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Noch ein kurzes Wort zum Inhalt. Hat uns das voraufgegangene Bändchen Briefe aus Amt und Haus" in die zarten. innerlichen Familien- und Seelsorgerbeziehungen Frommels blicken lassen, so führt uns diese Sammlung unter die Kanzel des Militärpfarrers. Siebenundzwanzig Jahre lang ist Frommel Militärpfarrer gewesen, hat dem Militärpfarramt seine volle Manneskraft, ja seine Hauptlebenskraft gewidmet; Soldatenpfarrer, das war ihm sein liebster Titel, das Eiserne Kreuz sein schönster Schmuck.

Freilich und das wird jede nachfolgende Seite beweisen Frommel war kein (sit venia verbo) Kommißprediger. Er brachte es nicht fertig, „den Tornister auf der Kanzel auszupacken", er wußte, daß der Soldat, die ganze Woche über im angestrengten Dienst, im Gotteshause kein Säbelgerassel und keine Kommandoworte hören will. So predigte er immer zunächst ,,dem Christen im Soldaten und in zweiter Linie erst dem Soldaten im Christen". Aber mit welch wundersamem Tiefblick wußte Frommel dabei die augenblickliche Situation zu erfassen, wie begeistert dem, was unausgesprochen, mehr als Ahnung durch die Herzen zog, Ausdruck zu geben! Wie verstand er es besonders in den großen historischen Augenblicken, die geschichtliche Vergangenheit reden zu lassen und die Gegenwart prophetisch hineinzurücken in das Licht der Ewigkeit!

Auch in den vorliegenden Reden spricht nicht nur der gottbegnadete Prediger zu uns, wir hören darin zugleich das echt menschliche Herz Frommels schlagen, des Mannes mit dem unbedingten kindlichen Glauben an die göttliche Leitung aller Weltgeschicke, mit der glühenden Liebe zu seinem Königshaus — „ein Royalist, kein Byzantiner“ mit der großen unzerstörbaren. Zuversicht und Hoffnung für sein theures deutsches Volk, dessen Bestes zu suchen auch dieser Reden letztes Ziel gewesen ist.

Es liegt auf der Hand, daß bei der Aehnlichkeit der gegebenen Situationen einige Wiederholungen unvermeidlich waren; aber gerade hier wird man den Künstler Frommel erkennen, der die Gedanken auch da, wo sie sich wiederholen, nur an der

Stelle bringt, wo sie innerlich durch den Zusammenhang geboten sind, und den wiederkehrenden Bildern durch die verschiedene Anwendung immer neue Farben zu geben weiß.

Möchten diese Reden, die einst, als sie gehalten wurden, von sichtbarem Segen begleitet waren, auch jezt in ihrer Sammlung und Drucklegung dazu dienen, den Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht in unserm Volke zu wecken, zu stärken, zu läutern, und auch im neuen Jahrhundert fortwirken „für Thron und Altar".

Potsdam, im Juni 1901.

J. Keßler.

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