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Die Darstellung beginnt mit Jacobi, an dem hervorgehoben wird, dass er wieder an Spinoza erinnert hat, und der wegen seines Gegensatzes gegen das demonstrative Wissen der Verstandesmetaphysik zusammengestellt wird mit Kant, dem eine ausführlichere Betrachtung zu Theil wird. Das negative Resultat der Kantischen Philosophie erweckt eine Sehnsucht nach Wahrheit, welche zunächst Fichte zu stillen versucht. Seine Philosophie ist die Vollendung der Kantischen. Das in philosophischer Hinsicht einzige bedeutende Hinausgehn über Fichte ist die Schelling' sche Philosophie.,,Ausser den frühern Philosophien und Schelling sind keine." Die Fichte'sche Subjectivität wird hier mit der Substanzialität Spinoza's vereinigt. Die Darstellung selbst knüpft dann an die Einleitung im Transscendentalen Idealismus an (s. §. 32, 2), folgt dieser Schrift bei der Transscendentalphilosophie, bei der Naturphilosophie der ,, Authentischen Darstellung" und der,, Neuen Zeitschrift", berührt ganz kurz, als stände sie auf dem frühern Standpunkte, die Abhandlung über die Freiheit, und tadelt den Mangel an dialektischer Durchführung, so wie, dass die Indifferenz des Subjectiven und Objectiven vornhin gestellt wird. Beides wird vermieden, wenn durch die logische Durchführung die Idee als Wahrheit, alles Wahre als Idee, bewiesen wird. Als Resultat wird endlich ausgesprochen: Der nunmehrige Standpunkt der Philosophie ist, dass die Idee in ihrer Nothwendigkeit erkannt, Natur und Geist als Seiten ihrer Diremtion und sie als die Identität beider hervorbringend gewusst wird. Dazu zu gelangen bedurfte der Geist durch fast 2500 Jahre der ernsthaftesten Arbeit; die Geschichte der Philosophie zeigt nur die Eine Enthüllung Gottes, wie er sich weiss; der absolute Geist setzt sich entgegen einem anderen Geiste, dem endlichen, und das Princip dieses Geistes ist zu erkennen, so dass für ihn ist der absolute Geist. Eine Reihe von Geistern tritt in diesem wahren Geisterreich auf, die sich zu Momenten des Einen Geistes, zu dem Einen und demselben gegenwärtigen Geiste machen. —

7. Von den Ausstellungen, die eine gerechte Kritik an Hegel's Darstellung der Geschichte der Philosophie ́machen könnte, wird manche durch die Art und Weise der Redaction provocirt. Eine Pietät des Schülers, die oft zu weit geht, hat durch Zusammenstellen aus verschiedenen Heften (ganz wie das auch von der Religionsphilosophie bemerkt wurde) noch mehr Wiederholungen und, nicht zur Sache gehörige, Excurse erscheinen lassen, als Hegel sich im Vor

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trage erlaubte. Dies fällt am Unangenehmsten auf in den letzten Partien, bei denen Hegel regelmässig vom Zeitmargel gedrängt wurde, und wo, da einmal sehr Wichtiges nur mit einigen grossartigen Pinselstrichen dargestellt wur de, die Redaction lieber alle Excurse hätte weglassen sollen, anstatt sie durch Hereinnahme aller möglichen Katheder-Einfälle zu vermehren. Man hat jetzt oft ein Gefühl, als handle sichs darum, die Bogen zu füllen, damit nicht zu wenige den Mittelalter und der Neuzeit gewidmet seyen. Flüchtig Skizzen verlieren, wenn eine einzelne kleine Partie bis in Detail ausgearbeitet ist. Ein andrer Vorwurf, dass i diesen Vorlesungen Sätze vorkommen wie diese: Gott is nicht ein Geist der ausser der Welt und dem Selbstbewusst seyn ist, sondern seine Existenz als seiner selbstbewusster selbst_(X), Geist ist das wirkliche Selbstbewusstseyn selbst (X p. 33), seine Existenz als reines Wesen ist unser Denke von ihm; aber seine reale Existenz ist die Natur (p. 46) das Denken seiner selbst ist die ewige Erschaffung der We (p. 55), und viele der Art, welche nicht nur das religi Gefühl beleidigen sondern geradezu dem widerspreche was in der Religionsphilosophie gesagt wurde, wohl gemildert werden, wenn man bedenkt dass jene Sata im J. 1805 gesprochen wurden, also zwanzig Jahre früber als Hegel Vorlesungen über Religionsphilosophie hielt. Ga ähnliche Widersprüche kommen vor zwischen dem, was e hier und was er bei Gelegenheit von Schiller's,, die Götte Griechenlands" in der Aesthetik, über die Herrlichkeit de griechischen Religion gesagt hatte. Diese Widerspru sind da, und man hat nun die Wahl, mit D. Strauss zu gen: nur was Hegel (1805) bei Gelegenheit der Neuplatonik vom Christenthum gesagt hatte, sey seine eigentliche A sicht, oder aber, seine spätern Ansichten seyen conseque Wichtiger jedenfalls ist, dass Hegeli te Fortschritte. seiner Darstellung öfter mit dem in Widerspruch gera was er nicht sonstwo, sondern was er in diesen Vorles So hatte er behauptet, die Reihenf gen selbst sagt. — der Systeme müsse die der Kategorien in der Logik se Darnach hätten die lonier gar nicht, die Pythagoraer den Atomikern u. s. w. abgehandelt werden müssen. De ist ein Widerspruch, indess betrifft er, so oft er von den Gegnern vorgeworfen wurde, doch nur eine A rigkeit, sie fällt weg mit jener, ohnedies ganz un Endeten, Behauptung. Anders verhält sichs hinsich des vichtigsten Punktes: der Art wie er die Geschichte Perioa -n zerfallen lässt. Sieht man hier zuerst auf Geschichte der griechischen Philosophie, sob Hegel, in Tebereinstimmung mit Sokrates und Aristotel

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wiederholt ausgesprochen, dass mit dem vous des Anaxagoras eine neue Epoche eingetreten sey; indem damit der jetzt erst auftretenden Subjectivität die Grundlage gegeben sey (u. A. XHI. p. 386). Wenn er dann ferner sagt, dass die Sophisten und Sokrates dieses, von Anaxagoras zuerst geltend Gemachte, näher bestimmen, dass der Letztere des Anaxagoras Princip aufgenommen habe, dass sein Princip nur der vous sey (XIV. p. 4. 43 XV. 94 u. a. v. O.) und wenn er dann eben so wieder sagt, dass Plato und Aristoteles nur den Sokratischen Standpunkt zur Wissenschaftlichkeit ausgebildet haben (XIV. p. 169 und öfter), so ist klar dass Hegel wenn er sich selber reu bleiben wollte, die Philosophie vom Anaxagoras bis Aristoteles inclusive, nicht nur weil sie ihren Wohnsitz in Athen hat, sondern ihres Principes halber einer (der mittelten) Periode zuweisen musste, so dass dann die vor Anaxaoras die erste, die nach Aristoteles die dritte bildete. Dagegen aber musste Hegel, abermals weil seine eignen 'rämissen dies forderten, mit dieser dritten. Periode, der riechischen Philosophie in der römischen Welt, die alte eschichte abschliessen. Nicht nur wegen des Parallelismus it der Philosophie der Weltgeschichte, sondern weil nach em, was Hegel selbst als den Character der Alexandrinichen Philosophie angibt, diese in die zweite Periode gehört, ie Hegel Philosophie des Mittelalters nennt. Wie ne Philosophie von der gesagt wird, sie begreife was in er christlichen Religion als Vorstellung enthalten, sie sey e Idee des Christenthums u. s. w. (XV. p. 8. 99), wie ese noch als vorchristliche angesehn werden soll, ist nicht ›zusehn. Die Gnostiker hat Hegel hier, wie auch sonst, s christliche Religionsphilosophen bezeichnet, dass die Neuatoniker einen Gegensatz gegen sie bilden, wird öfter von m hervorgehoben. Eben so endlich, dass die Kircheniter theils im Gegensatz gegen beide, theils an sie sich schliessend ihre Lehre entwickelt haben, die wirklich Phisophie sey. Man braucht bloss diese von Hegel selbst aussprochnen Sätze festzuhalten und zu verbinden, so kommt an zu dem Resultate, dass die eben genannten Gruppen eerste Periode des Zeitraums bilden, dessen zweite e Scholastiker und ihre Lehrer die Araber enthält, dessen ritte die Uebergangsperiode gibt, welcher Hegel die Uerschrift: Wiederaufleben der Wissenschaft gegeben hat. eilich hätten in diese Periode dann auch die aufgenommen erden müssen, welche Hegel zur Neuen Philosophie recht, obgleich er wiederholt versichert eigentlich gehörten e nicht dahin. Und zwar nicht nur Bacon und J. Böhme, ndern auch Hobbes, welcher seltsamer Weise hinter Locke gehandelt wird. Alle Drei nämlich zeigen, wie durch die

Auflösung der Scholastik der Friede von Religion und Philosophie aufgehört, und Theosophie und Natur- oder Staatvergötternde Weltweisheit gegen einander treten. Welche Gliederung der Geschichte der neuern Philosophie Schreiber dieses für die richtige hält, braucht er nicht z sagen, da dieses Werk selbst diese darzustellen und zu rechtfertigen versucht hat. (Für seine Vermuthung, dass Hegel selbst, wenn er die Periode von Des Cartes bis auf die neuste Zeit ausführlich und als ein Ganzes für sich abgehandelt hätte, zu einer ähnlichen Gliederung gekommen, kann wenig, dafür aber dass Hegel von der von ihm selbst befolgten abgegangen wäre, dies angeführt werden, dass jetzt die Dichotomie der zweiten Periode auf eine bemer kenswerthe Weise den Rhythmus des Hegel'schen Fort schreitens stört.) Man kann endlich an Hegel's Darstellung mit Recht tadeln, dass er in Kant nicht genug den Vater der neusten Philosophie anerkennt. Man vergesse aber nicht, dass als diese Vorlesungen sich in Hegel's Geist krystalli sirten und zu Papier gebracht wurden, die Zeit noch nicht vorüber war, wo das Identitätssystem sich durch Polemik gegen Kant Bahn zu brechen hatte. Besonders aber möge man als Entschuldigung gelten lassen eine gleiche Ungerechtigkeit gegen einen andern Heros der Philosophie: gegen sich selbst. Die Art wie er mit Schelling's Philosophie schliesst, nach der es keine gebe, wie er an ihr Nichts ver misst als die logische Begründung, und von dieser spricht als wäre es leicht oder Nebensache, diese zu geben, wie er seine eignen Leistungen durchaus nicht als ein neues System erwähnt, hat etwas Erhebendes, namentlich in einer Zeit wo es Mode ist, noch ehe man ein System erbaut hat, es als ein funkelnagelneues zu rühmen. Wie aber auch die Ausführung beurtheilt werden möge, durch den Versuch, die Geschichte der Philosophie als einen Theil seines Systems zu behandeln, schliesst es sich erst zu einem Ganzen ab, und wenn es als Encyclopädie in seinen Anfang zurückging, als begriffene Geschichte in seinen Ursprung, und erfüllt dadurch die, von Fichte ausgesprochne aber nicht gelöste Forderung, dass die Wissenschaft ein in sich geschlossener Kreis sey. Hatten wir von der Wissenschafslehre (p. 7) gesagt, sie bringe es nur zu einer Spirale, hatte das Identitätssystem (p. 158) zu seinem Schema die magnetische Linie mit ihren zwei Anfängen, war endlich von der ver derten Schelling'schen Lehre gesagt worden (p. 514) sie vermeide diesen doppelten Anfang und schreite in der geraden Linie vom Absoluten, als dem Anfang, durch die Mitte der Natur zum Geist als zu dem Ende fort, so wird man von Hegel sagen können dass es erst ihm gelungen ist, diese

Linie als wahrhaft unendliche zu fassen, indem er sie in sich selbst zurückgehn liess. Das Emblem der Unendlichkeit welches Spinoza so liebt, kann als Titelvignette vor Hegel's System gesetzt werden.

§. 53.

Schlussbemerkung.

In dem Culminationspunkte der nach-Kantischen Speculation vereinigen sich alle Richtungen, welche sich bis dahin in der Entwicklung der Philosophie gezeigt hatten. Das ungerecht Vergessene ist zu Ehren gebracht und eine Restauration des mit Unrecht Zerstörten dadurch erreicht, dass die Vernunft als das Eine und Alles erkannt wurde. Durch systematische Durchführung dieses Panlogismus und durch Einführen desselben in die allgemeine Bildung, der Menschheit Impulse zu weiterer Entwicklung zu geben, ist die Aufgabe der philosophirenden Gegenwart.

1. Es hiesse das ganze vorliegende Werk für verfehlt erklären, wenn hier noch besonders nachgewiesen würde, dass durch Krause, namentlich aber durch Hegel die Aufgaben gelöst seyen, welche im §. I als die der neusten Philosophie bezeichnet wurden. Anstatt eines solcben selbstmörderischen Unternehmens hat die Darstellung in einer Recapitulation des Ganges welchen sie nahm, die Verzweigung der hauptsächlichsten Systeme zu fixiren, die leicht auch graphisch in der Weise wie es mit Stammbäumen geschieht, verzeichnet werden könnte. Im ersten Buche hat die Darstellung der Kantischen Lehre (§. 3-11) gezeigt, und haben die darauf folgenden Bemerkungen noch mehr zum Bewusstseyn gebracht, dass Kant sich als Kind und Erbe des 18ten Jahrhunderts darin erwiesen, dass er (vgl. §. 12) den Realismus Locke's mit dem Idealismus Leibnitz's verbunden hat. Es zeigte sich aber eben so (vgl. §. 13), dans er über dem. Individualismus seines Jahrhunderts nicht die Fähigkeit verloren hatte den Substanzialismus des 17ten Jahrhunderts richtig zu würdigen, die teleologischen Gesichtspunkte der Aufklärung und der Einfluss Rousseau's beberrech ten ihn nicht so sehr, dass er nicht dem Spinozismus weit

III, 2.

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