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Und der es euch anråth und der es befiehlt,

Er ist es, der gern mit den Kindelein spielt,
Der alte Getreue, der Eckart.

Vom Wundermann hat man euch immer erzählt,
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt,

Die habt ihr nun köstlich in Händen.

Sie kommen nach Hause, sie seßen den Krug
Ein jedes den Aeltern bescheiden genug
Und harren der Schlåg' und der Schelten.
Doch siehe man kostet: ein herrliches Bier!

Man trinkt in die Nunde schon dreymal und vier
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.

Das Wunder es dauert zum morgenden Tag.
Doch fraget wer immer zu fragen vermag:
Wie ist's mit den Krügen ergangen?
Die Mäuslein sie lächeln, im Stillen ergeht;
Sie stammeln und stottern und schwaßen zuleßt
Und gleich sind vertrocknet die Krüge.

Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht
Ein Vater, ein Lehrer, ein Alderman spricht,
So horchet und folget ihm pünctlich!
Und liegt auch das Zunglein in peinlicher Hut,
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut;
Dann füllt sich das Bier in den Krügen.

Goethe's Werke. I. Bd.

14

Der Todtentan z.

Der Thürmer der schaut zu Mitten der Nacht
Hinab auf die Gråber in Lage;

Der Mond der hat alles in's Helle gebracht;
Der Kirchhof er liegt wie am Tage.

Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
In weißen und schleppenden Hemden.

Das recht nun, es will sich ergeßen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,

So arm und so jung, und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze.

Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut,
Sie schütteln sich alle, da liegen zerstreut

Die Hemdelein über den Hügeln.

Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Geberden da gibt es vertrackte;

Dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
Als schlug' man die Hölzlein zum Tacte.

Das kommt nun dem Thürmer so lächerlich vor;
Da raunt ihm der Schalk der Versucher in's Ohr:
Geh! hole dir einen der Laken.

Gethan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell

Nun hinter geheiligte Thüren.

Der Mond und noch immer er scheinet so hell

Zum Tanz, den sie schauderlich führen.

Doch endlich verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher
Und husch ist es unter dem Rasen.

Nur einer der trippelt und stolpert zuleßt
Und tappet und grapst an den Grüften;
Doch hat kein Geselle so schwer ihn verleßt;
Er wittert das Tuch in den Lüften.

Er rüttelt die Thurmthür, sie schlägt ihn zurück
Geziert und gefegnet, dem Thürmer zum Glück,
Sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein langes Besinnen,
Den gothischen Zierrat ergreift nun der Wicht
Und klettert von Zinne zu Zinnen.

Nun ist's um den armen, den Thürmer gethan!
Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen Spinnen vergleichbar.

Der Thürmer erbleichet, der Thürmer erbebt,
Gern' gåb er ihn wieder den Laken.

Da håckelt

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jekt hat er am långsten gelebt

Den Zipfel ein eiserner Zacken.

Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,

Die Glocke sie donnert ein mächtiges Eins

und unten zerschellt das Gerippe.

Die erste Walpurgis nach t.

Ein Druid e.

Es lacht der May!

Der Wald ist frei

Von Eis und Reifgehänge.

Der Schnee ist fort;

Am grünen Ort

Erschallen Lustgesånge.

Ein reiner Schnee

Liegt auf der Höh;

Doch eilen wir nach oben,

Begehn den alten heil'gen Brauch,

Allvater dort zu loben.

Die Flamme lodre durch den Rauch!

So wird das Herz erhoben.

Die Druiden.

Die Flamme lodre durch den Rauch!

Begeht den alten heil'gen Brauch,

Allvater dort zu loben!

Hinauf! hinauf nach oben!

Einer aus dem Volke.

Könnt ihr so verwegen handeln ?

Wollt ihr denn zum Tode wandelu ?

Kennet ihr nicht die Geseße
Unfrer harten Ueberwinder?
Rings gestellt sind ihre Neße
Auf die Heiden, auf die Sünder.
Ach sie schlachten auf dem Walle
Unfre Weiber, unsre Kinder.
Und wir alle

Nahen uns gewissem Falle.

Chor der Weiber.

Auf des Lagers hohem Walle Schlachten sie schon unsre Kinder.

Ach die strengen Ueberwinder!

Und wir alle

Nahen uns gewissem Falle.

Ein Druide.

Wer Opfer heut

Zu bringen scheut,

Verdient erst seine Bande.

Der Wald ist frei!

Das Holz herbei,

Und schichtet es zum Brande!

Doch bleiben wir

Jm Buschrevier

Am Tage noch im Stillen,

Und Männer stellen wir zur Hut,

Um eurer Sorge willen.

Dann aber laßt mit frischem Muth Uns unsre Pflicht erfüllen.

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