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Schelling hatte nur die Ueberschrift dieses Theils der Wissenschaft gegeben, indem er sagte, hier werde das in (und vor) Gott betrachtet, was noch nicht Gott sey, und den Schluss, indem er behauptete: das Absolute sey SubjectObject. Es handelt sich jetzt darum, was jene Ueberschrift verspricht zu leisten, das Absolute als solches, und als Einheit des Subjectiven und Objectiven zu erweisen. Dies geschieht indem es dargestellt wird als wirklich Absolvirtes d. h. als Resultat, und indem sich zeigt, dass sein Resultiren in der Ueberwindung aller der Gegensätze besteht, die sich zuletzt zu dem Gegenstande des Subjectiven und Objectiven zuspitzen. Wie die Wissenschaftslehre ihren Stolz darein setzen konnte zu sagen: der Leser ist jetzt dahin gebracht, wo Kant am Beginne seiner transscendentalen Aesthetik ihn aufnimmt, so handelt es sich jetzt darum, den ersten Theil der Wissenschaft so zu entwickeln, dass sein Resultat jene Schelling'sche Definition des Absoluten ist, und daran sich die Naturphilosophie anschliessen kann. Damit aber ist auch die eigentliche Aufgabe von Hegel's Logik ausgesprochen, wie der Bedeutendste unter den ersten Gegnern Hegel's richtig anerkannt hat; ja selbst hinsichtlich des Namens konnte, da ja das Absolute des Identitätssystems Vernunft genannt worden war, kein Zweifel Statt finden. Die Logik ist daher auch anfänglich als die speculative Philosophie bezeichnet worden, an welche sich die realen Wissenschaften der Philosophie anschliessen sollten.

2. Bisher ist nur der terminus ad quem angegeben. Was den terminus a quo betrifft, so ist dieser durch die Phänomenologie des Geistes gegeben, die in sofern als der (subjectiv) erste Theil des Systems bezeichnet werden konnte, als sie dazu diente die Berechtigung und Nothwendigkeit des Standpunktes darzuthun, auf welchem mit der Logik das philosophische System (objectiv) angefangen wird. Die Phänomenologie hat innerlich den Entschluss sich denkend zu verhalten hervorgebracht, dessen allein es bedarf um die Wissenschaft zu beginnen, welche nach Hegel ganz wie nach Fichte durch That handlungen zu Stande kommt, und nicht auf Thatsachen die sie sich zugeben lässt d. h. auf Voraussetzungen, beruht. Ganz wie bei Krause der analytische Theil auf den Punkt gebracht hatte, wo das eigentliche System begann, ganz so bei Hegel die Phänomenologie zur speculativen Philosophie. Später hat Hegel bei seinen Vorlesungen anstatt ihrer nur Einiges aus ihr als Einleitendes dem Systeme vorausgeschickt, und kurz vor seinem Tode in der Vorrede zur 2ten Auflage der Logik bemerkt, die Bezeichnung der

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ster Theil des Systems müsse

die Phänomenologie rechtfertigt nicht e Deuben, durch welches die Logik za Sera es ergibt sich aus ihr auch, was

wird. Das Resultat war in jener, dass von jeder fremden Gegenständlichkeit als tate, und dass Wahrheit und Gewissheit, Suject, Realität und Begriff sich gleich und .a waren. Der Entschluss sich denkend zu wir also die Gedanken hervorbringen, welche, Jenken angehören, so zugleich reale Geltung objective Gedanken. Diese nun nennt Hegel en, indem er das Wort mehr im Aristotelie nimmt, wo es nicht, wie bei Kant, nur subverstandesbegriffe bezeichnete. (Auch in der Phaogie kommt das Wort Kategorie dazwischen vor, wird dort als Einheit des Ich und des Seyns erklärt.) t man dabei den Ausdruck des Identitätssystems,,Vermat fest, um das zu bezeichnen, womit die Logik schliea soll, so werden die Kategorien die Verhältnisse seyn, geren System und Totalität die Vernunft ist, also was man allgemeine Vernunftverhältnisse nennen kann, d. h. eben sowol die Verknüpfungen, die unsere Vernunft macht, als die welchen alle vernünftige Realität unterliegt, und die wegen dieser Macht die Seelen aller Wirklichkeit genannt werden können. Wegen des Letztern können die Untersuchungen ontologische oder metaphysische, wegen des Ersteren logische heissen, wie denn die Vorrede zur Logik ausdrücklich sagt, es sey die Absicht dem Tempel der deutschen Philosophie sein Allerheiligstes, die Metaphysik wieder zu geben und der Logik den Geist der neuen Zeit und Wissenschaft einzuflössen, welcher u. A. das Vorurtheil abgethan hat, dass das Denken und seine Gesetze nur formell seyen d. h. dass Wahrheit und Gewissheit auseinaaderfallen. Die Wissenschaft der Logik stellt das System der reinen Vernunft dar, die Wahrheit wie sie ohne Hülle an und für sich selbst ist. Man kann sich deswegen so ausdrücken; ihr Inhalt ist die Darstellung Gottes, wie er in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist. Sie hat eigentlich den Anaxagoras zu ihrem Urheber, weil dieser das Wesen der Weit

1) Wissensch, der Logik p. 35. 37. u. a. a. 0.

2) Phänomenologie p. 46.

4) Wissensch. der Logik p. 4. 5. 28. (Wo es nicht besonders bemerkt ist, dass die erste Ausgabe gemeint sey, wird nach der zweiten WW. All. IV. V. citirt.)

als vous, als Gedanken bestimmt hat '. Lehrt aber die Logik kennen was Vernunft ist, und ist die Aufgabe aller philosophischen Wissenschaften, in den verschiedensten Gebieten des Daseyns die Vernunft wieder zu erkennen, so ergibt sich daraus, dass die Logik die Voraussetzung aller Wissenschaften ist, sie nur Anwendungen von ihr sind. Die Logik ist daher die wahre philosophia prima, die wahre Grundwissenschaft, weil sie allen Wissenschaften sagt, was sie zu suchen haben. Sie ist es aber zweitens auch deswegen, weil sie ihnen sagt, wie sie es zu suchen haben. Indem nämlich sie die eigentliche Begründung der früher characterisirten Methode ist, von der sie zeigt, dass sie nur darin besteht, dass der, durch Widersprüche sich entwickelnden Bewegung (Dialektik) des Gegenstandes selbst, nur nachgegangen oder ihr zugesehn wird, ist ihr Resultat, dass den anderen Wissenschaften das Princip des methodischen Fortschreitens gewonnen ist. Die Logik also stellt den Begriff der Wissenschaft und ihre Methode fest 2. Auf der andern Seite, weil sie nur zeigt was die andern Wissenschaften und wie sie es zu suchen haben, ist sie auch nur Grundwissenschaft, bedarf sie der Erfüllung mit dem was die andern Disciplinen gewähren. Obgleich sie mit den Seelen aller Wirklichkeit bekannt macht, führt sie in ein Schattenreich ein, in welchem Dem, der zum ersten Male hineintritt, Alles abstract erscheint, während es bei der Rückkehr von den concreteren Theilen der Wissenschaft einen lebensvollern Anblick gewährt, ganz wie dem Knaben die Grammatik einer fremden Sprache abstract erscheint, die Dem, der Sprache und Volk kennt, ein Spiegel des Geistes beider ist. Nennt man nun mit Hegel das, was Schelling und was auch er selbst Vernunft genannt hatte, Idee, so wird seine Bestimmung, dass die Logik sey die Wissenschaft der reinen Idee d. h. der Idee im abstracten Elemente des Denkens * passend gefunden werden müssen, weil sie einmal angibt, dass sie die Wahrheit selbst, nicht bloss ihre Form, weiter aber dass sie dieselbe nur betrachte wie sie im abstracten Denken sich gestaltet, nicht angeschaut wird (in der Natur) und nicht sich selber weiss (wie im Geiste).

3. Was die Eintheilung der Logik betrifft, so sollte sie ursprünglich nach den beiden Momenten, deren Einheit ihr Gegenstand ist, in die objective und subjective zerfallen, oder in die Logik des Seyns und des Begriffs. So

1) Wissensch. d. Log. p. 35. 36.
3) Ebend. p. 45-47.

5) Wissensch. der Logik p. 51.

2) Ebend. p. 26. 27. 40.

4) u. A. Encyclopädie 1ste Ausg. §. 12..

aus dem Innern der Sache geschöpft gt ihr eigentlicher Grund doch darin, tinuität mit dem frühern Standpunkte ehr hervortritt. Es entspricht nämlich A, wie Hegel dies selbst hervorhebt, dem die subjective dem was Logik genannt reilich mit der Modification, dass was die ysik nur als Bestimmung des Seyns gefasst auch als Denkform genommen wird - daher e objective Logik auch ausdrücklich mit Kant's ..entaler Logik zusammenstellt, und dass umvom Begriff, Urtheil u. s. w. gezeigt wird, dass a ontologische Bestimmungen sind. Dieser Vortheil, ser erste Theil sich an Wolf's Ontologie und Kant's scendentale Analytik, der zweite an die Logik beider auen kann, wiegt nun aber die Nachtheile, welche die acheilung in objective und subjective Logik hat, nicht ul. Zuerst erkennt Hegel selbst an, dass die Logik ausser dem Seyn und dem Begriffe noch eine dritte Sphäre zu betrachten habe, die zwar unter die objective Logik gestellt sey, aber auch schon subjectiven Character habe. Diese Sphäre die er, ganz wie Kant den Anhang zur transscendentalen Logik, das System der Reflexionsbestimmungen nennt, enthält in der That sowol Solches was Wolf in seiner Logik abhandelte (Denkgesetze), als was in dessen Ontologie fiel (Materie und Form). Aber noch mehr, bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Sphäre, Hegel nennt sie nachher die des Wesens - im Grunde nicht als eine Mittelsphäre bezeichnet werden kann, welche an der Natur dessen participirt was der erste und was der letzte Theil der Logik abhandelt, sondern vielmehr den geraden Gegensatz zum Inhalte des ersten Theils bildet, so dass vielmehr der dritte diesen Gegensatz vermittelt. Es war darum nicht zu verwundern, wenn Hegel diese dichotomische Eintheilung später ganz wegliess, ja wenn er schon in dem Werke, in dem er sie anwandte, mit einer gewissen Naivetät sagt: die Logik zerfällt also zwar überhaupt in objective und subjective Logik, bestimmter aber hat sie die drei Theile: I. die Logik des Seyns, II. die Logik des Wesens, III. die Logik des Begriffs. Zugleich lässt diese letztere Eintheilung der Logik sogleich in die Augen springen, welche Stellung sie dem Identitätssystem und der Wissenschaftslehre gegenüber einnehmen wird: das Erstere in seiner plastischen aber starren Schönheit hat eigentlich zu seiner Hauptkategorie das Seyn. Die Zweite, von Hass 2) Ebend. p. 56.

1) Wissensch. der Logik p. 51. 52.

§. 48. Hegel's Logik.

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erfüllt gegen alles Seyn, kennt nichts Höheres als das Müssen, dieses aber erweist sich als die höchste der Vermittelungen im zweiten Theil der Logik. Indem diese endlich im dritten über den Gegensatz beider früheren Theile hinausgeht, weist sie darauf hin, dass es einen höhern Grundgedanken gebe, den des ewig realen aber auch ewig sich realisirenden Endzweckes. Ueberhaupt hängt die ganze Weltanschauung eines Systems davon ab, welche Kategorie als die absolute Kategorie gilt. Da es aber ganz gleichviel ist ob man sagt: dieses ist die absolute Kategorie, oder ob man eine Kategorie zum Prädicate oder zur Defi(also Gottes, wenn man nition seines Absoluten macht Theist ist, des Alls oder des Wesens der Dinge, wenn die religiöse Vorstellung vermieden wird) — so hat der so häufig angefeindete Hegel'sche Satz, dass die verschiedenen Kategorien die verschiedenen Definitionen des Absoluten seyen, einen ziemlich unverfänglichen Sinn, um so mehr wenn man Hegel bei dieser Gelegenheit sagen hört:,,wenn es überhaupt um die Form von Definitionen und um den Namen des Absoluten zu thun wäre“, oder bei einer andern:,,die Kategorien sind Prädicate von Allem, nach Etymologie und des Aristoteles Definition das, was vom Seyenden behauptet wird 2". Mehr wäre vielleicht gegen den Satz einzuwenden, dass die erste Kategorie in der Wissenschaft derselben auch geschichtlich sich zuerst habe zeigen müssen 3, ein Satz der bekanntlich die Folgerung nahe gelegt hat, dass erst die Eleaten die Reihe der Philosophen beginnen und dass die Zeitfolge der geschichtlich aufgetretenen Principien der Philosophie der dialektischen Reihenfolge der Kategorien entsprechen müsse. Die letztere Fol-(d. h. hier nicht vgl. gerung hat übrigens Hegel nicht gezogen und das Erstere nur vom dagegen §. 52. 6) Philosophiren über den Gedanken d. h. der Wissenschaft der Kategorien behauptet, im Einverständniss mit Allen, die erst seit den Eleaten eine Dialektik statuiren.

4. Das erste Buch der Logik behandelt das Seyn in den drei Abschnitten welche: Qualität, Quantität und Maass überschrieben sind. Es beginnt mit der Beantwortung der Frage: Womit muss der Anfang in der Wissenschaft gemacht werden?, und zeigt, indem es dabei andere Ansichten kritisirt, dass, da am Ende der Phänomenologie der Unterschied zwischen Wissen und Gegenstand verschwunden war, nichts übrig bleibe als die völlige

1) Wissensch. der Logik I. p. 69.
3) Ebend. I. p. 68.
5) Ebend. p. 59–74.

III, 2.

2) Ebend. II. p. 28.
4) Ebend. p. 59–468.

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