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hob, überaus interessant und wichtig. Shakespeare's Truppe hat also, wie kaum mehr bezweifelt werden kann, in persönlichen Beziehungen zu Mrs. Fytton gestanden und der Gedanke einer Beziehung zwischen Shakespeare und einer Dame von so hohem Range ist nicht mehr als zu unwahrscheinlich von der Hand zu weisen. Hinzufügen möchte ich noch, daß es recht wünschenswerth wäre, wenn folgende drei Fragen beantwortet werden könnten; das Material dazu wird sich höchst wahrscheinlilh irgendwo auftreiben lassen. 1) Wann wurde Mrs. Fytton Ehrenfräulein? Ich habe schon im „Record Office" Nachforschungen angestellt, aber noch nichts darauf Bezügliches gefunden. 2) Ormerod, der im dritten Bande seiner ,,History of Cheshire" den Stammbaum der Fyttons von Gawsworth gibt, erzählt, daß Mary Fytton zwei Gatten gehabt habe, Capt. Lougher und Capt. Polwhele. Wir wissen jetzt, daß das annähernde Datum ihrer Heirath mit Capt. oder Mr. Polwhele 1607 ist. Wenn Ormerod's Angaben richtig sind, muß sie sich schon in früher Jugend mit Lougher vermählt und nachher aus irgend einem Grunde seinen Namen fallen gelassen haben. Wann verheirathete sie sich nun mit Lougher? Die Frage ist wichtig mit Bezug auf Sonett 152, Zeile 3: „In act thy bed-vow broke." 3) Welches waren die physischen Eigenthümlichkeiten der Familie Fytton? Muthmaßlich stammten sie aus keltischem Blut und hatten deshalb dunkles Haar und dunkle Gesichtsfarbe, wenn auch vielleicht Mrs. Mary's Erscheinung vom Familientypus abweichend gewesen sein kann. Würde einer der Leser der Academy diese Frage beantworten können, so würde er der ShakespeareForschung einen guten Dienst leisten. Thomas Tyler.

VIII. Shakespeare's Bibel.

(Notes and Queries, No. 234.)

Vor einigen Tagen theilte mir mein Freund Mr. Fithian, früher Buchhändler in Manchester und jetzt Besitzer eines TemperanzHôtels in Great Coram Street, folgende seltsame Einzelheiten mit, die mich so sehr interessirten, daß ich ihn um die Erlaubniß bat, dieselben in Ihren Spalten zu veröffentlichen. Vor etwa dreißig Jahren bot ein Mann, der in einem Dorfe bei Manchester wohnte, Mr. Fithian eine alte Foliobibel zum Kaufe an, die sich in sehr schlechtem Zustande befand, aber den Namen William Shakespeare's mit Tinte geschrieben auf dem Titelblatte trug. Die für das Buch

geforderte Summe war nur gering; aber da Mr. Fithian die Echtheit der Schrift bezweifelte, und da das Buch im Uebrigen werthlos war, kaufte er dasselbe nicht. Er sprach jedoch zu seinen Freunden davon, und so kam die Sache Mr. Sharp zu Ohren, einem damals wohlbekannten Sammler von werthvollen Drucken. Mr. Fithian theilte demselben seine Zweifel an der Authentizität der Aufschrift mit; Mr. Sharp bat ihn jedoch, ihn nach dem Dorfe zu begleiten, wo das Buch sich befand. Das Resultat war, daß Mr. Sharp dasselbe kaufte, und da er überaus zufrieden mit dem Handel war, machte er Mr. Fithian ein Geschenk von 5 Pfund. Die Sache war aber auch anderen Sammlern bekannt geworden; zwei von ihnen suchten Mr. Fithian auf, und als sie hörten, das Buch sei bereits veräußert, trugen sie ihm auf, zu versuchen, ob er es nicht von Mr. Sharp zurückkaufen könne; er wurde autorisirt, bis zu 150 Pfund zu gehen, wenn es billiger nicht zu bekommen wäre. Mr. Sharp weigerte sich jedoch, das Buch, um welchen Preis es auch sei, zu verkaufen und schenkte liberaler Weise Mr. Fithian noch einmal 5 Pfund. Er zeigte diesem außerdem verschiedene Zeichen und Signaturen auf dem Titelblatt der Bibel, die ihn überzeugt hätten, daß es lange Zeit im Besitz von Shakespeare's Familie gewesen sei. Mr. Sharp war ein Mann von klarem Verstande und ein erfahrener Shakespeare-Sammler, so daß es nicht wahrscheinlich ist, daß er sich getäuscht hat. Was ist aus dieser Bibel geworden? Mr. Sharp, glaube ich, ist nicht mehr am Leben, und Mr. Fithian theilt mir mit, er sei vor seinem Tode blind geworden. Natürlich könnte sich die Aufschrift als eine Fälschung erweisen, aber die von mir erwähnten Umstände scheinen für ihre Echtheit zu sprechen; jedenfalls wäre das Urtheil von Sachverständigen darüber recht wünschenswerth. Bertram Dobell.

62, Queen's Crescent, Haverstock Hill. In der nächsten Nummer der „Notes and Queries" (6. 9. 516) findet sich folgende hierauf bezügliche Notiz:

Gelegentlich der Nachforschungen, die ich augenblicklich in den Berichten der „Barber-Surgeons' Company" anstelle, stieß ich kürzlich auf eine Bemerkung über die Zulassung eines John Shakspere. Ich sprach zu meinem Freunde, Mr. Robert Hovenden, davon, und erzählte ihm zugleich beiläufig, daß ich in meiner Kollektion von Bibeln, eine mit William Shakespeare's Autograph auf dem Titelblatt besäße. Gestern machte mich nun mein Freund auf die Notiz der vorigen Nummer der N. Q. aufmerksam.

1882 bemerkte ich in einem Auktionslokal eine Foliobibel auf dem Bücherbret und da ich sie für brauchbar hielt, kaufte ich sie. Als sie bezahlt war, fand ich zu meiner Ueberraschung auf der Rückseite des Titelblattes das Autograph, vielleicht das gefälschte Autograph, von William Shakespeare. Ich verschaffte mir einen Katalog und fand zu meiner weiteren Ueberraschung, daß der Auktionator Das auch notirt hatte. Die bezügliche Stelle lautet wie folgt:

'Bible (Holy), Authorized Version, with the Scripture Genealogies, black letter (New Testament wants title, a few leaves slightly damaged; sold with all faults). Barker, 1613.

Inscription on Back of Title: „This Bible was bought when John Fouldes and Rowland Simson were churchwardens and the prisse was XLVIII s. 1613.

William Shakspere.'

Der Auktionator hat, was die Orthographie anlangt, die Aufschrift nicht genau kopiert, sachlich ist sie aber korrekt.

Ich mache keinen Anspruch auf den Namen eines Sachverständigen, aber ich besitze eine ziemlich bedeutende Erfahrung in Bezug auf alte Manuskripte; meine Meinung geht dahin: 1) daß die Aufschrift und die Unterschrift nicht von derselben Hand herrühren; 2) daß beide entschieden nicht modernen Ursprungs sind, und 3) daß die Unterschrift eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit dem bekannten Autograph Shakespeare's besitzt.

Der einzige Name, der außerdem noch auf dem Titelblatt steht, ist: „Elizabeth Birch." Dann kommen zwei Vorsatzblätter, von denen das erste überschrieben ist: Mr. Hopkins, May ye 4, 1679; darauf folgt eine volle Seite fast ganz in Chifferschrift, wie ich muthmaße, eine Predigt, oder Notizen aus einer solchen. Das zweite Vorsatzblatt ist mit verschiedenen Kritzeleien bedeckt, wie man sie gewöhnlich in alten Bibeln findet, mit verschiedenen griechischen Worten und u. A. mit den folgenden Namen oder Unterschriften:,,Samuell Stables, Roger Willson, off woodhousenes in Leicestersheir, Isaak Baaldock, Solomon Newson, April 18, 1693 Samal Danvers, Joseph Danvers, Benjamin Bradshaw," etc.

Die Bibel ist Lea Wilson, Nr. 114, oder Caxton Celebration Catalogue, Nr. 1043. Mr. Fithian sagt, daß Mr. Sharp's Exemplar in „sehr schlechtem" Zustande war; dies Buch ist aber nach meiner Meinung in sehr guter Verfassung. Als es in meinen Besitz kam,

war der Einband sehr schlecht, und das Ganze drohte in Stücke zu fallen; aber das ist jetzt wieder in Ordnung gebracht.

Es ist möglich, daß Mr. Sharp bei seiner Erblindung nicht länger im Stande war, an seinen Büchern und Drucken das frühere Interesse zu nehmen, daß der Besitz seiner Shakespeare-Bibel, die er vor dreißig Jahren erworben, in Vergessenheit gerieth und daß sie selbst seinen Erben unbekannt blieb; ich kann unter solchen Umständen erklären, daß das Buch unbeachtet zur Auktion kam. Sidney Young.

es mir

15. Alwyne Road, Canonbury N.

Notizen.

I.,,Wie es Euch gefällt“ und „Saviolo“.

(Notes and Queries, No. 237.)

So viel ich weiß, ist noch nicht darauf hingewiesen worden, daß Shakespeare bei seinem Lustspiel ein Werk benutzt habe, dessen Titel der folgende ist:,,Vincentio | Saviolo | his Practise. | | In two Bookes. | The First intreating of the Use of the Rapier | and Dagger. | The Second, of Honor and honorable | Quarrels. | London, Printed by John Wolfe. | 1595". Im zweiten Buch, Sig. Q (mittelster Absatz des ersten Blattes, col. 2,) lesen wir:

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When the Emperour Charles the fifth, cane to te crowned by Pope Clement the seventh. This Emperour had in histraine, a great Moore, like a Giant, who besides his tallnes wanted no valour and courage, beeing wonderfull strong: he enjoying the favor of so great an Emperour, was respected by all men, and particularlye of divers Princes which accompanied the Emperour'.

Dann folgt die Herausfordernng zum Ringkampf, die von Rodomant, dem Bruder des Herzogs von Mantua, angenommen wird; beim zweiten Mal tödtet Rodomant den Mohren und flieht in Folge dessen vom Hof. Um die absolute Identität zwischen dem Anfang von Wie es Euch gefällt" und dieser Erzählung zu zeigen, stelle ich die Einzelheiten in tabellarischer Form zusammen. (Das Zeichen soll die Uebereinstimmung andeuten):

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=

Der Mohr besiegt von Rodomant Charles besiegt von Orlando. Der Mohr stirbt in Folge dessen = Charles stirbt in Folge dessen. (Orlando flieht vom Hofe Frie

Rodomant wirft sich auf ein)

Pferd und flieht aus Furcht

vor dem Zorn Karl's V.

drich's aus Furcht vor seinem Zorne.

Ich will nur noch hinzufügen, daß schließlich weder Rodomant noch Orlando für den Todtschlag Strafe erleiden: Mr. J. O. Halliwell-Phillipps theilt mir mit, daß diese enge Beziehung zwischen Saviolo und Shakespeare in „Wie es Euch gefällt" ihm neu ist, und er glaubt gleich mir, daß die Entdeckung den ShakespeareForschern willkommen sein wird. Jedoch ist vielleicht trotzdem schon früher einmal auf die Aehnlichkeit hingewiesen.

Athenaeum-Club.

C. M. Ingleby.

II. Garibaldi = Shakespeare.

(Notes and Queries, No. 238.)

In Frau Elpis Melena's ,,Garibaldi, Mittheilungen aus seinem Leben" (in der „Times" vom 18. Juni besprochen) wird erzählt, daß der Großvater des Freiheitshelden, Joseph Maria Garibaldi, am 16. August 1736 Katharina Amalia von Neuhof zu Nügge, Preussen, geheirathet habe. Als der unglückliche Theodor von Neuhof König von Korsika wurde, hatte er seinen Vertrauten Garibaldi zu seiner alten Mutter nach Toddenhöh bei Nuggeberg gesandt; dort heirathete derselbe des Fürsten Schwester und ließ sich schließlich in Nizza als Arzt nieder. Diese unbestrittene Mischung von germanischem und italienischem Blut in Garibaldi's Familie veranlaßt mich, auf den germanischen Ursprung seines Namens und seine Synonymität mit Shakespeare hinzuweisen. Garivald oder Gerwald, der am frühesten bekannte Träger des Namens, war ein bairischer Häuptling, der im sechsten Jahrhundert in Norditalien eine Rolle spielte. Förstemann's "Altdeutsches Namensbuch" (1856) giebt zahlreiche spätere Homonyme und Schreibweisen, unter ihnen „Gerald", die Form, welche die Normannen von den Franzosen entlehnten und nach England brachten. In

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