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wollte, der ein Deutscher war; die deutsche Poesie war wieder erlangt, da sie in einer lebendigen, frischen Persönlichkeit gleichsam Leib und Blut, Fleisch und Bein gefunden hatte. Durch eben diese wahrhafte deutsche Gesinnung erweckte Klopstock auch wieder zuerst ein regeres, allgemeineres und aufrichtigeres Interesse an der deutschen Geschichte und dem deutschen Altertum, was alle Lohenstein'schen Arminius und Thusnelda, alle Postel'schen Wittekinde, alle Schönaich'schen Hermanne nicht zu erzeugen vermocht hatten, was selbst Bodmer nicht im Stande war hervorzurufen, wiewohl dieser den richtigen, Klopstock einen falschen, ja seltsamen, abenteuerlichen und verkehrten Weg einschlug, das deutsche Altertum wieder zu beleben, einen Weg, welcher im besondern kein anderer war, als den die Lohenstein, Postel und Schönaich gleichfalls eingeschlagen hatten.

Ein zweites Element in Klopstock's Gemüth und Poësie ist sein christlich gläubiger Sinn, oder, wenn man so will, sein christlich gläubiges Gefühl, in welchem er fast in eben dem Grade neu und schöpferisch war, wie in seiner deutschen Gesinnung. Nicht als ob es etwa lange Zeit her keine wahren Christen gegeben hätte; nicht auch, als ob nicht in dem zunächst vorhergehenden Jahrhundert christliche Dichter die Fülle ihres Glaubens in begeisterten Liedern ausgeströmt hätten; aber laut ge

worden war das christliche Lebensgefühl in seiner vollen Wahrheit und Innigkeit, außer in dem protestantischen Kirchenliede, seit den Zeiten der Reformation nicht wieder; in einer an alle Herzen gleichmässig anschlagenden, alle Herzen in gleichem Grade ergreifenden, erschütternden Sprache war es seitdem nicht wieder verkündigt worden: vollends aber hatte es den ganzen Inhalt eines Dichterlebens, eines Dichtergemüthes nicht ausgemacht seit den alten Zeiten eines Konrad und Lamprecht, eines Wolfram v. Eschenbach. Nicht allein in die Kirche hinein, auch in die Welt hinaus ließ Klopstock der unsterblichen Seele Gesang erschallen von des sündigen Menschen Erlösung; kühn und frei, in der vollsten Stärke glaubensvoller Ueberzeugung, aus dem unmittelbaren Drange des seligen Herzens, sang er nicht von der Lehre des Evangeliums, sondern von der That; er sang von dem Erlöser, den er als seinen Erlöser mit vollester Innigkeit, mit allen Kräften einer liebenden, begeisterten Seele umfasst hielt: die Person des Heilandes war es, die ihn begeisterte, die seinen Dichtungen Gestalt und Haltung gab und in denselben für die Welt wieder eine Gestalt gewann, wie sie dieselbe längst nicht mehr gehabt hatte. Wir dürfen nicht vergessen, daß schon seit länger als hundert Jahren vor Klopstock das Christentum zur Lehre,

zur Gelehrsamkeit, zur toten Formel der Gewohnheit geworden war, und daß von diesem Gewohnheitschristentum die poëtischen Versuche der Opitz'schen Schule in ihren so zu sagen officiellen Psalm-, Evangelienund Epistelreimereien mehr als genügendes Zeugnis ablegen: gegen dieses kalte, angelernte Christentum, gegen dies tote Bekenntnis trat nun Klopstock mit dem Feuer eines lebendigen Zeugnisses auf, in dem Geiste Speners, aber zu einer Zeit, als die gehässigen Kämpfe der Pietistenund Orthodoxenpartei schon längst ausgekämpft waren und einer noch grösseren Erkältung Raum gegeben hatten, als vor diesen Kämpfen vorhanden gewesen war. Man mag über Klopstock's christliche Poësie urtheilen, wie man will: man mag das Subjective, Willkürliche, Unkirchliche, man mag das angespannte Gefühlsleben derselben, man mag ihre Wirksamkeit auf die Erzeugung des halt- und bodenlosen Gefühlschristentums noch so stark bervorheben und es muß dies alles, wenn auch nicht hier, doch in einer christlichen Culturgeschichte mit sehr scharfem Nachdrucke geltend gemacht werden so viel werden auch die abgeneigtesten und ungünstigsten Beurtheiler zugestehen müssen, daß in Klopstock eine wahrhafte, echt dichterische, belebende und entzündende christliche Begeisterung waltete, die in ihrer Zeit durchaus neu, unvergleichbar und einzig war und der mächtigsten Einwirkung auf die Zeitgenossen nicht verfehlen konnte.

Das Dritte, worin Klopstock neu, einzig und schöpferisch hervor. trat, waren die Maße und Formen des classischen Altertums, welche durch Klopstock zuerst mit deutschem Stoffe und Geiste erfüllt wurden. Die ersten beiden Elemente, deutschen Sinn und Christentum, theilt Klopstock mit den Dichtern unserer ersten Glanzperiode, dieses Dritte hat er, und mit ihm die neue Zeit, deren Held und Träger er war, vor der alten Zeit voraus; und sind auch die beiden ersten Eigenschaften weder in ihm noch in der neuen Zeit in gleicher Stärke, Reinheit und Gediegenheit vorhanden, wie in der alten Zeit, dieses Dritte drückt der neuen Zeit dennoch den unvertilgbaren Stämpel edler Eigentümlichkeit und Grösse auf und einer wahren Classicität, so daß sie neben der alten Zeit nicht zurückstehen darf..... (Vilmar.)

III. Dramatische Dichtung.

§. 347.

Von 1500-1770.

Paulus Rebhuhn (um 1550): Susanna, 1537.

Ein Hochzeitspiel auf die Hochzeit zu Canna, 1538.
Die Klag des armen Mannes, 1540.

Andreas Gryphius (1616-1664): Leo Armenius, Felicitas, Katharina von Georgien, Gibeoniter, Karl Stuart, Horribilicribrifax, Peter Squenz, Papinian, Cardenio und Celinde, Säugamme, Majuma, Piastus, das verliebte Gespenst und Dornrose.

(A. Gr. um ein Merkliches vermehrte deutsche Gedichte, 1698. II.)

Lebenslauf, von Storch, 1665.

J. Chr. Gottsched (1700-1766): Der sterbende Cato, 1732.

Iphigenie, 1733.

Gedichte, 1736.

Lobrede auf Opitz, 1739.

Reden, 1749. III.

Neueste Gedichte, 1750.

Deutsche Schaubühne, 1741-1750. VI.

Nöthiger Vorrath zur Geschichte der dramatischen Dichtkunst, 1757-1765.

J. E. Schlegel's (1718-1749) Werke, 1771. V. (I. und II.
Dramatische Werke. III. Abhandlungen. IV. Heinrich der
Löwe. V. Leben, von J. H. Schlegel.)

C. Chr. Gärtner (1712-1791): Die geprüfte Treue, 1745.
Sammlung einiger Reden, 1761.

(Roose: Schmid und Gärtner's Verdienste, 1792.)

J. Fr. v. Cronegk's (1731-1759) Schriften, von Uz, 1773, II. (In I. Biographie. Codrus. Olint und Sophronia.)

J. W. v. Brawe (1738-1758): Trauerspiele, 1767.

Chr. Felix Weiße (1726-1804): Beitrag zum deutschen Theater, 1767-71, V.

Trauerspiele, 1776-80. V.

Lustspiele, 1783. III.

Kleine lyrische Gedichte, 1772. III.

Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes, 1783-92, XII. Selbstbiographie, 1807.

Von 1770 bis in die neueste Zeit.

H. W. v. Gerstenberg (1737-1823): Ugolino, 1768. (Vermischte Schriften, 1815. III.)

G. E. Lessing (§. 342).

A. v. Kotzebue (1761-1819): Sämtliche dramatische Werke,

1828. 44 Bde.

Christian Graf Stolberg (1748-1821): Belsazer, Otanes, die
weiße Frau. (In Bd. IV und V der gesammelten Werke.)
F. M. v. Klinger (1753-1831): Faust's Leben, Thaten und
Höllenfahrt, 1791.

(Ausgewählte Werke, 1842. XII.)

F. Müller (der Maler), S. 623.

Fr. v. Schiller (1759-1805). Seine Werke sind: I. Gedichte (Lyrisches und Episches, darunter seine Romanzen und Elegien). II. Dramen Räuber (1781), Fiesco (1782), Kabale und Liebe (1784), Don Carlos (1787), Wallenstein (1800), Maria Stuart (1801), Jungfrau von Orleans (1802), Braut von Messina (1803), Wilhelm Tell (1804). III. Geschichtliches. Abfall der Niederlande; Dreißigjähriger Krieg. IV. Kleinere prosaische Schriften, geschichtlichen und ästhetischen Inhalts. (Sämtliche Werke, 10 Bde., 1844.)

C. If fland (1759-1814): Dramatische Werke mit einer Selbstbiographie, 16 Bde., 1798-1802.

Neue dramatische Werke, 1807-1809. II.

L. Tieck (1773-1853): Schriften, 1828-1844, 19 Bde.
Gesammelte Novellen, 1838-1842, 14 Bde.
(Sämtliche Schriften, 1828-1846, 20 Bde.)
L. Tieck, von R. Köpke, 1855. II.
Kritische Schriften, 1848-1852. IV.

H. J. v. Collin (1772-1811): Regulus, 1802.
Coriolan, 1804.

Landwehrlieder, 1809.

(Gesammelte Werke, 1812-1814. VI.)

Matthäus v. Collin (1779-1824): Dramatische Dichtungen

(1813-1817, IV.).

Eduard v. Schenk (1788-1841): Canovas Tod, 1823.

Kaiser Ludwigs Traum, 1826.

Ahnen und Enkel, 1833.

Schauspiele, 1829-1835. III.

Heinr. v. Kleist (1776-1811): Ausgewählte Werke, von Tieck, 1846, IV. (1. Käthchen von Heilbronn. II. Der zerbrochene Krug, Prinz Fried. v. Homburg. III. Kohlhaas, die Marquise von O., Erdbeben in Chili. IV. Erzählungen.) Leben und Briefe, von Bülow, 1848.

Fr. L. Z. Werner (1768-1823): Der vier und zwanzigste Februar, 1815.

Die heil. Kunigunde, 1815.

Die Mutter der Maccabäer, 1820.

(Ausgewählte Schriften, von Zedlitz, 13 Bde., 1840. Biographie und Characteristik von Schütz, 1841. II.)

E. Raupach (1784-1852): Leben, von Pauline R., 1853.
Hohenstaufencyklus.

A. G. A. Müllner (1774-1829): Die Schuld, 1816.
Dramatische Werke, 1828, VII.

Novellen, 1829.

Vermischte Schriften, 1824-1826. II.

Ch. D. Grabbe (1801-1836): Friedrich Barbarossa, 1829.
Kaiser Heinrich VI., 1830.

Hannibal, 1835.

K. Immermann (1796-1840): Das Trauerspiel in Tyrol, 1827. (Schriften, 1835-1843. XIV.)

K. Immermann, Blätter der Erinnerung, von Freiligrath, 1842, von Stahr, 1845.

A. Oehlenschläger (1779-1850): Meine Lebenserinnerungen, 1850. IV. Corregio, 1816.

E. F. J. Freih. v. Münch-Bellinghausen (Halm, 1806 geb.): Griseldis, 1836.

Der Fechter von Ravenna, 1854.

Fr. Grillparzer (1790 geb.): Ahnfrau, 1816.

Sappho, 1818.

Das goldene Vließ, 1822.

König Ottokar's Glück und Ende, 1825.

Ein treuer Diener seines Herrn, 1828.

Des Meeres und der Liebe Wellen, 1830.

Der Traum, ein Leben, 1834.

Jul. Mosen (1803 geb.): Das Lied vom Ritter Wahn, 1831. Gedichte, 1836.

Ahasver, 1838.

Heinrich der Finkler, 1836.

Die Wette, 1837.

Theater, 1842.

R. E. Prutz (1816 geb.): Politische Wochenstube.

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