Die Lehre vom Vorstellen als Einleitung in die Philosophie

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Springer Berlin Heidelberg, Jan 1, 1864 - History - 583 pages
Die Philosophie ist kein Buch mit sieben Siegeln für den gesunden Menschenverstand; vielmehr hat sie mit den besondern Wissenschaften nicht bloss den Gegenstand ge­ mein, sondern auch die Mittel der Erkenntniss und die Weise der Darstellung. Der Gegenstand der Philosophie istdas Allgemeinste der Dinge, oder deutlicher sind es die höchsten Begri:fte und Gesetze des Seins und des Wissens, die, "\vcil siP die höchsten sind, sich durch die besondern Wissenschaften als deren 'Band hindurchziehen und ihren gemeinsamen Kern bilden. In den Gegenständen besteht keine Grenze für die Philosophie und die besonderen Wissenschaften; in den Gegenständen ist das Allgemeine und das Besondere in Einheit. Nur das Wissen bringt die Trennung und sucht eine Grenze zu ziehen, die aber schwankend bleibt und die Philosophie in die besondern Wissenschaften und diese in jene übergreifen lässt. Die Mittel der Erkenntuniss für die besondern Wissenschaften sind in ihrer vollen Allgemeinheit die Wahr­ nehmung und der Widerspruch. Aus deren vereinten Benutzung geht ihr Inhalt und seine Wahrheit hervor. Auch die PhDosophie hat keine andern Mittel für ihre Wahrheit. Zwar bekämpft sie, seit ihrem Bestehen, diese Mittel und sucht nach bessern; aber die Erkenntniss, dass es deren keine giebt, wird dereinst zu den grössten Fortschritten der Philo­ sophie gehören. Mit dieser Erkenntniss wird die andere sich verbinden, dass diese Mittel weiter führen, als man in ihrer Verachtung sich hat träumen lassen.

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Page 279 - Allein die Spontaneität unseres Denkens erfordert es, daß dieses Mannigfaltige zuerst auf gewisse Weise durchgegangen, aufgenommen und verbunden werde, um daraus eine Erkenntnis zu machen. Diese Handlung nenne ich Synthesis.
Page 256 - Was sind nun Raum und Zeit? Sind es wirkliche Wesen? Sind es zwar nur Bestimmungen oder auch Verhältnisse der Dinge, aber doch solche, welche ihnen auch an sich zukommen würden, wenn sie auch nicht angeschaut würden...
Page 259 - Umschlagen derselben ineinander, so daß der Inhalt nichts ist, als das Umschlagen der Form in Inhalt, und die Form nichts als das Umschlagen des Inhalts in Form.
Page 359 - Denkens überhaupt. 1. Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der Anschauung und den Begriffen nach) übereinkommt, ist möglich. | 2. Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt, ist wirklich. 3. Dessen Zusammenhang mit dem Wirklichen nach allgemeinen Bedingungen der Erfahrung bestimmt ist, ist (existiert) notwendig.
Page 139 - Das Spekulative oder Positiv- Vernünftige faßt die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auf, das Affirmative, das in ihrer Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist.
Page 73 - Der Wille ist die Einheit dieser beiden Momente; — die in sich reflektierte und dadurch zur Allgemeinheit zurückgeführte Besonderheit, — Einzelnheit; die Selbstbestimmung des Ich, in Einem sich als das Negative seiner selbst, nämlich als bestimmt, beschränkt zu setzen und bei sich, di in seiner Identität mit sich und Allgemeinheit zu bleiben, und in der Bestimmung sich nur mit sich selbst zusammen zu schließen.
Page 304 - Es ist aber merkwürdig: daß das Kind, was schon ziemlich fertig sprechen kann, doch ziemlich spät (vielleicht wohl ein Jahr nachher) allererst anfängt, durch Ich zu reden, so lange aber von sich in der dritten Person sprach (Karl will essen, gehen usw), und...
Page 119 - Bestimmungen nicht entspricht; wer wäre nicht so klug, um in seiner Umgebung vieles zu sehen, was in der Tat nicht so ist, wie es sein soll?*) Aber diese Klugheit hat unrecht sich einzubilden, mit solchen Gegenständen und deren Sollen sich innerhalb der Interessen der philosophischen Wissenschaft zu befinden. Diese hat es nur mit der Idee zu tun, welche nicht so ohnmächtig ist, um nur zu sollen und nicht wirklich zu sein, und damit mit einer Wirklichkeit, an welcher jene Gegenstände, Einrichtungen,...
Page 243 - Wir können also dadurch allein niemals bestimmen, ob dieses Mannigfaltige als Gegenstand der Erfahrung zugleich sei oder nach einander folge, wo an ihr nicht etwas zum Grunde liegt, was jederzeit ist, di etwas Bleibendes und Beharrliches, von welchem aller Wechsel und Zugleichsein nichts 2*8 als so viel Arten (modi der Zeit) sind, wie das Beharrliche existirt.
Page 280 - Zusammensetzung möglich sei) vorhergehen, sondern nur in ihm gedacht werden. Er ist wesentlich einig. Das Mannigfaltige in ihm, mithin auch der allgemeine Begriff von Räumen überhaupt, beruht lediglich auf Einschränkungen.

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