenzahlen.

Aenesidemus 209.

Aeschylus 125.

Albertus Magnus 215.

Alcuin 160.

d'Alembert 304. 328. 360.

Alexander Aphrod. 137. 184.
Amerbach 189.

Ammann 341. 419.

Anaxagoras 4. 13. 47. 48. 105. 126.
133. 134.

Anaximander 5. 6. 12. 87.

Anaximenes 6.

Andokides 125.

Apollonius v. Tyana 148.

Archimedes 87.

Archytas 92.

d'Argens 347. 398. 420. 421.

Aristarch v. Samos 90. 93. 218. 240.
Aristarch v. Samothrake 87.

Aristipp 26. 31. 32. 36. 37. 78. 99.
330.

Aristophanes 28. 35. 47. 125.

Aristoteles 4. 9. 10. 13. 16–21. 23.
29. 31. 32. 35. 38. 39. 41. 44. 47.
51. 52. 57. 59. 61-71. 74. 75. 82.
83. 85. 90. 93. 95. 108. 126-131.
133. 135-140. 153. 154. 158-175.
177. 178. 181-185. 188. 189.
191-193. 207. 213–216. 223-
225. 227. 241. 246. 257. 281. 282.
291. 321. 332. 342. 423.
Aristoxenus 71. 129. 133. 136.
Arnobius 336. 418.

Arnold 402.

Augustinus 279.

Averroes 137. 153. 188. 209-211.
324.

Avicenna 174. 209.

Baco, Roger 294.

Baco, Franz 7. 9. 13. 14. 62. 88. 178.
180. 181. 189. 194. 195. 197-199.
201. 219. 223. 224. 239. 240. 242.
245. 246. 251. 253. 267. 277.
281-283. 286. 294. 300. 317. 328.
349. 417.

Baier, J. J. 426.

Baier, J. W. 426.

Baldaeus 414.

Barach 215.

Bardili 216.

Bartholmèss 219.
Basilius 158.

Baumann 283. 424. 426.
Baumgarten 166.

Baur 134. 208.

Bayle 298-300. 304. 317. 320. 325.
356. 358. 386. 389. 410.

Beattie 410.

Becker, K. F. 177.

Beier 397.

Bekker, Balthasar 414.

Bell 92.

Bellarmin 282.

Bentley 290.

Berkeley 83. 131. 285. 377. 378. 391.

392. 417. 423.

Bernays 141.

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De la Mettrie, s. Lamettrie.
Demokrit 3. 9-13. 15-22. 25. 27-

29. 32. 40. 43. 44. 62. 71. 72. 75.
79. 88. 92. 95. 102. 108. 109. 123.
128-132. 135. 137. 139. 146. 170.
195. 202. 224. 234. 237. 248. 258.
266. 277. 280. 313. 325. 413. 415.
416.

Demosthenes 36. 75.

Descartes 7. 85. 96. 131. 137. 169.
170. 180. 181. 189. 194. 195. 198-
203. 219-225, 227–229. 234. 239.
240. 258. 262–264. 268. 277. 279
-282. 285. 287. 288. 290. 298 299.
303. 317. 319. 334. 338. 340. 347.
352. 377. 396. 418. 424. 425.
Deslandes 358.

Diagoras 125.

Dicaearch 71. 324.

Diderot 298. 309-313. 315. 320. 328.
-336. 344. 358. 360. 362. 374. 375.
386. 387. 412. 413. 416. 417. 419.
420. 422. 423.

Diogenes v. Apollonia 5. 8. 19. 73.
123. 128.

Diogenes v. Laerte 100. 116. 130.
Diogenes v. Sinope 36.

Dohrn, Dr. Anton 428.
Draper 207. 210. 211.
Dryden 252.

Du Bois-Reymond 301. 303. 411. 425.
Dühring 286. 288. 289.

Ekphantus 218.

Empedokles 5. 13. 20. 23–25. 100.
105. 107. 131.

Epikur 9. 16-18. 22. 25. 28. 32. 71.
74-86. 93. 96. 99-102, 105, 106.
108. 109. 112. 113. 115. 116. 118.
125. 130. 131. 137-142. 145. 146.
149. 151. 152. 170. 207. 223–226.
230. 231. 244. 249. 253. 257–259.
266. 278-280. 287. 298. 351. 368.
378. 381. 388. 389. 391. 416.
Erasistratus 88.

Erasmus 180. 317. 341.

Eratosthenes 93.

Erdmann 423.

Ettmüller 326.

Eucken 135.
Euklid 87. 90.
Euripides 36. 126.

Fabricius, J. Alb. 428.

Faraday 294.

Fechner 278.

Fermat 221. 305.
Feuerlein 427.

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