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Was ehrlos ist, das bleibt ehrlos, ob es im Dienst oder außer Dienst geschieht.

Unser Heer besteht nicht aus bezahlten Söldlingen, sondern aus rechtschaffenen Kindern unseres Volkes, deren Dienst ihre Ehre ist. Darum wollen wir auch keinen Bestraften unter uns haben. Wo Jhr seid, verletzet nie die Achtung gegen Euch selbst und verscherzet nie die Achtung der Menschen. Ihr seid hier in einer Stadt, in der Ihr viel Gutes und Schönes lernen, aber zugleich in einer Stadt, wo Ihr auch an Leib und Seele zu Grunde gehen könnt. Und Mancher ist heimgekehrt mit dem Brandmal im Gewissen Mancher auch nicht mehr heimgekehrt, sondern schläft draußen als ein verlorener Sohn den Todesschlaf dem Gerichte Gottes entgegen. Darum, thut Ehre Jedermann, vor allem: Euch selbst. Und nun zulett:

IV.

Habt die Brüder lieb!

Ihr seid geschieden aus Eurer Heimath, von Vater und Mutter, von Euren Geschwistern, und Manchem mag der Abschied schwer geworden sein. Aber gedenkt daran, daß Ihr gegangen seid aus Liebe zu ihnen, zu lernen in diesen Jahren, die theure Heimath zu vertheidigen und zu schützen wie ein lebendiger Wall, heimzukehren, um ihre Freude und ihr Stolz zu sein. Darum, wenn Ihr Eure Namen nennen werdet, so denkt an Euren Vater, Eure Mutter, Eure Geschwister, an die Ehre Eures Namens! Ihnen zu Liebe haltet Euch untadelig! Habt die Brüder lieb in der Heimath, habt die Brüder lieb, in deren Reihen Ihr jezt tretet, die Familie des Heeres, dessen Kleid und Namen Jhr traget.

Habt Euer Regiment lieb mit seiner ruhmvollen Geschichte. Fürchtet Gott, ehret den König, thut Ehre Jedermann, habt die Brüder lieb!

Einer für Alle und Alle für Einen so ruft den HErrn an, daß Er Euch helfe zur Seligkeit durch

Frommel-Gedenkwerk. Bd. IV. Für Thron und Altar.

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Jesum Christum unsern HErrn, welchem sammt dem Vater und dem heiligen Geiste sei Lob und Ehre in Ewigkeit auch aus Eurem Munde und Herzen!

Amen.

Rede bei der Vereidigung der Rekruten der I. Garde-
Infanterie-Division 1890.

Gott ist gegenwärtig,
Lasset uns anbeten

Und in Demuth vor Ihn treten,
Gott ist in der Mitte,

Alles in uns schweige

Und sich innigst vor Ihm neige,

Wer Jhn kennt, wer Ihn nennt
Schlag die Augen nieder,

Gebt das Herz Ihm wieder!

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Liebe jungen Kameraden,

Rekruten der I. Garde-Infanterie-Division!

Ein kurzes Wort, ein Blatt aus der heiligen Geschichte, ehe Ihr Euern Fahneneid schwört. Zu der Burg Davids eilt ein junges Volk, seine Heimath verlassend, um in des Königs Dienst zu treten. Noch sind sie unerprobt und unerfahren, darum ruht des Königs Auge prüfend auf ihnen, und er spricht: „So Jhr kommt im Frieden, mir zu helfen, so soll mein Herz mit Euch sein, wo aber nicht, so sehe der Gott unserer Väter darein und strafe es." Da brachen sie begeistert in die Worte aus, als in ein heiliges Gelöbniß: Dein sind wir und mit Dir wollen wir es halten, Du Sohn Isais. Friede sei mit Dir, Friede mit Deinen Helfern, denn Dein Gott hilft Dir." Jahrtausende sind vergangen seit jener Stunde, und heute steht Ihr hier in diesen Räumen als ein junges noch nicht kriegscrfahrenes Volk. Hinter Euch liegt Eure Heimath mit ihren

Bergen und Thälern, mit allem Lieben und Trauten, was sie birgt, mit all dem Segen, womit sie Euch entlassen. Vor Euch hier Euer oberster Kriegsherr, Euer Kaiser und König, der, Euch zum unvergeßlichen Gedächtniß, Zeuge sein will Eures Eides. Aber über Euch der allwissende, allmächtige Gott, den Ihr jetzt zum Zeugen anruft, das zu halten, was Ihr gelobt, getreu bis in den Tod. Darum bedenket wohl, was Ihr schwört. Nichts Anderes ist es, als was jene Männer zu David gesagt: Dein sind wir und mit Dir wollen wir es halten, du Sohn Jsais!“ Wer so spricht, der flicht sein Leben und sein Geschick an das Geschick des Andern, der ist mit ihm auf Tod und Leben verbunden, der will als Soldat also sagen nach den eigenen Worten unseres Königs: „Mein König und ich gehören zusammen, wir sind für einander geboren, wir wollen unauflöslich zusammenhalten, möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein." Das wollte der Vorfahr des Königs, der große Kurfürst, der aus einem Söldnerheer ein Volk in Waffen zu schaffen begann. An seine Person knüpfte er sein Heer durch den Eid. Durch die drei erhobenen Schwurfinger sollten sie den dreieinigen Gott anrufen, die beiden letzten Finger als Sinnbilder der Seele und des Leibes einschlagen und so mit Leib und Seele sich mit dem Eid vor Gott mit ihrem Fürsten sich verbinden. In des Königs Familie seid Jhr getreten, deren Haupt er ist, sein Kleid tragt Ihr, seinen Stern auf dem Helm, seine Krone auf der Koppel. Und Ihr insonderheit, seine Garde, seid des Königs Leibwache im besondern Sinne. Darum lautet Euer Schwur: „So wahr der HErr lebt, wo der Herr, mein König sein wird, es gerathe mir zum Leben oder zum Tode, da wird auch sein Diener sein". Wenn hier die Helden sagen: „Du Sohn Jais" und ihn damit erinnern an das Haus und das Geschlecht, dem er entsprossen, dann vergessen auch wir nicht, welchem Geschlecht der Kaiser und König entsprossen ist, dem wir den Fahneneid leisten. Ihr leistet ihn dem Sohn des vielgeprüften Kaiser Friedrich, der in zwei großen Kriegen sein Volk zu Ruhm und Sieg geführt. Ihr schwört dem Enkel unsers viel

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geliebten Kaisers Wilhelm, dem Deutschland seine Größe und seine Kaiserkrone dankt, dessen Wort in der Armee unvergessen bleiben wird: „Mein letter Gedanke wird ein Segenswunsch für meine Armee sein." Aus verklärten Händen hat daher unser Kaiser und König die Armee empfangen als ein Vermächtniß, für das er sich verantwortlich fühlt, es rein und unbefleckt zurückzugeben am Tage der Rechenschaft. Ich hoffe von Euch Allen, daß Ihr mit dem Friedensgruß wahrhaftiger Treue zu Euerm königlichen Herrn tretet und Keiner unter Euch sei, in dessen Mund Tücke und Falschheit ist. Dann aber werdet Ihr auch im Frieden zu Euern Vorgesezten kommen, die an des Königs Statt Euch befehlen und in Wahrheit sprechen: „Friede sei mit Deinen Helfern.“ Kommt ihnen daher mit Vertrauen entgegen in diesen Jahren des Dienstes, macht ihnen ihr Amt nicht schwer! Ihr werdet ja so Vieles lernen müssen, was Euch neu und ungewohnt ist und Euch kleinlich dünkt. Aber merkt es wohl, kein Dienst ist gering, den man treu erfüllt. Klarer Blick und Gewandtheit thun viel im Heere, aber ohne Zucht und Gehorsam kann kein Heer bestehen. Euer Eid verlangt aber auch mehr als das. Es gilt versprechen, daß Ihr, wo Ihr auch geht und steht, ob gesehen oder auch nicht gesehen, ein treues und braves Soldatenherz wahren und bewähren, daß Ihr im Dienste und außer dem Dienste dieselben sein wollt in treuer, ehrenhafter Gesinnung. Man zieht den Soldaten nicht aus, wenn man den Dienst verläßt. Was den Menschen entehrt, das entehrt auch den Soldaten, und was Eure Christenehre schändet, das schändet auch Eure Soldatenehre. Ihr seid hier in einer Stadt, in welcher Ihr viel Gutes und Schönes sehen und lernen könnt, Euch zur Förderung und Ausbildung; aber Ihr seid auch in einer Stadt, in welcher Ihr schweren Schaden nehmen könnt an Leib und Seele und Brandwunden für Euer Gewissen em= pfangen könnt. Da behüte Euch der barmherzige Gott davor.

Ihr werdet am Schlusse sagen: „So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum zur Seligkeit." Das will also heißen: Wenn ich diesen Eid_nicht halte, soll Gottes Hülfe mir verloren

sein im Leben und im Sterben. Wer ist unter Euch, der auf die Hülfe seines Gottes verzichten möchte in seiner lezten Noth?

Nun lieben jungen Kameraden, hier stehen die glorreichen Fahnen des Gardekorps, auf die Ihr schwören sollt, sie sind das Sinnbild der Gegenwart des Königs; die Fahne vertheidigen, heißt den König vertheidigen. Eure Vorgesetzten werden Euch sagen, welche Geschichte diese Fahnen haben, wie sie die Treue derer geschaut, die unter ihnen gestritten, gesiegt, aber auch die Treue derer, die unter ihnen geblutet und den Eid mit ihrem Tode besiegelt haben. Was aber Treue heißt und Fahneneid halten, das laßt mich Euch in Kürze sagen. Wir haben im Jahre 1870 über hundert Fahnen erobert und nur eine verloren. Aber wie fand man diese verlorene Fahne. Der Uebermacht weichend, hatte das kleine Häuflein der Getreuen die Fahne vertheidigt. Ein Fahnenträger nach dem andern sank dahin, sterbend übergab Einer dem Andern das Heiligthum. So fand man sie zerschossen und blutgetränkt. Auf diese Weise eine Fahne verlieren, heißt sie wahrhaft behalten.

Wohlan Geliebte, zu solcher Treue helfe Euch der barmherzige Gott durch Jesum Christum im heiligen Geiste! Amen.

Rede bei Verleihung der neuen Standarten an das 1. GardeDragoner-Regiment am 18. April 1893.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Unsere Hülfe steht im Namen des HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Text: Psalm 20, 6. Sprüche 21, 31.

,,Wir rühmen, daß Du uns hilfst, und im Namen des HErrn werfen wir Panier auf. Denn Rosse werden zum Streittag bereitet, aber der Sieg kommt vom Herrn.“

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