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,,Frau Constantin Schedlbauer, k. k. Kreiscommissärsgattin." Das_S. 55. „Ueber sein verdienstvolles Wirken wurde derselbe mit dem Ritterkreuze des pp. Ordens ausgezeichnet." Programm des Gymnasiums zu Graz 1862, p. 22.

„Die Supplirung der Religionslehrerstelle überkam der fürstbischöfliche Ordinariats-Secretär Worm." Das. S. 22.

„Die von 12 bis incl. 16 genannten sind in supplirender Verwendung, alle übrigen wirkliche Gymnasiallehrer." Das. S. 23.

„Der demnächst erscheinende Jahresbericht des Vereins wird die Gebarung desselben umständlich darlegen." Programm des Gymnasiums zu Troppau 1862, S. 72.

Ich bin gehabt ich bin gewesen.

Unter vorstehendem Titel brachte das letzte Heft der Ebert'schen Zeitschrift eine Miscelle, in der die Gleichstellung der beiden Formen durch mehrere Beispiele bewiesen wird. Ich bin im Stande, zu den angeführten vier Belegstellen noch zwei andere in der provenzalischen Sprache hinzuzufügen. Beide befinden sich in dem bekannten Roman de Jaufre (Raynouard Lex. rom. I.)

1)

E es lor agutz tant leals.

p. 107b.

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p. 141a.

Das zweite Beispiel erhält eine besondere Wichtigkeit dadurch, dass die periphrastische Form zweimal vorkommt, einmal vollständig, nämlich es aguda, dann aber mit einer Ellipse: si soi ben. Das Hilfsverb es wird durch die Wiederholung soi, das Participium aguda durch den Reim mit ajuda hinreichend bestätigt, so dass die Richtigkeit der Bedeutung wie des Textes nicht zu bezweifeln sind. Die provenzalische Sprache besitzt also drei Formen, welche dem deutschen „ich bin gewesen" entsprechen, und zwar ai estat (Lex. rom. I. 170b), sui estatz (Raynouard, Choix V 32) und sui agutz. Allerdings ist diese letzte Umschreibung nur in der Volkssprache üblich, sie ist jedoch in ihrer Verallgemeinerung über einen bedeutenden Theil Europas durch Mussafia nachgewiesen und hat sich auch mehrere Jahrhunderte hindurch erhalten.

Die Form sui agutz zeigt ferner, in welchem Grade die Zeitwörter, die zu Hilfsverben geworden sind, ihre concrete Bedeutung einbüssen können. Die Grundbedeutung ist sowohl bei esser wie bei aver so verschwunden, dass man leicht im Stande war, die Umtauschung von ai estat gegen sui agutz zu bewerkstelligen.

Bonn.

L. Bertrand.

Ueber Uhland's Gedichte.

Wenn wir hier versuchen eine Reihe von Dichtungen Uhlands, die scheinbar ohne allen Zusammenhang neben einander gestellt sind, als ein einheitliches Ganzes aufzufassen und darzulegen, so glauben wir dazu eine Berechtigung in folgenden Worten zu finden, welche in dem gereimten Vorworte der Gedichtsammlung stehen und also lauten:

Doch vielleicht, wer stillem Deuten
Nachzugehen sich bemüht,

Ahnt in einzelnen Gestaltungen
Grösseren Gedichts Entfaltungen
Und als Einheit im Zerstreuten
Unseres Dichters ganz Gemüth.

Am Ende nämlich einer langen Reihe von Balladen und Rhapsodieen, in denen Verhältnisse, Anschauungen des Mittelalters und einzelne Vorgänge ritterlichen Lebens behandelt sind, am Ende dieser Reihe finden wir als Abschluss mehrere Gedichte, welche des Dichters historische Reflexion über das ganze Mittelalter in poetischem Gewande aussprechen.

Diese Dichtungen machen es uns recht klar, wie sehr sich Uhland von den eigentlichen Romantikern unterscheidet. Die Romantiker nämlich flüchten sich aus der ihnen unbequemen, sie verletzenden Wirklichkeit nicht wie Schiller und Goethe in das Alterthum, sondern in das Mittelalter. Theils thun sie das, wie Schlegel einmal sagte, aus einer prédilection d'artiste, theils aber auch in der Ueberzeugung, dass Glaube, Liebe und Hoffnung, dass alles das, was das Leben schön und herrlich gestalte, im

Archiv f. n. Sprachen. XXXV.

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Mittelalter reiner, unverfälschter sich finde, als in der Neuzeit. Ueberwog das erstere Gefühl, so kokettirten sie wie Fouqué oft nur mit jener Zeit, kleideten den modernen Lieutenant in mittelalterliche Gewänder und beschrieben das Leben in den Burgen so, wie man es in Nennhausen führte oder wenigstens zu führen versuchte. Die zweite Ansicht beseelte diejenigen, welche entweder Katholiken waren oder im späteren Leben es wurden. Ganz anders als diese Alle fasste Uhland das Mittelalter auf. Er begriff es mit echt historischem Sinne; es war ihm die schöne Vergangenheit des germanischen Stammes, welche der Erkenntniss würdig und werth ist. Andere Forscher mochten die Geschichte, die Sprachlehre, die Mythologie dieses Stammes schreiben; seine Aufgabe war es, alle diese Forschungen durch seine Gedichte dem Volke zugänglich zu machen. Wie die grossen Meister der germanischen Forschung alle dem wirklichen Leben sich zuwandten, so auch Uhland. Haben die Grimm's etwa sich nur in die alten Pergamente vergraben und nicht auch dem frisch quellenden modernen Leben Herz, Mund und Hand gereicht? Wie sie, so auch Uhland! Er ist sich dessen als einer Pflicht bewusst und singt darum:

Ich bitt' euch, theure Sänger,
Die ihr so geistlich singt,
Führt diesen Ton nicht länger,
So fromm er euch gelingt!
Will Einer merken lassen,
Dass er mit Gott es hält,
So muss er keck erfassen
Die arge, böse Welt.

Niemals klagt Uhland daher im Ernste, dass die schöne Zeit des Mittelalters vergangen sei. Schön freilich war sie und so schildert er sie, doch sie ist dahin; ihre Institutionen haben sich überlebt, ihre Schlösser sind zerfallen,

Und der Wind streicht durch die Hallen,

Wolken ziehen drüber hin.

Nur das, was des Lebens, der Bewahrung werth war, das ist geblieben und das auch nur will sein Lied erhalten und überliefern. Ein Thor ist derjenige, der sich darüber nicht trösten kann, dass er sterben, dass Alles untergehen muss;

dieser Gedanke darf ihm nur eine süsse Wehmuth ins Herz senken, aber seine Thatkraft nicht lähmen. Darum stellt Uhland am Ende dieser Balladenreihe noch einmal dar, wie die Reiche des Mittelalters entstanden und wie sie vergangen sind. Aber nicht allein zeigt er uns das Bild der Vergänglichkeit; er zeigt uns auch, was Neues sich gebildet hat.

Die Kaiser- und Weltchroniken berichten, dass die Weltherrschaft zuerst bei den Babyloniern gewesen sei, welche die grosse Stadt Babylon gründeten und herrlich schmückten. Diese hehre Burg sei von Cyrus und Darius zerstört und so die Weltherrschaft an die Perser gekommen. Denen habe sie der Grieche Alexander entrissen, unter dem die Griechen rechte Ritterschaft geübt hätten. Von den Griechen sei das Weltreich an die Römer gekommen. Einer von ihnen, Julius Cäsar, habe, wiewohl erst nach langem Streite, endlich dennoch die Deutschen unterworfen und sie schliesslich gegen Rom geführt. Seitdem seien sie dort lieb und angenehm gewesen. Bis auf Nero behielten die Römer die Herrschaft, dann ging sie auf die Karlinger, also auf die Deutschen über. Von den Römern also erwarben wir das Weltreich.

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An diese erinnert das erste Gedicht: ver sacrum.

Es führt uns in die alte Stadt Lavinium! Mutter, was ist denn Minne? fragt die Lavinia in Veldekins Aeneide. Weckt der Name Lavinium nicht in uns sofort den Gedanken an Aeneas, an die Sage, dass die Franken von den Trojanern abstammen. Von Lavinium aus ist Alba longa gegründet, von dieser Rom; und Rom hat die Welt erobert. Diese Perspective eröffnet der Seher den Bewohnern von Lavinium:

Denn Schlacht und Sieg ist euch vorausgezeigt,
Das ist ja dieses starken Gottes Recht,
Der selbst in eure Mitte niedersteigt,
Zu zeugen eurer Könige Geschlecht.

In eurem Tempel haften wird sein Speer,
Da schlagen ihn die Feldherrn schütternd an,
Wenn sie ausfahren über Land und Meer
Und um den Erdkreis ziehn die Siegesbahn.

Ihr habt vernommen, was dem Gott gefällt,
Geht hin, bereitet euch, gehorchet still!
Ihr seid das Saatkorn einer neuen Welt;
Das ist der Weihefrühling, den er will.

Und wodurch haben sie die Welt erobert?

Ihr Heiligthum war dem Mavors geweiht. Mars aber ist bei den Italikern ein Gott der Landwirthschaft und des Krieges. Hand in Hand muss Beides gehen und durchschlungen sein von Gehorsam gegen das göttliche Gesetz. Der freie Bauer erobert die Welt und behält die Herrschaft, so lange er den Geboten Gottes gehorcht. Der Bauer besiegt den Feind und lässt aus den Trümmern Neues erblühen:

Und Jene zogen heim mit Siegesruf,

Und wo sie jauchzten, ward die Gegend grün,
Feldblumen sprossten unter jedem Huf,

Wo Speere streiften, sah man Bäum' erblühn.

Aber das alte Sprichwort lautet: labora et ora; gieb Gotte, was Gottes ist. Die Lavinier haben dem Mavors den Weihefrühling gelobt; nicht nur, wie der Seher deutet:

Der Blüthen Duft, die Saat im heitern Licht,
Die Trift, von neugeborner Zucht belebt,
Sind sie ein Frühling, wenn die Jugend nicht,
Die menschliche, durch sie den Reigen webt?

Mehr als die Lämmer sind dem Gotte werth
Die Jungfraun in der Jugend erstem Kranz,
Mehr als die Füllen auch hat er begehrt
Der Jünglinge im ersten Waffentanz.

Und auch zu diesem Opfer ist das Volk bereit! Doch Gehorsam ist besser als Opfer. Der Seher verkündet dann:

Nicht lässt der Gott von seinem heil'gen Raub,
Doch will er nicht den Tod, er will die Kraft;
Nicht will er einen Frühling, welk und taub,
Nein! einen Frühling, welcher treibt im Saft.

Aus der Lateiner alten Mauern soll
Dem Kriegsgott eine neue Pflanzung gehn;
Aus diesem Lenz, urkräft'ger Keime voll,
Wird eine grosse Zukunft ihm erstehn.

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