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clamitat: „Quum quidem me mori opus est, dicturus sum in propatulo, quo pacto cocus Eugenie cubiculum ingressus sit." Atque ita turpissimum dedecus de se ibi maledicus predicabat. Sui sermonis dum finem fecisset, a Philoperto diro mucrone interemptus est. Quo facto Philopertus celere*) ad equum festinans omnibus recessit ignotus. Tum grandis leticia omnem populum inuasit et mirabiles atque diuersas habuere opiniones, quis esset, qui triumphum nactus esset cum Medardo. Perplures eciam autumabant, de superis aliquem descendisse atque ibi coram Eugeniam innocentem defendisse. Haud minor fuit Lamperto gratulacio, a quo queque erga Eugeniam indignacio abempta fuit, que honesta tandem inuenta esset. Post triduum uero Philopertus reuertitur, atque Lamperti curiam repecijt, cui et aduenerat quam optatissimus. Eugeniaque dum sibi visa fuit, rogabat, quisnam esset homo iste, per quem exicium euasisset acerrimum. Et illa respondit: „Quid tibi cure est, Philoperte? Te enim nequaquam extitisse mihi notum est.“ Ille autem, questionem suam reiterans, haud aliud acceperat ab illa responsum. Tandem ayt ille: Cui eciam confessa es, Eugenia, in cenobio, quisque annulum abs te suscepit." Et is, dum ita loqueretur, alteram partem in confessione sibi prestitam ostentat. Erubnit illa paululum, attamen letissima fuit, reiecitque se in illum totumque conplectitur, atque grandi gaudio affecta gracias huic agit haud minimas, quod huiusmodi sibi humanitatem ostentasset. Gauisus non minus Lampertus, omnisque famulancium turba Philoperto immortales reddunt gracias, vitamque letam et optatissimam sibi ducere constituerunt. Atque ita pro deorum nutibus singula facta conplexistis. Ob id eorum [21a] spiritus apud superos feliciter modo cubant. Quodque nos leticias horum assequamur, excelsus Jupiter (Opto) concedat. Wolfenbüttel.

"

Inhalt

zweier, 1549 in Brüssel aufgeführter Theaterstücke.

Von

Theodor Distel.

Im

m fünften Bande der Zeitschrift für Geschichte und Politik (S. 800) wies ich auf den Inhalt der beiden an Boccaccios Dekameron erinnernden, obscönen Theaterstücke, welche am 2. April 1549 abends 10 Uhr in der illuminierten Stadt Brüssel, auf einer vor dem Rathause errichteten grofsen Bühne für eine zahlreiche Volksmenge aller Stände,

*) Corr. ex: scelere.

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für jung und alt, Weiber, Jungfrauen und Kinder in Szene gingen, bereits hin. Gleichzeitig machte ich die Litteratur- und Kunsthistoriker auf diese Schmarren“, die ein Urteil über den Verfall der Sitten in den Niederlanden im sechzehnten Jahrhunderte zulassen, aufmerksam. Da seit jener Zeit, zu welcher dies von mir geschehen ist, schon das dritte Jahr läuft, ohne dafs Jemand für den Gegenstand sich besonders interessiert hätte, so teile ich im Folgenden das Nähere hierüber mit, indem ich zu betonen nicht unterlasse, dafs meine drei, an den Magistrat zu Brüssel gerichteten Anfragen nach den Stücken selbst und ihren Dichter, gänzlich unbeachtet geblieben sind, obwohl die letzte sogar die Bemerkung enthielt, die deutsche Wissenschaft von der ihr von der belgischen Hauptstadt zu erwartenden Unterstützung eventuell unterrichten zu wollen.

Am Tage vor der Aufführung der Stücke, nachmittags, war Philipp (II.) von Spanien im Triumphe in Brüssel eingezogen, sein Vater, Kaiser Karl V., empfing ihn vor der Stadt mit der genauen Darstellung der zwei Jahre zuvor bei Mühlberg geschlagenen Schlacht; fast unermesslich waren die Geschenke, die dem Sohne überall in den Niederlanden entgegengebracht wurden, Einiges hierzu erwähnte ich bereits am eingangs angezogenen Orte, hier trage ich noch nach, dass Dr. Franz Kram*) unterm 6. Juni 1549 an den Herzog August zu Sachsen berichtet (Original im K. S. Hauptstaatsarchive: III, 51 a fol. 24 Nr. 4a Bl. 7), auch der Papst habe dem Prinzen ein sehr schönes und köstliches Schwert und Hütlein, welches alles zusammen auf 50,000 Kronen geschätzt ward, geschenkt. Den Inhalt der mitzuteilenden beiden Stücke verdanken wir demselben Berichterstatter, welcher unterm 27. April genannten Jahres (Original ebenda 1. c.) meldet, dass die Vorstellung mit einem Prologe zum Preise des Kaisers, des Prinzen und aller in Brüssel erschienenen Spanier eröffnet worden sei. Die dem Schreiben beigefügte Beilage (Bl. 9 ff., insbesondere Bl. 14/15) enthält u. A. auch das folgende, aus den überaus derb komischen und plumpen, wohl in Reimen verfafst gewesenen**) Schwänken, in denen der schuldige Teil nicht nur straflos ausgeht, sondern von dem unschuldigen noch um Verzeihung gebeten wird, entnommene Referat: In dem ersten spyl ward einer introduciret, der bulet mit einem eheweib und, wie derselb nicht fuegclich defs mannes halben zu ihr kommen kundt, funden sy beide, aus rath eines alten weibes und eines astrologi, dise lisst. Die fraw sollt sich annemen und stellen, als wer sy sehre kranck und schwach, so solt sich ihr buel vor einen arczt vnd doctorem medicinae in der statt hallten unnd aufsgeben, so wolt sy ihnen in ihrer angemassten kranckheit dem manne zu einem medico angeben und vorschlagen, wann er darnach zu ihr alls ein medicus gefordert und kommen wurde, wollten sy up witten lacken,

**

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*) Sein Name sollte in der Allg. Deutsch. Biogr. nicht fehlen. (Wie die Hans Sachs'schen Schwänke). Hierzu ziehe ich nur die Reime aus dem Referate: lacken, macken macken, knacken hoven, kloven bet, het an. Die schamlosen Machwerke dürften in plattdeutscher Sprache gegeben worden sein.

darnach gut schir macken. Die fraw stellt sich der abrede nach fasst kranckh und treib, ihrer schwachheit unnd grossen pein halben, sollich ungeberde, das der mann daruber sehre klaget und weinet, und leczlich auf ihr begern den angegebenen und vormeinten medicum zu ihr fordertte und hollette. Wie ehr nhu, alls ein doctor angethan, in das haus kam, beredet ehr den gutten Alberttum, das er bei seinem krancken weibe alleine in der camer sein und bleiben muefste, dann sy hette neben der leibsschwacheit auch mehr anligen und beschwerungen, denen wolt ehr auch mit reden abehelffen und sy ihr aus dem gemuet bringen. Der man glaubet dem medico, leget sich vor die camer, schlefft eine weille und, wie ehr erwacht, helt er die oren an die thur, höret, was der medicus und das weib vorhaben, und hebt an, etlich mahl über lautt zu schreyen:

Watten tifels mack di doctors macken,

Ick hore min bette knacken.

Und wie es der medicus mit dem knacken zu lange machte unnd ihnen nicht einlassen wolt, stiefs ehr die thur mit gewalt auf und wischet zu dem medico und dem weibe hinein. Der medicus entlief und liefs sein gesefs von hosen in der camer. Das brachte der mann herfur, weiset es iederman und expostulirte*) mit seinem weibe de commiffo adulterio. Aber sy entschuldiget sich, und leugnette es zum häfftigisten. Daruber wurden des weibes negsten freunde erfordert, die vorthedingette und entschuldigette ihre freundin dermassen, das der mann niderkniette und bat es der freundtschafft und seinem weibe ab, das er sy derhalben berichtiget, namen das gesässe, truegen es alls heiligthumb auf der buene etlich mahl hin und darwider und legten also huren und bueben widerumb aufs nawe zusamen.

Das war daz erste spyll.

In dem anndern spil ward ein mann introduciret, der hat seines weibes sorge, und, wie ehr ihr schuld gab, das sy den holczweeg gieng unnd mit andern bulette, enntschuldiget sy sich ganz häfftig, sagte, wie ehr ihr alleine auf dieser erden der herczallerliebste wer. Wie ehr aber von ihr gieng, stach sy ihme einen munch**) und sagte ad spectatores: es wer wol war, dat sie offte to bet mit Johann gut schir gemackt ***) het, weil es aber ihr der mann nicht wolt gonnen und ihr sorge het, wolte si sick nhu latten hoven) und nack herczen lusst latten kloven††) unnd bescheidet allso Johannem zu ihr, zeigt ihm ahn, sy wolt sich gern etlich tag vnnd nacht nach einander mit ihme erlusstigen. Derhalben het sy auf einen ranckh gedacht, das sy den mann ein tag oder drey aufs dem hause bringen wolt, derhalben solt ehr bald des volgennden tages, frue, zu ihr

*) schalt.

**) D. h. führte ihm hinter das Licht.

***) D. i. es sich gut schmecken lassen (faire bonne chère).

†) D. i. hofieren, [sich] den Hof machen [lassen], hier natürlich obscön gemeint. ††) D. i. spalten, (ebenfalls in obscöner Bedeutung); „klobe" kommt oft für ,,vulva“ vor.

kommen. Die fraw sagt zu ihrem mann, dafs sy schwanger wer, und, wie sy so grosse pein im leibe het, griff auf den bauch, schrey und staldt grofs ungeberdt. Der mann hatte mit ihr ein mitleiden, fragte, wie ihr zu helffen sein mocht. Sy anntwort, wann sy nun ostrenn*) haben mocht, wollte sy ires betunckens widerumb wol zue passe werden. Der man erbeuth sich, ehr wolle selbs nach ostren gehen. Difs bedannckht sy sich hoch unnd fhuertte in doch vor ein mahl in die camer. Darnach nimbt ehr sein spiefslin unnd geet nach ostren. Indefs kombt Johannes in einem langen scholarbelcz gezogen, der wirdt von der frawen gar freundtlich entpfangen, und stecken einander die zungen in die halfs unnd eylen darnach bald in die camer zu Indefs besinth sich der mann underweges, das ehr nichts mit sich genommen, darinn er die ostren tragen kondtte, geet wider zuruckh, einen sackh zu holen. Wie ehr vors hause kombt,**) fragt die fraw, warumb ehr widerkomme. Er sagt, er wolt gern ein sackh zu ostren haben. Die fraw laufft eilend in die camer, erwischet Johannes gesässe, ***) meinende, sy hab ein sackh dem mann gegeben. Der man steckht daz gefäfs unvorsehen in den buefsen, unnd geet wider nach ostren. Indefs kombt Johannes nach gethoner arbeith mit der frawen in einer schlafhauben und in seinem scholarbelcz, weiset der frawen und menigclich, das ehr sein gesefs nicht hab, da besinth sich erst die fraw, das sy dem mann das gesesse vor ein sackh gegeben hab, claget derhalben sehre, das es nhu ihr mann gewifs inne werde werden, das sy ihren buelen bei sich gehapt, zeiget derwegen solchs ihrer vortrautten freundin ahn. Die sagt, sy solle mit Johannes nhu wider hinein gehn, sy woltte der sach wol wissen recht zu thuen, warttet also des mannes underwegen. Wie ehr nhu ihnnen worden, was daz weib ihme vor ein sackh mitgegeben unnd wider zurucke gehet und in seinem sinne auf sein weib fasst zornigkh ist und sy hart zu schlagen vorhat, begegent ihme des weibes freundin, fragt ihne, warumb ehr so zornig sei unnd was ihm fhäle. Ehr erzelt ihr den hanndel. Da schilt sy ihme sein hautt vol, das ehr derhalben sein weib, ihre freundin, in argen vordenncken wolt und sy derhalben in ein bofs geschrey bringen, dann ieczo fasst alle weiber in der statt brueckhe truegen (dann sy heissen alhier ein gesefs ein „bruch")+). Er fragt sy, ob sy dann auch eine antrag. Da deckte sy sich hinnden unnd vornen auf und weifst ihme auch eine bruch. Wie er das sieht, felt er nider auf die knie, bitt sy umb vorzeihung unnd, das sy es iha seinem weib nicht sagen wolt. Sy nimbt von dem mann Johannes gesäfs, lefst in einen sackh kauffen unnd widerumb nach ostren ziehen und geet wider mit dem gesässe zu Johannes und ihrer freundin, sein frolich unnd gutter ding, daz *) Austern; da der Mann über Nacht wegbleiben sollte, waren dieselben wol weit herzuholen.

**) Hier ist das Referat wol etwas lückenhaft.

***) Die Hosen spielen, wie in dem ersten Stücke, eine Hauptrolle. Wie erfindungsarm!

†) Bruch Hose, auch nach Grimm.

Die

sy abermals den mann lenger aus dem hause gewisen haben. beide weiber seczen, eine nach der andern, das gesässe auf den kopff, das der niderlandische krumme lacz vornen auf der stirnen stehet, klopffen und weisen auf den lacz und sein daruber allfrölich, das der mann mit der bruch also betrogen."

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Defs fügt Kram hinzu lachten nicht allein die manspersonen, sondern auch weiber vnd junckhfrawen, derer ein grosse anzahl und gewisslich nicht die geringsten alda waren und disem spyl zuesahen.“

Für die „Freie Bühne“ sind die mitgeteilten Stoffe vielleicht brauchbar.

Dresden.

Ungedruckte Gedichte oberrheinischer Humanisten.

Von

Hugo Holstein.

A

us der Flut von poetischen Erzeugnissen, mit denen die Humanisten auch der älteren Zeit den litterarischen Markt überschwemmt haben, eine Auswahl zu treffen, ist nicht mehr als billig. Denn die Stoffe, die sie sich zur Ausarbeitung wählten, waren teils so verschiedenartig, teils so geringwertig, dafs ihre Kenntnis für uns durchaus entbehrlich erscheint. Auch macht der Versuch einer Aufhellung der näheren Beziehungen des Dichters zu den von ihm gefeierten oder in Gedichten erwähnten Persönlichkeiten oft unüberwindliche Schwierigkeiten, so dafs schon dieser Umstand oft den Anlass giebt, selbst ein gutes formell gewandtes Gedicht von der Veröffentlichung auszuschliefsen. Aber was einer für ein gutes Gedicht hält, erscheint dem andern als ein geringfügiges, und umgekehrt.

Ich beabsichtige auf den nachfolgenden Blättern eine Sammlung von Gedichten einiger oberrheinischer Humanisten zu veröffentlichen, die aus Handschriften entnommen und der Mehrzahl nach noch nicht bekannt sind. Die benutzten Handschriften sind je ein WimpfelingCodex der Universitäts-Bibliothek zu Upsala und der Landes- und Universitäts-Bibliothek zu Strafsburg. Die überwiegende Mehrzahl der von mir mitzuteilenden Gedichte stammt von Wimpfeling, dann folgen Gedichte von Dietrich Gresemund, Engelhard Funk, Konrad Celtis, Jodocus Gallus, Crato von Udenheim und Johannes Scultetus.

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