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die Verse abgetheilt, und als Interpunction an das Ende jedes Verses ein Punkt gesetzt. Die Buchstaben sind deutlich, nur 1 und i, t und r, c und e, u und n oft schwer zu unterscheiden. Der Text ist nach den Dichtern verschieden, meist ziemlich gut, nach dem Ende hin schlechter. Im Ganzen ist die Handschrift der Mailänder vorzuziehen, aber doch wohl auch aus einer andern entnommen.

Beurtheilungen und kurze Anzeigen.

The School for Scandal, a Comedy by R. B. Sheridan. Herausgegeben und erklärt von Karl Meissner, Conrector am Gymnasium zu Göttingen. Göttingen, Vandenhoek und Ruprecht. 1863.

Das berühmte Lustspiel Sheridan's, welches Bulwer in seinen „Caxtoniana" noch über Molière's Schöpfungen stellt und als das beste, welches die englische Literatur besitzt, rühmt (anders urtheilt bekanntlich Macaulay darüber, vgl. Essays I. p. 87. Tauchnitz Ed.), wird uns hier in einer, nach der von Thomas Moore besorgten Ausgabe geboten. Dieser hat das Stück herausgegeben," so heisst es in der Vorrede der vorliegenden Ausgabe, ,, wie er es vorgefunden hat, und seine Pietät für den Verfasser scheint ihn abgehalten zu haben, selbst orthographische und grammatische Fehler zu verbessern. Unterzeichneter, nicht ganz von einer solchen Pietät durchdrungen, hat sich erlaubt, für einige ganz entschiedene Fehler das B ́chtige zu setzen oder Verbesserungen vorzuschlagen, so dass sein Text correcter ist, als der der Londoner Originalausgabe." Das ist eine kühne Behauptung, die eine nähere Untersuchung herausfordert, um so mehr, als Herr Dr. Schmitz (in seiner Encyclop. des philolog. Studiums der neueren Sprachen, 3. Supplement, Greifswald 1864 p. 66 ff.) die vorliegende Ausgabe ,,nicht als eine, sondern als die Ausgabe" anzuerkennen nicht angestanden hat. Auch von den erklärenden Anmerkungen sagt derselbe, sie „zeugen von gründlicher Sprachkenntniss," obschon er gleich darauf einige wohlbegründete Ausstellungen vorbringt. Leider sind wir nicht in der Lage, die beiden Texte vergleichen zu können, da uns der Thomas Moore's nicht zugänglich ist. Wenn sich aber die Verbesserungen des Herrn Meissner lediglich auf die in den Anmerkungen angegebenen erstrecken, so mussen wir sie als sehr unbedeutend, ja, hier und da geradezu als Entstellungen erklären. Gehen wir ins Einzelne ein.

p. 1.

all night at cards when threshing Strong sea and scandal“

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Hier werden wir in der Anm. belehrt, es müsse "after" statt when threshing" heissen, weil von einem bestimmten Falle die Rede." Durchaus nicht nöthig. When ist hier gleichbedeutend mit while.

p. 8 Anm. „his dissipation and extravagance, das Erstere ist die Art Verschwendung, welche stattfindet, wenn mehr darauf geht als nöthig ist. Extravagance dagegen ist die unsinnige Art zu verschwenden. Diese Erklärung ist von Ideler und Nolte abgeschrieben, aber falsch. Gerade das Umgekehrte ist dort gesagt und ist das Richtige.

p. 18 Anm. I back him against etc. ich halte auf ihn gegen den besten Versemacher im Königreich." Sollte heissen: „ich bürge für ihn (decke ihm den Rücken) gegen" u. s. w.

p. 33.,,True a mere platonic cicisbeo what every wife is entitled

to." In der Anm. hierzu heisst es: What an dieser Stelle für that ist eigentlich fehlerhaft; doch findet es sich auch zuweilen bei anderen Schriftstellern, z. B. bei Goldsmith im Vicar of Wakefield, there was scarce a farmer's daughter but what had found him faithless " - Die Vertheidigung ist eben so verfehlt, wie der Tadel.

p. 34 Anm. I shall compound for his extravagance, werde ich ihm seine Verschwendung zu gute halten; eigentlich, werde ich für seine Verschwendung Compensation eintreten lassen.“ Erstere Uebersetzung ist falsch; die letztere nicht deutlich. Der Sinn ist: I shall compound (with his creditors) for etc., ich werde es ausgleichen u. s. w.

p. 39. „what, one Charles has never had money from hefore?" Die hierzu gegebene Erklärung mag sehr scharfsinnig sein, scheint uns aber jedenfalls etwas weit hergeholt. Der einfache Sinn ist: Giebt es wirklich noch Jemand, den Carl nicht angepumpt hat?

p. 47 Anm. Wozu hier „Brush" durch „Bürste" übersetzen? Wer würde wohl im Englischen daran denken, einen deutschen Eigennamen zu übersetzen: z. B. für Schlosser" locksmith, für „Gans" "goose“ zu sagen?

p. 48 It's more than I would; your neck" (sic!) Welche verfehlte Lesart eines so einfachen Satzes. Eine lange Anmerkung soll sie rechtfertigen. Das nennt man über den Strang hauen. Frei herausgesagt, Herr Conrektor, das ist baarer Unsinn. Es muss durchaus so heissen, wie in allen anderen Ausgaben, die Londoner Originalausgabe nicht ausgenommen," gegen die Sie polemisiren, richtig gelesen wird: "It's more than I would your neck." Den Lesern des Archivs gegenüber halte ich eine Rechtfertigung für überflüssig.

p. 54 Anm. „At Bengal. Sheridan scheint Bengal für eine Stadt gehalten zu haben. Es muss in Bengal heissen." Quousque tandem! Sheridan, der Ankläger Warren Hastings, sollte mit der Geographie Ostindiens nicht besser bekannt gewesen sein? „In“ würde zwar dem gewöhnlichen Sprachgebrauche angemessener sein; jedenfalls aber ist uns Sheridan hierin mehr Autorität als Herr Conrector Meissner.

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p. 55 Anm. You would come on me heisst: Ihr würdet über mich herfallen, mich angreifen, um das Geld zu bekommen." Nein, so grimmig ist es nicht gemeint. Vielmehr heisst es einfach, sich an Jemand behufs der Zahlung halten.

p. 60. a-going, a-going, a-going!" Hier wird wiederum gegen den armen Herrn Schmidt und die Herren Ideler und Nolte (Ersterer ist der Sündenbock im Buche, die Zielscheibe, auf die Herr Meissner seine spitzesten Pfeile abschiesst), losgezogen und gesagt, diese Worte seien nichts als eine Ankündigung, dass es losgehen soll Nein, Herr Meissner, Ideler und Nolte haben abermals Recht, und Sie Unrecht. Anm. 2 p. 61 lässt

der Herausgeber die Deutung zu: warum nicht auch p. 60?

p. 67. O, madam, punctuality is a species of constancy, a very unfashionable quality in a lady." So der vorliegende Text. Ob Herr Meissner hier die englische Originalausgabe emendirt hat, weiss ich nicht und ist aus seiner Anmerkung nicht zu ersehen. Aber der arme Herr Schmidt muss wieder herhalten. Bei ihm heisst es: „punctuality is a species of constancy, very unfashionable in a lady of quality," was Herrn Meissner vollständig in Harnisch bringt. Wie unnöthigerweise, kann jeder Sachverständige selbst beurtheilen.

p. 83. though he is seldom so sensual as to indulge himself in the

Archiv f. n. Sprachen. XXXV.

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exercise of it," wird in der Anm. übersetzt: „obgleich er selten so sinnlich ist, sich den (sic) Genuss der Ausübung derselben zu zähmen“!!

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ibid. And his (nämlich charity), I presume, is of that domestic sort which never stirs abroad at all," wird in der Anm. übersetzt: „und seines (?) ist vermuthlich von der häuslichen Art, die sich selten über die Schwelle wagt." Zeugt das etwa auch von gründlicher Sprachkenntniss, oder nicht vielmehr von gänzlicher Sprachunkenntniss?

"

p. 86. The silver ore of pure charity is an expensive article in the catalogue of a man's good qualities; whereas the sentimental French plate I use instead of it makes just as good a show, and pays no tax." Hierzu in der Anm. Unter tax ist nichts anderes zu verstehen als die Opfer, welche die reine Mildthätigkeit bringen muss. Von einer wirklichen Besteuerung des Silbergeschirres ist keine Rede." Warum nicht? Wo wäre sonst der Doppelsinn?

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p. 102. Rowley. Come, Sir Oliver, I know you cannot speak of Charles's follies with anger. Sir Oliver S. Ódd's heart, no more I can." In der Anm. no more I can, diese Worte passen nicht zu den Worten Rowley's... Wir sind beinahe überzeugt, dass Sheridan diese Worte nur aus Versehen hat stehen lassen, und dass der Herausgeber nicht gewagt hat, Hand daran zu legen" u. s. w. O, sancta simplicitas! Ist man bei solcher Sprachkenntniss befähigt, ein Werk zu ediren? Wäre dem wirklich so, wie Herr Meissner glaubt, hätte T. Moore es nicht gewagt, sich an dem beiligen Text zu vergreifen, so könnte man nur ausrufen: „And fools rush in where angels fear to tread." Jeder Kundige aber weiss besser, und ich will die Leser des Archivs nicht mit einer Rechtfertigung des Textes beleidigen.

Mit Recht bemerkt Schmitz, dass Vieles, was der Erklärung bedurft hätte, unerklärt gelassen worden. Wie es sich mit dem, was geleistet worden, verhält, wird man nun so ziemlich beurtheilen können. Was wir unberührt gelassen haben, ist meistens ganz überflüssig und trivial. Kurz, man weiss nicht, für welche Classe von Schülern die Anmerkungen eigentlich berechnet sind. Für Anfänger ist viel zu wenig Erläuterung geboten; für Vorgerückte, Unnöthiges. Die Polemik noch dazu, in fast allen Anmerkungen, ist nicht blos unerquicklich, sondern bei der Unbedeutendheit der Sache fast lächerlich. Es hat den Anschein, als ob Herr Meissner unserm Delius hätte nachahmen wollen, der in fast jeder Anmerkung zu seiner Shakspeare'schen Ausgabe über den alten Corrector herfällt. Wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er ihm gut abgeguckt,“ kann man da nur sagen. Schliesslich möchten wir noch fragen, soll denn etwa die School for Scandal" zum Schulgebrauch empfohlen werden? Leipzig. Dr. D. Asher.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des Germanischen Museums. Jahrgang 1863 Nr. 9-12.

Beghinen und Begharden. Von Dr. Seibertz, Kreisgerichtsrath zu Arnsberg. Werthvolle auf Urkunden aus dem 18. und 14. Jahrhundert gestützte Mittheilungen über dieselben in Westphalen.

Zur Reiseliteratur des Mittelalters. Vom Archivar Herschel in Dresden. Abdruck einer Anweisung, wie man sich halten soll über Meer und die heiligen Stätten besuchen von Joh. Bassenhamer aus dem J. 1426. Alte Inschriften. Von G. Sommer in Zeitz. Sechs Inschriften von Glocken, an Pfeilern und Steinen.

Zur Geschichte der Arabischen Ziffern. Meiningen. Zusatz zu Nr. 5 des Anzeigers von 1861.

Von Döbner in

Landesväterliche Vorschriften, wie sich die Unterthanen bei einer Sonnenfinsterniss zu verhalten haben. Von Jos. Baader. Interessanter Beitrag zur Culturgeschichte aus dem Jahre 1654. „Des Gestirns schädliche Wirkung, die nach der Naturkundiger Erforschung und Erfahrung nicht ausbleiben kann, soll durch Busse und Gebet so viel möglich unschädlich gemacht werden. Dennoch soll man sich nicht unnöthig zu sehr fürchten und nur gehörige Praeservatio oder Gegengift gebrauchen." Einzug Kaiser Maximilians I. in die Reichsstadt Windsheim am 1. November 1505. Von Dr. Will. Urkunde vom Jahre 1505. Zu Gottfrieds Tristan. Von Dr. A. Birlinger zu München. Mittheilung einer Liebesgeschichte aus der Münchener Hof- und Staatsbibliothek.

Zur Pilatussage. Von Dr. Birlinger. Ebenfalls aus einem Münchener Codex.

Strassburger Künstler im 14. und 15. Jahrhundert. Von Prof. K. Schmidt in Strassburg. Verzeichniss 1) von Malern, 2) Werkmeistern des Münsters.

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Alphabetisches Verzeichniss der im ersten Theile Frankfurts Reichs correspondenz" vorkommenden Nürnberger. Von Dr. Lochner.

Von

Verlorne Denkmäler. Von Dr. Bung. Abbildung und kurze Besprechung_einiger alten, zum Theil schon verwitterter Kunst lenkmäler. Zur Geschichte der Alchemie oder Goldmacherkunst. Jos. Baader in Nürnberg. Notizen über Alchymie besonders zu Nürnberg. Tacitus und Corvey. Von Dr. Potthast zu Berlin. Abdruck eines päpstlichen Documents, welches sich im Original in der Berl. Bibliothek befindet. Dasselbe soll dazu dienen, nachzuweisen, wie die ersten 3 Bücher von Tacitus' Annalen von Corvey nach Florenz gekommen seien. Bruchstück eines mittelniederländischen Helden gedichts. Von Dr. Fr. Bericht über die Auffindung dieses Bruchstücks von 639 Versen im Schlosse zu Cleve im Jahre 1862.

Waldbär und Wasserbär. Von K. Maurer in München. Gegen Uhland (S. dessen Abhandlung über den Rosengarten von Worms Gerin. VI, 307 fgg.) wird der Beweis zu führen gesucht, dass das Bärenspiel nicht auch auf den Eisbären habe Bezug nehmen können, sondern nur auf den Waldbären.

Altnordische Wörterbücher. Von K. Maurer. Eine ziemlich ausführliche dankenswerthe Uebersicht über die Lexicographie der altnordischen Sprache in den beiden letzten Jahrhunderten.

Ueber drei Grabsteine aus dem Mittelalter. Von A. Bube. Bericht über drei im Schlossgarten zu Volkenrode im Herzogthum SachsenGotha aufgefundene Grabsteinplatten aus dem 13. Jahrhundert

Zum Hildebrandsliede. Von J. M. Wagner in Wien. Bruchstück aus dem 15. Jahrhundert, auf einem Bücherdeckel aufgefunden.

Freikäufer. Vom Archivbeamten Kalcher zu Landshut. Notiz über den schon mehrmals früher im Anzeiger berührten Gegenstand und Nachweis, dass unter Freikäufer wirklich Diebe verstanden worden sind. Chronik des Museums, historischer Vereine, Kritiken, Anfragen u. dergl. Berlin. Dr. Sachse.

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