dienen. Aber der ganze Umfang dieser Bearbeitung in ihren 'Alterations, Amendments, Additions and New Songs', wie sie das Titelblatt ihrer Editio princeps von 1673 bezeichnet, läßt sich doch erst ermessen aus einer vergleichenden Analyse, die in ihrem Fortschritt sowohl das Sprachliche, wie das Sachliche ins Auge zu fassen hat. Zu einer solchen gehn wir denn über, unter Zugrundelegung der Eintheilung in Akte und Scenen, wie wir sie bei Shakespeare finden. A. I, Sc. 1. An dieser Einleitungsscene hat Davenant wenig zu ändern gefunden. Nur die Variante: To us fair weather's foul, and foul is fair verräth schon seine durchgängige Tendenz, dem Publikum deutlicher zu werden, als sein Original. Die Bühnen weisung: Exeunt flying zeigt die Anwendung der Flugmaschinerie, welche neben dem Gesang und Tanz der Hexen dem Drama so reichlichen Beifall eintrug. A. I, Sc. 2. Wir lassen diese Scene ganz abdrucken, um dem Leser ein für alle Male einen vollständigen Begriff zu geben von den Manipulationen, die Davenant im Interesse seines der Sprache Shakespeare's entfremdeten Publikums mit dem Texte vornahm. King. Malcolm. Enter King, Malcolm, Donalbain, and Lenox, with Attendants, meeting Seyton wounded. That is the valiant Seyton; Who like a good and hardy soldier fought King. King. King. Malcolm. Donalbain. Macduff. King. Macduff. King. Macduff. King. O valiant cousin! worthy gentleman! That spring from whence our hopes did seem to rise; The justice of your cause, sir, arm'd with valour, This opportunity, with new supplies, Dismayd not this our Generals, Macbeth and Banquo? But who comes there? Noble Macduff! What haste looks through his eyes! So should he look, who comes to speak things strange. Whence com'st thou, worthy Thane? From Fife, great King, where the Norweyan banners Norway himself, with infinite supplies, Assisted by that most disloyal Thane And, with his former title, greet Macbeth. He has deserv'd it. Bemerkenswerth ist die vielfache Verwendung, welche Davenant für die Figur des Seyton gefunden hat, der bei Shakespeare nur in einigen Scenen der letzten Akte als vertrauter Diener Macbeth's auftritt. Hier dagegen figurirt er in den verschiedensten, kaum zu vereinbarenden Funktionen: zunächst als verwundeter Krieger, dann (A. II, Sc. 4) als der alte Mann; ferner (A. III, Sc. 4) als Gast an Macbeth's Tafel; ferner (A. III, Sc. 6) als der Vertraute des Lenox; ferner (A. IV, Sc. 1) als Lenox selbst; ferner (A. IV, Sc. 2) als der freundliche Warner bei der Lady Macduff; ferner in einer eingeschobenen Scene als Adjutant Macbeth's; ferner (A. V, Sc. 1) statt des Arztes, der das Nachtwandeln der Lady beobachtet; endlich in einer Davenant'schen Zuthat als Ueberläufer zu Malcolm. Zu Shakespeare's Zeit hatte allerdings ein Schauspieler oft mehrere Rollen in einem einzigen Drama zu spielen; aber hier handelt es sich um eine einzige Rolle, in welcher dieser Proteus Seyton auftritt, und dieses gedankenlose Arrangement von Seiten des Bearbeiters beweist zugleich die Gedankenlosigkeit seiner Zuschauer, die sich das gefallen ließen. — Gelegentlich scheint Davenant seine Vorlage auch nicht ganz verstanden zu haben, so wenn er to our General's use setzt für to our general use, als ob das Lösegeld des Norwegerkönigs zu Macbeth's Privatgebrauch bestimmt gewesen wäre. A. I, Sc. 3. Macbeth's Monolog in der gedrungenen Schilderung seiner geistigen und körperlichen Aufregung mochte den Zuschauern zu dunkel erscheinen. Davenant ersetzte ihn daher durch sein platteres Surrogat, in welchem u. A. folgender gereimte Gemeinplatz vorkommt: Less titles should the greater still forerun, The morning star doth usher in the sun. A. I, Sc. 4. Auch die Abgangsworte Macbeth's scheinen dem Publikum oder dem Bearbeiter nicht recht klar gewesen zu sein. Letzterer reimt dafür auf eigne Hand: The strange idea of a bloody act Does into doubt all my resolves distract. My eye shall at my hand connive, the sun A. I, Sc. 5. Hier beginnen Davenant's Zuthaten in größerem Maßstabe, und zwar zunächst seiner Tendenz zulieb, dem laster haften Macbeth'schen Ehepaare ein Gegenstück hinzustellen in dem tugendhaften Macduff'schen Ehepaare. Sein Publikum mochte ohnehin das weibliche Element in dieser Tragödie allzu spärlich vertreten finden. So tritt denn hier mit der Lady Macbeth zugleich die Lady Macduff auf, welche Letztere sich zur Ersteren begeben hat, weil es ihr im eigenen Schlosse ohne ihren Gemahl zu einsam vorkam. Aber auch hier läßt sie die Sehnsucht nach dem im Felde abwesenden Macduff keine Ruhe finden und in rührenden Worten reflektirt sie über die Eitelkeit des kriegerischen Ruhmes. Lady Macbeth, um ihre unbequeme Gesellschafterin loszuwerden, räth ihr zu Bett zu gehen, damit sie selbst ungestörter einen soeben empfangenen Brief Macbeth's lesen kann. Daß bei Shakespeare die Lady nur die letzte Hälfte dieses Briefes laut liest, während sie den ersten Theil schon vorher gelesen, das hat Davenant nicht begriffen. Er nimmt an, daß schon ein früherer Brief Macbeth's ihr die Erscheinung der Hexen berichtet habe, der also die Erscheinung der Hexen gemeldet, aber das Wesentliche, die Prophezeiungen, merkwürdiger Weise ihr vorenthalten. Der darauf folgende Monolog der Lady schließt so: And chastise with the valour of my tongue Thy too effeminate desires of that Which supernatural assistance seems To crown thee with. In der letzten Rede der Lady hat Davenant das Irrige der Interpunktion der Folio gar nicht gemerkt und liest wie sie: May read strange matters to beguile the time. A. I, Sc. 6. Die Worte der Lady: We rest your hermits werden dem Verständniß des Publikums besser angenähert durch die Version: Your humble debtors. we must be still Den ceremoniösen Komplimentenaustausch zwischen Duncan und der Lady unterbricht Macduff ziemlich unceremoniös, indem er der Lady für die freundliche Aufnahme seiner Gattin dankt und deren Antwort entgegennimmt. A. I, Sc. 7. Den Anfang des jämmerlich zusammengestrichenen Monologs formulirt Davenant so, zum Zeichen, daß er selbst ihn nicht verstanden haben kann: If it were well when done, then it were well Without the death of nature in myself, And killing my own resi, it would suffice. Ebenso wenig scheint in dem folgenden Dialoge Davenant den Tropus sticking-place kapirt zu haben. Er setzt: Bring but your courage to the fatal place, also zu dem Platze der Mordthat. A. II, Sc. 1. Bei Shakespeare soll die Lady an die Glocke schlagen, wenn Macbeth's Nachttrunk fertig sei. Nach der Verabredung soll die Lady damit das Zeichen geben, daß der günstige Augenblick zur Ermordung Duncan's gekommen ist. Dieser Zusammenhang ist dem Bearbeiter so unklar geblieben, daß er höchst naiv „verbessert": Go, bid your mistress, when she is undrest, To strike the closet bell, and I'll go to bed. Also Macbeth wartet, bis die Lady sich entkleidet hat, um dann zu Bett zu gehn. Wenn diese Glocke dann ertönt, so ruft Macbeth: O Duncan, hear it not! for 'tis a bell That rings my coronation, and thy knell. Daß Duncan möglicher Weise zur Hölle fahren könnte, diesen ruchlosen Gedanken mochte Davenant doch dem bösen Macbeth nicht zutrauen. A. II, Sc. 2. Den skurrilen Monolog des Pförtners und sein scherzhaftes Zwiegespräch mit Macduff hat Davenant gestrichen als unangemessen der tragischen Würde seines Macbeth. Mythologische Anspielungen, welche Shakespeare seinem Publikum dreist bieten durfte, waren dem Publikum Davenant's zu hoch; deshalb sagt Macbeth bei ihm nicht: destroy your sight with a new Gorgon, sondern: behold the sight, Enough to turn spectators into stone. Den einfachen Satz des Lenox: no man's life was to be trusted with them verkehrt Davenant in den lächerlichen Bombast: Why was the life of one, So much above the best of men, intrusted To the hands of two, so much below The worst of beasts? Die prägnante Kürze: The near in blood, the nearer bloody in Donalbain's letzter Rede verwässert der Bearbeiter in die platteste Verständlichkeit: |